Erst kürzlich der Öffentlichkeit zugänglich gemachte Grünoasen durchstreifen.
Beim Gehen durch die Stadt stößt du manchmal auf Areale, die nicht öffentlich zugänglich sind. Je größer diese Flächen, desto neugieriger werden die, die keinen Zutritt haben. Was sich wohl dahinter verstecken mag? Die kuriosesten Dinge stellt man sich vor, und der Fantasie sind kaum Grenzen gesetzt. Ob es sich wohl um ein gefährliches Gebiet handeln mag, ob hier Leichen versteckt wurden oder gar ein Schatz vergraben liegt – all diese unbeantworteten Fragen führen zu allerlei Mutmaßungen. Meistens fristen solche Gebiete ein absolutes Schattendasein. Keiner weiß, dass es sie gibt, und manchmal ist ihr Wegenetz nicht einmal in Online-Karten wie Google Maps oder der OpenStreetMap verzeichnet. Ein paar Argumente, die Tore geschlossen zu halten, gibt es trotzdem. Allerlei nützliches Getier und wertvolle Baumleichen, in denen sich Lebensräume und Nistplätze befinden, können so nämlich erhalten bleiben. In letzter Zeit kam es in Wien trotzdem gleich mehrmals vor, dass zuvor versperrte Flächen für alle geöffnet wurden. 1. STERNWARTEPARK Als man die Universitätssternwarte im 19. Jahrhundert eröffnete, war die Lichtverschmutzung des Nachthimmels über Währing noch gering. Die dicht bewachsene, von einer Mauer umgebene Grünfläche sollte für eine zusätzliche Verdunkelung sorgen. Sie erstreckt sich rund um das Gebäude und ist der Ursprung des heutigen Sternwarteparks. Während im Laufe der Jahrzehnte die Bebauung rund um das Areal fortschritt, entwickelte sich im Inneren eine Wildnis. 1973 verhinderte eine Volksbefragung zum Glück die Umsetzung der Verbauungspläne. Heute ist der Park ein Naturdenkmal. Seit 2013 öffentlich zugänglich, kann er über einen Rundweg begangen werden. Nicht alle sind damit zufrieden, denn so mancher befürchtet eine Bedrohung für die Tier- und Pflanzenwelt im Park. Montag – Freitag ab 8:00; Schließzeit zwischen 15:30 und 20:00, je nach Jahreszeit 2. ERHOLUNGSGEBIET PARADIES Zwischen Hüttelbergstraße und Satzberg erstreckt sich ein riesiges, von Wald und Wiesen gesäumtes Gelände: die Paradies-Gründe. Einst befand sich ein Ferienheim für Kinder darin, später wurde es als Flüchtlingsquartier genutzt. Die Gebäude wurden abgerissen, doch der Zaun blieb bestehen. Von Restaurants bis zu Skulpturenparks reichten die Pläne, die jedoch nie umgesetzt wurden. So beschloss die Stadtverwaltung, die Tore des Paradieses für alle zu öffnen. Verschlungene Wege und ein kleiner Abenteuerspielplatz in dem bezaubernden, naturbelassenen Gelände lassen die Herzen für alle Paradiessuchenden höher schlagen. Täglich und rund um die Uhr geöffnet. 3. VIKTOR-FRANKL-PARK Auch in dicht verbauten Gegenden dürfen noch Parks entstehen: am Standort der früheren Poliklinik im 9. Bezirk etwa. 2010 entstand hier eine kleine, nette und abwechslungsreich gestaltete Grünoase. Durch den Altbaumbestand schlängeln sich nun Wege, gesäumt mit Sitzgelegenheiten, die nicht nur Verliebte zum Verweilen einladen. Das URB-Highlight dieser Parkanlage ist jedoch das urige Baumhaus! Täglich und rund um die Uhr geöffnet. 