Am schönen Tegeler Fließ dem Geruch der Pferde folgen
Wenn wir uns im Rudelverband einen Lieblingstrack aus dem Buch BERLIN GEHT GASSI auswählen müssten, was wir aufgrund von genetischer Entscheidungsunfähigkeit nicht können, dann wäre dieser hier ganz vorne mit dabei. Gioia und Magnus sind muskelbepackte Hochleistungssportler und somit begeistert von allem, was länger als zwei Stunden dauert. Und ich bin begeistert, weil das After-Show-Programm folgendermaßen aussieht: Fressen – Körbchen – Ruhe. Diese Route von Hermsdorf nach Lübars und zurück beschließt einen unserer sogenannten »heute nur noch eine Pipi-Runde« – Tagen. Ich liebe sie. Der Bonustrack auf dem Track sind für uns die Pferde, die wir treffen werden. Wesen von einem anderen Stern, spannend im Geruch, aufregend im Ab- und interessant im Nachgang. Seid Ihr dabei? TRACKVERLAUF Wir starten »Am Lehnshof« und laufen den kleinen Weg zwischen Haus 16 und 18 hinunter zum Fließ. Es geht nach links, bis wir die Gelegenheit bekommen, über eine Brücke auf die andere Seite des Fließes zu gelangen. Unsere Laufrichtung bleibt aber gleich. Wir halten uns immer dicht am Wasser und überqueren die asphaltierte Straße »Am Freibad«. Wenn Du und Dein Vierbeiner Lust haben, dann macht doch einen kleinen Abstecher in den Hundegarten und testet Euer Geschick in Sachen Agility. Wir wandern weiter am Fließ entlang und kommen nach wenigen Metern an eine Holzbohlenbrücke. Rauf und rüber. Hinter der Brücke geht es weiter auf dem Weg, von dem links ein Trampelpfad abzweigt. Lauf ruhig auf dem Trampelpfad weiter, dann kommst Du näher ans Fließ und auch zu einer Bademöglichkeit für Hunde. Der Trampelpfad mündet automatisch wieder auf den Hauptweg. Weiter geradeaus. Das ist ein Frauentrack: verlaufen unmöglich. Am Ende geht es über eine kleine Holzbrücke, hinter der wir uns für links oder rechts entscheiden müssen. Nimm‘ rechts. Und an der nächsten Kreuzung auch wieder rechts…es sei denn, Du möchtest einen Abstecher zum Köppchensee machen. Dann wende Dich hier nach links. In den Niedermoorwiesen gibt es Umgebungskarten und nur wenig Wege, die Du laufen kannst. Der See ist übrigens eingezäunt. Wir wenden uns Richtung Lübars und laufen quasi downtown in die City. Auf der linken Seite befindet sich der Kräuterhof und auf der rechten Seite wunderbar restaurierte Häuser und Höfe. Ein Träumchen. Wir gehen auf »Alt Lübars« an Kirche, alter Telefonzelle und LabSaal vorbei durch den Ort. Wenn die Straße einen Linksbogen macht, klinken wir uns aus und gehen geradeaus weiter zurück ins Grüne. Wir schlendern an den Häusern vorbei bis zum Deilingeweg, die zweite Möglichkeit rechts abzubiegen, laufen über eine kleine Steinbrücke Richtung Fließ. Auf den Wiesen hinter den Häusern haben wir dann an einer Trampelpfad-T-Kreuzung die Gelegenheit, links abzubiegen, und das tun wir auch. Schau mal nach links. Tolles Haus, oder? Wir erreichen die Straße »Am Vierrutenberg«, biegen vor der Schule rechts ab, bleiben bis zum Ende auf dieser Straße, gehen links und folgen dem Wanderweg. So erreichen wir das Naturschutzgebiet, das wir auf Holzbohlen durchqueren. Unsere nächste Entscheidung wird sein, links abzubiegen und auf der rechten Seite des Fließes den Heimweg anzutreten. Wir bleiben zwischen Häusern und Fließ bis zu einem auffälligen Gebäude, das offenbar von einem kreativen Architekten gestaltet wurde. Hier geht es links ab, und wir überqueren auf einem Trampelpfad das Fließ. Danach geht es eine kleine Anhöhe hinauf, an einem weißen Bungalow und dem Sportplatz des VfB Hermsdorf vorbei. Wir überqueren die Seebadstraße, folgen der Seestraße, bis wir rechts in den Lotosweg abbiegen können. Am Ende – Achtung: tolle Gebäude! – führt uns ein schmaler Pfad links zurück zum Fließ. Wir bleiben auf dieser Seite, gehen rechts entlang zurück zu dem Durchlass zwischen Haus 16 und 18. Ach, schön war’s. Lasst laufen! Überall, wo mehr als drei Grashalme wachsen, ist Leinenzwang. Das Gefühl könnte man entwickeln, wenn man über die Grünstreifen der Stadt streift. Aber ganz so ist es nicht. Der ein oder andere Freilauf erfüllt bestenfalls eine Alibi-Funktion. Aber der ein oder andere Freilauf ist genial gemacht. Da sich diverse Internetseiten bereits um die Veröffentlichung gekümmert haben, verfahren wir nach dem Studentenprinzip: wir wissen nicht alles, aber wir wissen, wo es steht. Hundefreilauf Grünflächen: www.stadtentwicklung.berlin.de/hundefreilauf Hundefreilauf Forst: www.stadtentwicklung.berlin.de/hundeauslauf und gesammelt hier: www.berliner-hundeauslaufgebiete.de Nur mal Guten Tag sagen »…und täglich grüßt das Murmeltier« denke ich mir noch, bevor ich meine Hündin an der Schleppleine vom Hinterteil des Bobtails pflücke. Wie immer läuft das joggende Herrchen weiter. Zum 3. Mal. Zum 3. Mal kommen Herr und Hund von hinten angerannt, auf lautlosen Pfoten. Meine Hunde werten das als Angriff. Von hinten angerannt kommen, das setzt erstmal eine Backpfeife. Der arme Bobtail. Er tut mir leid, versucht er doch nur, Herrchen nicht aus den Augen zu verlieren. Wenig später kommt von vorne der Ruf »Ist das ein Rüde?«. Ich habe beide Hunde an der Leine, weil ich über die Straße möchte, gucke nur verständnislos. »Na, die müssen doch mal Guten Tag sagen« kommt die Erklärung auf meinen fragenden Blick. »Ich habe beides und würde jetzt gerne weiter« antworte ich. »Die armen Hunde…die dürfen wohl gar nichts« murmelt es verstohlen hinter meinem Rücken. Ein Track aus dem Buch BERLIN GEHT GASSI Autorin: Melanie Knies Eine Moorlandschaft zum Schauen und Schnuppern
Luft und Bewegung sind die eigentlichen geheimen Sanitätsräte. Mit diesem Zitat sind wir sowohl Fontane als auch dem literarischen Anspruch dieses Buches bereits auf den ersten Seiten gerecht geworden. Halleluja. Fontane wandelte übrigens auf seiner Reise durch die Mark Brandenburg auch durch Grünau. Weniger Sandboden und mehr Sonnenwärme hätten im 18. Jhdt. aus diesem Stück Land ein Weinbaugebiet gemacht. Dieser Versuch ist offensichtlich gescheitert. Umso erfolgreicher war die Nutzung des Überangebotes an Wasser. Anlässlich der Olympischen Spiele 1936 wurden auf dem Langen See die Ruder- und Kanuwettbewerbe ausgetragen. Mit 20 Sekunden Vorsprung siegten Paul Wevers und Ludwig Landen über 10.000m im Zweier-Kajak, falls Dich mal jemand danach fragt. TRACKVERLAUF Wir starten auf dem Parkplatz, der sich in der ersten Linkskurve der Rabindranath-Tagore-Straße befindet. Von hier aus gehen wir den gut befestigten Weg in den Wald hinein Richtung Restaurant Hanff‘s Ruh, biegen aber nach wenigen Metern