Wasserratten unterwegs
Ihr sucht felsige Wanderwege und scheut das Wasser? Dann solltet Ihr Euch damit abfinden, dass Ihr bei dieser Gassi-Tour nur wunderbare, schattige und teils einsame Trampelpfade sowie Wasser in Hülle und Fülle vorfinden werdet. Perfekt für eine lebendige Frühlingstour, eine Sommerwanderung mit Bademöglichkeiten, einen idyllischen Herbstspaziergang oder einen romantischen Ausflug durch bezaubernde Winterlandschaft. Auf vier Pfoten und zwei Füßen erkunden wir die Gewässer des Mühlwassers, des Schillerwassers, der Alten Naufahrt und der Neuen Donau. Für durstige Gemüter ist also kaum eine idealere Gassi-Tour vorstellbar. Für alle anderen auch. Und vielleicht begegnet ihr sogar der Hundefrau von Stadlau. TRACKVERLAUF Raus geht's bei der U2 Station Donaustadtbrücke, Ausgang Effenbergplatz. Neben dem Aufzug zur Straße hinunter und an der Park+Ride Anlage vorbei wandern. Rechts in die Kaisermühlenstraße und nach kurzer Zeit wieder rechts in die Mühlwasserstraße biegen. Dort, direkt an der Bushaltestelle führt ein Pfad zum Mühlwasser. Stetig spazieren wir nun am Südufer des Mühlwassers entlang, überqueren dabei die Kanalstraße, den Lobelienweg und den Binsenweg. Dem sehr ruhigen Pfad folgen Pirie und ich, bis uns die Gebäude einer Siedlung (Untere Konrath-Siedlung) nicht mehr direkt am Ufer weiter gehen lassen. Zu unserer Rechten befindet sich aber dort ein Parkplatz, der uns auf den Schilfweg bringt. In diesen biegen wir links ein und spazieren in Richtung Lobau weiter. Am Schilfweg heißt es leider etwas aufpassen, denn an die Geschwindigkeitsbeschränkung halten sich nicht alle Vierrädler. Wir überqueren nach einiger Zeit den Biberhaufenweg, spazieren an Reiher-, Milan-, Flieger- und Korsenweg vorbei und nach einer Linkskurve übersetzen wir dank der Lobaugasse auf die Nordseite des Mühlwassers. Auf Höhe der Mühlwasserpromenade zur Linken biegt unsereins rechts auf die Schotterstraße und wandert nun am Nordufer des Mühlwassers weiter. Vorbei am Naturistenpark bis zur Saltenstraße (an dieser ist links ein Parkplatz und ein Picknickplätzchen). Unsere Tour führt aber rechts in die Saltenstraße, um in die Lobau zu kommen. Gleich nach der Brücke geht's nochmals rechts auf den Schotterweg in Richtung Nationalparkhaus. Nach einem Weideprojekt und einigen Rastplätzen ist zur Rechten eine kleine Aussichtsplattform sichtbar. Kurz vor dem Holzsteg zweigt links ein Trampelpfad, der sogenannte Fuchsweg, ab. Der einsame Weg endet kurz vor dem Josefsteg, welchen wir überqueren und direkt danach rechts abbiegen. Dann entweder direkt am Schotterweg weiter oder auf Erdwegen, alle Wege führen bis zum Knusperhaus. Nun auf der Luitpold-Stern-Gasse bis zum Biberhaufenweg und rechts gegenüber in den Steinspornweg wandern. Etwa 150m nach einem Pferdehof biegen wir vor einer Linkskurve des Steinspornweges rechts auf einen Trampelpfad zum Schillerwasser ab. Der schmale Pfad am Gewässer führt auf den Kierischitzweg und dieser wiederum auf den Zieselweg. Bei Haus Nr. 9 links über den Holzsteg zur Raffineriestraße. Bei der nächsten Ampel (Tankstelle an der Kreuzung) die Raffineriestraße überqueren. Nun die Stufen dort hinauf und links halten, bis ein Weg direkt zum Ufer der Neuen Donau führt. Dort beginnt auch der Hundebadebereich und somit das letzte Geplansche des heutigen Tages. Gegen die Fließrichtung der Neuen Donau gehend, landen wir wieder an unserem Startpunkt. Angel dir einen Hund Am Mühlwasser kann es Euch passieren, dass Ihr auf die Spezies der Angler trefft. Diese haben besondere Freude daran, wenn direkt neben ihnen der Hund ins Wasser springt, ehrlich. Eine etwas andere Angel kommt immer öfter in der Hundeausbildung zur Verwendung, die Reizangel. Ursprünglich kam diese Methode aus der Jagdhundeausbildung, wird mittlerweile aber auch im Hundetraining und im Hundesportbereich eingesetzt. Am Ende der Angelschnur befindet sich eine »Beute«, ein Spielzeug, Futterbeutel oder ähnliches, welches mit der Angel bewegt wird. Ein auslastendes Spiel, dessen Trainingszweck aber unbedingt mit einem Hundetrainer abgesprochen werden sollte, denn dabei kann auch vieles falsch trainiert werden. Hundefrau von Stadlau Über 50 Jahre war sie die bekannteste Gassi-Geherin des 22. Bezirks, und das obwohl sie keine waschechte Donaustädterin war, sondern eine in den 60er Jahren »Zuzogene«. Frau Ilse hatte eines Tages Mitleid mit einer Hündin, die im Auto einer Frau warten musste und fragte jene Hundebesitzerin, ob sie mit dem kleinen Racker eine Gassirunde drehen kann. Sie bejahte und nicht nur das, Frau Ilse erhielt gleich den Wohnungsschlüssel und holte Cora fast täglich ab, denn die Besitzerin hatte wenig Zeit für die Setterhündin. Das waren die Anfänge der Hundefrau von Stadlau, es sprach sich schnell rum, dass Frau Ilse ein großes Herz für Hunde hatte. Teilweise war sie mit bis zu sieben Hunden unterwegs, Geld hat sie nie verlangt, denn ihr taten die auslaufsarmen Hunde einfach nur Leid. Ein Track aus dem Buch ABENTEUER GASSI Autor: Martin Moser Floridsdorf: Wandern zwischen kommunalen und modernen Wohnbauprojekten.
Der 21. Hieb gehört ja nicht unbedingt zu den Gegenden, die dir in den Sinn kommen, wenn du an einen Spaziergang denkst. Da ein URB jedoch alles erkunden möchte, geht er grad justament dort seiner Wege und wird überrascht. Wer weiß schon, dass in Floridsdorf einst die älteste Erdölraffinerie Europas stand? Zu Beginn wurde dort Petroleum hergestellt, später war es Benzin, das als Fleckputzmittel unter dem Markennamen »Floridsdorfer Fleckwasser« segensreiche Dienste im Auftrag der Sauberkeit leistete. Unser Weg führt sowohl an historistischen Schmankerln als auch an einem nazionalsozialistischen Bunker, dessen Funktion bis heute nicht geklärt ist, vorbei. Liegen dann auch noch Floridsdorfs Gemeindebauten hinter uns, geht's in Richtung Donaufeld, auf dessen Äckern nicht mehr nur Blumen, sondern auch die obskursten modernen Wohnbauprojekte sprießen. TRACKVERLAUF Vom Franz-Jonas-Platz gelangst du über die Schloßhofer Straße zum »Amtshaus Am Spitz«. Über dessen Vorplatz in die Schwaigergasse wandern. Hier zweigt nach rechts der Fußweg Puffergasse ab. Geradeaus bis zur Prager Straße gehen, in diese erneut nach rechts einbiegen, um die Straße dann bei der Ampel zu überqueren. Nun durch die Gerichtsgasse sowie den Paul-Hock-Park (Brünner Straße queren) zum Floridsdorfer Markt spazieren. Der Pitkagasse (am Markt) folgen und entlang der Nordbahnanlage weitergehen, bis zu einer Unterführung, die dich über die Angerer Straße in die Pilzgasse bringt. Jetzt durch Böhmgasse, Leopoldauer Straße und bis zum Ende der Ostmarkgasse gehen. Hier nach links in den Satzingerweg (entlang der neuen Wohnsiedlungen), anschließend nach rechts in den Carminweg abzweigen. Nun links in die Donaufelder Straße und sofort wieder nach rechts, in die Alfred-Nobel-Straße biegen, um über die Mihatschgasse und Alois-Negrelli-Gasse durch das 2014 noch ländliche Donaufeld schlendern. Danach rechts in die Nordmanngasse biegen und dieser bis zur großen Kirche am Kinzerplatz folgen. Nun links durch Scheffelstraße, Floridus- und Morelligasse zur Alten Donau und diese über den Birnersteg queren. Nach dem Angelibad gehs's nach rechts auf einem Fußweg bis zum Ferdinand-Kaufmann-Platz. Hier (links) den Bahndamm entlangwandern, bis zur U6-Station Neue Donau. VERHINDERTE HAUPTSTADT Fast wäre Floridsdorf die Hauptstadt Niederösterreichs geworden. Denn die Großgemeinde zählte um 1900 rund 30.000 Einwohner. Der Standort wäre auch für einen eigenen Hafen an der Alten Donau – mit Anbindung an den geplanten Donau-Oder-Kanal – ideal gewesen. Eine Hafenstadt in direkter Konkurrenz wollte man seitens der Stadt Wien natürlich um jeden Preis verhindern, daher kam es 1905 schließlich erfolgreich zur Eingemeindung. Die große Dimensionierung der Donaufelder Pfarrkirche am Kinzerplatz erinnert noch heute an das damalige Vorhaben, denn sie hätte die Bischofskirche einer neuen Diözese Niederösterreichs werden sollen. Aber ebenso wie die Projekte Floridsdorfer-Hafen und Donau-Oder-Kanal (siehe Track »Reizvolle Kontraste«), wurde dieses nie realisiert. DONAUFELD IM WANDEL Wo du heute am Donaufeld zwischen Glashäusern und Äckern wanderst, wird ein Stadtteil für 5.000 Menschen entstehen. Ein Viertel der Fläche soll jedoch als Grünraum erhalten bleiben. In den letzten Jahren wurden etliche Wohnbau-Projekte am Donaufeld verwirklicht, die so gut wie alle aktuellen Trends im Wohnbau aufgreifen. Ein Track aus dem Buch WIEN GEHT 2 Autor: Loris Knoll An Schienenwegen entlang durch interessante Stadtteile wandern.
Immer begleitet von den Klängen der Räder auf den Schienensträngen! Das ist das heutige Motto unserer Reise von Wien Mitte bis nach Simmering. Abwechslungsreich dabei sind nicht nur die verschiedenen Bahntrassen, sondern auch die Grätzl und Gebäudekomplexe, die wir dabei streifen. Am Beginn führen uns die Gleise am noblen Botschaftsviertel – mit den prunkvollen Bauten wie der »Münze Österreich« und der »Russischen Kathedrale« – vorbei. Danach folgen wir den Schienen über geschichtsträchtige Böden, wie den des ehemaligen Aspangbahnhofs und des Arsenals. Am Ende der Reise passieren wir noch die ÖBB Werkstätten und den Bahnhof Simmering. Alles, ohne auch nur einmal zu entgleisen! TRACKVERLAUF Nachdem du den Aufgang der Linie U4 in den Stadtpark gemeistert hast, gehst du am Stage Set (buntes Kunstwerk) vorbei, verlässt den Stadtpark und überquerst den viel befahrenen Heumarkt. Diesen nach links ein Stückchen weiterwandern, bis zum Gebäude der Münze Österreich. Hier biegst du nach rechts, in die Rechte Bahngasse, ein. Der erste Schienenweg ist erreicht! Bei der ersten Brücke (Beatrixgasse) wechselst du von der Rechten Bahngasse auf die Linke Bahngasse und spazierst den Schienen folgend stadtauswärts. Auf der Höhe der »Imperial Riding School Vienna« und der »Russischen Kathedrale« wechselst du wieder auf die Rechte Bahngasse (Reitschulsteg) und gehst weiter bis zum Rennweg. Diesen sowie den Fasanplatz überqueren, um neben den Bahnschienen entlang der Aspangstraße weiterzuwandern. Dem Verlauf der Bahnstrecke folgen (Aspangstraße, dann Adolf-Blamauer-Gasse), bis der Landstraßer Gürtel erreicht ist. Hier nach rechts bis zur ersten Ampel marschieren, anschließend den Gürtel überqueren. Den erreichten Schweizer Garten durchqueren (Familienbad, Bahnübergang, Spielplatz), bis zur Heeresmuseumstraße. Nun auf das Arsenal (riesige Backsteingebäude) zugehen, durch die Portale des Objektes 1 schreiten und am Pool vor dem Heeresgeschichtlichen Museum nach links marschieren. Den Fußweg bis zum lang gezogenen Objekt 15 nehmen (dahinter sind Fahrzeuge des Bundesheeres abgestellt), vor diesem rechts und anschließend geradeaus weiter, bis zu Objekt 12. Dabei wird auch der Eingang von »ART for ART« passiert, der Werkstätten und Probebühnen der Bundestheater. Bei Objekt 12 nun nach rechts bis zur Arsenalkirche schlendern. Neben dem Kirchenschiff vorbei, nach links in die Lilienthalgasse einbiegen und bei der nächsten Gelegenheit rechts in das Gewerbegebiet des Arsenals eintreten (ehemalige Panzer- und Siemenshalle). Nach kurzer Zeit triffst du auf rostige Gleise, die durch das Gelände führen. Diese bringen dich auch wieder aus dem Areal hinaus, wenn du ihnen entlang der Franz-Grill-Straße in Richtung Objekt 230 (Südwesten) folgst. Nun müsstest du auf die Faradaygasse stoßen, in die du nach links einbiegst, um nach einigen Metern in die Gänsbachergasse zu kommen. Diese bringt dich wiederum in die Geiereckstraße, die du bis zum Werkstättenweg hinunterwanderst. An dieser Stelle ist auch eine Fußgängerbrücke über die Ostbahn, von deren Stufen aus du einen guten Blick in Richtung Hauptbahnhof beziehungsweise auf deren anderen Seite (unter der Autobahn stehend) einen schönen Einblick in das ÖBB-Werkstätten-Gelände hast. Nun gehst du den Werkstättenweg entlang der ÖBB-Werkstätten stadtauswärts. Am Ende des Weges wird die Grillgasse erreicht. In diese nach links einbiegen, danach die kreuzende Leberstraße überqueren und anschließend rechts in den Ludwig-Kralik-Weg (teilweise mit Am Kanal beschildert) biegen. Diesem Pfad, entlang der Aspangbahn, folgen. Direkt nach der zweiten Bahnunterführung nach links, in den Luise-Montag-Park (Luise-Montag-Gasse) eintreten. Danach immer geradeaus – entlang der Bahnböschung – bis zu unserem Ziel, dem Bahnhof Simmering, gehen. DER VERSCHWUNDENE BAHNHOF Eurogate ist der Name für das Stadtentwicklungsprojekt, das auf den ehemaligen Aspanggründen verwirklicht wird. Wohnungen, Büros und Einkaufszentren entstehen auf dem Areal. Bis Ende der 1970er-Jahre stand hier der zu diesem Zeitpunkt schon recht verfallene Aspangbahnhof. Der letzte Zug verließ den Bahnhof im Mai 1971. Er war ein Fragment der Eisenbahnlinie, die von Wien nach Saloniki führen sollte. Die Wirtschaftskrise 1873 machte das Projekt allerdings illusorisch, und die Strecke wurde nur bis Aspang (NÖ) ausgebaut. Der Bahnhof hat auch eine dunkle Ära. Er war Ausgangspunkt der Deportation von 42.000 Menschen in Konzentrationslager während der NS-Diktatur. Heute erinnert ein Gedenkstein (Blamauer-Gasse) an ihn und seine dunkle Geschichte. DAS ARSENAL: KASERNE MIT EXTRAS Der militärische Gebäudekomplex wurde errichtet, um die Staatsmacht in Wien gegen die aufkeimenden Unruhen innerhalb der Bevölkerung abzusichern. Der verhasste Fürst Metternich mit seiner »Spitzelpolitik« und die permanente Unterdrückung der Arbeiterschaft machten Wien damals zum Pulverfass. Ausschlaggebend für den Bau war dann die Märzrevolution 1848. Der Entwurf für das k&k Artillerie-Arsenal sah aber nicht nur eine Nutzung als Kaserne vor, sondern auch das heutige Heeresgeschichtliche Museum sowie Werkstätten mit einem eigenen Stahlwerk waren auf den Plänen zu finden. Diese Werkstätten hatten eine eigene Verbindung zur Bahn. Oberirdisch sind die Gleise teilweise noch zu sehen, doch es gab auch einen Tunnel, der erst 1962 zugeschüttet wurde. Was damals unterirdisch aus dem Arsenal rollte, war kein Geheimnis: Waffen. Der neue Slogan des Heeresgeschichtlichen Museums – Krieg gehört ins Museum – gilt nun auch für die aktuelle Nutzung des Arsenalkomplexes. So befinden sich dort zwar ebenfalls Werkstätten, hergestellt werden jedoch Kulissen für diverse Wiener Theater. Auch die Probebühne des Burgtheaters, ein Supercomputer der TU Wien sowie einige Labors und Wohnungen besiedeln nun den ehemals militärischen Boden. GERETTETE WERKSTÄTTE Bahnhöfe kennt jeder. Doch die Standorte der ÖBB-Technische Services sind oft sehr versteckt. Dazu gehört auch die 1873 von der »k&k privilegierte österreichisch-ungarische Staats-Eisenbahn-Gesellschaft« gegründete Hauptwerkstätte Simmering. In ihren Hallen wurden vor allem Reparaturen von Lokomotiven, Personen- und Güterwaggons durchgeführt. Bis 2012 fand dort auch (in Zusammenarbeit mit Siemens) die Fertigung und Servicierung des Railjets statt, der nun mit bis zu 230 km/h auf Österreichs Schienenwegen unterwegs ist. Fast wäre es 2013 zu einer Auslagerung der Werke in die günstigere Slowakei gekommen. Doch die Nähe zum neuen Hauptbahnhof hat es gerettet. Denn Ersparnis ist auch, wenn ein Wagen die Servicestation in Minuten statt in Stunden erreicht. Ein Track aus dem Buch WIEN GEHT 2 Autorin: Jine Knapp Beobachtungen an der Liesing: die Rückkehr des Lebens in eine verbaute Zone.
