Unterwegs auf traditionellen Pfaden – in fünf Tagen nach Mariazell!
Pilgern, wallfahrten oder zu Fuß gehen, nennen wir es, wie wir wollen. Eine Wanderung nach Mariazell ist jedenfalls immer ein besonderes Erlebnis. Aus allen Himmelsrichtungen strömen Menschen in den wohl bekanntesten Wallfahrtsort Österreichs, und wir sind mit dabei – wie es sich für einen richtigen WildUrb gehört, natürlich zu Fuß. Die rot-weiß-rote Markierung, die Zahl 06 und die gelben Wegweiser mit der Aufschrift »Wiener Mariazellerweg« werden unsere ständigen Begleiter sein. ETAPPE 1 Perchtoldsdorf – Mayerling
Die Pilgerwanderung beginnt bei der Kirche des Perchtoldsdorfer Marktplatzes. Durch die Hyrtlgasse, den schräg nach rechts querenden Begrischpark und die Hyrtlallee erreicht man eine markierte Abzweigung am Waldrand. Kurz nach einem Schranken der Markierung bis zur Franz-Ferdinand-Hütte folgen. Auf Waldwegen steigt man etwas später zur genannten Hütte auf und kann einen letzten Blick auf Wien werfen. Weiter auf einer Forststraße, der Markierung folgend. Etwas später nach links auf den markierten Waldsteig zur Kammersteinerhütte abbiegen, weiter auf einer Forststraße vorbei an den Gasthäusern Salzstanglwirt und Seewiese zu einer Kreuzung, an der die Höllensteinhütte angeschrieben ist. Hier nicht dem Weg zur Hütte folgen, sondern den Weg rechts davon wählen und bis zum Kreuzsattel wandern (gelb). Dort links abbiegen, über einen Waldpfad und eine Weide bergab und an der Asphaltstraße wieder bergauf wandern, vorbei am Schloss Wildegg bis nach Sittendorf. Im Ort links in die Hauptstraße einbiegen, nach wenigen Metern wieder nach rechts, den Markierungen folgen und die Straße in den Wald verlassen. Um sich die Meter entlang der Autobahn zu ersparen, folgen wir bei der nächsten Wegkreuzung nicht den roten Markierungen, sondern dem gelben Wegweiser und dem Weg mit der blauen Markierung. Über Güterwege erreicht man die Anhöhe Füllenberg. Einmal rechts und links, und wir erreichen bergab wandernd die Autobahn und unterschreiten diese. Der Friedhofsallee bis zur Hauptstraße folgen, das Zentrum von Heiligenkreuz erreicht man über den Kreuzweg oder die Straße. Das Stiftsgelände betreten wir durch das kaum übersehbare Tor. Rechts vom Klosterhof verlässt man durch ein weiteres Tor das Stiftsgelände, folgt geradeaus den Stufen aufwärts, gelangt über die Bundesstraße und eine Wiese auf einen Weg, der neben der Straße am Waldrand verläuft. Die Bundesstraße wird etwas später neuerlich überquert, über Forst- und Asphaltstraßen erreichen wir den kleinen, aber bekannten Ort Mayerling. Tot, aber noch immer lebendig Viele Menschen verbinden mit dem kleinen Ort Mayerling nur ein Ereignis: das »Drama von Mayerling«. Es war der 30. Jänner 1889, als der damalige Kronprinz Rudolf von Österreich-Ungarn im Schloss Mayerling gemeinsam mit seiner minderjährigen Geliebten Mary Vetsera tot aufgefunden wurde. Es dauerte aber Jahrzehnte, bis ein klein wenig Licht in das »Verschwörungsdunkel« gebracht wurde, denn die Öffentlichkeit wurde vom kaiserlichen Hof mit nicht sonderlich vielen Informationen gefüttert, was die unterschiedlichsten Verschwörungstheorien nährte. Selbstmord? Umsturzpläne? Man weiß es nicht hundertprozentig. Die Touristenbusse in Mayerling stört das wenig – der Mythos lebt. ETAPPE 2 Mayerling – Kaumberg