auf einen Trampelpfad rechts ab. Dieser Waldweg macht wiederum nach einigen Metern eine Linkskurve, der wir folgen. Ab jetzt geht es immer geradeaus. Nach einiger Zeit verläuft der Geradeaus-Weg etwas versetzt nach rechts und der Wald wird hier dichter. Am Ende dieses Waldstücks kommen wir an eine T-Kreuzung, an der wir links abbiegen. An der nächsten Kreuzung laufen wir auf dem 2. Weg rechts weiter. Dort steht der Markierungsstein 55/54. Nach einigen hundert Metern geht ein Weg rechts ab, dem wir nun folgen. Im Herbst, wenn der Weg voller Laub liegt, ist er nicht so gut zu erkennen. Nun befindet sich auf unserer linken Seite die Krumme Lake, und das bleibt auch so, bis wir nach einigen Kilometern erneut an eine T-Kreuzung kommen und uns dort für links entscheiden. Wir gehen über die kleine Holzbrücke und die erste Möglichkeit dahinter links auf einen kleinen Trampelpfad am Fließ entlang. Hier steht ein Wasserschutzgebiet-Schild. Wir sind nun auf dem Rückweg und halten uns so eng wie möglich am Wasser. An der 1. Kreuzung gehen wir geradeaus, wenige Meter über die Kreuzung und dann links auf dem Trampelpfad weiter. Dieser Weg spült uns automatisch auf eine Wiese, auf der ein paar Findlinge einen guten Picknickplatz bilden. Gerade im Sommer macht es Spaß, hier zu verweilen. Am Ende der Wiese plumpsen wir wieder in den Wald, gehen zunächst nach links, bleiben auch über die nächste Kreuzung hinweg auf dem Weg, bis wir die Holzbrücke sehen. Hier führt zwischen zwei großen Bäumen hindurch ein Trampelpfad rechts weg, so dass wir weiterhin rechts vom Fließ bleiben. Hier sind wir dem Wasser manchmal ganz nah, aber denk dran: Sommer + Wasser + Wald = Mücken. Vorsorge ist besser als kratzen. Irgendwann erreicht der Trampelpfad den Hauptweg, dem wir nach rechts folgen. Wenn Du möchtest, kannst Du hier geradeaus einen Abstecher zum Langen See machen. Wenn nicht, dann geht es die kleine Anhöhe hinauf und gegenüber von dem Baum, der in der Mitte aussieht wie ein Frauenbecken, biegt wieder ein Trampelpfad links ab. Automatisch verlassen wir auf ihm die Lake und kommen an einer Lichtung vorbei. Unser Geradeaus-Weg geht vielleicht zehn Meter rechts versetzt weiter. Auch auf diesem Weg können wir nach einigen Metern wieder links auf einen Trampelpfad abbiegen. Das machen wir, ja? Wir umrunden nun diverse Lichtungen, bis wir an eine T-Kreuzung kommen, an der links ein alter Baum mit großer Krone steht. Hier biegen wir links ab, gelangen auf den Hauptweg und auf diesem rechts hinunter zur Gaststätte Hanff’s Ruh oder zum Parkplatz bzw. zur Straßenbahn. Noch mehr Flair Die Welt im Wald war einen Happen schöner, als Bäume noch mit der Hand gefällt und mit Pferden abtransportiert wurden. Heute brettern Harvester ganz neue Furchen ins Dickicht. Lass‘ Dich davon nicht ablenken. Die Strecke hat übrigens zu jeder Jahreszeit ihren Reiz. Ich genieße sie aber doppelt und dreifach, wenn im Herbst leichter Nebel über dem Fließ wabert. Spooky. Heinrich Theodor Fontane Fontane hüpfte am 30. Dezember 1819 auf die Welt und zwar in Neuruppin. Wesentlich daran beteiligt waren sein Vater Louis Henri Fontane, Apotheker, und seine Mutter Emilie Fontane. Theodor schritt in die Fußstapfen seines Vaters und ward Apotheker. Von seinen fünf Kindern überlebten drei, von zahlreichen Jobs keiner. Schlussendlich wurde er freier Schriftsteller und reiste u.a. zu Kriegsschauplätzen nach Paris oder Kopenhagen. Zwischen 1862 und 1889 erschienen die fünf Bände seiner Wanderungen durch die Mark Brandenburg, sein umfangreichstes Werk, noch heute von großer Bedeutung. Danke, Fontane. Randnotiz An einem Spätsommernachmittag: »Polizeinotruf, was können wir für Sie tun?