Viele Bauaktionen zwischen 1940 und 1980 sind aus heutiger Sicht mehr als fragwürdig. Auf dem Weg entlang der »gezähmten Liesing« sind Natur- und Landschaftsgestaltung lange Zeit zu kurz gekommen. Nicht nur der in ein enges Bett verfrachtete Liesingbach oder die verbauten Seen sind ein typischen Bild dieser Epoche, sondern auch die massiven Autobahnpfeiler, die sich aus einem ehemaligen barocken Schlossgarten (heute Draschepark) erheben. Doch der Beton beginnt zu bröckeln. Auf dieser Reise beobachten wir nicht nur wie Pflanzen harte Untergründe brechen, sondern auch alte Konventionen. URBs erobern diesen totgesagten Lebensraum zurück und legen ihr Badetuch wieder an die Liesing! TRACKVERLAUF Vom Otto-Probst-Platz in die Pfarrgasse gehen (unter der A23 hindurch), die zum Inzersdorfer Kirchenplatz führt. Rechts in die Draschestraße biegen, anschließend neben dem alten Inzersdorfer-Werk vorbei, um in den Draschepark zu gelangen. Dann einen der Parkwege in Richtung Liesingbach nehmen. Nun geht es immer gegen die Strömung der Liesing entlang, bis in etwa 5km die Breitenfurter Straße erreicht ist. Passiert auf diesem Weg werden zuerst der Stein-, und Schloßsee (privat), der Wohnpark Alt-Erlaa (in den du unbedingt einen Abstecher machen solltest), die Stahl(h)art Skulpturen, die Riegermühle sowie drei Parkanlagen. An der Breitenfurter Straße – du erkennst die Stelle auch daran, dass hier der Liesingbach im Untergrund verschwindet – drehst du um und wanderst am anderen Ufer der Liesing zum Ausgangspunkt zurück. Zwei kniffelige Stellen gibt es dabei, die aus stadtplanerischer Sicht nicht fußgängerfreundlich gelöst wurden. Die Erste liegt an der Altmannsdorfer-Straße. Hier gibt es, wenn man auf der gleichen Seite der Liesing weiterspazieren möchte – so wie wir es tun – keine Ampel zum Überqueren. Doch mit ein bisschen Geduld gelangst du über die Straße. Die zweite Stelle ist kurz vor dem Ziel. Nach dem Gelände von Neu-Steinhof ist über dir wieder die Autobahn, und vor dir liegen Schienen. Da der einzige Umweg etwa 2km lang ist, gehst du einfach über die Böschung zum Ufer der Liesing und schlüpfst durch den Tunnel (nicht eng). Der Fußweg führt an der anderen Seite ganz normal weiter. Menschen mit starker Gehbehinderung sollten aber bei der Altmannsdorfer-Straße ans andere Ufer wechseln! BRUTALISMUS STATT BAROCK Es ist kaum vorstellbar, dass am Areal des heutigen Drascheparks zwei Schlösser standen, die von einem barocken Ziergarten sowie einem Waldpark und einer Obstplantage umgeben waren. Beide als Schloss Inzersdorf bezeichneten Häuser – das eine ein Wasserschloss aus dem 17. Jahrhundert, das neuere wurde 1765 errichtet – sind zwar im 2. Weltkrieg beschädigt worden, aber sie verschwanden erst 1965 von der Bildfläche. Das war das Jahr, in dem der Autobahn-Knoten Inzersdorf gebaut wurde. Die gewaltigen Betonpfeiler der Südosttangente stehen nun genau in dem ehemaligen Barockgarten. Über ihn donnern 150.000 Fahrzeuge pro Tag. Diese nur 18km lange Autobahn ist übrigens die meistbefahrene Straße Österreichs und wird seit 2011 saniert bzw. umgebaut. EINE »KLEINSTADT« IN WIEN Mit etwa 9.000 »Einwohnern« gehört der Wohnpark Alt-Erlaa zu den größten sogenannten Satellitenstädten Österreichs. In solchen »Städten in der Stadt« wird nicht nur gewohnt; durch deren integrierte Infrastruktur bräuchten sie zum Überleben nicht einmal verlassen werden. Auch im Wohnpark Alt-Erlaa befinden sich Supermärke, Restaurans, Ärztezentren, Schulen, Kindergärten, Hallenbäder, Dach-Pools, Indoor- und Outdoor-Spielplätze sowie eine Kirche. Sogar eine eigene Zeitung und ein Fernsehsender versorgen die Bewohner mit Informationen. Wie glücklich die »Einwohner« von Satellitenstädten sind, dazu gibt es sehr zwiespältige Studien, doch es zeigt sich, dass diese Menschen viel mehr Zeit zu Hause verbringen als Bürger aller anderen Wohnformen. Ein Track aus dem Buch WIEN GEHT 2 Autorin: Jine Knapp Das Mühlwasser: dem Naturparadies in den Donauauen auf der Spur.
Ob auch das Mehl für Kaiser Franz Josephs Lieblingsspeise, den »Kaiserschmarren«, von der Kraft des Wassers gemahlen wurde, ist nicht ganz eindeutig zu eruieren. Doch der Name des Grätzls »Kaisermühlen« lässt genau dies vermuten. An der Alten Donau – einst der Hauptarm des Stroms – gelegen, wurde auf »Schiffsmühlen« Getreide zerkleinert. Auch am Mühlwasser ankerten diese wasserkraftbetriebenen, hausbootartigen Mahlwerke. Im Gegensatz zum bunten Treiben in Kaisermühlen scheinen hier jedoch die Uhren wesentlich langsamer gelaufen zu sein. Nur wenige Badefreunde bevölkern die Ufer dieses, als Naturdenkmal ausgezeichneten, Fleckchens Erde. Statt riesigen Wohntürmen findest du am Mühlgrund Bauernhöfe, Selbsterntefelder und Pferdekoppeln. Jedenfalls brauchst du auf diesem Rundweg nicht an deinem Verstand zu zweifeln, wenn du eine Ente siehst, aber ein »ia« an dein Ohr dringt. Es war der Esel eines versteckten Hofes, nicht der Vogel. ;-) TRACKVERLAUF Zu Beginn die Kaisermühlenstraße in südlicher Richtung der Bahn entlanggehen. Bei der nächsten Unterführung geradeaus auf dem Fußweg weiter. Nach Querung einer Brücke links in die Mühlwasserstraße biegen, dann nach rechts am Franz-Pletersky-Weg spazieren. An dessen Ende über den Goldnesselweg zu der Bahnstation Lobau (wird aufgelassen) marschieren und auf der anderen Seite die Rampe hinuntergehen. Anschließend eine scharfe Kurve nach links machen und den Weg, mit Brücke übers »Kleine Schilloch«, zum Zieselweg nehmen. In diesen nach rechts biegen, um darauf den Kierschitzweg zu betreten. Nun geht's nach links in den Steinspornweg. Beim Biberhaufenweg erneut nach links und über den Reiher- zum Ulanenweg, den du wiederum nach links nimmst. Jetzt über den Musketier-, Murat- und Pionierweg sowie geradeaus weiter zum Ufer des Mühlwassers spazieren, dem du nach links folgst. Beim Binsenweg über die Brücke und in gleicher Richtung, jedoch am anderen Ufer, weiter flanieren. Auf Höhe der nächsten Brücke nach rechts abzweigen und zur abseits gelegenen Gasse Am Mühlwasser gehen. Nun nach links, danach über die Strandbad-Lagerwiese zum Mühlgrundweg. Nach der Siedlung rechts abzweigen und anschließend links in die Mühlgrundgasse, um zum Ausgangspunkt zu gelangen. NEUE BAUERN & BÄUERINNEN Rund um den ehemaligen Gärtnerhof Polzer (Öko-Zentrum Lobau) – dessen Besitzer selbst noch Landwirtschaft betreiben und ihre Produkte direkt vor Ort verkaufen – haben sich kleine Vereine und Einzelpersonen angesiedelt, um zu selbst zu pflanzen. Wie zum Beispiel die LoBauerInnen, eine Interessensgemeinschaft, die ihre Ernährung wieder selbst in die Hand nehmen möchte. Die »neuen« Landwirte bewirtschaften ein 4000m2 großes Feld, gegenüber dem Gärtnerhof. Auch in dessen alten Glashäusern wird eifrig gepflanzt und sogar gezüchtet. Fische sind es, genau genommen die Gattung »Tilapia Niloticus Oreochromis«, die vorzüglich munden soll, sowie »Knabberfische«, die bei Hautkrankheiten wie Neurodermitis und Schuppenflechte eingesetzt werden. STETER ENERGIEWANDEL Beim Spazieren entlang des Steinspornweges passierst du auch die Rückseite des Kraftwerks Donaustadt. Anhand dieser Anlage wird der Energieerzeugungs-Wandel der letzten Jahrzehnte sichtbar. Beim Entwurf in den 1970er-Jahren wurde noch überlegt, ein Kernkraftwerk zu errichten. Nach der Volksabstimmung zum »AKW-Zwentendorf« war die Idee natürlich vom Tisch. So entschied sich die Stadt für ein kalorisches Kraftwerk mit zwei Blöcken, deren 150m hoher Rauchfang weithin sichtbar ist. 1987 wurden Rauchgasfilter nachgerüstet. Block 3 entstand 2001 und hat bereits eine wesentlich höhere Brennstoffausnutzung und weniger Schadstoff-Ausstoß. 2012 ging nun auf dem Gelände das erste Wiener Solarkraftwerk mit Bürgerbeteiligung in Betrieb. Ein Track aus dem Buch WIEN GEHT 2 Autor: Loris Knoll Durch den 15. und 16. Hieb, abseits von Brunnenmarkt und Yppenplatz!
Ottakring, der ehemalige Prolobezirk, ist ja neuerdings Opfer des massenweisen Einfalls artfremder Individuen. Bobos, Hipster, Yuppies und ähnliche Gesellen haben die Viertel rund um Brunnenmarkt und Yppenplatz für sich entdeckt, was uns entdeckungsfreudige URBs zwingt, neue Wege zu gehen. Ottakring hat nämlich mehr zu bieten als mittlerweile überteuerte Cafés zum Sehen-und-Gesehen-werden. Wir kehren der Bussi-Bussi- Gesellschaft also den Rücken und erkunden die Grätzl des von galoppierender Gentrifizierung bedrohten Bezirks und schrecken auch nicht davor zurück, den 15. Hieb zu besuchen. Wer Ausgefallenes liebt, wird diesen Track mögen. Wo sonst gibt’s noch eine Brauerei, in der abgefahrene Events stattfinden. Lässig ist auch das Schutzhaus Zukunft mitten in einer Kleingartensiedlung. Und natürlich durchqueren wir auch die ersten Wiener Arbeiterwohnbauten, deren Freiflächen früher zum Teil als Gemüsegärten dienten, sowie den kuriosen Meiselmarkt, dessen Stände im Untergeschoß eines alten Wasserbehälters untergebracht sind. TRACKVERLAUF Von der Steinbruchstraße geht's rechts in die Kendlerstraße und kurz darauf nach links über den Sporckplatz, der mehr eine Gasse als ein Platz ist. Nun weiter durch die Ibsenstraße, anschließend nach rechts in die Schraufgasse einbiegen und durch ein überdachtes Portal den Mareschplatz betreten. Dort nach links, um durch die Mareschgasse und den Rohrauerpark zur Gablenzgasse zu gelangen. In diese nach links eintreten, und auf der andern Straßenseite nach rechts in die Zagorskigasse/Pfenninggeldgasse gehen. Anschließend nach rechts in die Hasnerstraße biegen (vorbei am Schuhmeierplatz), und danach links in die Brüßlgasse/ Eisnergasse marschieren. Neben der Brauerei nach rechts in die Ottakringer Straße biegen und zum Ottakringer Platz wandern. Nach Begehung der Feßtgasse die Thaliastraße in linker Richtung nehmen und über Richard-Wagner-Platz und Hyrtlgasse rechts in die Gablenzgasse biegen. Gleich darauf den Weg, der durch die Kleingartensiedlung führt, nehmen und danach links in die Oeverseestraße eintreten. Durch die Holochergasse geht's der Kirche entgegen, bei der sich die »Wasserwelt« befindet. Hier nach rechts in die Meiselstraße (Alte Schieberkammer) biegen und nun über die Johnstraße zur Hütteldorfer Straße schlendern. DER ERSTE GEMEINDEBAU WIENS? Die Wohnhausanlage Schmelz wurde als Arbeiterwohnbau während des 1. Weltkriegs geplant, aber erst 1920 fertiggestellt. Der südliche Teil (Mareschsiedlung) konkurriert daher mit dem Metzleinstaler Hof um den Titel des »ersten Wiener Gemeindebaus«. Die große Grünfläche im Inneren des vierseitigen Komplexes wurde zu Zeiten der Lebensmittelknappheit als Gemüsegarten genutzt und ist heute eine Grünoase inmitten der Siedlung. In der zweiten Baustufe (1921–1924) kamen der sogenannte Hufeisenbau (aufgrund seines Grundrisses so benannt) und der Planschbeckenbau hinzu, der seinen Namen dem riesigen Pool verdankt, der sich einst im Hof befand. Im Planschbeckenbau wohnte der spätere Bundespräsident Adolf Schärf. Eine Gedenktafel erinnert heute daran. 1911: BÜRGERLICH-LIBERALES WOHNEN Zu den besonderen Wohnanlagen im »Roten Wien« zählt der Heimhof, der auf Ini-tiative von Auguste Fickert entstand. Um berufstätige Frauen von der Heimarbeit zu entlasten, wurden häusliche Arbeiten wie Kochen und Wäschewaschen von Angestellten verrichtet, die von den Mietern bezahlt wurden. Voraussetzung für eine Aufnahme in den Heimhof war die Berufstätigkeit beider Partner. Dieses fortschrittliche Projekt barg jedoch einigen gesellschaftspolitischen Sprengstoff. Die unkon- ventionelle Wohnform stand im Gegensatz zu der von den Sozialisten gewünschten Reproduktion der Arbeiterklasse, während die Konservativen ein Zerbrechen klassischer Familienstrukturen befürchteten. Wegen finanzieller Probleme wurde der Bau 1924 von der Stadt übernommen. Ein Track aus dem Buch WIEN GEHT 2 Autor: Loris Knoll Ein Track auf Böden voller Historie, dunkler Geschichten und Geheimnisse!
