Unterwegs zum Selbstmörderfriedhof im Grünen Walde
»Ich habe den schon oft gesucht, nie gefunden«. Die Rede ist vom Selbstmörderfriedhof. So versteckt liegt er eigentlich gar nicht. Eigentlich. Es kommt darauf an, von welcher Seite der URB sich anschleicht. Wir starten hinter dem Grunewaldturm und steigen links vom Biergarten zum Wasser hinab. Dann folgen wir der Havel nach rechts bis zur großen Badestelle Kuhhorn (2. Sandbucht). Da diese Badestelle nur mit dem Rad oder mit fitten Füßen zu erreichen ist, ist es hier selten überlaufen. Von hier aus ist der Blick nach Gatow und zur Villa Lehm hinüber unverstellt. Wir lösen uns vom Wasser und folgen dem einzigen Weg rechts in den Wald hinauf und Richtung Havelchaussee. Diese überqueren wir und gehen geradeaus weiter. Irgendwann steht auf der linken Seite das Hinweisschild zum Friedhof, dem wir folgen. Nach einem Rundgang über diesen erstaunlichen Ort, dem Besuch der russischen Gräber, den Gräbern von »Mama & Papa« und dem berühmten Grab von Christa Päffgen alias Nico gehen wir zurück auf den Schildhornweg. Diesem folgen wir noch ein Stück und biegen dann gegenüber vom Forsthaus rechts ab. Zwischen Wildzäunen hindurch überqueren wir eine große Kreuzung und bleiben auf dem Weg, bis links ein kleiner Trampelpfad abzweigt. Nicht verpassen. Wir gehen auf dem Trampelpfad weiter, bis wir an eine 4-er Kreuzung kommen. Hier nehmen wir den Weg, der im rechten Winkel rechts abgeht und einen Hügel hinauf führt. Oben angekommen sehen wir auf der rechten Seite einen dieser weißen Hinweissteine. Gegenüber führt ein noch kleinerer Trampelpfad oberhalb des Pechsees entlang, dem wir folgen. Am Ende mündet der Pfad wieder auf einen breiten Weg. Nach links geht es hinunter bis zur Kreuzung und beim Picknickpilz biegen wir rechts ab. Diesem breiten Weg folgen wir bis zur nächsten Kreuzung. Dort geht es wieder rechts ab. Nun bleiben wir immer links neben dem Wildzaun zum Naturschutzgebiet, bis wir das Forsthaus Saubucht entdecken. Nicht nervös werden, gefühlte 2 Kilometer sind das schon noch. Am Forsthaus biegen wir links ab, gehen geradeaus den Berg hinunter, am Querweg ein Stück links und dann dem Schild folgend nach rechts zum Grunewaldturm. EIN PLATZ NACH DEM FREITOD Mit »bürgerlichem« Namen heißt dieser Platz Friedhof Grunewald-Forst. Im Volksmund ist es allerdings seit Jahrzehnten der Selbstmörderfriedhof oder auch der Friedhof der Namenlosen. Da bis ins 20. Jahrhundert die Beerdigung von Selbstmördern auf Gottes Acker verboten war, durch den Knick der Havel aber die eine oder andere Freitod-Leiche hier angespült wurde, sah sich die Forstverwaltung Grunewald gezwungen, die Toten nahe dem Fundort zu bestatten. Die älteste Beerdigung ist datiert auf das Jahr 1900. Schnell sprach sich das menschliche Verhalten der Forstleute herum und Angehörige brachten Suizidenten absichtlich an diesen Ort. Unter anderem liegen hier auch der Schriftsteller Clemens Laar und die Sängerin Nico (Velvet Underground). DIE SAGE VON SCHILDHORN Wir schreiben das 12. Jahrhundert. Slawen und Deutsche sind erbitterte Feinde. Slawenfürst Jacza aka Jaczo aka Jaxa von Köpenick ist auf der Flucht vor Albrecht dem Bären. Er treibt sein Pferd in die Havel, in der Hoffnung, auf der anderen Seite wieder an Land zu kommen und seinen Verfolger abzuschütteln. Jaxas Pferd droht, in den Fluten zu ertrinken und Jaxa ruft den Slawengott Triglaw um Hilfe. Der hört nicht und tut nix. In seiner Not wendet sich Jaxa nun an den bislang verhassten Christengott – und auf den ist Verlass. Jaxa und Pferd erreichen sicher das andere Ufer. Hier schwört Jaxa dem Christengott ewige Treue und hängt sein Schild an eine Eiche. Schildhorn ward geboren. Romantik: 100 %; Wahrheitsgehalt: Man weiß es nicht! Ein Track aus dem Buch BERLIN GEHT Autorin: Melanie Knies Comments are closed.
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