« »Hallo, ich heiße Melanie Knies, stehe mitten im Wald in Grünau und habe einen verletzten Greifvogel gefunden. Alle Stellen, die ich bereits kontaktiert habe, sagten, das wäre Sache der Polizei« »Können Sie den Vogel zu uns bringen?« »NIEMALS!« »Gut, ich schicke einen Wagen.« »Polizeioberwachtmeister Müller, wir sind unterwegs zu Ihnen. Können Sie uns ihren Standort erklären.« »Haben Sie Google Maps?« »Nein!« »Können Sie mich orten?« »Wir sind nicht bei Berlin C.I.S. Können Sie unser Blaulicht sehen?« »Nein. Können Sie mein Pfeifen hören?« »Ja.« »Gut, dann pfeife ich jetzt alle 30 Sekunden, bis Sie hier sind!« Vogel gerettet. Ein Track aus dem Buch BERLIN GEHT GASSI Autorin: Melanie Knies Die neue Stadt der Wissenschaft erforschen.
»Stadt für Wissenschaft, Wirtschaft & Medien« wird Adlershof heute südwestlich der Bahntrasse genannt. Als ich vor Jahren nach Berlin kam, stand ich hier einmal nachts mutterseelenallein an einer Bushaltestelle und war mir nicht sicher, ob ich überhaupt noch in Berlin bin. Jahre später bekomme ich den Mund nicht mehr zu beim Urben durch Adlershof. Unglaublich, was hier entstanden ist. Und zahlreiche Baustellen versprechen, dass das auch in Zukunft so bleiben wird. Flatrate Evolution eben. TRACKVERLAUF Wir starten am S-Bahnhof Adlershof und erobern uns zunächst die Rudower Chaussee, die Hauptschlagader der Stadt der Wissenschaft. An der zweiten Kreuzung biegen wir links ein und laufen »Am Studio« weiter. Der Name dieser Straße ist Programm. Hier in dieser Straße talkt regelmäßig Anne Will und etappenweise singen sich Jung und Alt die Seele für The Voice of Germany aus dem Leib. Maxikreisch. Ein Hauch von Retro versprüht das Einfamilienhaus mit der Hausnummer 4. Ein normales Haus, das nirgends fremder wirken könnte als hier. Weiter geht es rechts entlang in die Wilhelm-Ostwald-Straße, wieder rechts in die Vollmerstraße und dann nach links in die Richard-Willstätter-Straße. Die Straßen sind selbstverständlich nach großen Wissenschaftlern benannt, in diesem Fall nach Chemikern. In der Richard-Willstätter-Straße 11 befindet sich die Bundesanstalt für Materialforschung. Auf dem Gelände selbiger ist das Tor aus glasiertem Ziegelstein zu bewundern. Dieses Kustwerk ist Teil des Adlershofer Gedanken-Gang. Am Ende der Straße geht es rechts in die Magnusstraße und dann erst einmal geradeaus. Wir laufen die Magnusstraße weiter, überqueren die Rudower Chaussee und bestaunen auf der anderen Straßenseite weitere Kunstwerke: Die Kryptographie, den Windkanal und den Trudelturm. Auf der Abraham-Joffe-Straße machen wir einen Rundgang durch den bunten Wohnpark und laufen dann die Newtonstaße entlang bis zu den Skulpturen »Kopfbewegung -heads, shifting«. Hier biegen wir parallel zur Rudower Chausse links ab und kreuzen quer über das Gelände. Ein kleiner Abstecher in die Karl-Otto-Reinsch-Straße bringt uns zurück zum Ausgangspunkt. Adlershofer Gedanken-Gang Also das ist wirklich gut gemacht. Das muss man ja mal sagen dürfen. 