Vorbei an kuriosen Gräbern und eintauchen in den alten jüdischen Friedhof.
Morbide Stimmung, trotz strahlenden Sonnenscheins – was gibt es da Heilsameres, für einen Urb als rein in den 6er bis zur Endstation Zentalfriedhof. Schwimmbad-Geschrei geschädigt kam mir die Stille richtig erlösend vor. Als Erstes wurde der Park der Ruhe und Kraft in Augenschein genommen. Interessant, wenn man was für Magie übrig hat, ansonsten ein hervorragendes Platzerl, um sich zu sonnen oder im Schatten zu faulenzen. Den gesamten Track entlang wurde ich übrigens von Feldhamstern begleitet, die den Zentralfriedhof wohl mehr als Lebens- denn als Ruhestätte betrachten. Recht so. Je weiter man den Weg verfolgt, umso kuriosere Gräber kommen einem unter. Vor allem im Bereich der Ehrengräber. Die hier bestatteten Persönlichkeiten bilden wirklich einen Querschnitt durch das gesellschaftliche Leben Wiens. Der schönste Teil ist allerdings der alte jüdische Friedhof. Verwachsene, teilweise verwitterte, seltsame und umgefallene Grabsteine schaffen sogar unter Tags eine geheimnisvolle Stimmung. Bei Dämmerung wird diese morbide Atmosphäre dann umgewandelt in ein leichtes Gruseln. Nicht vergessen Steine mitzunehmen, um sie auf die Gräber zu legen, ganz nach jüdischer Tradition. TRACKVERLAUF Durch das Tor 3 des Wiener Zentralfriedhofs geradeaus bis kurz vor der ersten Querstraße – hier an der rechten Seite befindet sich der unscheinbare Eingang zum Park der Ruhe und Kraft. Anschließend wieder zurück zum Parkeingang und die hier verlassene Straße weiter geradeaus bis zum Anfang der Gruppe 40 (Ehrenhain mit Falco-Grab). In die Straße zwischen Gruppe 35b und 41b rechts einbiegen und immer geradeaus, vorbei am Mahnmal, der Borromäus-Kirche und den Ehrengräbern (ein Abstecher in die Zone lohnt sich) bis man direkt im Alten jüdischen Friedhof landet. Hier empfiehlt es sich einfach zu streunen, da die schönsten Grabstätten auch im Dickicht zu finden sind. Solange man sich nord-westlich hält, ist verirren keine Tragödie. Zwischen Gruppe 5 und 8 führt die Straße, vorbei an der Anatomie und den alten Arkaden, geradewegs Richtung Park der Ruhe und Kraft zurück. HISTORISCHES 1877 wurde das Areal des heute »Alten jüdischen Friedhofs« von der Israelitischen Kultusgemeinde von der Stadt Wien erworben. Eine prachtvolle Zeremonienhalle befand sich direkt hinter dem Tor 1 doch in der Reichskristallnacht 1938 wurde sie ein Raub der Flammen. Die Ruine blieb stehen und wurde erst 1978 endgültig abgetragen. Während der Nazizeit wurden alle jüdischen Friedhöfe enteignet, dieser sollte als »Museum« erhalten bleiben und war somit auch der einzige »Park«, in dem sich Juden aufhalten durften. Zwischen Gruppe 8 und 19 trifft man auf Grabsteine, die noch Granatsplitterspuren aus dem 2. Weltkrieg aufweisen. In der 800m langen Zeremonienallee, ausgehend von Tor 1, befinden sich etliche Ehrengräber. Wie zum Beispiel das von Salomon Sulzer, Arthur Schnitzler, Viktor Frankl und der Familie Rothschild. DER PARK DER RUHE+KRAFT Der Park ist in der alten Tradition der Geomantie (Weissagung aus der Erde) und Gartengestaltung angelegt. Hier kann Kontakt mit den Kräften der Natur, der Pflanzen und Bäume, der Steine und der Erde aufgenommen werden. Die Bereitschaft soll aufgebaut werden, Vergangenes loszulassen und ein neues, erfülltes Leben zu beginnen. Uralte Symbole unserer Kulturgeschichte sollen zu mehr Verständnis der eigenen Lebensgeschichte und des persönlichen Lebensweges führen. Entlang des Weges sind Gedanken zu lesen, die zur Erklärung der Bereiche dienen. Für das menschliche Energiesystem ist es besonders hilfreich, den Park in der nummerierten Abfolge zu durchqueren. Die Trittsteine weisen den für das Energiesystem empfohlenen Weg. Keine Ahnung was passiert, wenn man ihn umgekehrt geht. ;-) Ein Track aus dem Buch WIEN GEHT Autorin: Jine Knapp Comments are closed.
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