In Mayerling folgen wir 50 Meter der Bundesstraße, biegen links und nach 750 Metern rechts ab und wandern auf Asphalt- und Wiesenwegen nach Maria Raisenmarkt hinab. Wir halten uns rechts, landen auf einer Forststraße, verlassen diese aber kurz darauf nach links in den Wald. Wer das Peilsteinhaus nicht besuchen will, geht auf der markierten Forststraße geradeaus weiter nach Holzschlag. Vorbei an der Ruine Arnstein wandern wir in Richtung Peilsteinhaus. Ein kurzes Stück vor dem Haus zweigt der Weg nach Holzschlag ab. Im kleinen Ortsteil angekommen, folgen wir einem Waldpfad hinab. Kurz vor der Ortschaft Nöstach biegen wir links ab und erreichen Hafnerberg. Bei der dortigen Wallfahrtskirche führt uns ein Kreuzweg bergauf an einer Kapelle vorbei und wieder für 500 Meter auf eine Asphaltstraße. Weiter auf einem Wiesen- und Waldweg erreicht man bergab über den Ganslsteig den Eisgrabenbach.Kurz vor einem Gehöft biegt man rechts ab. Über einen Holzsteg nochmals den Bach queren, und man trifft auf eine Kreuzung mit mehreren Wegweisern. Hier dem Weg nach Klein-Mariazell folgen. An der dortigen Kirche vorbei, entlang einer Birkenallee auf eine Anhöhe und kurz darauf in den Wald abbiegen. An der folgenden Asphaltstraße in Richtung St. Corona wandern, nach einer Linkskurve über eine Brücke den Bach queren. Ein kurzer, etwas steilerer Anstieg erwartet uns, danach flacht der Weg ab und führt über eine Wiese in den Wald. Dem markierten Weg folgend erreichen wir einen breiteren Forstweg und in weiterer Folge einen Wiesenweg am Waldrand. Wir achten hier besonders auf die Markierungen, eine Bachquerung später erreicht man bald das Gehöft Fersengelder. Kurz danach wird die Triesting und nach ca. einem Kilometer auf der Straße eine stillgelegte Bahnlinie überquert. Den Radweg neben der Bundesstraße entlangwandern, nach ca. 250 Metern die Straße queren, den Kaumbergbach überschreiten und bergan über Stufen und Wege auf eine Anhöhe wandern. Dabei rechts halten und dem markierten Weg bis nach Kaumberg folgen. Kaiserliches Klettergebiet Nicht einmal fünf Kilometer Luftlinie trennen den Peilstein von der Ortschaft Mayerling. Während Kronprinz Rudolf von 1886 bis 1889 in Mayerling residierte, turnten hier die ersten waghalsigen Männer in halsbrecherischer Manier auf den Felsen am Peilstein herum. Heute sind über 6000 im Sonnenlicht glitzernde oder verrostete Bohrhaken für Klettervergnügen von »gleich noch mal« bis hin zu »nie wieder« verantwortlich. Mit seiner bescheidenen Höhe von nur 716 Metern ist der Peilstein nicht wirklich ein Großer, aber das Klettergebiet selbst ist es. Spätestens wenn die ersten Routen wieder schneefrei sind, klimpern die Karabiner um die Wette. ETAPPE 3 Kaumberg – Unterberg-Schutzhaus
Der Marktplatz in Kaumberg dient uns als Ausgangspunkt. Die ersten Meter verlaufen auf den Stufen der Pfarrgasse. An der Pfarrkirche und am Friedhof vorbei, verlassen wir die Straße nach ca. einem Kilometer und biegen links auf einen Wiesenweg. Das Gehöft Mayerhof lässt man hinter sich, bei der nächs-ten Kreuzung nach rechts zu einem Parkplatz abbiegen und vorbei an einem Schranken zur Ruine Araburg aufsteigen. Das dortige Burgstüberl hat von Anfang April bis Ende Oktober geöffnet, Ritteressen inklusive. Wir folgen dem Ing.