22 Stationen umfasst dieser Gedanken-Gang. Bei den Highlights der Strecke handelt es sich entweder um Kunstobjekte wie z. B. die Kryptographie, Architekturdenkmäler wie der Aerodynamische Park oder auch um Gebäude, Institute oder dergleichen. Informationstafeln geben Auskunft, auf was der URB gerade seine Aufmerksamkeit richtet. Dabei erfährt er, was in Deutschlands größtem Wissenschafts- und Technologiepark so alles erforscht wird. Eine gute Stunde dauert der Rundgang und ist nicht nur bei Tage spannend, denn nachts sendet das WISTA-Management einen grünen Laserstrahl als Brücke zwischen dem Campus und dem alten Ortsteil los. Mehr unter www.adlershof.de. Trudelturm und Windkanal Die sehen schon irgendwie bedrohlich aus. Oder doch eher putzig? Auf jeden Fall skurril. Beide Bauten sind in der ersten Hälfte der 1930er entstanden. Der Trudelturm war nach seiner Fertigstellung eine absolute Innovation der Technik. Wenn ein Flugzeug ins Trudeln kommt, bedeutet das, dass es sich spiralförmig Richtung Erde bewegt. Der Turm half dabei zu verstehen, welche Prozesse hier greifen. Im Windkanal hingegen wurde überprüft, wie verschiedene Luftströme auf unterschiedliche Teile eines Flugzeuges wirken. Nicht nur dabei hat der Kanal gute Dienste geleistet. Er übernahm ebenfalls eine Komparsenrolle in dem Science-Fiction-Film »Æon Flux«, der 400 Jahr voraus in der Zukunft spielt. Ja, in der Zukunft ist man hier in Adlershof auch gelandet. Ein Track aus dem Buch BERLIN GEHT Autorin: Melanie Knies Unterwegs zum Selbstmörderfriedhof im Grünen Walde
»Ich habe den schon oft gesucht, nie gefunden«. Die Rede ist vom Selbstmörderfriedhof. So versteckt liegt er eigentlich gar nicht. Eigentlich. Es kommt darauf an, von welcher Seite der URB sich anschleicht. Wir starten hinter dem Grunewaldturm und steigen links vom Biergarten zum Wasser hinab. Dann folgen wir der Havel nach rechts bis zur großen Badestelle Kuhhorn (2. Sandbucht). Da diese Badestelle nur mit dem Rad oder mit fitten Füßen zu erreichen ist, ist es hier selten überlaufen. Von hier aus ist der Blick nach Gatow und zur Villa Lehm hinüber unverstellt. Wir lösen uns vom Wasser und folgen dem einzigen Weg rechts in den Wald hinauf und Richtung Havelchaussee. Diese überqueren wir und gehen geradeaus weiter. Irgendwann steht auf der linken Seite das Hinweisschild zum Friedhof, dem wir folgen. Nach einem Rundgang über diesen erstaunlichen Ort, dem Besuch der russischen Gräber, den Gräbern von »Mama & Papa« und dem berühmten Grab von Christa Päffgen alias Nico gehen wir zurück auf den Schildhornweg. Diesem folgen wir noch ein Stück und biegen dann gegenüber vom Forsthaus rechts ab. Zwischen Wildzäunen hindurch überqueren wir eine große Kreuzung und bleiben auf dem Weg, bis links ein kleiner Trampelpfad abzweigt. Nicht verpassen. Wir gehen auf dem Trampelpfad weiter, bis wir an eine 4-er Kreuzung kommen. Hier nehmen wir den Weg, der im rechten Winkel rechts abgeht und einen Hügel hinauf führt. Oben angekommen sehen wir auf der rechten Seite einen dieser weißen Hinweissteine. Gegenüber führt ein noch kleinerer Trampelpfad oberhalb des Pechsees entlang, dem wir folgen. Am Ende mündet der Pfad