Die Ausstellung am Spiegelgrund – NS-Medizinverbrechen in Österreich – lockt die Urbs heute nach Penzing. Natürlich wird zu diesem Anlass gleich das umliegende Gebiet unter die Lupe genommen mit dem Resümee: Das Wandern auf diesem Track ist enorm abwechslungsreich: Steigungen, Gefälle, Tümpel, tiefer Wald, saftige Wiesen und eine Menge an Erforschbarem. Von der neugotischen Ruinen-villa, zu Jugendstil-Juwelen (Kirche und Theater am Steinhof) bis hin zu den tollen Naturformationen in den Steinhofgründen. TRACKVERLAUF Der Startpunkt ist am Beginn der Dehnegasse. Diese bis zur Hausnummer 15 entlang marschieren. Dort angekommen führt ein Tor direkt in den Dehnepark. Ab dem Spielplatz immer links halten (parallel zum Rosenbach), vorbei an Wasserfall und Teich bis zum gegenüberliegenden Ende des Parks. Hier führt nun rechts ein serpentinenreicher Weg hinauf zum Dehnepark-Ausgang am Herschweg. Dort angekommen, befindet sich in Sichtweite, das Zugangstor zu den Steinhofgründen. Hindurch, dann geradeaus bis zum Pavillon Severin. Anschließend über den dort startenden Wiesenweg hinauf, bis zu einer Hütte am Hauptweg, die etwas an einen Heustadel erinnert. Rechts an der Hütte vorbei, in einem sanften Rechtsbogen (NNO) bis zu einer großen Wegkreuzung in unmittelbarer Nähe zur Feuerwache Steinhof. Diese in Richtung Spielplatz überqueren. Diesem Weg weiter folgen bis zu einer Abzweigung zur Kirche am Steinhof. Über die Treppe in das Areal des Otto Wagner Spitals und geradeaus bis zum Theater Steinhof. Nach diesem rechts in die Straße einbiegen, an den Pavillons 1, 3, 5 und Vindobona vorbei zum Ausgang des pulmologischen Zentrums. Rechts in die Sanatoriumstraße einbiegen und die Mauer entlang bis zur Abzweigung Dehnegasse. Diese nehmen, um nach einem kurzen Stück wieder in den Dehnepark zu kommen. Nun geradeaus zur Ruinenvilla, bei der ein abschüssiger Weg nach links abzweigt und zum Spielplatz am Trackbeginn zurückführt. Nun wieder in die Dehnegasse, um zum Ausgangspunkt zu gelangen. HISTORISCHES Der Dehnepark und die Steinhofgründe liegen in einem Gebiet, das über die Jahrhunderte hinweg, viel Leid gesehen hat. Bei der ersten Türkenbelagerung wurden, laut Meldeman, tausende Männer, Frauen und Kinder in diesen Wäldern erbärmlich erwürgt. Das dreimalige Wiederkehren der Pest und einer Choleraepidemie forderte darauf weitere unzählige Opfer. Beim Einmarsch der Franzosen kam es zu grausamen Gefechten, die wiederum etliche Menschenleben forderten. Das Gebiet hat sogar eine für diese Breiten ungewöhnliche Heuschreckenplage zu verzeichnen. Der Höhepunkt des Leidens wurde aber sicher in der Zeit des NS-Regimes erreicht, in der das heutige Otto Wagner-Spital zum Zentrum der nationalsozialistischen Tötungsmedizin wurde und unzählige PatientInnen ihr Leben lassen mussten. EIN DUNKLES GEHEIMNIS Die Idee, dass Menschen mit Behinderungen eine Gefahr für die »Volksgesundheit« darstellten, entstand um 1900. Ausschlaggebend für dieses Gedankengut war die Darwinsche Evolutionstheorie. So begann die damalige Medizin die Ansicht zu vertreten, dass »Erbkranke« aus dem Genpool der Menschen entfernt werden mussten. Im Nationalsozialismus fiel diese Idee auf fruchtbaren Boden. Das heutige Otto Wagner Spital war damals einer der dunklen Schauplätze. Im linken Bereich befand sich die Nervenklinik für Kinder, genannt »Am Spiegelgrund«. In Pavillon 17 wurden die kleinen Patienten untersucht und mit einem Gutachten »unbrauchbar« in den Pavillon 15 verlegt. Hier wurden etwa 800 Morde vollzogen. Viele der Kinder wurden davor als Versuchskaninchen für Impfstoffe oder Infektionskrankheiten missbraucht. Ein Track aus dem Buch WIEN GEHT Autorin: Jine Knapp Polymorphe Begegnungen auf dem Weg durch die Hietzinger Berg- und Talwelt.
Scheinbar ziellos bewegen sich zwei aufmerksam beobachtende Urbs auf den Gassen durch diesen gewitterschwangeren Tag. Ziellos? Nein, es gibt ein Ziel: Begegnungen. Das Treffen auf Menschen in verschiedensten Situationen – am Würstelstand pausierende, Sehenswürdigkeiten frönende, Gräber pflegende, Business getriebene oder Freizeit genießende. Auf diesem Track stolpert der Begeher von einer Kulisse in die nächste – die einerseits historisch gewachsen und andererseits exakt konstruiert wurden – und trifft auf Darsteller und Statisten dieser realen Bühnen. Nicht nur Schönbrunn ist ein perfektes Ensemble aus Bauwerken, um sich darin wie in einem Film zu fühlen, sondern auch kleinere Orte erzeugen diese Atmosphäre. Klappe die Erste: Marillenalm – der Garten eines ehemaligen Bordells der Jahrhundertwende – heute ein düsterer Park. Weitere Kulissen: Altwiener Würstelstand, Freitodbrücke Tivoli, majestätische Gloriette, original Tiroler Almhütte, Hochsicherheitstrakt ORF-Zentrum, grünes Vorstadtparadies,... TRACKVERLAUF Die Schönbrunner Straße überqueren und in die Theresienbadgasse (Bücherzentrum) einbiegen. Rechts am Bad vorbeispazieren. Anschließend über die Ruckergasse in die Rosasgasse bis zur Bischoffgasse gehen. In diese links einbiegen. An deren Ende stößt man auf die Tivoligasse – in diese rechts hinein und bis zum Eingangstor der Marillenalm marschieren. Nun geht es durch diesen Park bergauf bis zur Brücke an der Hohenbergstraße, die direkt zum »Maria Theresia Tor« des Schönbrunner Schloßparks führt. Danach geradeaus, vorbei an der Gloriette zum Tiroler Hof. Kurz vor diesem links in den Schotterweg einbiegen, der zum »Tiroler Tor« führt. Hier befindet sich der Maxingpark und der Friedhof Hietzing. Nach derem eventuellen Besuch stadtauswärts die Elisabethallee entlang, direkt auf den Küniglberg. Anschließend durch den kleinen Wald hinab zur Lainzer Straße. Diese ein Stück nach links wandern, dann überqueren und in die Veitingergasse eintreten. Weiter bis zur Josef-Gangl-Gasse, die auf den Roten Berg führt. Hier über einen der Wiesenwege hinunter zur Hietzinger Hauptstraße und durch die Testarellogasse bis zur U-Bahn Station Ober Sankt Veit. HISTORISCHES Es ist nicht leicht etwas über Schönbrunn zu erzählen, das unbekannt ist. Doch auch diese Anlage hat Geheimnisse. Der Tiergarten, der übrigens der älteste Zoo der Welt ist, beherbergt ein Kerngebäude: den achteckigen Kaiserpavillon. Sein Erschaffer, Kaiser Franz Stephan, ließ bei der Planung seine Kenntnisse um die Zahlenmagie (Kabbala) einfließen. So illustriert z.B. das Deckengemälde die alchemistische These, dass alles in der Welt der Wandlung unterworfen ist. Kreisförmig um den Pavillon wurden 12 Logen für Tiere angeordnet, genauso viele, wie es Tierkreiszeichen gibt. Geht man ins Detail, wird klar, dass die gesamte Menagerie ein einziger »magischer Schaltplan« ist und das Konzept sich bis in den Schloßgarten zieht. Jedem »Mystik«-Interessierten sei das Buch »Tiergarten Schönbrunn« von Gerhard Kunze sehr ans Herz gelegt. (K)EIN(E) ALLESFRESSER Auf diesem Track findet bestimmt ein Rendezvous statt: eines mit Eichhörnchen. Sowohl in Schönbrunn – hier sind sie besonders frech – als auch am Friedhof und am Roten Berg. Biologisch gesehen, gehören die Hörnchen zu den Allesfressern. Doch wenn so ein Tierchen mit einer Rumkugel im Gebüsch verschwindet, muss ich mein Vertrauen in den Menschenverstand der Fütterer revidieren. Weißbrot, Kekse und Schoko würde der Magen des Eichhörnchens zwar verdauen, doch diese Genussmittel führen zu Zahnschäden. Für einen frei lebenden Nager ist das der Tod. Gegen Füttern ist im Gegensatz zu anderen Tierarten kaum etwas einzuwenden, denn die Hörnchen überfressen sich nicht, der Rest wird versteckt. Die richtigen Leckerbissen sind: Hasel- und Walnüsse, Sonnenblumenkerne, Apfelstücke, Trauben und Rosinen. Ein Track aus dem Buch WIEN GEHT Autorin: Jine Knapp Quer durch das Herz von Wien, umgeben von Auren der Vergangenheit.
Urbs durchforsten alles. Diesmal ist es die »Innere Stadt«, sozusagen das Herz von Wien, das kräftig und schnell pocht. Reges Leben schlängelt sich durch die Hauptschlagadern und die vielsprachige Geräuschkulisse, die von regelmäßigen Hufklängen begleitet wird, rauscht sanft bis in die kleinste Seitenarterie. Ein Hauch von Mystik fließt durch Vor- und Hinterhöfe historischer Bauten, uralte Geschichten klammern an den kräftigen Wänden und der Hauch eines vergangenen Jahrhunderts durchströmt die starken Herzkranzgefäße. Solange bis dieser sich durch die Klappen am Ring in die umliegenden Organe verteilt und sich dort langsam verflüchtigt. Dieser Track dringt tief in dieses alte »Wiener Herz« ein und mit einem bisschen Feingefühl lässt sich so manche vergangene Begebenheit oder Legende erahnen. Für das Erleben dieser Tour ist es von Vorteil, sie bei Nebel oder Dämmerung, mit einem Sagenbuch im Rucksack zu unternehmen, um ganz eintauchen zu können. TRACKVERLAUF Am Michaelerplatz befindet sich nicht nur eine Grabung, die Einblicke in die römische Zeit des Platzes erlaubt, sondern auch die unscheinbare Michaelerkirche. Der Schein trügt, denn unter den Gewölben befindet sich die wohl unheimlichste Gruft Wiens. Die konstante Temperatur unter der Erde hat einige der Leichen mumifiziert und diese blicken nun die Besucher aus offenen Särgen an. Weiter geht es durch die Reitschulgasse zum Josefsplatz. Hier durch die Pforten der Augustinerkirche treten, an dem pyramidenförmigen Canovadenkmal – man beachte sein Grabtor ins Totenreich – vorbei, zur Loretokapelle, die 1784 in den Untergrund verlegt wurde. Schon der Eingang – bemalt mit Totenköpfen – lässt erahnen, dass hier an ihrer Stelle einst die Wiener Totenbruderschaft ihren Sitz hatte. Die angrenzende Herzerlgruft beherbergt 56 Herzen von Habsburgern, die in Urnen aufbewahrt werden. Wieder vor der Kirche, geht es nun in die Augustinerstaße über den Lobkowitzplatz in die Gluckgasse, an deren Ende sich die Kaisergruft befindet. Wer noch nicht genug hat von Untergründen, findet hier die prachtvollen Sarkophage mit den sterblichen Hüllen der Habsburger (ohne Herzen & Eingeweiden). Das prunkvollste Mausoleum ist, wie könnte es anders sein, die Maria Theresien Gruft. Nun den Neuen Markt passieren – in die Donnergasse einbiegen, dann die Kärntner Straße überqueren, damit man in der Himmelpfortgasse landet. Gleich links geht es in die Rauhensteingasse. Bei Nr. 10 stand ein Gebäude, das den Namen »Malefizspitzbubenhaus« trug. Leider ist nichts mehr davon erhalten, denn ein Konsumtempel steht an seiner Stelle. Welch Ironie, wenn man bedenkt, dass hier einst Wiens grausamstes Gefängnis stand. Jetzt rechts in die Ballgasse spazieren, eine der innerstädtischen Gassen, die ihren mystischen Reiz noch in den Mauern trägt. Ebenso wie die reizvollen Innenhöfe der Singerstrasse 7, 16 und der Blutgasse 3 (Pawlatschenhäuser), die über den Franziskanerplatz erreicht werden. Von der Blutgasse nun links in die Domgasse, geradeaus durch die Passage bis zum Stephansplatz und durch das Seitenportal (Bischofstor) in den Stephansdom. Hier gibt es nun eine Vielzahl an Legenden. Schon beim Bau des Nordturmes (unvollendet) war der Teufel mit dabei und die Fratzen der dämonischen Wasserspeier grinsen von der Fassade. Im Inneren angekommen, befindet sich links der Abgang zu den Katakomben – der »Totenstadt« unter dem Stephansdom – in der man unter anderem noch ein Einwurfsloch zu einer Pestgrube findet. In der nördlichen Turmhalle begegnet man dem leidenden Zahnwehherrgott, der angebetet wurde, um Zahnschmerzen zu heilen und in der Nähe der Katharinenkapelle die Dienstbotenmuttergottes, die der Sage nach eine Magd vor der Verurteilung gerettet haben soll. Besonders ist auch das Hündlein Ohnefurcht, das ganz oben auf der Kanzel liegt. Es half Kindern, die Ängste zu überwinden und das Böse fernzuhalten. Durch das Hauptportal (Riesentor) hinausgetreten befinden sich rechts an der Fassade zwei waagrechte Stangen – die Ellen – die dazu dienten, Maße von gekauften Waren zu überprüfen und links ist »05« in die Mauer geritzt – das Zeichen des österreichischen Widerstands gegen den Nationalsozialismus. Interessant am Stephansplatz ist noch der sagenumwobene Stock im Eisen und die Virgilkapelle, die von der U-Bahn Station aus betrachtet werden kann. Weiter geht es in die Rotenturmstaße, dann Lichtensteg über den Hohen Markt (im Mittelalter der wichtigste Ort des Handelns und zusätzlich Hinrichtungsstätte mit Galgen und Pranger) unter der Ankeruhr hindurch in die Judengasse bis zur Ruprechtskirche. Diese älteste Kirche Wiens, entstanden etwa um 800, steht auf dem Boden des ehemaligen, römischen Vindobona. Ihr Inneres ist sehr schlicht, aber atmosphärisch sehr reizvoll, schließlich sind ihre Mauern die ältesten der Stadt, die noch benutzt werden. Nun zurück in die Seitenstettengasse, dann rechts in den Rabensteig. Mit diesem Eck hat es eine besondere Bewandtnis, denn es lag einst direkt an der Donau und aufgrund einer leichten Biegung des Flusses wurden hier regelmäßig Wasserleichen angespült, die den Wiener Wäscherinnen ins »Tuch« gingen. Nun links in den Fleischmarkt, dann über die Köllnerhof- und Sonnenfelsgasse in die Schönlaterngasse. Hier finden wir bei Nr. 7 das legendenbehaftete Basiliskenhaus. Am Ende der Gasse rechts in den Fleischmarkt biegen und schon sind wir beim Griechenbeisl, eine der ältesten Gaststätten Wiens, mit dem lieben Augustin im Keller ;-) Anschließend die kleine Griechengasse hinunter bis zum Schwedenplatz und nun ist es Zeit, wieder aus der Vergangenheit aufzutauchen. NEKROPOLE WIEN »Der Tod muss a Weaner sein« – denn nirgendwo schien er sich wohler zu fühlen, als in dieser Stadt. Sehr nachvollziehbar, denn ob in Heurigenliedern besungen oder in der Literatur beschrieben – er war stets ein enger Freund des Wieners. Herz-, Michaeler- und Kaisergruft sowie die Katakomben lassen erahnen, wie nahe die Hinterbliebenen ihren Toten sein wollten. So mancher Reformer biss sich die Zähne an dem Vorhaben aus, die Bestattungen unter den Kirchen im Zentrum der Stadt zu verbieten. Im 19. Jahrhundert begann sich ein wahrer Begräbniskult zu entwickeln, denn nicht nur der Adel, sondern auch die Bürger trachteten nach einer »schenen Leich« – dem letzten großen Auftritt – und sparten schon zu Lebzeiten auf ihren Abgang. Heute verdrängt auch die Wiener Gesellschaft die Auseinandersetzung mit dem Tod, aber »einmal macht's an Plumpser und aus is...« MORBIDE GESCHÄFTE Eine dunkle Gestalt nähert sich dem unter dem Gewicht eines Gehängten ächzendem Galgen. Nervös blickt der Eindringling sich um und die Bewegungen der Lippen lassen das Murmeln eines Gebetes vermuten. Bei dem frischen Toten angekommen, zieht der Verhüllte einen scharfen Gegenstand aus seinem Mantel, ergreift die Hand des Gehängten und plötzlich erfüllt ein dumpfes Knacken die nebelige Nacht... Wir befinden uns auf einer mittelalterlichen Hinrichtungsstätte. Der Eindringling begehrt den Daumen eines Diebes, denn am Markt bekommt er eine beträchtliche Summe dafür. Diebesknochen waren begehrte Glücksbringer. Im Geldbeutel aufbewahrt, bescherte er dem Besitzer Reichtum. Auch die Medizin machte vor den Toten nicht halt. So half Totenschweiß gegen Geschwüre, Knochen von Geliebten bei Potenzproblemen und das »Mumienpulver« bei Herzbeschwerden. ARME SÜNDER Das erste Kriminalgefängnis Wiens (Rauhensteingasse 10) wurde unter dem Namen »Malefizspitzbubenhaus« geführt. Es gibt keinen anderen Ort in Wien, an dem die Grausamkeit so geballt war, wie hier. Das Kellergewölbe ging nicht nur mehrstöckig in die Tiefe, sondern reichte auch bis unter die benachbarten Häuser. Den Gefangenen wurden Ringe um den Leib geschmiedet, sie lagen auf Strohmatten und Folter war an der Tagesordnung. Dabei wurden Gelenke ausgerenkt, Knochen gebrochen und die Inhaftierten warteten monatelang verletzt in den eisigen Zellen auf ihr Urteil. Überlebende sahen das Tageslicht nur kurz, entweder als Krüppel mit kurzer Lebenserwartung oder am Weg zur Richtstätte. Der traditionelle Gang der »armen Sünder« führte durch die Rauensteingasse in die Liliengasse bis zum Galgen am Hohen Markt, begleitet von zahlreichen Schaulustigen. TEUFEL, TOD UND WEIN Bündnisse mit dem Teufel waren in Wien keine Seltenheit. Er war am Bau des Stephansdoms ebenso beteiligt, wie auch bei der Entstehung des »Stock im Eisen«. Aber auch seltsame Kreaturen wie den Basilisken in der Schönlaterngasse 7, beherbergt diese Stadt. Eine gespenstische Katze geht nachts auf den Dächern um und der Tod lässt sich mit dem Fiaker durch die Gassen kutschieren. Nicht zu vergessen die Legende um die mythische Figur des Sängers Augustin, der trunken in eine Pestgrube fiel, dort seinen Rausch ausschlief und am nächsten Tag dann vollkommen gesund weitersang. Eine schöne Metapher, dass mit Gesang, morbidem Schmäh und einem Glaserl Wein sich in Wien jede schwere Zeit überstehen lässt. Durch ein Gitter am Eingang des Griechenbeisels erhält man auch Einblick in die Kellernische, in dieser der liebe Augustin noch als Skulptur munter weitersäuft. Ein Track aus dem Buch WIEN GEHT Autorin: Jine Knapp Sich weg von der Geräuschkulisse des Wurstelpraters in die Stille des Grünen Praters führen lassen!
