Polymorphe Begegnungen auf dem Weg durch die Hietzinger Berg- und Talwelt.
Scheinbar ziellos bewegen sich zwei aufmerksam beobachtende Urbs auf den Gassen durch diesen gewitterschwangeren Tag. Ziellos? Nein, es gibt ein Ziel: Begegnungen. Das Treffen auf Menschen in verschiedensten Situationen – am Würstelstand pausierende, Sehenswürdigkeiten frönende, Gräber pflegende, Business getriebene oder Freizeit genießende. Auf diesem Track stolpert der Begeher von einer Kulisse in die nächste – die einerseits historisch gewachsen und andererseits exakt konstruiert wurden – und trifft auf Darsteller und Statisten dieser realen Bühnen. Nicht nur Schönbrunn ist ein perfektes Ensemble aus Bauwerken, um sich darin wie in einem Film zu fühlen, sondern auch kleinere Orte erzeugen diese Atmosphäre. Klappe die Erste: Marillenalm – der Garten eines ehemaligen Bordells der Jahrhundertwende – heute ein düsterer Park. Weitere Kulissen: Altwiener Würstelstand, Freitodbrücke Tivoli, majestätische Gloriette, original Tiroler Almhütte, Hochsicherheitstrakt ORF-Zentrum, grünes Vorstadtparadies,... TRACKVERLAUF Die Schönbrunner Straße überqueren und in die Theresienbadgasse (Bücherzentrum) einbiegen. Rechts am Bad vorbeispazieren. Anschließend über die Ruckergasse in die Rosasgasse bis zur Bischoffgasse gehen. In diese links einbiegen. An deren Ende stößt man auf die Tivoligasse – in diese rechts hinein und bis zum Eingangstor der Marillenalm marschieren. Nun geht es durch diesen Park bergauf bis zur Brücke an der Hohenbergstraße, die direkt zum »Maria Theresia Tor« des Schönbrunner Schloßparks führt. Danach geradeaus, vorbei an der Gloriette zum Tiroler Hof. Kurz vor diesem links in den Schotterweg einbiegen, der zum »Tiroler Tor« führt. Hier befindet sich der Maxingpark und der Friedhof Hietzing. Nach derem eventuellen Besuch stadtauswärts die Elisabethallee entlang, direkt auf den Küniglberg. Anschließend durch den kleinen Wald hinab zur Lainzer Straße. Diese ein Stück nach links wandern, dann überqueren und in die Veitingergasse eintreten. Weiter bis zur Josef-Gangl-Gasse, die auf den Roten Berg führt. Hier über einen der Wiesenwege hinunter zur Hietzinger Hauptstraße und durch die Testarellogasse bis zur U-Bahn Station Ober Sankt Veit. HISTORISCHES Es ist nicht leicht etwas über Schönbrunn zu erzählen, das unbekannt ist. Doch auch diese Anlage hat Geheimnisse. Der Tiergarten, der übrigens der älteste Zoo der Welt ist, beherbergt ein Kerngebäude: den achteckigen Kaiserpavillon. Sein Erschaffer, Kaiser Franz Stephan, ließ bei der Planung seine Kenntnisse um die Zahlenmagie (Kabbala) einfließen. So illustriert z.B. das Deckengemälde die alchemistische These, dass alles in der Welt der Wandlung unterworfen ist. Kreisförmig um den Pavillon wurden 12 Logen für Tiere angeordnet, genauso viele, wie es Tierkreiszeichen gibt. Geht man ins Detail, wird klar, dass die gesamte Menagerie ein einziger »magischer Schaltplan« ist und das Konzept sich bis in den Schloßgarten zieht. Jedem »Mystik«-Interessierten sei das Buch »Tiergarten Schönbrunn« von Gerhard Kunze sehr ans Herz gelegt. (K)EIN(E) ALLESFRESSER Auf diesem Track findet bestimmt ein Rendezvous statt: eines mit Eichhörnchen. Sowohl in Schönbrunn – hier sind sie besonders frech – als auch am Friedhof und am Roten Berg. Biologisch gesehen, gehören die Hörnchen zu den Allesfressern. Doch wenn so ein Tierchen mit einer Rumkugel im Gebüsch verschwindet, muss ich mein Vertrauen in den Menschenverstand der Fütterer revidieren. Weißbrot, Kekse und Schoko würde der Magen des Eichhörnchens zwar verdauen, doch diese Genussmittel führen zu Zahnschäden. Für einen frei lebenden Nager ist das der Tod. Gegen Füttern ist im Gegensatz zu anderen Tierarten kaum etwas einzuwenden, denn die Hörnchen überfressen sich nicht, der Rest wird versteckt. Die richtigen Leckerbissen sind: Hasel- und Walnüsse, Sonnenblumenkerne, Apfelstücke, Trauben und Rosinen. Ein Track aus dem Buch WIEN GEHT Autorin: Jine Knapp Comments are closed.
|