wieder auf einen breiten Weg. Nach links geht es hinunter bis zur Kreuzung und beim Picknickpilz biegen wir rechts ab. Diesem breiten Weg folgen wir bis zur nächsten Kreuzung. Dort geht es wieder rechts ab. Nun bleiben wir immer links neben dem Wildzaun zum Naturschutzgebiet, bis wir das Forsthaus Saubucht entdecken. Nicht nervös werden, gefühlte 2 Kilometer sind das schon noch. Am Forsthaus biegen wir links ab, gehen geradeaus den Berg hinunter, am Querweg ein Stück links und dann dem Schild folgend nach rechts zum Grunewaldturm. EIN PLATZ NACH DEM FREITOD Mit »bürgerlichem« Namen heißt dieser Platz Friedhof Grunewald-Forst. Im Volksmund ist es allerdings seit Jahrzehnten der Selbstmörderfriedhof oder auch der Friedhof der Namenlosen. Da bis ins 20. Jahrhundert die Beerdigung von Selbstmördern auf Gottes Acker verboten war, durch den Knick der Havel aber die eine oder andere Freitod-Leiche hier angespült wurde, sah sich die Forstverwaltung Grunewald gezwungen, die Toten nahe dem Fundort zu bestatten. Die älteste Beerdigung ist datiert auf das Jahr 1900. Schnell sprach sich das menschliche Verhalten der Forstleute herum und Angehörige brachten Suizidenten absichtlich an diesen Ort. Unter anderem liegen hier auch der Schriftsteller Clemens Laar und die Sängerin Nico (Velvet Underground). DIE SAGE VON SCHILDHORN Wir schreiben das 12. Jahrhundert. Slawen und Deutsche sind erbitterte Feinde. Slawenfürst Jacza aka Jaczo aka Jaxa von Köpenick ist auf der Flucht vor Albrecht dem Bären. Er treibt sein Pferd in die Havel, in der Hoffnung, auf der anderen Seite wieder an Land zu kommen und seinen Verfolger abzuschütteln. Jaxas Pferd droht, in den Fluten zu ertrinken und Jaxa ruft den Slawengott Triglaw um Hilfe. Der hört nicht und tut nix. In seiner Not wendet sich Jaxa nun an den bislang verhassten Christengott – und auf den ist Verlass. Jaxa und Pferd erreichen sicher das andere Ufer. Hier schwört Jaxa dem Christengott ewige Treue und hängt sein Schild an eine Eiche. Schildhorn ward geboren. Romantik: 100 %; Wahrheitsgehalt: Man weiß es nicht! Ein Track aus dem Buch BERLIN GEHT Autorin: Melanie Knies Entlang der verwilderten Stammbahn bis zum Checkpoint Bravo
Berlin macht einem das Entdecken besonderer Ecken hin und wieder wirklich leicht. Das gilt allerdings nur für neugierige URBs. Ich würde fast zwei Euro fünfzich wetten, dass viele Menschen tagein tagaus an diesen verlassenen Gleisen entlanghasten, und viele von ihnen werden sich noch nie die Frage gestellt haben, wo sie hinführen. Kaum entdeckt, haben wir uns ihnen an die Fersen geheftet – hin und wieder zurück. Und es war zauberschön. TRACKVERLAUF Du startest am S-Bahnhof Zehlendorf, um ganz bewusst den Umschwung von Trubel und Geschäftigkeit zu Ruhe und Beschaulichkeit zu erleben. Hinter dem Bahnhof verläuft der Teltower Damm. Diesen läufst Du rechts hinauf, biegst dann gleich wieder rechts in die Machnower Straße und nach wenigen Metern in die Berlepschstraße. Hinter dem Gebäude des DRK führt rechts ein kleiner Weg hinein. Wenn Du diesem folgst, dann triffst Du auf die verlassenen Schienen der Stammbahn. Diesen folgst Du links hinunter. Aufgepasst, sonst verpasst Du den verwilderten S-Bahnhof Zehlendorf Süd. An der Kreuzung Benschallee triffst Du auf eine Gedenkstele