Der »Wurstelprater« hat es in sich, ohne Frage. Hier kann man sich das Großhirn von Schwungkräften ordentlich durchbluten oder den Mageninhalt von enormen Drehkräften durchmixen lassen. Mit leichtem Tinitus und fettigen Lángosfingern treibt es die meisten Zeitgenossen bald erschöpft heimwärts. Nicht so den Urb, denn für ihn beginnt das wahre Vergnügen erst. Gehen. Kilometerlange Alleen, breite Kies- und Wiesenwege bis zu schmalen, feuchten Pfaden durch dichtes Au-Buschwerk wollen im »Grünen Prater« bewältigt werden. Zügig geht's ohne Steigungen dahin und man könnte leicht in eine »Gehtrance« fallen, würden unterwegs nicht immer nette Plätze, wie zum Beispiel zum Bootfahren oder Spielen einladen. Nach der langen Tour haben wir Urbs uns übrigens in den weichen Sesseln des Planetariums regeneriert und dabei das All bewundert. Tipp: An schwülen Sommertagen wüten um die Gewässer die Gelsen – also etwas Langärmliges im Rucksack wäre ideal! TRACKVERLAUF Am Riesenrad den Eduard Lang Weg (zwischen Donau-Jump und Park-Casino hindurch) nehmen. Bei Kolariks-Luftburg am Würstelpraterende nun links (Messe) und gleich wieder nach rechts in die Kaiserallee biegen. Diese immer geradeaus bis etwa zur Mitte der Trabrennbahnanlage Krieau, an der ein Pfad nach rechts zur Hauptallee führt. An der Kreuzung Haupt-/Stadionallee beginnt das Heustadelwasser, an dessen Ufer man entlang spaziert, bis man erneut auf die Hauptallee trifft, die in südlicher Richtung bis zum Lusthaus führt. Wer den Track um 3km verlängern möchte, kann nun das Lusthaus-/Mauthnerwasser umrunden. Der Pfad in den Auwald beginnt etwas versteckt in der Rennbahnstraße kurz vor dem Golfklub. Wieder am Lusthaus führt ein schmaler Weg in Richtung Westen. Diesen bis kurz vor dem Donaukanal folgen und anschließend in einer großzügigen Kurve unter der A23 hindurch, bis man auf den Wasserwiesenweg und anschließend auf die Lusthausstraße stößt. Nun strikt nach Nord-Westen gehen, vorbei an der Jesuitenwiese über den Konstantinhügel bis zur Hauptallee, die direkt zum Praterstern führt. HISTORISCHES Wieder einmal war es der Menschenfreund Kaiser Joseph II, der den Prater 1766 für das gemeine Volk öffnen ließ. Zuvor war das umzäunte Gelände nur Adeligen zugänglich, die durch die Kastanienallee bis zum Lusthaus kutschieren durften. Nach der Öffnung siedelten sich an der Hauptallee Kaffeehäuser an, die zum Treffpunkt des Bürgertums wurden. Zu dem einstigen Puppentheater am heutigen Praterstern, in dem der Hanswurst (daher der Name Wurstelprater) die Kinder belustigte, gesellten sich immer mehr Attraktionen und ließen den Vergnü̈gungsort rasant wachsen. 1839 entstand im Süden des Praters die Rennbahn-Freudenau und im Osten die Trabrennbahn Krieau, Treffpunkte für Pferdesportliebhaber. Der grüne Kern des Praters blieb den Naturgenießern vorbehalten und das ist bis auf den Einschnitt der A23 heute noch so. KOMM GEMMA HEUT NACH VENEDIG Im Mai 1895 eröffnete auf der heutigen Kaiserwiese im Wiener Prater der erste Themenpark der Welt, »Venedig in Wien«. Auf einem Areal von etwa 5.000m² fanden die Besucher begehbare, originalgetreue Nachbauten von Palazzi und italienischen Cafés sowie Attraktionen, wie der »Turm von Murano«, in dem Glasbläser zu beobachten waren, oder die angelegten Kanäle auf denen romantische Fahrten in venezianischen Gondeln, angetrieben von italienischen Gondolieri, unternommen werden konnten. Die im Park untergebrachten Bühnen zeigten Lustspiele, Operetten und Ballette mit namhaften Darstellern. Die Illusionenlandschaft zog Menschen aller Schichten an – so verzeichnete das erste Jahr ca. 2 Millionen Besucher. Jährlich wurde um neue Attraktionen erweitert, eine davon war unser Wiener Riesenrad im Jahr 1897. Ein Track aus dem Buch WIEN GEHT Autorin: Jine Knapp Verkommenes Industriegebiet durchstreifen und namenlosen Seelen huldigen!
Vom stillen Wasser der Hafenmole berauscht, breitet sich eine tiefe Ruhe aus, die von der menschenleeren Umgebung noch verstärkt wird. Die Urbs befinden sich am Alberner Hafen und atmen die feuchte Luft am Ufer des Donaukanals. Die Impressionen der Tour rauschen in Gedanken nochmals vorbei. Die zum Teil verlassenen, mächtigen Industriegebäude, der mystische Friedhof der Namenlosen und die einsamen Fischer am Blauen Wasser hinterlassen einen bleibenden Eindruck. Dieser Track über den Albener Hafen ist gespickt mit Plätzen, die eine sanfte Melancholie umgibt und an keinem Gemüt – sei es noch so emotionslos – wird dieser Weg spurlos vorübergehen. Garantiert. TRACKVERLAUF Von der Bushaltestelle die Zinnergasse hinunter spazieren, die breite Alberner Hafenzufahrtsstraße überqueren und anschliessend in Richtung Donauufer hinunterspazieren. Ist der Gasthof erreicht, führt ein Weg (Simmeringer Lände) den Donaukanal in Flussrichtung entlang. Das ist unserer. Dreimal macht er eine Biegung, das erste Mal nach der Unterquerung einer Schnellstraßenbrücke – hier nach rechts und nach etwa 100 Metern gleich wieder nach links – das dritte Mal nach dem Marsch durch ein Waldstück – hier geht es in einer Linkskurve zurück zum Donaukanalufer. Nun in Flussrichtung weiter bis zum Alberner Hafen Spitz. Von hier aus ist die Hafenanlage schon zu sehen. Über eine kleine Brücke gelangt man in die 2. Molostraße, die hinter dem »Hansa-Lagerhaus« entlangführt. Nun auf die andere Seite der Hafenmole in die 1. Molostraße. Am Ende dieser befindet sich unser Ziel – der »Friedhof der Namenlosen«. Der Rückweg ist ähnlich, außer dass wir kurz nach dem Hansa-Lagerhaus in einen kleinen Waldpfad einbiegen, um am Ufer des »Blauen Wassers« entlang zu spazieren, bis zum anderen Ende des Donau-Altarms. An dieser Stelle führt der Weg ca. 100 Meter in einem Bogen um das Ufer herum – hier die Abzweigung nach links nehmen. In nördliche Richtung gehend, landet man nach kurzer Zeit wieder auf der schon bekannten Simmeringer Lände. HISTORISCHES Bevor Albern nach dem Zweiten Weltkrieg in die Gemeinde Wien eingegliedert wurde, siedelten in diesem hochwassergeplagten Gebiet hauptsächlich Fischer. Rund um das Blaue Wasser, ein von Auwald umgebener Altarm der Donau, sind diese heute noch zu finden. Auch die zwei gekreuzten Fische im Simmeringer Wappen, haben es bis in die Gegenwart geschafft. Der Name Albern leitet sich übrigens von der Albe-Pappel ab, die in dieser Aulandschaft wuchs. Der Hafen in seiner heutigen Gestalt entstand zwischen 1939 und 1942. Die monumentalen Speicher, von Zwangsarbeitern errichtet, sollten dazu dienen, das Getreide aus den annektierten Gebieten Ost- und Südosteuropas aufzunehmen und nach Deutschland zu verschiffen. Neben den Flaktürmen sind auch diese Hafengebäude ein zeithistorisches Dokument der NS-Herrschaft. DIE OPFER DER DONAU Auf diesem Friedhof sind Menschen begraben, die im Zeitraum von 1845 bis 1940 im Hafenbereich – wegen eines Wasserstrudels der Donau an dieser Stelle – angeschwemmt worden sind. Die Namen der Opfer blieb meist unbekannt, denn entweder handelte es sich um Menschen, die aus Verzweiflung von den Donaubrücken in den Freitod sprangen – eine Schande für die Angehörigen jener Zeit – oder aber der Fluss hatte die Leiche bis zur Unkenntlichkeit zersetzt. Der Friedhof besteht aus zwei Teilen. Der alte Bereich wurde durch Hochwasser zerstört und ist völlig überwuchert, aber ein Gedenkkreuz erinnert an die 478 hier Beerdigten. Um die Jahrhundertwende wurde der heutige Friedhof errichtet, der bis 1940 in Betrieb war. Nur 43 Begrabene konnten bis heute identifiziert werden, alle anderen Kreuze tragen ein »unbekannt«. Ein Track aus dem Buch WIEN GEHT Autorin: Jine Knapp Ins facettenreiche Treiben von Augarten und Karmeliterviertel abtauchen.
Mit den Bocciakugeln vom Jesolo-Urlaub 1979 bewaffnet, strandeln die Urbs in Richtung Augarten. Nach ein paar Spielrunden in der Lindenallee schlagen wir unser Lager auf der Wiese beim Flakturm auf und lauschen der Musik von Straßenmusikanten. Das Einzigartige an diesem riesigen Park ist sein Facettenreichtum. Nicht nur die konträren Bauwerke, sondern auch Spielstätten, Lagerwiesen und Stände sowie die Bunkerei und das Atelier Augarten mit ihren Kulturangeboten, erfreuen das bunt gemischte Publikum. Im weiteren Verlauf des Tracks tauchen wir ins Karmeliterviertel ab, um dort auf verblasste Spuren sowie aktuelle Lebenszeichen der jüdischen Bevölkerung in Wien zu treffen. Auf geht's! TRACKVERLAUF Die Tour beginnt am Gaußplatz von dort auch schon die Kirche »Pfarre Muttergottes im Augarten« zu sehen ist. Durch das Tor in der Wasnergasse in den Park treten und geradeaus, vorbei am Gefechtsturm die Obere-Lindenallee entlang. In der Höhe des Lokals »Bunkerei« links in den Schotterweg (Quer-Kastanienallee) einbiegen und der Nase nach bis zum zweiten, rechteckigen Flakturm, dem Leitturm spazieren. Nun anhand unseres Plans, oder auf eigene Faust durch die bewaldeten Parkteile ins östliche Eck des Augartens marschieren. Hier befindet sich der Skulpturenpark des ehemaligen Atelier Augarten. Nach dessen Besichtigung die Saal-Allee (breiter Schotterweg in Richtung Süden) entlang, vorbei am Schloss Augarten mit seiner Porzellanmanufaktur zum Hauptausgang des Parks. Jetzt geht's ins Karmeliterviertel. Nach dem Verlassen des Parks nach links in die Obere Augartenstaße einbiegen und bis zur Großen Sperlgasse wandern. In dieser befindet sich das Wiener Krimalmuseum auf Nummer 24 und gleich danach trifft man auf die Haidgasse, die nach rechts zum Karmelitermarkt führt. Nach der Marktdurchwanderung und der anschließenden Überquerung der Leopoldgasse gelangt man durch die Karmelitergasse zum Bezirksmuseum Leopoldstadt (Nr. 9) und zur Kirche St. Josef am Karmeliterplatz. Nun entweder weiter durch die Gasserln des Grätzels flanieren, oder durch die Lilienbrunngasse, vorbei an Dianabad und CityBeach (Donaukanalufer) zum Schwedenplatz wandern. HISTORISCHES Wenn man das Schloß sowie das Palais außer Acht lässt, sind die prägnantesten Bauwerke im Park wohl die zwei Flaktürme. Das Paar, das 1944 in die älteste barocke Gartenanlage geknallt wurde und den Codenamen »Peter« trägt, besteht aus Leit- sowie Gefechtsturm, der mit seinen 55m der höchste des Dritten Reiches war. Insgesamt 13 Stockwerke beherbergt er, wovon ein Großteil von Rüstungsbetrieben besetzt war. Im 11. Stock befanden sich Gasschleusen, Duschräume und Entgiftungsanlagen. Paradoxerweise konnten die Geschützstände am Dach nie benutzt werden, denn die »Feinde« flogen längst außerhalb deren Reichweite. Auch der Leitturm gibt Rätsel auf, denn seine Fenster sind merkwürdig für einen Schutzbunker. So drängt sich die Frage nach dem wahren Baugrund der Türme auf. Propaganda? DEN JUDEN SEI DANK Vormals Jagdinsel, entstanden um 1430 die ersten Siedlungen, nach dem eine Verbindungsbrücke zu den Toren Wiens errichtet wurde. Durch den Antisemitismus im 17. Jahrhundert gewann das Gebiet plötzlich an Bedeutung, denn die gesamte jüdische Bevölkerung wurde aus den Stadtmauern in das Ghetto »Judenstadt«, dem heutigen Karmeliterviertel, delogiert. Leopold I fügte ihnen abermals eine Vertreibung zu, aber aufgrund von Gesetzesänderungen kehrten sie zurück und es entstand ein reiches, jüdisches Kunst- und Kulturleben. 1938 löschte das NS-Regime alles Jüdische nochmals aus und nur wenige Überlebende konnten heimkehren. Heute wohnen etwa 30% der Wiener Juden rund ums Karmeliterviertel und ihnen ist zu verdanken, dass dem Grätzel ein bisschen von dem lieblichen, jiddischen Flair geblieben ist. »A sheynem Dank!« Ein Track aus dem Buch WIEN GEHT Autorin: Jine Knapp Das Umgehungsgerinne der Wien durchwandern und illegale Einwanderer aufspüren!
Die Wien im Westen Wiens. Selbst für einen Urb ist dies ein kurioses Bild. Da stehe ich – neben mir ein denkmalgeschütztes Türmchen, darüber die Autobahn, daneben ein Feuchtbiotop von Mauern umgeben und unter mir ein Ölkanister, umwuchert von wilder Kamille und Pfefferminze. Der gesamte Weg ist ein herzerwärmendes Beispiel, wie die Natur den Beton bezwingt und ihren Lebensraum zurückerobert. Vor geraumer Zeit wurde ein offizieller Rad- und Gehweg durch das Umgehungsgerinne angelegt und ist somit einfach zu durchwandern. Sehr zu empfehlen sind kleine Abstecher in die Rückhaltebecken, denn in diesen Feuchtbiotopen lassen sich seltene Pflanzen entdecken und Tiere wie Biber, Bisamratten, Graureiher und Störche beobachten. Gummistiefel im Gepäck wären perfekt, sonst ist die Erkundungstour der Becken extrem eingeschränkt, denn sogar im Hochsommer sammeln sich gewaltige »Gatschlacken«. Gegen Streckenende befindet sich übrigens eine öffentliche Grillzone. Ein Rost, bisschen Kohle, Zündhölzer und ein paar Erdäpfel könnten sich schon in den Rucksack schmuggeln. TRACKVERLAUF An der Kreuzung Lilienberggasse/Wientalstraße befindet sich der Abgang zum Umgehungsgerinne Auhof. Ist der Schranken passiert, braucht man nur noch dem angelegten Weg neben dem Wienfluss stadtauswärts folgen. Wenn nun Lust besteht, in das erste Rückhaltebecken abzusteigen, stoppt man bei der Unterführung zum Ferdinand-Wolf-Park und geht über die sich dort befindende Brücke. Danach führt der rechte Weg unter der Autobahn entlang direkt ins Becken. Zurück am Umgehungsgerinne geht es neben dem Fluss weiter, bis die Badgasse kreuzt (ca. 2km). Dort über die Brücke und links hinein in die Grillzone. Der Rückweg gestaltet sich gleich, außer dass man nach der Wienflussaufsicht den parallel verlaufenden Weg nach oben geht (neben der Bahn entlang) und auf der Brücke »Wolf in der Au« über Stufen in das dritte Becken gelangt. Wieder beim Tunnel zum Ferdinand-Wolf-Park angelangt, gibt es die Möglichkeit, diese Unterführung zu nehmen und durch den Park laut Plan zurückzugehen. HISTORISCHES Normalerweise erscheint die Wien wie ein armseliges Rinnsal in einem viel zu großen Flussbett. Doch auch stille Wasser können tief werden, und dieses hat die gefährliche Eigenschaft, es in kürzester Zeit zu tun. Denn im Normalfall führt die Wien ca. 200L Wasser pro Sekunde, aber innerhalb von zwei Stunden kann dieser Wert auf über 450.000L steigen. Aus diesem Grund bekam der Wienfluss nicht nur sein großes Bett, sondern auch sechs Rückhaltebecken – die Retentionsbecken Auhof, um die rasch an-schwellenden Hochwasserwellen aufzufangen. Zur Entlastung wurde 2003 zusätzlich der Wientalkanal errichtet, um Teile der Wassermassen sofort Richtung Donaukanal abzuleiten. Neuerdings darf die Natur in den Retentionsbecken auch ihre eigenen Wege gehen und stellt nun das größte Feuchtbiotop im Westen der Stadt dar. ERWÜNSCHTE EINWANDERER? Durch den Rückbau und die Wiedervernetzung der Retentionsbecken Auhof hat die heimische Tier- und Pflanzenwelt Teile ihres Lebensraums zurückerobert. Allerdings nicht nur diese, sondern auch Neobiota – Lebewesen, die vom Menschen in unser Ökosystem eingeschleppt worden sind. Die gefährlichste Pflanze für dieses Gebiet ist der japanische Staudenknöterich, eine Gartenpflanze. Er überwuchert alles und für unsere Schilfbestände ist er eine ernsthafte Bedrohung. Auf – und zum Schutz der heimischen Flora ausreißen! Dagegen ist von Seiten der Biologen nichts einzuwenden, auch die Stadt führt einen stetigen Kampf gegen den Knöterich. Nur muss wirklich die ganze Pflanze erwischt werden, denn jeder Teil kann wieder keimen. In anderen Gegenden hat der japanische Knöterich schon ganze Täler überwuchert. Ein Track aus dem Buch WIEN GEHT Autorin: Jine Knapp Wasser, Wiese, Wände – entlang des Donaukanals der aktiven Straßenkunst begegnen.
