Das Umgehungsgerinne der Wien durchwandern und illegale Einwanderer aufspüren!
Die Wien im Westen Wiens. Selbst für einen Urb ist dies ein kurioses Bild. Da stehe ich – neben mir ein denkmalgeschütztes Türmchen, darüber die Autobahn, daneben ein Feuchtbiotop von Mauern umgeben und unter mir ein Ölkanister, umwuchert von wilder Kamille und Pfefferminze. Der gesamte Weg ist ein herzerwärmendes Beispiel, wie die Natur den Beton bezwingt und ihren Lebensraum zurückerobert. Vor geraumer Zeit wurde ein offizieller Rad- und Gehweg durch das Umgehungsgerinne angelegt und ist somit einfach zu durchwandern. Sehr zu empfehlen sind kleine Abstecher in die Rückhaltebecken, denn in diesen Feuchtbiotopen lassen sich seltene Pflanzen entdecken und Tiere wie Biber, Bisamratten, Graureiher und Störche beobachten. Gummistiefel im Gepäck wären perfekt, sonst ist die Erkundungstour der Becken extrem eingeschränkt, denn sogar im Hochsommer sammeln sich gewaltige »Gatschlacken«. Gegen Streckenende befindet sich übrigens eine öffentliche Grillzone. Ein Rost, bisschen Kohle, Zündhölzer und ein paar Erdäpfel könnten sich schon in den Rucksack schmuggeln. TRACKVERLAUF An der Kreuzung Lilienberggasse/Wientalstraße befindet sich der Abgang zum Umgehungsgerinne Auhof. Ist der Schranken passiert, braucht man nur noch dem angelegten Weg neben dem Wienfluss stadtauswärts folgen. Wenn nun Lust besteht, in das erste Rückhaltebecken abzusteigen, stoppt man bei der Unterführung zum Ferdinand-Wolf-Park und geht über die sich dort befindende Brücke. Danach führt der rechte Weg unter der Autobahn entlang direkt ins Becken. Zurück am Umgehungsgerinne geht es neben dem Fluss weiter, bis die Badgasse kreuzt (ca. 2km). Dort über die Brücke und links hinein in die Grillzone. Der Rückweg gestaltet sich gleich, außer dass man nach der Wienflussaufsicht den parallel verlaufenden Weg nach oben geht (neben der Bahn entlang) und auf der Brücke »Wolf in der Au« über Stufen in das dritte Becken gelangt. Wieder beim Tunnel zum Ferdinand-Wolf-Park angelangt, gibt es die Möglichkeit, diese Unterführung zu nehmen und durch den Park laut Plan zurückzugehen. HISTORISCHES Normalerweise erscheint die Wien wie ein armseliges Rinnsal in einem viel zu großen Flussbett. Doch auch stille Wasser können tief werden, und dieses hat die gefährliche Eigenschaft, es in kürzester Zeit zu tun. Denn im Normalfall führt die Wien ca. 200L Wasser pro Sekunde, aber innerhalb von zwei Stunden kann dieser Wert auf über 450.000L steigen. Aus diesem Grund bekam der Wienfluss nicht nur sein großes Bett, sondern auch sechs Rückhaltebecken – die Retentionsbecken Auhof, um die rasch an-schwellenden Hochwasserwellen aufzufangen. Zur Entlastung wurde 2003 zusätzlich der Wientalkanal errichtet, um Teile der Wassermassen sofort Richtung Donaukanal abzuleiten. Neuerdings darf die Natur in den Retentionsbecken auch ihre eigenen Wege gehen und stellt nun das größte Feuchtbiotop im Westen der Stadt dar. ERWÜNSCHTE EINWANDERER? Durch den Rückbau und die Wiedervernetzung der Retentionsbecken Auhof hat die heimische Tier- und Pflanzenwelt Teile ihres Lebensraums zurückerobert. Allerdings nicht nur diese, sondern auch Neobiota – Lebewesen, die vom Menschen in unser Ökosystem eingeschleppt worden sind. Die gefährlichste Pflanze für dieses Gebiet ist der japanische Staudenknöterich, eine Gartenpflanze. Er überwuchert alles und für unsere Schilfbestände ist er eine ernsthafte Bedrohung. Auf – und zum Schutz der heimischen Flora ausreißen! Dagegen ist von Seiten der Biologen nichts einzuwenden, auch die Stadt führt einen stetigen Kampf gegen den Knöterich. Nur muss wirklich die ganze Pflanze erwischt werden, denn jeder Teil kann wieder keimen. In anderen Gegenden hat der japanische Knöterich schon ganze Täler überwuchert. Ein Track aus dem Buch WIEN GEHT Autorin: Jine Knapp Comments are closed.
|