der Maueropfer. Wenn Du die Straße überquert hast, schlägst Du Dich auf der anderen Seite hinter dem Parkplatz wieder ins Grüne. Bahnschienen gibt es hier keine mehr, aber es geht immer weiter geradeaus. Zur rechten Seite beginnt nach einigen Metern der Düppeler Forst. Es geht weiter geradeaus und mit jedem Meter wird der Lärm der A115 lauter und lauter. Auf der Autobahnbrücke blickst Du auf den alten Grenzübergang Dreilinden. Weiter geht es, ohne die Brücke zu überqueren, zurück in den Wald. Über den Wasgensteig verlässt Du den Wald und folgst den Schildern Richtung Waldfriedhof. Gegenüber vom Friedhof siehst Du einen kleinen Platz und rechts daneben eine Straße. Folge dieser Straße »Am Rohrgarten«. An der Kreuzung Benschallee biegst Du rechts ab und kommst zurück zur Mauergedenkstätte. Der Rückweg ist mit einer kleinen Ausnahme der gleiche wie der Hinweg. Wenn Du an dem Sportplatz vorbei bist, dann kommt nach einigen Metern auf der linken Seite ein Abzweig, der Dich eine Runde um das Krumme Fenn (Teich) führt und danach wieder zurück auf den Weg, den Du schon kennst. Stammbahn Sie war die erste Eisenbahn, die 1838 von Berlin nach Potsdam fuhr. Der größte Teil der Strecke ist auch heute noch in Betrieb. Nur das Stück, das über Düppel führte, wurde durch den Umweg über den Wannsee ersetzt. 1945 wurde der Bahnhof in Potsdam zerstört und der Zugverkehr kam zum Erliegen. Er wurde auf dieser Strecke auch nicht mehr in Betrieb genommen. Die Gleise auf Brandenburger Land wurden abgebaut und als Reparationsleistungen verrechnet. Das letzte Stück zwischen Düppel und Zehlendorf wurde am 18.09. 1980 eingestellt. Grund war der S-Bahnboykott der West-Berliner. Die S-Bahn wurde nämlich von der damaligen Reichsbahn betrieben, die zur DDR gehörte und war daher als Transportmittel bei den West-Berlinern nicht besonders beliebt. Checkpoint Bravo Im Ortsteil Nikolassee befindet sich der ehemalige Kontrollpunkt Dreilinden-Drewitz, der Checkpoint Bravo, auf den wir bei diesem Track von der Brücke hinabschauen. Dieser Grenzübergang war einer von drei Kontrollpunkten, der auch von den Alliierten genutzt wurde, als es noch eine Grenze zwischen Deutschland und Deutschland gab. »Waffen, Munition, Funkgeräte?« war die Standardfrage der Grenzsoldaten, 100km/h die Höchstgeschwindigkeit. Die Gebäude, die Du hier siehst, stehen alle unter Denkmalschutz. Die Raststätte selber ist der markanteste Bau. Er erinnert an eine Burg ohne Ecken und Kanten – alles rund. Die gesamte Anlage wurde übrigens im Jahre 1968 von den Architekten Rainer Rümmler und Hans Joachim Schröder entworfen. Ein Track aus dem Buch BERLIN GEHT Autorin: Melanie Knies Über den höchsten Berg Berlins direkt zum Teufel
Wikipedia behauptet, der Teufelsberg im Grunewald sei 120,1 Meter hoch und dennoch steht auf dem Müggelberg ein Schild mit der Aufschrift »Der höchste Berg Berlins«. Wie geht das mit 114,7 Meter? Tja, das liegt wohl daran, dass der Müggelberg ein echter Berg ist, während der Teufelsberg ein künstlicher Schuttberg ist. Und wieder was gelernt. TRACKVERLAUF Bei diesem Track ist die Richtung wichtiger als der korrekte Pfad. Am Ende der Ekhofstraße geht es direkt in den Wald über einen Bach, dann links auf einen kleinen Trampelpfad, bis Du linkerhand auf eine Kreuzung triffst. Hier