Die U-Bahn gleitet von Station zu Station. Schläfrig von der Monotonie dieser Situation, blicke ich mit halbgeöffneten Augen aus dem Fenster. Wieder bremst die Bahn ab, um in die nächste Haltestelle einzufahren. An der Wand ein Graffito – groß und in grellen Farben ist hier zu lesen: »Wenn du Mercedes fahren willst, ruf dir ein Taxi!« Schlagartig bin ich hellwach und beschließe, anstatt auf einer Einkaufsstraße dem Konsum zu frönen, ein paar Stationen weiter zu fahren, um nach mehr Kunstwerken der Anarchisten Ausschau zu halten. In Spittelau angekommen bin ich schon wieder ganz Urb – unternehmungslustig und entdeckungsfreudig! Dieser Track wird jeden begeistern, der Straßenkunst liebt, denn hier gibt es die etwa 3km langen »Wiener Wände«, auf denen sich jeder legal verwirklichen darf. Und Meisterwerke sind garantiert dabei! Auch sonst fehlt es nicht an Abwechslung: Wasser, Wiesen, Parks, Kultur- und Freizeitzonen, Lokale sowie besondere Schmankerln moderner und historischer Baukunst. TRACKVERLAUF Am Platz zwischen dem U-Bahn-Aufgang und der Müllverbrennungsanlage Spittelau befindet sich der Ausgangspunkt dieses Tracks. Von hier aus geht's über die Fußgängerbrücke Spittelau in Richtung Brigittenau, allerdings überquert man diese nicht vollständig, sondern nimmt den Lift bei der Parkgarage am Pier 9 um das rechte Donaukanalufer (stadteinwärts gesehen) zu erreichen. Unten angekommen geht es nun den Uferweg in Flussrichtung entlang für etwa 3,50km. Während dieses Marsches werden die Friedensbrücke, der Siemens-Nixdorf-Steg, die Roßauer-, Augarten-, Salztor-, Marien- und die Schwedenbrücke unterquert. Bei der Urania angekommen, umrundet man diese, wandert kurz die Uraniastraße entlang und überquert dann die Aspernbrücke. Auf der anderen Seite gibt es wieder einen Abgang zum Donaukanal, diesen nehmen und jetzt in Gegenflussrichtung wieder zurück bis zur Fußgängerbrücke Spittelau. Nach ihrer Überquerung findet man sich am Ausgangspunkt des Tracks wieder. HISTORISCHES Der Donaukanal hat sich gemausert. Seit dem 2. Weltkrieg wurde das Gebiet stiefmütterlich vernachlässigt, doch 2007 hat die Stadt Wien die Revitalisierung in Angriff genommen. Zwischen Spittelau und der Urania entsteht momentan eine urbane Zone mit interessanten Lokalen, modernen Kulturangeboten und Freizeitmöglichkeiten. Summer Stage, Flex, Pier 9, Adria Wien, Central Garden, das Badeschiff oder die Strandbar Herrmann sind der Anfang dieser Planung. Weiter geht`s mit einem Gourmetmarkt, einem Wellness-Schiff und jede Menge Erholungszonen. Wem dieses »bunte Treiben« zu viel ist, der findet allerdings noch genügend Rückzugsmöglichkeiten in dieser Zone. Die Idee mit den Badeschiffen ist übrigens nicht neu, denn schon um 1900 gab es vier verankerte »Strombäder« im Donaukanal zum Schwimmen und Relaxen. BOTSCHAFTEN AN DER WAND Höhlenmalereien, ägyptische Grabstätten, biblische Bildzyklen in Kirchen, Inschriften, Markierungen und »Kritzeleien« an antiken Bauwerken, die bei Ausgrabungen zum Vorschein kamen – wie zum Beispiel Pompeji, dessen Flächen reich an witzigen Texten, Parolen und anzüglichen Zeichnungen sind – machen eines klar: Wände wurden schon immer als Kommunikationsform benutzt. Eines der bekanntesten »Zeichen an der Wand« ist wohl der Fisch, der zu Zeiten der Christenverfolgung als Identifikation diente. Auch die heutigen Graffiti sind Ausdrucksmittel und geben vieles über Gesellschaft, Umgangssprache und politische Ausrichtungen preis. Auf Spielplätzen, Toiletten, Wahlplakaten, Schultischen, Baumstämmen, Mistkübeln und natürlich auf den Wänden, übermitteln sie mehr oder weniger kunstvoll ihre Botschaften. Ein Track aus dem Buch WIEN GEHT Autorin: Jine Knapp Flanieren in bekanntem Gebiet, aber an jeder Ecke Besonderheiten entdecken!
Ein Flyer mit dem Titel »Yoga im Kurpark« ist der Auslöser für die heutige Urb-Erkundungstour. Das wollte ich mal genauer unter die Lupe nehmen, hat doch der Oberlaaer Kurpark nicht den besten Ruf. Der letzte Besuch des Areals fand in meiner Kindheit in Begleitung meiner Oma statt – ich habe es genossen – und dementsprechend überrascht war ich, dass dies auch ein Paradies für Erwachsene sein kann. Anlagen wie der Österreichgarten, die Filmstadt, der Japanische- und der Liebesgarten sowie viele versteckte Örtchen, laden zum Erkunden ein. Sportmöglichkeiten finden sich unzählige, von Beachvollyball, Tischtennis, Skaten bis zum Yogalehrgang auf einer der vielen Lagerwiesen, die übrigens mit gemütlichen, weißen Liegestühlen bestückt sind! TRACKVERLAUF Die Umrundung des Kurparks beginnt beim Nordeingang in der Filmteichstraße. Nach Betreten der Anlage, etwa in der Höhe des Imbissstandes, beginnen zu rechter Hand zwei Wege, die beide zum Skateland und den Spielplätzen führen. Hier in südlicher Richtung weiter, vorbei am Schwanensee, einem Restaurant, dem Staudengarten und dem Streichelzoo. Diesen zur Hälfte umrunden und bei der nächsten Gabelung scharf nach rechts und anschließend dem Zaun der Therme-Oberlaa entlang bis zur Kurkonditorei. Am Platz vor der Kuranlage und der Konditorei nun rechts hinein in einen der vielen Wege durch die konstruierte Blumenlandschaft bis zu der Wetterstation. Bei dieser abermals rechts hinunter, um den Schilfteich mit Hütte herum, bis der Weg wieder leicht bergauf Richtung Norden führt. Nächste Orientierungspunkte sind der Brunnen und der japanische Garten – beide etwas versteckt, dafür ist diese Gegend wenig besucht. Weiter, den östlichen Kurparkrand gerade hinauf, vorbei an Regenbogenspielplatz, Allergiegarten und Bauernhof, bis man nach der Panoramaschenke in einer Musterhausanlage landet, die auf den großen Parkplatz des Kurparks führt. Diesen überqueren und am Gehweg an der Außenmauer des Parks zurück zum Ausgangspunkt spazieren. HISTORISCHES Anlässlich der »Wiener Internationale Gartenschau 1974« wurde das ehemalige Ziegel-Areal am Südosthang des Laaer Bergs von der Stadt Wien erworben, da es sich als idealer Ort für das Projekt erwies. Nach einer internationalen Ausschreibung, die der Architekt Erich Hanke für sich entscheiden konnte, wurden Arbeitsgemeinschaften von Landschaftsarchitekten aus verschiedenen Staaten gebildet. Diese Gartenschau wurde mit 2,6 Millionen Besuchern ein großer Publikumserfolg. Ende 1974 wurde das Areal in eine öffentliche Parkanlage umgewandelt, die breiten Zuspruch erhielt. Das Kurpark-Areal war übrigens davor ein berühmter Drehort aus der Stummfilmzeit. Die heilende Schwefelquelle, die auch die neue »Therme Wien Med« speist, wurde bereits 1969 für Erholungs- und Regenerationszwecke genutzt. YOGA – MITTEN IN DER STADT Um nach einem langen Arbeitstag wieder Kraft und Balance zu finden, versuchen viele Großstädter einen Ausgleichssport zu finden. Wem Laufen oder Fitnessstudios nicht liegen, der könnte es mit Yoga versuchen. Denn wenn erst einige Grundtechniken erlernt sind, lässt sich dieser »Sport« – ob alleine oder gemeinsam – fast überall ausüben. Am attraktivsten ist er natürlich im Freien. In den Städten bieten sich hier die großen Parks besonders an. Entstanden ist dieser Trend Anfang der 90er Jahre in New York und Tokio, als einzelne Gruppen begonnen haben, Yoga unter freiem Himmel zu praktizieren. Zuerst wurden die urbanen Grünflächen erobert, doch mittlerweile sind auch schon die Dächer der Großstädte okkupiert. Das bietet Wien zwar noch nicht an, aber langsam etablieren sich auch hier die »Park-Yogis«! Ein Track aus dem Buch WIEN GEHT Autorin: Jine Knapp Vorbei an kuriosen Gräbern und eintauchen in den alten jüdischen Friedhof.
Morbide Stimmung, trotz strahlenden Sonnenscheins – was gibt es da Heilsameres, für einen Urb als rein in den 6er bis zur Endstation Zentalfriedhof. Schwimmbad-Geschrei geschädigt kam mir die Stille richtig erlösend vor. Als Erstes wurde der Park der Ruhe und Kraft in Augenschein genommen. Interessant, wenn man was für Magie übrig hat, ansonsten ein hervorragendes Platzerl, um sich zu sonnen oder im Schatten zu faulenzen. Den gesamten Track entlang wurde ich übrigens von Feldhamstern begleitet, die den Zentralfriedhof wohl mehr als Lebens- denn als Ruhestätte betrachten. Recht so. Je weiter man den Weg verfolgt, umso kuriosere Gräber kommen einem unter. Vor allem im Bereich der Ehrengräber. Die hier bestatteten Persönlichkeiten bilden wirklich einen Querschnitt durch das gesellschaftliche Leben Wiens. Der schönste Teil ist allerdings der alte jüdische Friedhof. Verwachsene, teilweise verwitterte, seltsame und umgefallene Grabsteine schaffen sogar unter Tags eine geheimnisvolle Stimmung. Bei Dämmerung wird diese morbide Atmosphäre dann umgewandelt in ein leichtes Gruseln. Nicht vergessen Steine mitzunehmen, um sie auf die Gräber zu legen, ganz nach jüdischer Tradition. TRACKVERLAUF Durch das Tor 3 des Wiener Zentralfriedhofs geradeaus bis kurz vor der ersten Querstraße – hier an der rechten Seite befindet sich der unscheinbare Eingang zum Park der Ruhe und Kraft. Anschließend wieder zurück zum Parkeingang und die hier verlassene Straße weiter geradeaus bis zum Anfang der Gruppe 40 (Ehrenhain mit Falco-Grab). In die Straße zwischen Gruppe 35b und 41b rechts einbiegen und immer geradeaus, vorbei am Mahnmal, der Borromäus-Kirche und den Ehrengräbern (ein Abstecher in die Zone lohnt sich) bis man direkt im Alten jüdischen Friedhof landet. Hier empfiehlt es sich einfach zu streunen, da die schönsten Grabstätten auch im Dickicht zu finden sind. Solange man sich nord-westlich hält, ist verirren keine Tragödie. Zwischen Gruppe 5 und 8 führt die Straße, vorbei an der Anatomie und den alten Arkaden, geradewegs Richtung Park der Ruhe und Kraft zurück. HISTORISCHES 1877 wurde das Areal des heute »Alten jüdischen Friedhofs« von der Israelitischen Kultusgemeinde von der Stadt Wien erworben. Eine prachtvolle Zeremonienhalle befand sich direkt hinter dem Tor 1 doch in der Reichskristallnacht 1938 wurde sie ein Raub der Flammen. Die Ruine blieb stehen und wurde erst 1978 endgültig abgetragen. Während der Nazizeit wurden alle jüdischen Friedhöfe enteignet, dieser sollte als »Museum« erhalten bleiben und war somit auch der einzige »Park«, in dem sich Juden aufhalten durften. Zwischen Gruppe 8 und 19 trifft man auf Grabsteine, die noch Granatsplitterspuren aus dem 2. Weltkrieg aufweisen. In der 800m langen Zeremonienallee, ausgehend von Tor 1, befinden sich etliche Ehrengräber. Wie zum Beispiel das von Salomon Sulzer, Arthur Schnitzler, Viktor Frankl und der Familie Rothschild. DER PARK DER RUHE+KRAFT Der Park ist in der alten Tradition der Geomantie (Weissagung aus der Erde) und Gartengestaltung angelegt. Hier kann Kontakt mit den Kräften der Natur, der Pflanzen und Bäume, der Steine und der Erde aufgenommen werden. Die Bereitschaft soll aufgebaut werden, Vergangenes loszulassen und ein neues, erfülltes Leben zu beginnen. Uralte Symbole unserer Kulturgeschichte sollen zu mehr Verständnis der eigenen Lebensgeschichte und des persönlichen Lebensweges führen. Entlang des Weges sind Gedanken zu lesen, die zur Erklärung der Bereiche dienen. Für das menschliche Energiesystem ist es besonders hilfreich, den Park in der nummerierten Abfolge zu durchqueren. Die Trittsteine weisen den für das Energiesystem empfohlenen Weg. Keine Ahnung was passiert, wenn man ihn umgekehrt geht. ;-) Ein Track aus dem Buch WIEN GEHT Autorin: Jine Knapp Beim Schlendern durch Vielfältigkeit von einem kleinen New York in Wien visionieren!
