Beim Schlendern durch Vielfältigkeit von einem kleinen New York in Wien visionieren!
Der 15. Hieb gehört zu den unbeliebtesten Gegenden von Wien. Mit Verwahrlosung, Prostitution und einem hohen Anteil an Immigranten verbinden ihn seine Verurteiler. Das mag zum Teil der Wahrheit entsprechen, obwohl sich in den letzten Jahren viel getan hat, doch Rudolfsheim-Fünfhaus hat ein besonderes Flair. Hier ist man frei von jeglichem Spießbürgertum. Wenn man ihn kennt, wie seine Westentasche, sieht man auch das enorme Entwicklungspotenzial dieses Bezirks. Nur müsste die Stadtentwicklung sich trauen, auf seine bereits vorhandenen Strukturen zu bauen – ein bisschen New York einbringen. So wäre ein »AsiaTown und Little Anatolia« im Bereich des 2. und 3. Viertels der Sechshauser Straße mit dazugehörigen Geschäften und netter Straßengestaltung ein Hit. Sowie das kleine St. Paul, ein kultiviertes Vergnügungsviertel, in dem die Prostituierten geachtet und geschützt werden, anstatt vertrieben, um das 1. Viertel der Straße. Fehlt nur noch das letzte Grätzel und das wäre »Grimmwich-Village« (ab der Grimmgasse). Damit wäre dieser untere Teil des Bezirks ein belebter Magnet. Geh und visioniere! TRACKVERLAUF Von der oberen Ankunftshalle nach rechts durch den Ausgang Felberstraße. Diese stadtauswärts bis zur Schmelzbrücke. Überqueren, dann links die Treppen hinunter > Rosinagasse > rechts in die Viktoriagasse > dann Würffelgasse. Stadtauswärts in die Mariahilfer Straße – überqueren und links in die Schwendergasse bis zum Auer-Welsbach-Park. Am südlichen Parkende in die Sechshauser Straße. In dieser angelangt jenem Straßenverlauf folgen: Rechts in die Hollergasse > links in die Rauchfangkehrergasse bis zum Sparkassaplatz > rechts in die Storchengasse > links in die Diefenbachgasse > links durch den Kauerhof > rechts in die Ullmannstraße bis zu Nr. 14 > durch den öffentlichen Durchgang, dann rechts in die Sechshauser Straße > links in die Fünfhausgasse > rechts in die Herklotzgasse > links in die Turnergasse > rechts in die Dingelstedtgasse > links in die Hanglüßgasse > links in die Robert-Hamerling-Gasse > rechts in die Haidmannsgasse und wieder rechts in die Mariahilfer Straße. Nun einfach durch die Gerstnerstraße den Westbahnhof durch die Hintertüre betreten. HISTORISCHES 1700: Fünf Winzerhäuser im Bereich der Clementinengasse waren der Grundstein des ländlichen Vororts Fünfhaus. Die etwas später gewachsene Gemeinde Rudolfsheim gehört heute ebenfalls zum 15. Bezirk, genauso wie das nördlich der Bahntrasse entstandene Neu-Fünfhaus mit Schmelz und Nibelungenviertel. Um 1850 zählte Fünfhaus zu den vornehmsten Vororten Wiens. Nicht nur Gasthöfe, Hotels und große Vergnügungslokale, sondern auch Gewerbe – allen voran die Textilindustrie – florierten an diesem Verkehrsknotenpunkt, der auch schon vor dem Bau des Westbahnhofs ein wichtiges Bindeglied zwischen der Stadt Wien und Westösterreich war. Die Wirtschaftskrise 1929 setzten dem mit vielen Arbeitern, Gewerbetreibenden und Fabrikanten besiedelten Bezirk stark zu, sodass es zu einer Verarmung der Bevölkerung kam. GOTT, BUDDHA & ALLAH Neben sechs römisch-katholischen Kirchen, wobei die »Maria von Siege« sowie die »Rudolfsheimer Pfarrkirche« zu den schönsten zählen, beherbergt Fünfhaus auch seit kurzem den »Fo-Guang-Shan Tempel«, das größte buddhistische Gebetshaus Österreichs (Sechshauser Straße). Einige Bereiche stehen auch Nicht-Buddhisten offen und es werden Yoga-, Sprach- sowie Kochkurse angeboten. Ein weiterer – der Thailändische »Thamnurak Tempel« – sowie islamische Gebetsräume und eine evangelisch-methodistische Kirche befinden sich nur einige Gassen weiter. Wäre die rassistische Ideologie des NS-Regimes nicht auch über Fünfhaus hinweggefegt, gäbe es sogar eine Synagoge (Turnergasse), die leider vollkommen vernichtet wurde, und den Storchentempel (Storchengasse), dessen Fassade zumindest aber noch zu begutachten ist. Ein Track aus dem Buch WIEN GEHT Autorin: Jine Knapp Comments are closed.
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