biegst Du 90° rechts ab. Weiter geradeaus. Wenn Du links Parkplatz, Treppen und Müggelturm siehst, biege links ab. Folge statt den Treppen dem Pfad rechterhand hinauf. Nutze die erste Gelegenheit, einen Hang links hinauf zu kraxeln. Oben angekommen, erwartet Dich schon der Wegweiser zum höchsten Berg Berlins. Nach der kurzen Gipfelvisite gehst Du den gleichen Weg wieder vom Berg hinunter und dann rechts entlang. An der ersten Kreuzung biegst Du links ab und läufst einen breiten Weg am Hang entlang. Nachdem Du einen Aussichtspunkt erreicht hast, geht es die nächste Möglichkeit rechts hinunter, über die Rodelbrücke zum Teufelsmoor. Eine Runde herum lohnt sich. Dann geht es rechts neben der Downhill-Strecke den Berg wieder hinauf. Auf der ersten Plattform rechts ab zum Müggelturm. Wenn die Treppen vom Turm hinunter zurück auf den Parkplatz geöffnet sind, dann kannst Du diese hinuntergehen, unten immer geradeaus bis zum Langen See und dann das Ufer rechts entlang zurück zum Startpunkt gehen. Wenn die Treppen geschlossen sind, lauf den Weg wieder ein Stück zurück. Auf der rechten Seite geht ein kleiner Trampelpfad den Hang hinunter und führt dann wieder auf einen befestigten Wanderweg. Diesen biegst Du rechts ab, läufst über die Treppenanlage hinweg und schlängelst Dich den Berg hinunter. Einige Meter bevor der Weg zu Ende ist und auf die Straße trifft, überquerst Du diese schon. Gegenüber ist ein kleiner Trampelpfad in den Wald hinein. Folge diesem vorbei an einem Hochsitz, bis Du wieder auf einen befestigten Weg triffst. Hier geht es nach rechts, an der nächsten Kreuzung nach links und dann geradezu bis zum Langen See. DREI TÜRME Zunächst der Müggelturm: Sagenumwoben, geschichtsschwanger – ja, das ist er. Schön, das ist er nicht. Was schön ist, ist die Aussicht von oben. Und die wollte Carl Spindler den Berlinern bereits um 1880 gönnen. Allerdings konnte sein 10m hoher Ausflugsturm nicht punkten. Heute sind es stattliche 29,61m. Nun der Fernsehturm. Der sollte eigentlich mal DER Fernsehturm Berlins werden. 130m waren geplant, allerdings wurde der Bau 1955 eingestellt, da sich der Turm – welch Überraschung – nur 8km vom Flughafen entfernt befand und somit eine Gefahr für den Flugverkehr darstellen würde. Tja, das konnte man nun wirklich nicht vorab ahnen. Und zu guter Letzt steht neben dem Turm mit dem Kuppeldach noch der passende Sendemast, gut an den Schüsseln zu erkennen. DES TEUFELS BUCHT Am 24. Juni ist Johannistag. Und die Nacht davor ist die Nacht, an der eine Prinzessin aus dem Moor aufersteht. Sie wurde, sehr lange ist es her, Opfer einer Verwünschung und versank samt Schloß hier im Moor. Ein junger Mann traf die Prinzessin in einer dieser Nächte. Sie versprach ihm Gold, wenn er sie auf seinem Rücken dreimal um die Köpenicker Kirche tragen würde, dann wäre sie erlöst. Er dürfe sich aber nicht umdrehen, egal was passiert. Bei der ersten Runde erschienen dem Mann Schlangen und Kröten. Er ging weiter. Beim zweiten Umgang wurde er mit Holz und Steinen beworfen. Er ging weiter. Bei der dritten Runde erschien ein fürchterlicher roter Schein, als würde Köpenick brennen. Der Mann drehte sich um, alles war verschwunden und er starb an einem heftigen Schlag. Ein Track aus dem Buch BERLIN GEHT Autorin: Melanie Knies |