Der 15. Hieb gehört zu den unbeliebtesten Gegenden von Wien. Mit Verwahrlosung, Prostitution und einem hohen Anteil an Immigranten verbinden ihn seine Verurteiler. Das mag zum Teil der Wahrheit entsprechen, obwohl sich in den letzten Jahren viel getan hat, doch Rudolfsheim-Fünfhaus hat ein besonderes Flair. Hier ist man frei von jeglichem Spießbürgertum. Wenn man ihn kennt, wie seine Westentasche, sieht man auch das enorme Entwicklungspotenzial dieses Bezirks. Nur müsste die Stadtentwicklung sich trauen, auf seine bereits vorhandenen Strukturen zu bauen – ein bisschen New York einbringen. So wäre ein »AsiaTown und Little Anatolia« im Bereich des 2. und 3. Viertels der Sechshauser Straße mit dazugehörigen Geschäften und netter Straßengestaltung ein Hit. Sowie das kleine St. Paul, ein kultiviertes Vergnügungsviertel, in dem die Prostituierten geachtet und geschützt werden, anstatt vertrieben, um das 1. Viertel der Straße. Fehlt nur noch das letzte Grätzel und das wäre »Grimmwich-Village« (ab der Grimmgasse). Damit wäre dieser untere Teil des Bezirks ein belebter Magnet. Geh und visioniere! TRACKVERLAUF Von der oberen Ankunftshalle nach rechts durch den Ausgang Felberstraße. Diese stadtauswärts bis zur Schmelzbrücke. Überqueren, dann links die Treppen hinunter > Rosinagasse > rechts in die Viktoriagasse > dann Würffelgasse. Stadtauswärts in die Mariahilfer Straße – überqueren und links in die Schwendergasse bis zum Auer-Welsbach-Park. Am südlichen Parkende in die Sechshauser Straße. In dieser angelangt jenem Straßenverlauf folgen: Rechts in die Hollergasse > links in die Rauchfangkehrergasse bis zum Sparkassaplatz > rechts in die Storchengasse > links in die Diefenbachgasse > links durch den Kauerhof > rechts in die Ullmannstraße bis zu Nr. 14 > durch den öffentlichen Durchgang, dann rechts in die Sechshauser Straße > links in die Fünfhausgasse > rechts in die Herklotzgasse > links in die Turnergasse > rechts in die Dingelstedtgasse > links in die Hanglüßgasse > links in die Robert-Hamerling-Gasse > rechts in die Haidmannsgasse und wieder rechts in die Mariahilfer Straße. Nun einfach durch die Gerstnerstraße den Westbahnhof durch die Hintertüre betreten. HISTORISCHES 1700: Fünf Winzerhäuser im Bereich der Clementinengasse waren der Grundstein des ländlichen Vororts Fünfhaus. Die etwas später gewachsene Gemeinde Rudolfsheim gehört heute ebenfalls zum 15. Bezirk, genauso wie das nördlich der Bahntrasse entstandene Neu-Fünfhaus mit Schmelz und Nibelungenviertel. Um 1850 zählte Fünfhaus zu den vornehmsten Vororten Wiens. Nicht nur Gasthöfe, Hotels und große Vergnügungslokale, sondern auch Gewerbe – allen voran die Textilindustrie – florierten an diesem Verkehrsknotenpunkt, der auch schon vor dem Bau des Westbahnhofs ein wichtiges Bindeglied zwischen der Stadt Wien und Westösterreich war. Die Wirtschaftskrise 1929 setzten dem mit vielen Arbeitern, Gewerbetreibenden und Fabrikanten besiedelten Bezirk stark zu, sodass es zu einer Verarmung der Bevölkerung kam. GOTT, BUDDHA & ALLAH Neben sechs römisch-katholischen Kirchen, wobei die »Maria von Siege« sowie die »Rudolfsheimer Pfarrkirche« zu den schönsten zählen, beherbergt Fünfhaus auch seit kurzem den »Fo-Guang-Shan Tempel«, das größte buddhistische Gebetshaus Österreichs (Sechshauser Straße). Einige Bereiche stehen auch Nicht-Buddhisten offen und es werden Yoga-, Sprach- sowie Kochkurse angeboten. Ein weiterer – der Thailändische »Thamnurak Tempel« – sowie islamische Gebetsräume und eine evangelisch-methodistische Kirche befinden sich nur einige Gassen weiter. Wäre die rassistische Ideologie des NS-Regimes nicht auch über Fünfhaus hinweggefegt, gäbe es sogar eine Synagoge (Turnergasse), die leider vollkommen vernichtet wurde, und den Storchentempel (Storchengasse), dessen Fassade zumindest aber noch zu begutachten ist. Ein Track aus dem Buch WIEN GEHT Autorin: Jine Knapp Auf den Spuren von Amorbidius: Vom Stadtpark in den Prater
Amor intrigiert weiter gegen mich! Da es ihm Burnout-bedingt an Kraft und Inspiration mangelt und ihm ja auch sein Werkzeug fehlt, um seinen Amtsgeschäften nachzugehen, hat er auch mehr als genug Zeit dazu. Diesem überheblichen Liebesbringer habe ich die Flügel mächtig gestutzt! Das Pulver hat er zwar nicht erfunden, aber auch ein selbstgefälliger Wichtigtuer wie er könnte einem abgefeimten Misanthropen gefährlich werden. Mein perfekt inszenierter Stromausfall in der U4, der letztlich Frank und Frederik zusammengebracht hat, macht mich aber über jeden Verdacht erhaben. Amor kocht vor Zorn! Tja, einer wie ich versteht halt seinen »Job«. Ich mache mich also wieder an die Arbeit, um Wien seinen Ruf als »Weltmittelpunkt gepflegter Grantigkeit« zu erhalten, so wie mein Amtsauftrag lautet. Dass ich nebenbei Liebe und Zweisamkeit stifte, braucht ja keiner zu erfahren! Als ich so durch den Stadtpark schwirre, sehe ich auf einer Parkbank ein mieselsüchtiges Paar, so um die 40 sitzen, das sich offenbar seit Jahren nichts mehr zu sagen hat. »Interessant«, denke ich mir, »da kann einer wie ich ja noch zusätzlichen Unfrieden stiften«, und ich beobachte die schon lange Entliebten ein wenig. Irgendwie tut sich da nichts. Über die Zank-und-Hader-Phase dürften sie schon hinweg sein. Hier waren bestenfalls noch teilnahmslose Sticheleien herauszukitzeln – aber ich liebe Herausforderungen und ein ordentlicher Wickel musste doch zu provozieren sein. Das ist schließlich – leider noch immer – mein Job! »Gemma jetzt endlich einkaufen, oder wie lange willst hier noch umanand sitzen?«, mault sie und er steht wortlos auf, um ihr einige Schritte voraus marschierend, dem Rochusmarkt zuzustreben. Gemeinsame Einkäufe sind immer eine gute Gelegenheit unter Eheleuten für Zoff zu sorgen und so folge ich ihnen hoffnungsfroh. Aber auch auf dem Markt habe ich null Aussicht auf Erfolg. Sie kauft, er zahlt teilnahmslos. Ehrlich gesagt, habe ich hier ausnahmsweise keine Idee, wie ich streitbringend eingreifen sollte. Ich habe die Schnauze voll! Wenn ich schon keinen ehelichen Zank provozieren kann, so doch vielleicht neu aufkeimende Liebe und denke dabei an Amors dämliches Gesicht. Beim Obststand zücke ich Pfeil und Bogen – Blattschuss! Nun die Probe aufs Exempel: Die Einkaufstaschen trägt – wie uncharmant von ihm – sie, und mit geübter Hand bringe ich eines der Sackerl zum Reißen. Äpfel und Gemüse rollen über den Marktboden und er, namentlich Clemens genannt, bückt sich mit einem Lächeln, um seiner Cecilia beim Einsammeln der verstreuten Einkäufe behilflich zu sein. So etwas hatte sie seit Jahren nicht erlebt und auf ihren Mund schleicht sich ein Lächeln. Zur totalen Überraschung seiner Frau hinterlegt Clemens die Einkäufe bei einem Marktstandler und schlägt ihr einen gemeinsamen Spaziergang an diesem warmen Frühsommertag vor. Derartiges hatten sie seit Jahren nicht gemacht und sie entdeckt plötzlich wieder den spontanen Burschen in Clemens, den sie vor etwa 20 Jahren, bis über beide Ohren verliebt und voller Freude auf die gemeinsame Zukunft, geehelicht hatte! Ein Neubeginn wäre getan! TRACKVERLAUF Clemens und Cecilia starten diesen Track am Stadtpark. Von dort aus gehen sie über den Heumarkt in die Beatrixgasse, weiter die Schienen überquerend bis sie auf die Ungargasse stoßen. Diese spazieren sie links hinunter in die Sechskrügelgasse, bis sie am Rochusmarkt ankommen. Hier kauft Clemens seiner Cecilia eine rote Rose, um ihr zu zeigen, wie lieb er sie nach all den Jahren immer noch hat. Voller Freude über die kleine Aufmerksamkeit geht Cecilia mit ihrem Clemens die Landstraßer Hauptstraße hinunter, in Richtung Arenbergpark, der mit seinen wunderschönen alten Bäumen und gemütlichen Sitzgelegenheiten lockt. Die beiden nunmehr Frischverliebten zieht es die Wassergasse hinunter zum Donaukanal. Erstmals fallen ihnen am Erdberger Steg die vielen Liebesschlösser auf und sie überqueren die Brücke um sich in den nahegelegenen Prater aufzumachen. Diesmal nicht mehr einer voran, sondern nebeneinander! Auf der Jesuitenwiese lassen sie sich nieder, um über vergangene Zeiten und die Gründe für das Erkalten ihrer Liebe zu sprechen. Durch die Herrlichkeit des frühsommerlichen Praters querfeldein immer ostwärts spazierend, gelangen sie zum Bootsverleih (Peter Reichl) am Heustadlwasser. Cecilia schlägt vor, eine gemeinsame Bootsfahrt zu unternehmen und Clemens ist begeistert. Gesagt getan. In einem der Boote geht es durch das wildwuchernde Grün und das wieder frisch verliebte Paar entdeckt erneut die Gemeinsamkeiten, den Spaß und die Freude ihrer ersten Verliebtheit – Hach! Nach dieser romantischen Bootsfahrt wandeln sie ein wenig die Prater Hauptallee entlang und entdecken die Haltestelle der Liliputbahn (Station Rotunde), wo man, sich kindlich erinnernd, in einem der offenen Waggons Platz nimmt, um gemeinsam in den Wurstelprater zu fahren. Bei der Station Schweizerhaus verlassen sie dieses entzückende Gefährt. Der gemeinsame Gang durch den Vergnügungspark lässt alte Liebe wieder aufflackern! Äußerst entzückt beobachte ich die zärtlichen Zuwendungen der Wiederverliebten und merke, wie dies mein Engelsherz erwärmt. Die Einkäufe am Rochusmarkt bleiben vorerst dort, wo sie abgestellt wurden. Clemens und Cecilia haben Erfreulicheres im Sinn – Übung gelungen! WILDES GRÜN Hier findet ihr eine Grünoase inmitten dieser sonst eher stark verbauten Gegend. Besonders für Verliebte ein herrlicher Treffpunkt, weil sehr gut öffentlich erreichbar, zentral und doch gespickt mit romantischen Ecken und Winkeln. Wilder Baumbewuchs – aber kommt ja nicht auf die Idee, eure Initialen oder gar ein Herzerl da einzuritzen, das ist nämlich verboten. Bankerl, zum sich gegenseitig in die Augen schauen, Entenpärchen, die man füttern kann,… alles da, was das Herz begehrt. Wer sich lieber bewegen mag, als einfach nur herumzusitzen, sollte eine kleine Wanderung durch den skulpturenreichen Park unternehmen, dessen wohl berühmtestes Denkmal, das von Johann Strauss ist. Strauss war in Liebesdingen übrigens ein echter Draufgänger! Er war drei Mal verheiratet und nahm sogar die deutsche Staatsbürgerschaft an, um die Heirat mit seiner dritten großen Liebe möglich zu machen. Den Walzer hat er erfunden, um die Damenwelt im Dreivierteltakt schwindelig und den amourösen Avancen, des sie verführenden Galans, zugänglicher zu machen. Ein genialer Trick übrigens, der nachweislich auch heute noch funktioniert! Vielleicht gleich hier im Park ein Tänzchen wagen? Die Bepflanzung des Stadtparks ist auf eine fast ganzjährige Blüte abgestimmt, der Park ist also zu jeder Jahreszeit einen Besuch wert. ACTION UND ERHOLUNG Verliebte zieht es häufig in den Wiener Prater, und das mit gutem Grund. Nicht nur Wiesen, um sich gemeinsam niederzulassen, Federball zu spielen oder sonstigen Aktivitäten nachzugehen gibt es hier. Was haltet ihr davon gemeinsam jonglieren zu lernen, oder den nahen Auwald zu durchstreifen? Im Winter findet sich sogar die Möglichkeit auf einer beschneiten Rodelstrecke den Hügel hinabzusausen! Von der Jesuitenwiese führt die Prater Hauptallee direkt zum Lusthaus. Das ehemals kaiserliche Jagdhaus wurde im 2. Weltkrieg so gut wie völlig zerstört und 1948 wieder aufgebaut. Die Vorlage für den Neubau gab die Form des Gebäudes aus dem 18. Jahrhundert. Heute steht das Lusthaus unter Denkmalschutz und lädt euch schmusewillige Urbs zum Verweilen ein. Die Hungrigen erwartet Köstliches aus der Küche. Unterwegs dorthin begegnen euch ganz sicher zauberhafte Wesen, wie Feen und Kobolde. Meine Kollegen aus dem Referat für »Magische Angelegenheiten« sind dort unterwegs, um der Gegend einen mystischen Touch zu verleihen. Vielleicht entdeckt ihr das eine oder andere Wesen und könnt es bei der Arbeit beobachten. Im Frühling, zur Zeit der Kastanienblüte, erstrahlt die Prater Hauptallee in weißer Blütenpracht. Und warum eigentlich nicht mal wieder zum Kind werden und einen Abstecher zum nahegelegenen Wurstelprater machen?! Gemeinsam kreischend Hochschaubahnen bezwingen, sich vor Gespenstern und anderen Schrecklichkeiten fürchtend aneinander kuschelnd eine Geisterbahn befahren oder beim Dosenschießen versuchen einen Riesenteddybären für eure/n Liebste/n zu gewinnen. VON DER ZEIT VERGESSEN Wer wilde Romantik genießen will, kommt am Bootsverleih Peter Reichls nicht vorbei. Geht ihr die Lusthausstraße entlang, so findet ihr von Bäumen, Schilf und Wasserrosen umwachsen, dieses einzigartig idyllische Reich am wilden Kaiserwasser. Hier steht eine süße kleine Hütte, die irgendwie an ein Knusperhäuschen erinnert. Es scheint, als ob an diesem Ort die Zeit stehengeblieben wäre. Reichl wohnt nicht nur hier, sondern er und seine Frau bekochen die Gäste auch aufs Hingebungsvollste. Heute führt sein Ziehsohn Bernhard das Geschäft. Er trägt gerne Schottenröcke, die er ablegt, wenn er an heißen Sommertagen ins kühlende Wasser springt. Die zu mietenden Boote sind von den Reichls übrigens alle selbst gebaut! Liebesfördernderes lässt sich selten finden! Durch das kaum befahrene Wasser zu rudern, ist eine herrliche Gelegenheit, sich in entrischer Umgebung dem Liebesrausch hinzugeben. Picknickkorb mitnehmen! Beim Heustadlwasser gibt es unzählige verträumte Plätze, an denen allen möglichen lustvollen Freuden nachgegangen werden kann! GEDENKEN AN DIE OPFER DER LIEBE Nur 5 Gehminuten vom Lusthaus entfernt, befindet sich eine kleine, entzückende Wallfahrtskirche namens »Maria Grün«. Es ist ein romantischer Ort, der aber auch etwas nachdenklich stimmt. Auf Initiative von Pater Clemens Kritz, seit 1992 Leiter der Aidsseelsorge in Wien, wurde »Maria Grün« Sitz dieser Einrichtung. Als »Namentliche Gedenkstätte der an Aids Verstorbenen« entstand ein Memorial. In Form einer roten Schleife wurde ein Blumenbeet gestaltet. Auf den rundherum liegenden weißen Steinen haben Freunde und Bekannte die Namen von Verstorbenen geschrieben. Inmitten der Schleife aus roten Blümchen liegt ein großer weißer Stein auf dem »Für alle, die nicht namentlich genannt werden können« geschrieben steht. Ein Ort, welcher in seiner Fürsorglichkeit derer, die ihn entstehen ließen, viel Ruhe und unendliche Liebe ausstrahlt. Das Wiener Aidsmemorial ist ein Ort des Anerkennens und vor allem des Erinnerns an diejenigen, die schon gehen mussten. Ein Track aus dem Buch BUSSI BUSSI Autor: Fred Stampach Auf den Spuren von Amorbidius: Rund um den Spittelberg
Die Liebe scheint wie eine Droge zu sein, auch wenn man nur der »Dealer« ist. Angezündelt von diesem Rausch nehme ich mir den samstäglichen Flohmarkt am Naschmarkt vor. Bis dahin werde ich amtsgeschäftlicher Misanthropie nachgehen, um die Vorgesetzten im Amt seit meinem kühnen Entschluss nicht stutzig zu machen. Routiniert stifte ich Familienstreitigkeiten. An Tagen wichtiger Bundesligaspiele sorge ich für Traumwetter, welches frischlufthungrige Ehefrauen in die Natur treibt und fußball- begeisterte Ehemänner vor den Fernseher fesselt, ausserdem lege ich Verkehrsmittel lahm und Dergleichen mehr. Dem vom Burnout geschwächten Amor eins auswischen zu können, ist mir Motivation genug! Den Nasch- und Flohmarkt zu überfliegen war mir bisher ein nie gekanntes Vergnügen. Denn der gut gelaunten Leute sind da sonder Zahl. Unter all den Vergnügten fällt mir ein potentielles Paar in die Augen! Da sitzt doch glatt eine süße Koreanerin auf einer Decke und bietet ihre offensichtlich nicht mehr genehme Designerware zum Kauf an. Ein blonder Jüngling, den sie offenbar schon von früher kannte, ist mit ihr in ein angeregtes Gespräch vertieft. Ich ziehe also Amors gemopste Pfeile und treffe die beiden auf Anhieb – Übung macht den Meister! Als ich mich anpirsche, bekomme ich mit, dass der junge Mann schon eine kurze Liaison mit einer Freundin der hübschen Asiatin hatte und man sich im Freihausviertel, in einem koreanischen Restaurant zu einem Schwatz über vergangene Zeiten verabreden wolle. »Gute Arbeit«, denke ich und beobachte mit Befriedigung, wie das junge Mädchen ihr Klumpert zusammenpackt, um den Flohmarkt Flohmarkt sein zu lassen. Ich flattere also ins Lokal, um für einen freien Tisch zu sorgen. Ein Reserviert-Schild auf einen Tisch zu stellen, wenn nachher keiner kommt, ist für einen Misanthropiebeamten eine leichte Fingerübung. Aber sie kamen ja. Über alte Zeiten wird qequatscht, das ehemalige Gspusi und dessen neues Leben in Pohang besprochen. Nach ein paar Flaschen Soju, einem koreanischen Reiswein, wird ein beschwingter Spaziergang über den nahegelegenen Spittelberg beschlossen, um sich wieder besser kennenzulernen und der Wirkung des berauschenden Getränks durch etwas frische Luft entgegen- zuwirken. Dass die beiden einmal heiraten werden, wissen zum jetzigen Zeitpunkt weder sie noch ich. ,Die Sache fängt jedenfalls gut an und der Spittelberg ist ein optimales Pflaster, um Liebschaften entstehen zu lassen oder bestehende zu vertiefen. Die animierte Stimmung lässt auf einen weiteren Erfolg hoffen. Ich bin gespannt, was sich aus der Geschichte entwickelt! TRACKVERLAUF Ich folge also dem beschwingten Paar, Mi-Song und Marcel, auf ihrem Weg. Schließlich will ich wissen, ob meine Pfeile auch hier Wirkung zeigen, oder ob die ersten Erfolge reine Zufälle waren. Sie besteigen die U2 am Karlsplatz und verlassen diese bei der Station Museumsquartier. Nach einer kleinen Pause auf einem der freien »Enzos« verlassen sie das Museumsquartier an der Rückseite und gehen die Siebensterngasse entlang, um kurz darauf in die Spittelberggasse einzubiegen. Gut gemacht! Denn die wunderschön renovierten Häuser dieses Biedermeierviertels üben einen ganz beson- deren Reiz aus, der in Wien wohl einzig- artig ist. Gemeinsam lassen sich die liebe- vollen Details dieser Baujuwele wohl am besten entdecken. Mi-Song und Marcel gehen über die Spittelberggasse in die Burggasse weiter