-Josef-Lux-Weg und biegen bei der folgenden Kreuzung nach links auf einen Waldweg ab. Nach einem Kilometer trifft man nahe dem Veiglkogel auf einen anderen markierten Weitwanderweg, den 04er Voralpenweg. Dieser führt nun stets bergauf und bergab, jedoch mehr bergauf, am Osthang des Reingupfes vorbei (diesen kann man auch überschreiten) bis zum Kieneck. Zur Linken befinden sich eine kleine Kapelle und die Enzianhütte, in der in den Monaten April bis November auch genächtigt werden kann. Zur Rechten führt der Weg weiter. Der Unterberg zeigt sich uns in voller Pracht, die Hütte unterhalb des Gipfels wird unser Etappenziel sein. Weiters erblicken wir bei guter Aussicht auch die Reisalpe, die Rax und den Schneeberg. Vom Kieneck ausgehend wandern wir eine Wiese bergab und weiter über Wald- und Hangwege zum Bettelmannkreuz. Bei ständigem Auf und Ab wandern wir den Markierungen folgend nach Wes-ten, treffen auf eine von rechts kommende Forststraße, überwinden eine kräftige Steigung und haben schon eine anständige Höhe erreicht. Die ersten Lifttrassen des Naturskigebietes quert man und folgt der darauffolgenden Straße weiter bis zum Unterberg-Schutzhaus. Einen Höhepunkt im wahrsten Sinn stellt der Gipfel des Unterbergs dar, dieser kann vom Unterberg-Schutzhaus in zwanzig Minuten erreicht werden – das Panorama ist großartig. Feind in Sicht Die Burgruine Araburg ist mit 800 Meter Seehöhe die höchstgelegene Burg Niederösterreichs. Schon zur Zeit des römischen Reichs bestand ein Verbindungsweg zwischen dem Triesting- und dem Gölsental, heute rauschen auf der asphaltierten Variante Autos darüber hinweg. Im Mittelalter entstanden etliche Wachtürme entlang des Verkehrswegs, um ebendiesen zu sichern. Anders die Araburg, denn diese ist vom eigentlichen Verbindungsweg nur durch einen einstündigen Fußmarsch erreichbar, was aber einen besonderen Grund hat: Die weite Aussicht von der Araburg in Richtung Osten ermöglichte es einst, Feinde frühzeitig zu entdecken. ETAPPE 4 Unterberg-Schutzhaus – St. Aegyd
Unser Weg führt uns vom Unterberg-Schutzhaus vorbei an der hölzernen Kirche Maria Einsiedeln und vorerst einen Waldsteig und später eine Schotterstraße hinab durch den Miragraben zum Gehöft Gries. Die nächsten drei Kilometer bleiben wir auf der asphaltierten Straße und erreichen den Gasthof Klauswirt. Kurz nach dem Gasthof verlassen wir die Straße nach links und folgen dem Weg nebenan. Wir überqueren den Klausbach, treffen wiederum auf die Straße und bleiben auf dieser, bis wir Rohr im Gebirge erreichen. In Rohr an der Kirche vorbeiwandern, die Bundesstraße überqueren, bei der ersten Weggabelung geradeaus in Richtung Schieferwirt, bei der nächsten aber rechts in Richtung Kalte Kuchl abbiegen. Der Weg trifft wieder auf die Bundesstraße, wir bleiben auf dieser für ca. 200 Meter, danach verlassen wir sie nach rechts. Weiter geht es über eine Wiese in den Wald. Auf Sandstraßen und Waldwegen erreicht man die Kalte Kuchl und das angrenzende Freilichtmuseum. Nun geht es eine asphaltierte Straße leicht bergauf, bei der ersten Kehre aber gehen wir nach links in den Wald bis zu einer Anhöhe und hinab zum Gehöft Werasöd. Nur kurz an der Straße, nehmen wir bald eine Forststraße in südli-che Richtung. Nach drei Kilometern trifft man wieder auf eine breitere Straße und folgt dieser nach Süden der Grünen Schwarza entlang bis zum von rechts kommenden Finstergrundgraben. Den Graben gehen wir bachaufwärts entlang der Dürren Schwarza bis zu einem Wegweiser. Hier der Bezeichnung Schwarzau – St. Aegyd bis nach Hochreith folgen. Nun geht es steil den Wald hinunter bis zu einer Straße, und bei der nächstgrößeren Kreuzung biegen wir nach links in Richtung Seebach ab. Hier führt uns ein Wegweiser über eine Wiese nach St. Aegyd. Nach drei Kilometern auf der Straße überqueren wir die Bahnlinie, erreichen die Hauptstraße und wandern auf dieser nach Westen bis zum Zentrum von St. Aegyd. Pilgern zum »Ich« Die ursprüngliche Grundidee einer Pilgerwanderung