Die Wien entlang – begleitet von urbaner Subkultur bis prunkvoller Dekadenz.
Rucksack geschnürt, diesmal nicht mit Proviant, sondern mit freudiger Erwartung gefüllt, in der Hoffnung auf Fundstücke und Raritäten des Floh- und Naschmarkts. Zuvor beschlossen wir Urbs aber, an einem ungewöhnlichen Punkt der Wienzeile zu starten (Längenfeldgasse) und am Tour-ende am Karlsplatz zu landen. Der Track führt uns durch die Subkultur rund um den Gürtel, vorbei an den Prunkbauten der Wienzeile und Ikonen des Jugendstils bis zur Karlskirche – dem Vorzeigeobjekt des barocken Sakralbaus. Aber nicht nur architektonisch, sondern auch atmosphärisch ist dieser Weg sehr abwechslungsreich. Eine naturbelassene Stadtwildnis, einsame Gassen und Plätze, reger Verkehrslärm, massenhaft Sportmöglichkeiten (Skateboarden, Basket-, Fuss- und Volleyball), buntes Treiben und Gruppenkuscheln sowie stille Kirchenaura und erholsame Parks – das alles findet man hier. Das Einzige, was einen immer begleitet, sind die Tauben. Von weiß bis schwarz, grau bis braun, schön schillernd bis zerrupft, sie bleiben treue Weggefährten. TRACKVERLAUF Hinter dem ersten U-Bahngebäude Längenfeldgasse, Aufgang Storchengasse befindet sich der Bruno-Pittermann-Platz. Diesen in Flussrichtung der Wien überqueren bis zum zweiten U-Bahnabgang. Hinter dem Gebäude die schmale Dunklergasse einbiegen und sich immer neben der U-Bahnmauer halten, bis links eine Unterführung kommt. Hindurch und vorbei an Skate- und Basketballanlage bis zum Übergang des Gaudenzdorfer Gürtels (Burger King). Diesen überqueren und durch die Grünfläche (Stadtwildnis) Richtung U-Bahnstation Margaretengürtel wandern. Hier leicht rechts hinauf und über den Margaretengürtel. So landet man im Bruno-Kreisky-Park, an dessen Ende der Wienfluss wieder sichtbar wird und man ab jetzt nur noch seinem Lauf folgt. Vorbei an der U-Bahn Station Pilgramgasse, durch den Naschmarkt hindurch, bis zur Secession. Hier die Operngasse in Richtung Kunsthalle überqueren, an dieser vorbei, durch die Unterführung in den Resselpark und ab jetzt dem Antlitz der Karlskirche folgen. HISTORISCHES Die Wienzeile – hier baute sich das reiche Bürgertum der Jahrhundertwende seine Residenzen. Es entwickelte sich eine architektonisch interessante Kulisse, die von altdeutscher Romantik bis zum überladenen Neobarock reicht und sich mit kuriosen Jugendstil-Elementen vermischt. Kuppeln, Dächer, Ecktürme und Balkone – alle reich bestückt mit Ornamenten, Skulpturen und Wappen. In den 50er Jahren wurden leider viele der Prunkbauten im Modernisierungswahn abgeräumt, aber zum Glück ist ein Teil des Flairs erhalten geblieben. Gegen Ende der Wienzeile (Nr. 38) befindet sich ein Jugendstilhaus von Otto Wagner mit interessanten, vergoldeten Medaillons von Kolo Moser. Krönender Abschluss dieser Zeitreise ist natürlich die Secession, 1898 von Josef Olbrich erbaut, die mit ihrem goldenen »Krauthäupl« – Blicke auf sich zieht. SAUERKRAUT UND SALZGURKEN Wer gerne mit saisonalem Obst, Gemüse und Kräutern kocht, sei es aus Umwelt- und Gesundheitsgründen, oder um Bauern zu unterstützen, ist am Naschmarkt genau richtig. Hier trifft man auch auf Naschmarkt Originale, wie zum Beispiel den »Gurken-Leo« mit seinem Sauerkraut- und Salzgurkenfässern, der gerne darüber plaudert, wie wichtig doch diese Lebensmittel für uns einst waren. Und recht hat er, denn gerade das Sauerkraut war vor der Globalisierung der wichtigste Vitamin-Lieferant (A, B, C, K) in unserer Region und verhinderte im Winter sämtliche Mangelerscheinungen. Auch sonst muss das Kraut sich nicht verstecken, denn es ist extrem kalorienarm, fast fettlos und reinigt den Darm. Aber auch die leckeren, internationalen Köstlichkeiten am Naschmarkt sind nicht zu verachten und stillen jegliches Fernweh! Ein Track aus dem Buch WIEN GEHT Autorin: Jine Knapp Comments are closed.
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