stadtauswärts, um auf Nr. 71 am »Ateliertheater« vorbeizumarschieren. Links geht’s in die Hermanngasse, wo man auf einen Bussipoint für Wagemutige stößt. In der Hermanngasse befindet sich nämlich eine der letzten öffentlichen Badeanstalten Wiens (Hermannbad). Mit Brausebad und Saunabetrieb! Probiert es aus, ihr seid immerhin Urbs! Am Amtshaus lässt sich auch ablesen, dass der 7. ein »Klimabündnis- und Fairtrade-Bezirk« ist – löblich, wie ich finde! Die beiden biegen links in die Westbahnstraße ein, um rechts in die Neubaugasse zu gelangen; mit all den teils skurrilen Geschäften, vom India-Shop bis zur altbackenen Konfiserie ist hier alles zu finden. Auch schicke Schuh-, Kleider- und sonstige feine Läden, die keine Allerweltsware anbieten, sind für Kauflustige ein attraktiver Anziehungspunkt. Aber fürs Shopping fehlt unserem verliebten Paar heute Sinn und Auge. Stattdessen biegen sie gleich wieder links in die leicht bizarre, aber sehenswerte Mondscheingasse ein. Dieser folgen die zwei in die Zollergasse mit ihren netten Cafés und schrägen Modegeschäften. Eine Einkaufsstraße für Paare, die sich gerne ein wenig abseits der Normen bewegen. Danach erreichen Mi-Song und Marcel die Mariahilfer Kirche, in deren Gewölben die sogenannte »Gruft« untergebracht ist – eine Hilfsorganisation für Obdachlose, die für jede Unterstützung dankbar ist. Wer Herzlichkeit zeigt, kommt bei der/m Liebsten besonders gut an! Die reizvolle Barnabitengasse hinunterschlendernd, biegt die hübsche Asiatin mit ihrem Begleiter in die Windmühlgasse ein, um der Jugendstiltreppe folgend durch die Stiegengasse zum Naschmarkt zu gehen. Dort werden noch einige asiatische Köstlichkeiten eingekauft, denn Mi-Song lädt Marcel zum Abendessen zu sich nach Hause ein. Mit voll gepackten Einkaufssäcken überqueren die zwei Frischverliebten die Linke Wienzeile, um am Theater an der Wien in die Lehargasse einzubiegen. An Sommertagen kann man hier durch die offenen Fenster SchauspielerInnen beim Schminken oder bei den Kostümproben zusehen. Weiter geht’s, um einen Blick in die beeindruckenden Hallen des Semperdepots zu werfen, welches heute zur Akademie der Bildenden Künste gehört. Von dort führt unser Track über die Gumpendorferstraße und die Rahlgasse zurück zur U2, einem vielversprechenden Kochereignis entgegen. HIER KÜSST MAN SICH Der Spittelberg im 7. Bezirk war ja nicht immer das, was er heute ist: Eine beliebte Wohngegend, die sich durch die vielen wunderschön renovierten Biedermeierhäuser, romantisch engen Gässchen und kleinen Lokalen mit gemütlichen Gastgärten ihren ursprünglich dörflichen Charakter erhalten konnte. Dabei ist diese Gegend erst seit Kurzem das bürgerliche Idyll, das es heute zu sein scheint. Bis Mitte des 19. Jahrhunderts hatte das Viertel unter einem eher zweifelhaften Ruf zu leiden. Denn im 16. Jahrhundert kam Ferdinand I. aus dem prüden Spanien nach Wien und ließ kurzerhand das Bordellwesen verbieten. Aber da Verbote bekanntlich dazu dienen, umgangen zu werden, schlossen sich die plötzlich ungeschützten Prostituierten in sogenannten »Arbeitsgemeinschaften« zusammen. Die Hübscheste machte an einer Straßenecke unauffällig einem Freier schöne Augen, eine andere brachte den Interessierten in ihre Wohnung, wo der zahlungswillige Galan selten die Hübsche von der Straße vorfand. Pech gehabt! Aber auch heute noch hat der Spittelberg seine, wenn auch nicht so verruchten, Reize. Den romantischen Brunnen in der Spittelberggasse empfehle ich euch deshalb als einen vorzüglichen Ort zum Austausch von Zärtlichkeiten. ABENTEUER IM TRÖPFERLBAD Ein eher ungewöhnlicher Trackpoint auf unserer Reise durchs alte Wien ist das Hermannbad in der Hermanngasse 7. Hierbei handelt es sich um eine der letzten öffentlichen Badeanstalten Wiens. Eines der berühmten »Tröpferlbäder«, wie es sie in früheren Zeiten, als noch nicht jede Wohnung über ein eigenes Bad verfügte, in Wien allerorten gab. Der Begriff »Tröperlbad« kam übrigens auf, da bei starkem Besucherandrang Engpässe in der Wasserversorgung entstanden, und das Wasser aus den Brausen nicht mehr in Strömen floss, sondern eben nur noch tröpfelte. Und weil es eine gemeinsame Garderobe gab und die Duschen offen waren, mussten alle Nutzer eine sogenannte Badeschürze tragen, um den »Anstand« zu wahren. Ein Anstand, der aber bekannterweise, nicht immer zu wahren war. Die Abenteuerlustigen unter euch sollten es also nicht versäumen, diesen Ort aufzusuchen. Wienerischer geht’s wohl kaum Und dass Amor auch schon vor meinem Wirken dort das eine oder andere Liebesverhältnis gestiftet hat, versteht sich an einem solchen Ort, wo viele nackte Menschen zusammenkommen aufs Selbstverständlichste. Wer also nicht »fad« ist und einmal etwas ganz anderes erleben möchte, sollte sich dieses Juwel alter Wiener Badekultur nicht entgehen lassen! Ich werde dort jedenfalls wieder einmal mit einem Köcher voller Pfeile vorbeifliegen, denn »Anstand« ist uns selbsternannten Liebesengerln ein Dorn im Auge – Tröpferlbad rocks! ZUFLUCHTSORT FÜR HEIMATLOSE Am Anfang der hübschen Barnabitengasse mit ihren zahlreichen Lokalen und sommerlichen Schanigärten befindet sich die malerische Mariahilfer Kirche, in deren Kellergewölben die sogenannte »Gruft« untergebracht ist. Wie der Name schon sagt, handelt es sich dabei um einen Platz, der ursprünglich nicht für die Lebenden gedacht war. Doch das hat sich geändert: Seit dem Advent 1986 ist die »Gruft« ein Ort, an dem reges Leben herrscht. Sie ist zu einem Zufluchtsort für heimatlose Menschen und für viele zum einzigen Fixpunkt in ihrem Leben geworden. Liebe hat auch viel mit Respekt zu tun. Und wer den weniger glücklichen Menschen unserer Gesellschaft Respekt und Hilfe zukommen lassen will, kann das unter www.gruft.at ganz unkompliziert tun und den Leuten dort damit eine kleine Freude machen. OZEAN IM KRIEGSDENKMAL Die Flaktürme sind eine architektonische Besonderheit Wiens. Diese Monumente des Schreckens haben über die Jahrzehnte nicht nur die Erinnerung an gottlob vergangene Zeiten wachgehalten, sondern sind auch zu einer Wiener Institution geworden, um und in denen sich Leben entwickelt hat. Noch immer hochoffiziell der Wiener Misanthropie verpflichtet, komme ich an so einem Ort natürlich nicht vorbei, ohne einen Blick hinein zu werfen! Der Flakturm in der Gumpendorferstraße hat es mir besonders angetan. Das »Haus des Meeres« ist ein gelungenes Projekt, diesem erschreckenden Betonmonument Leben einzuhauchen. Neben allerhand Meeresgetier, das es dort zu bestaunen gibt, ist das Tropenhaus und der Krokipark mit seinen frei fliegenden Vögeln und herumlaufenden Äffchen, die sich völlig furchtlos und frech an die Besucher heranwagen, eine besondere Attraktion – Entzückendst! Ein Ort, der auch im Winter tropische Wärme verbreitet, trägt man sie nicht ohnehin bereits im Herzen! Wer sich für die Tiere nicht interessiert – was schade wäre – kann mit dem Lift direkt zur Aussichtsplattform fahren. Von dort lässt sich ein traumhafter Blick über die Stadt genießen. Was ihr da oben noch genießt, bleibt völlig eurer Fantasie überlassen! Ein Track aus dem Buch BUSSI BUSSI Autor: Fred Stampach Auf den Spuren von Amorbidius – Wege für Pärchen: Innenstadtoasen
Und so mache ich mich also auf, meinen kühnen Plan, allen offiziellen Eiden zuwiderhandelnd, künftig Liebe statt Misanthropie zu verbreiten, in die Tat umzusetzen. Alten Beamtengewohnheiten folgend, begebe ich mich in den Wiener Untergrund, wo ich seit Jahrzehnten höchst erfolgreich und sehr zum Lobe meiner Vorgesetzten für morgendliche Missstimmung und mürrische Gesichter in den U-Bahnen der Stadt gesorgt hatte. Dort kenne ich mich aus. Denn von der Liebe habe ich, wie gesagt, nur wenig Ahnung. Ich selbst war überhaupt noch nie verliebt, denn das gehört sich für einen Grantbeamten in meiner Position einfach nicht! Die Liebe ist absolutes Neuland für mich und die gewohnte Umgebung gibt mir ein wenig Sicherheit. Nun gilt es geeignete Versuchsobjekte für meine erste Liebesstiftung ausfindig zu machen. Mein Blick fällt auf einen gut aussehenden, aber etwas traurig dreinblickenden jungen Mann und eine ebenfalls verzagt wirkende junge Frau, die auf eine, wegen eines »technischen Gebrechens zu unregelmäßigen Fahrzeiten« verspätete, U3 warten – etwas wofür früher ich Sorge getragen hatte. »Hervorragend«, denke ich mir und ziehe einen von Amors Liebespfeilen aus dem Köcher, spanne die Sehne des Bogens und verschieße meinen ersten Pfeil. Als wenig geübter Schütze treffe ich Leon, den ich als Versuchsobjekt meiner ersten Stiftung amouröser Verhältnisse auserkoren hatte, erst beim zweiten Versuch. Blattschuss! Direkt in Leon’s Herz! Als ich an Luise heranschwirre, verfehle ich mein Ziel zuerst. Der Liebespfeil prallt am U-Bahnwagen ab, erreicht ihr Herz aber durch eine glückliche Fügung dennoch. Der Anfang ist getan und ich bin mit meiner Leistung höchst zufrieden! Ich flattere in die U-Bahn, um zu sehen, welche Wirkung meine erstmalige Tätigkeit als Liebesschütze auf Leon und Luise haben würde und kann mit mir zufrieden sein. Die beiden steigen an der gleichen Station aus. Leon wollte eigentlich zum Bahnhof Wien Mitte, aber einer inneren Eingebung folgend, steigt er doch in der Herrengasse aus, um in der nahegelegenen Buchhandlung einen Reiseführer über die Amalfiküste zu erwerben. Jetzt müssen sich meine Versuchsobjekte nur noch kennenlernen! Zufälle im Leben sind ja häufige Gründe, um in ein erstes Gespräch und sich einander näher zu kommen. Und so stelle ich der jungen Dame ganz zufällig ein Bein, was sie stürzen und den Inhalt ihrer Handtasche über den Gehsteig verstreuen lässt. Der vom Liebespfeil Getroffene eilt galant zu Hilfe und so wird aus anfänglich schüchternen Blicken ein erstes Kennenlernen. Der Entschluss, einen Kaffee im nahegelegenen Palmenhaus im Burggarten zu trinken, war schnell gefasst. TRACKVERLAUF Unsere beiden, von Amors Pfeilen Getriebenen, machen sich auf, die Herrengasse entlang, überqueren den Michaelerplatz und spazieren durch die Reitschulgasse. Unterwegs passieren sie allerhand Sehenswertes, wie das Looshaus und die Augustinerkirche. Hier finden sonntags um 11:00 Uhr im Rahmen der Messe großartige Chorkonzerte statt, die Musikfreunde keinesfalls verpassen sollten. Als Leon und Luise an den Stallungen der Hofreitschule vorbeikommen, erfreuen sie sich am Anblick der weltberühmten Lipizzaner, die neugierig aus ihren Verschlägen schauen. Als Engel habe ich die dünne Kette der Absperrung schon einmal überflogen. Das Personal schaut gerne darüber hinweg, wenn man freundlich um Erlaubnis fragt – unter der Woche ist das kein Problem, an einem Samstag nicht unbedingt empfehlenswert. Weiter geht`s an der Albertina vorbei. Auch nach Kunstsinnigem ist den beiden gerade nicht zumute, und so streben sie plaudernd dem Burggarten entgegen, um in dem sonnigen Gastgarten des dortigen Cafés Platz zu nehmen. Das Palmenhaus bietet übrigens eine einzigartige Kulisse, um sich näher zu kommen, wenn ihr euch nicht ohnehin schon nahe seid. Im Burggarten lässt es sich picknicken, am Schoß des anderen liegend von der gemeinsamen Zukunft träumen oder euch Geschichten aus der Vergangenheit erzählen. Nachdem sich Leon und Luise bei einem angeregten Gespräch nähergekommen sind, entschließt man sich noch ein wenig durch den Burggarten zu schlendern. Von dort führt sie unser Track weiter den Ring entlang, durch das Burgtor zum Heldenplatz; dann zur Hofburg, um über den Michaela- und Ballhausplatz durch das Tor in den Volksgarten zum Rosengarten zu gelangen. Zwischen hunderten Rosenstöcken nehmen sie in einer ruhigeren Ecke Platz und tauschen ihren ersten zärtlichen Kuss aus! Sieg auf der ganzen Linie! Und das bei meinem ersten Versuch, dem ach so erschöpften Amor »ein wenig unter die Arme zu greifen«. »Die Liebe – Hach!«. Was gibt’s Schöneres für Frisch- und Langverliebte, als die Wiener Innenstadt händchenhaltend zu begehen. Es gibt zu sehen, zu bestaunen und gemeinsam zu genießen. Kultur, verborgene Knutschwinkel, Parks, um auf Wiesen liegend zu schmusen, oder einfach nur gemeinsam in den blauen Himmel zu schauen. Und so überfliege ich staunend den 1. Bezirk mit all seinen Impressionen, duftend grünen Parks, romantischen Gässchen und Innenhöfen und begreife langsam den Zauber der Liebe. AUGUSTINERKIRCHE Als ehemals morbider Engel, an der Augustinerkirche vorbeiflatternd, bleibt mir nichts anderes übrig, als die sogenannte »Herzerlgruft« als Trackpoint ins Programm zu nehmen. Es war König Ferdinand IV, der testamentarisch verfügte, dass sein Herz nach seinem Tod der Gottesmutter zu Füßen gelegt werden sollte. Damals entstand der Brauch, die Herzen der Habsburger in der nun geschaffenen Herzgruft beizusetzen. Leider ist dieser Teil der Kirche nicht öffentlich zugänglich. Aber die sogenannte Loretto-Kapelle ist unbedingt sehenswert und dass die Liebe etwas Unsterbliches sein möge, daran sollen euch die beigesetzten Herzen beim Besuch in der Augustinerkirche schließlich erinnern. GRÜNE INNENSTADTOASE Diese Parkanlage ist wohl eine der schönsten der Innenstadt. Sie wurde einst unter Mitwirkung von Kaiser Franz Joseph, einem ausgebildeten Gärtner, als englischer Landschaftsgarten angelegt und der Kaiser höchstpersönlich nahm auch die Auswahl neuartiger Pflanzen aus der ganzen Welt vor. Erst 1919 wurde die Anlage der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Und was soll ich euch sagen: kein besseres Plätzchen, um ersten Liebestaumel auszuleben, war mir auffindbar.Kaum wo lässt sich besser lauschige Zweisamkeit genießen, als in diesem 38.000m2 Park mit Wiesen, schattenspendenden Bäumen und einem groß angelegten Teich, an dessen Ufer es sich herrlich träumen lässt! Das Palmenhaus ist eine zusätzliche Attraktion dieser wunderbaren Anlage. Wer Durst oder Hunger bekommt, lässt sich in der darin untergebrachten Brasserie kulinarisch verwöhnen. Innen wie außen, im sommerlichen Garten ein absolutes Muss für Verliebte oder ein erstes Date! Die daneben befindliche Orangerie lässt sich übrigens für Feste mieten. Nur für den Fall, dass aus einer kleinen Amour ein offiziell-zeremonielles Ereignis wird. Wer Derartiges noch nicht planen will, sollte im danebenliegenden Schmetterlinghaus vorbeischauen. Die tropische Atmosphäre lässt den hormonell erhitzten Körper abkühlen und es gilt tausende freifliegende Schmetterlinge zu bestaunen, die sich bestens mit denen im Bauch vertragen. Kurz: Der Burggarten ist für alle Liebenden ein Pflichtbesuch. DIE WEISSE DAME Wie ich so in Richtung Volksgarten fliege, denke ich mir: »Besuch doch die liebe Kollegin aus dem Amt für Übersinnliches«. Sie narrte über Jahrhunderte die erzkatholischen Habsburger, die aber trotz ihrer weltberühmten Gottesfürchtigkeit, der sogenannten »Pietas Austriaca« immer als besonders abergläubisch galten. Nichts wie hin, denn sie war immer eine der originellsten Kolleginnen. Sie machte sich im 17., 18. und sogar bis ins 19. Jahrhundert hinein einen Spaß daraus, stets von Kopf bis Fuß weiß gekleidet (im 19. Jahrhundert trug sie zu allem Überfluss sogar noch einen modischen Damenhut), ruhig und gelassen an den gottesfürchtigen Leutchen vorbeizuschreiten und so plötzlich wieder zu verschwinden, wie sie aufgetaucht war. Die »Weiße Dame« konnte zu jeder Tages- oder Nachtzeit durch die Gemächer oder Höfe wandeln und ziemliche Verwirrung stiften – Großartigst! Ich habe sie stets für ihre Coolness bewundert. Versuchte ein Beobachter die schöne Frau zu verfolgen, so bog sie einfach um die nächste Ecke und ward nicht mehr gesehen. Dem Erscheinen der »Weißen Dame« im Zentrum der Habsburgermacht wurde lustigerweise stark prognostischer Charakter zugesprochen. Trug die vornehme Dame weiße Handschuhe, so stand nach allgemeiner Meinung eine Geburt in der Hofburg bevor, die bei den Habsburgern selbstverständlich eine vorherige Hochzeit bedingte. Hüllte die beamtete Geistergestalt hingegen ihre Hände in schwarze Handschuhe, stand ein Unglück, meist ein Todesfall, unmittelbar bevor. Zuletzt soll die »Weiße Dame« drei Tage vor der Ermordung von Thronfolger Franz-Ferdinand in Sarajewo 1914 gesehen worden sein. Seither ist ihr ziemlich fad in den verwinkelten Gemäuern der Hofburg. Ich werde ihr vorschlagen, sich künftig dem Bundespräsidenten zuzuwenden. Der wird Augen machen! ROSENDUFT IM ZAUBERGARTEN Noch immer in Amtsmissbrauchsstimmung flattere ich weiter. Nachdem ich den Volksgarten überfliegend, auf den wunderbaren Rosengarten stoße, kennt mein Entzücken keine Grenzen – so etwas Reizendes gibt’s in Wien? Da müssen Leon und Luise hin, keine Frage! Glückes Fügung brauche ich nichts anzustellen, denn meine Schützlinge finden den Weg ganz ohne mein Zutun in dieses kleine Paradies. Der Rosengarten ist nicht groß, dafür umso romantischer. Hier finden Liebende hunderte Rosenstöcke, ebenerdige Sträucher, aber auch zwei Meter hohe Rosenungetüme von einzigartiger Schönheit. Um all die Pracht genießen zu können, gibt es hier zahlreiche Bankerl und Sitzgelegenheiten. Optimal, um sich nach einem Stadtspaziergang eine kleine Pause zu gönnen und händchenhaltend über die hoffentlich strahlende Sonne zu freuen. Herrlich! Einfach nur sitzen und die liebenswerte Atmosphäre inhalieren, sich Zärtlichkeiten ins Ohr flüstern oder sich busselnd entspannen. Das ist der rechte Ort dafür. Ich bin begeistert! Es ist ein Platz, an dem Frisch- und Langverliebte gleichermaßen Freude haben, wo Studenten am Laptop statt zu arbeiten, romantische Mails an ihre Liebsten senden. Wo Jung und Alt Entspannung finden. Kurz – ein Garten, der sowohl von Einheimischen, als auch von Touristen genützt und genossen wird. Ein Track aus dem Buch BUSSI BUSSI Autor: Fred Stampach Eine Umrundung des »inoffiziellen Wiener Central-Parks« mit Skyline der TwinTowers!