war, um Genesung zu bitten, Buße zu tun oder ein Gelübde abzulegen, und eher weniger die Suche nach Ruhe und Frieden. Vor einigen Hundert Jahren war eine Pilgerreise kein Spaziergang, viele kamen beispielsweise bei einer Wanderung auf dem Jakobsweg ums Leben – ausgehungert, an einer Krankheit verstorben oder schlicht und einfach ausgeraubt und umgebracht. Das Leben als Pilger war hart. Heute empfangen einen die Gastleute mit Freude, Menschen auf dem Weg fragen, wohin man mit seinem Rucksack unterwegs sei. Das Pilgern ist also keine Bürde mehr, sondern für viele eine Reise zu sich selbst. ETAPPE 5 St. Aegyd am Neuwalde – Mariazell
Die letzte Etappe beginnt in St. Aegyd am Neuwalde an der schon bekannten Hauptstraße. Wir wandern nach Westen über die Brücke der Unrechttraisen und folgen der Straße des Unrechttraisentals für ca. sieben Kilometer. Danach steigen wir auf das Kernhofer Gscheid, wandern ca. drei Kilometer entlang der Bundesstraße und verlassen diese nach rechts ins Fadenthal. Die Forststraße wandern wir bergauf bis zu unserer nächsten Station, dem Krumbachsattel, ehe es wieder bergab geht. Beim Maria-&-Josef-Bildstock treffen wir auf eine Straße, die uns zum Hubertussee und an die Weiße Walster führt. Wir wandern an der Wuchtlwirtin vorbei, gehen den See am Nordufer entlang und treffen dabei auf die Bruder-Klaus-Kirche. Mittlerweile hat der Mariazellerweg die Grenze zur Steiermark überschritten. Entlang der Walster geht es flussabwärts zu einer Kreuzung. Der Hauptweg verläuft hier in gerader Richtung auf asphaltierten Straßen ins Halltal und ist für den Abschluss einer mehrtägigen Wanderung nicht zu empfehlen. Etwas attraktiver ist eine Variante, die hier rechts abzweigt und großteils über markierte Waldwege und über den Habertheuersattel nach St. Sebastian und nach Mariazell führt. Wir entscheiden uns für diese Variante und folgen vorerst einer Forststraße, betreten dann aber bald einen Waldpfad, der nach ca. 500 Metern wieder auf eine Forststraße trifft. Stets aufsteigend erreichen wir den Habertheuersattel auf 1015 Meter Seehöhe, die letzte 1000er-Marke vor Mariazell. Wem dies noch zu wenig ist, der kann hier vom Sattel ausgehend auf einen markierten Weg zur Bürgeralpe aufsteigen und auf der anderen Bergseite nach Mariazell absteigen – oder sich auch gemütlich in der Gondel nach Mariazell transportieren lassen. Auf dem Normalweg steigen wir vom Habertheuersattel hinab nach St. Sebastian und gelangen über einen Kreuzweg nahezu direkt zur Basilika von Mariazell. Wir besuchen die Basilika, durchstreifen die Marktstände und lassen die Wanderung in einem der vielen Gasthöfe in Mariazell ausklingen. Zu Fuß nach Mariazell, es ist geschafft. Lebkuchen und Kräuterlikör Einen Steinwurf von der Basilika Mariazell entfernt findet man zwei besondere kulinarische Leckerbissen: Lebkuchen und Kräuterlikör. Das ganze Jahr über riecht es hier nach Lebkuchen, denn seit über 300 Jahren wird in Mariazell das Handwerk des Lebzeltens großgeschrieben. Der dazu notwendige Honig wird in Mariazell auch für die Met-Produktion herangezogen. Wem das zu süß ist, der findet in den bekannten Kräuterlikören einen Ersatz. In der Apotheke Mariazell finden sich verschiedenste Liköre, die nach traditioneller Art noch per Hand produziert werden. Wer sich mit Lebkuchen vollgegessen hat, findet in einem köstlichen Verdauungsschnapserl wohl einen Retter. Ein Track aus dem Buch WIEN GEHT WEIT (In diesem findest du auch Etappen-Detailkarten und Übernachtungstipps) Autor: Martin Moser |