Im Erholungsgebiet Wienerberg zu stehen, ist ein richtig »urbiges-Gefühl«. Mein Blick schweift über das stille Gewässer, zum Schilf- und Grüngürtel im Hintergrund weiter zu den Hügeln des Wienerwaldes am Horizont und – mittendrin in diesem Szenario – zu den gewaltigen Bauten des BusinessPark Vienna mit ihren TwinTowers. Die Skyline erinnert mich in diesem Augenblick etwas an New York und sofort bekommt das Erholungsgebiet den Namen »inoffizieller Central Park Wien«. Durch die Halbautobahn Triester-Straße ist der Wienerberg eigentlich zweigeteilt. Diese Erkundungstour beschränkt sich auf den östlichen Teil, der von den Lehmteichen der ehemaligen Ziegelgewinnung geprägt ist. Mit ein bisschen Glück kann man hier der Sumpfschildkröte und munteren Fischen begegnen. Baden ist im großen Teich erlaubt, allerdings kippt die Wasserqualität im Hochsommer recht schnell, da sollte man sich auf die Nase verlassen. ;-) Laut Auskunft der Stadt Wien schwimmt man aber unbedenklich. Im Wienerberg Arial befinden sich viele Picknick- und Liegemöglichkeiten. Spiel-, Fußball-, Beachvolleyball- und Streetballplätze sowie ein Kräutergarten und einige Apfelbäume (köstliches Obst!) lassen sich ebenfalls dort aufspüren. Noch etwas zum westlichen Teil des Wienergbergs: Hier befindet sich ein Golfplatz und der BusinessPark Vienna, die beide auf dem Arial der ehemals größten Wiener Mülldeponie errichtet wurden, die heute noch Quecksilber und andere Schadstoffe ins Grundwasser abgibt. An der Deponieoberfläche wurden erhöhte Methanwerte gemessen. Also hier nicht ernten, baden oder lange schlafen ;-). TRACKVERLAUF Startpunkt ist in der Grohnergasse, die direkt in den Friedrich-Adler-Weg mündet. Hier ein kurzes Stück nach rechts und bei der ersten Möglichkeit nach links in das Areal einbiegen. Geradeaus bis zu einem hölzernen Brückchen. Dieses überquert man (links) und beginnt den Teich zu umrunden. Ob man nun den Weg auf der Karte nimmt oder auf eigene Faust spaziert, ist egal. Die interessantesten Punkte sind jedenfalls im Plan (unten) eingezeichnet. HISTORISCHES Arsenal, Hauptzollamt, Semmeringbahn und viele Wohnhäuser haben eines gemeinsam: Sie sind erbaut aus den Ziegeln der lehmreichen Erde des Wienerbergs. Von den Römern bis zu den 1960er Jahren war jenes Gebiet hauptsächlich der Ziegelgewinnung untertan. Der Höhepunkt des Lehmabbaus wurde mit der von Maria Theresia errichteten staatlichen Ziegelfabrik erreicht. Aus diesem Werk entwickelte sich die Firma Wienerberger, die heute weltweit tätig ist. Dunkle Jahre gab es auch am Wienerberg. Um 1870 begann eine Ausbeutung der Ziegelarbeiter. Diese erhielten nur Werkslohn und Arbeitszeiten von bis zu 20 Stunden am Tag waren keine Seltenheit. Geschlafen wurde in »Massenlagern« auf Stroh. 1960 wurde der Abbau unrentabel und die Stadt Wien begann die entstandene »Mülldeponie« in ein Erholungsgebiet umzugestalten. KÖSTLICH: ÄPFEL IM SCHLAFROCK Ein altes, leckeres Rezept und günstig obendrein! Mit »Schlafrock« ist der Backteig gemeint, in den die Äpfel »hineinschlüpfen«. Hier die Zutaten für 4 Portionen: 1 Ei, 120g Mehl, 1/4 Liter Milch, 4 Äpfel, Salz, Zimt und Staubzucker;
Ein Track aus dem Buch WIEN GEHT Autorin: Jine Knapp Ein nobler Spaziergang durch ehemalige, kaiserliche Jagdgebiete.
Luxuriöser geht's an einem Sonntagnachmittag kaum. Vollkommen ausgeschlafen und mit Picknickkorb bewaffnet, marschieren die Urbs Richtung Lainzer Tor, um einmal im Freien richtig zu faulenzen. Haufenweise Lagerwiesen von schattig bis sonnig hat dieser Track zu bieten. Der Weg ist eben und gemütlich zu meistern und Eindrücke gibt es eine Menge. Der verträumte Garten und die üppigen Räume der Hermesvilla versetzen einen in eine andere Zeit und Rotwild, Mufflons, sowie Urs wecken wahre Beobachtungsfreude. TRACKVERLAUF Durch das Lainzer Tor gelangt man auf einen kleinen Platz mit Besucherzentrum. Hier den gerade verlaufenden, asphaltierten Weg (Richtungsverlängerung des Toreingangs) nehmen. Zur Orientierung – rechts ist ein Tiergehege mit verschiedenem Rotwild und auf der linken Seite ein Kinderspielplatz. Ein Stück die Allee geradeaus, bis links ein kleiner Wiesenweg abzweigt, der zum Hohenauer Teich führt, in dem es nur so von Karpfen wimmelt, die allesamt sehr hungrig sind ;-) und Enten, die ebenfalls dort beheimatet sind, essenstechnisch aber kaum zum Zug kommen. Zurück auf den breiten, asphaltierten Weg wieder ein kleines Stück geradeaus, bis wieder links ein Weg abzweigt, der an dem Gehege mit Auerochsen vorüberführt. Am Ende des Pfades nach rechts, der wieder auf den breiten Hauptweg führt (Wegweiser Hermesvilla). Weiter, vorbei an einigen Lagerwiesen, bis zum Eingang in den Hof der Hermesvilla. Nach einem wahrscheinlichen Rundgang durch den Garten, geht es bei dem Eingang gegenüberliegenden Tor wieder hinaus, über die kleine Brücke, bis zu einer Weggabelung, die man einfach geradeaus geht (es gibt hier zwar diverse Wegweiser, aber keinen mit Lainzer Tor). Nun geht es in einem großen Rechtsbogen, wieder an Lager und Futterwiesen vorbei bis zu einem Wegweiser – Lainzer Tor-Naturlehrpfad. Bei Interesse kann nun dieser Pfad gewählt (Waldlehrpfad mit Mufflon- und Damhirschgehege), oder der breite, asphaltierte Weg weitergewandert werden, um am Ende auch wieder beim Lainzer Tor anzukommen. HISTORISCHES Die Hermesvilla liegt in einem ehemaligen kaiserlichen Jagdgebiet, dem Lainzer Tiergarten. Franz Joseph hat die Villa einst seiner Gattin Elisabeth, der legendären Sisi, geschenkt – als »Schloß der Träume«. 1882 bis 1886 baute der Architekt Carl von Hasenauer das Schlösschen, dessen Name sich von der im Garten stehenden Hermes-Statue ableitet, die von der Kaiserin persönlich in Auftrag gegeben wurde. Das Gebäude ist ein typisches Beispiel des spätromantischen Villenbaus. Heute gibt es in der Hermesvilla viele Sonderausstellungen zu kulturgeschichtlichen Themen. Auch kaiser- liches Mobiliar sowie eine Modesammlung können hier begutachtet werden. Zur Innenausstattung gehören auch Gemälde von Hans Makart, Gustav Klimt und Viktor Tilgner. Nirgendwo sonst lassen sich Kultur- und Naturgenuss so einfach verbinden. DAS UR KEHRT ZURÜCK Der Auerochse oder das Ur ist der Stammvater europäischer Hausrinder. Durch Höhlengemälde und Knochenfunde konnte man sein ursprüngliches Aussehen rekonstruieren. Mit einer Kopfrumpflänge von über drei Meter, einer Schulterhöhe bis 1,90 Meter und einem Gewicht bis zu einer Tonne war der Auerochse bis zur letzten Eiszeit das mächtigste Landtier Europas. Sie besiedelten die offenen Wälder und ernährten sich von Gräsern, Laub und Eicheln. Im Jahr 1627 ist die letzte lebende historische Auerochsenkuh in Polen gestorben. In den 30er Jahren begannen die Gebrüder Heck mit der Rückzüchtung des Urs, die dem ausgestorbenen Tier in vielen Eigenschaften sehr ähnlich ist. Am Weg zur Hermesvilla können nun die Nachkommen dieser eigentlich verschwundenen Tierart beobachtet und bewundert werden. Ein Track aus dem Buch WIEN GEHT Autorin: Jine Knapp Die Wien entlang – begleitet von urbaner Subkultur bis prunkvoller Dekadenz.
Rucksack geschnürt, diesmal nicht mit Proviant, sondern mit freudiger Erwartung gefüllt, in der Hoffnung auf Fundstücke und Raritäten des Floh- und Naschmarkts. Zuvor beschlossen wir Urbs aber, an einem ungewöhnlichen Punkt der Wienzeile zu starten (Längenfeldgasse) und am Tour-ende am Karlsplatz zu landen. Der Track führt uns durch die Subkultur rund um den Gürtel, vorbei an den Prunkbauten der Wienzeile und Ikonen des Jugendstils bis zur Karlskirche – dem Vorzeigeobjekt des barocken Sakralbaus. Aber nicht nur architektonisch, sondern auch atmosphärisch ist dieser Weg sehr abwechslungsreich. Eine naturbelassene Stadtwildnis, einsame Gassen und Plätze, reger Verkehrslärm, massenhaft Sportmöglichkeiten (Skateboarden, Basket-, Fuss- und Volleyball), buntes Treiben und Gruppenkuscheln sowie stille Kirchenaura und erholsame Parks – das alles findet man hier. Das Einzige, was einen immer begleitet, sind die Tauben. Von weiß bis schwarz, grau bis braun, schön schillernd bis zerrupft, sie bleiben treue Weggefährten. TRACKVERLAUF Hinter dem ersten U-Bahngebäude Längenfeldgasse, Aufgang Storchengasse befindet sich der Bruno-Pittermann-Platz. Diesen in Flussrichtung der Wien überqueren bis zum zweiten U-Bahnabgang. Hinter dem Gebäude die schmale Dunklergasse einbiegen und sich immer neben der U-Bahnmauer halten, bis links eine Unterführung kommt. Hindurch und vorbei an Skate- und Basketballanlage bis zum Übergang des Gaudenzdorfer Gürtels (Burger King). Diesen überqueren und durch die Grünfläche (Stadtwildnis) Richtung U-Bahnstation Margaretengürtel wandern. Hier leicht rechts hinauf und über den Margaretengürtel. So landet man im Bruno-Kreisky-Park, an dessen Ende der Wienfluss wieder sichtbar wird und man ab jetzt nur noch seinem Lauf folgt. Vorbei an der U-Bahn Station Pilgramgasse, durch den Naschmarkt hindurch, bis zur Secession. Hier die Operngasse in Richtung Kunsthalle überqueren, an dieser vorbei, durch die Unterführung in den Resselpark und ab jetzt dem Antlitz der Karlskirche folgen. HISTORISCHES Die Wienzeile – hier baute sich das reiche Bürgertum der Jahrhundertwende seine Residenzen. Es entwickelte sich eine architektonisch interessante Kulisse, die von altdeutscher Romantik bis zum überladenen Neobarock reicht und sich mit kuriosen Jugendstil-Elementen vermischt. Kuppeln, Dächer, Ecktürme und Balkone – alle reich bestückt mit Ornamenten, Skulpturen und Wappen. In den 50er Jahren wurden leider viele der Prunkbauten im Modernisierungswahn abgeräumt, aber zum Glück ist ein Teil des Flairs erhalten geblieben. Gegen Ende der Wienzeile (Nr. 38) befindet sich ein Jugendstilhaus von Otto Wagner mit interessanten, vergoldeten Medaillons von Kolo Moser. Krönender Abschluss dieser Zeitreise ist natürlich die Secession, 1898 von Josef Olbrich erbaut, die mit ihrem goldenen »Krauthäupl« – Blicke auf sich zieht. SAUERKRAUT UND SALZGURKEN Wer gerne mit saisonalem Obst, Gemüse und Kräutern kocht, sei es aus Umwelt- und Gesundheitsgründen, oder um Bauern zu unterstützen, ist am Naschmarkt genau richtig. Hier trifft man auch auf Naschmarkt Originale, wie zum Beispiel den »Gurken-Leo« mit seinem Sauerkraut- und Salzgurkenfässern, der gerne darüber plaudert, wie wichtig doch diese Lebensmittel für uns einst waren. Und recht hat er, denn gerade das Sauerkraut war vor der Globalisierung der wichtigste Vitamin-Lieferant (A, B, C, K) in unserer Region und verhinderte im Winter sämtliche Mangelerscheinungen. Auch sonst muss das Kraut sich nicht verstecken, denn es ist extrem kalorienarm, fast fettlos und reinigt den Darm. Aber auch die leckeren, internationalen Köstlichkeiten am Naschmarkt sind nicht zu verachten und stillen jegliches Fernweh! Ein Track aus dem Buch WIEN GEHT Autorin: Jine Knapp |