4. RUDOLF-BENDAR-PARK Die sogenannte »Grüne Lunge des 2. Bezirks« besticht durch eine äußerst abwechslungsreiche sowie in die Umgebung eingebundene Planung. Hier begegnen einander Jung und Alt, hier darf generationenübergreifend ausgeruht oder getobt werden. Ganz nach Lust und Laune. Wesentliches Charaktermerkmal ist der zusammenhängende Baumschleier aus 280 Bäumen, der den modernen Park als zentralen Platz des ehemaligen Nordbahnhofs kennzeichnet. Mit seinen rund 31.000m2 an Grün- und Erholungsflächen ist er der größte seit 1974 errichtete Park Wiens. Täglich und rund um die Uhr geöffnet. ÖFFNET DIE GRÜNOASEN! Zahlreiche Parkanlagen waren in der Vergangenheit nur »Privilegierten« zugänglich, wie zum Beispiel die weitläufigen Auen des Praters und des Augartens, die auschließlich dem Adel vorbehalten waren, damit diese ungestört ihren Jagdgelüsten nachgehen konnten. Beide Gebiete wurden im 18. Jahrhundert für die Allgemeinheit geöffnet. Manche Parks in den heutigen Außenbezirken waren prachtvolle Privatgärten, ehe sie aus den unterschiedlichsten Gründen in den Besitz der Stadt Wien übergingen. Der Wertheimsteinpark, der Pötzleinsdorfer Schlosspark und der Dehnepark gehören zu diesen Vermächtnissen. Noch heute gibt es private Areale, deren öffentliche Zugänglichkeit wünschenswert wäre, wie etwa der Theresianum-Park im grünflächenarmen 4. Bezirk. Oder die riesigen ASKÖ- und USI-Sportstätten wie auf der Schmelz oder im Auerwelsbach Park, die bisher nur ein kleiner Personenkreis nutzen darf. NEUE VIERTEL – NEUE PARKS 850 Parks darf Wien sein Eigen nennen. Neben den schon lange bestehenden Grün-oasen – von kleinen Beserlparks bis hin zu riesigen Erholungsgebieten – werden gegenwärtig einige Parkanlagen neu geschaffen, wobei bei der Planung durchaus Rücksicht auf die jeweilige Geschichte des Erichtungsortes genommen wird. Am ehemaligen Aspangbahnhof wird es in Zukunft einen Leon-Zelman-Park geben. Der Namensgeber überlebte als Einziger seiner Familie das KZ Auschwitz. Seine Reise dorthin startete am Aspangbahnhof. Auch beim Hauptbahnhof entsteht eine große Grünfläche: der Helmut-Zilk-Park. Das Thema der Anlage wird unter dem Motto »Sehnsucht nach Ferne (Bahnhof) und traditionelle Verbundenheit (in Anlehnung an das nahegelegene Belvedere)« stehen. Man/Frau darf gespannt sein! MEHR INFOS ZUM THEMA Leon-Zelman- & Ziak-Park Zweigeteilter Park, die eine Seite zu Ehren Karl Ziaks, die andere zum Gedenken an Leon Zelman 1030 Wien, Eurogate Helmut-Zilk-Park (ab 2017/18) Benannt nach dem Altbürgermeister und unter dem Motto »Sehnsucht & Verbundenheit« geplant 1100 Wien, Sonnwendviertel Seepark Aspern Der erste fertiggestellte Park (fünf sind geplant) im Zentrum des neuen Stadtviertels 1220 Wien, Seestadt Aspern Emil-Maurer-Park Ein kleiner Park, der lange keinen Namen hatte. Projekttitel für seine Gestaltung war »Landschaft im Fluss«, wobei mit Fluss wohl die beiden Gürtelspuren, zwischen diesen er sich befindet, gemeint sein müssen; 1070 Wien, Neubaugürtel Ein Point aus dem Buch WIEN GEHT 2 Autor: Loris Knoll Zu Besuch bei den letzten Bauernhöfen und den neuen landwirtschaftlichen Projekten Wiens.
Den traditionellen Bauernhof, bei dem du täglich frische Milch, ein paar Eier und gleichzeitig selbstgemachte Hauswürstel holen kannst, gibt es fast nur noch in Werbespots. Einerseits, weil der Ab-Hof-Verkauf – vor allem bei Fleisch- und Milchprodukten – hohen Auflagen unterliegt, die enorme Investitionen nötig machen. Andererseits wegen der niedrigen Preise für Agrarprodukte, wo sich nur die Massenproduktion rentiert. Bedingungen, die Bauern und Bäuerinnen mit kleinen Feldern, nach deren Größe die EU-Förderung bemessen wird, kaum erfüllen können. Was bleibt dem Kleinbauern des 21. Jahrhunderts, der nicht einsam weiter ackern möchte, um wenigstens den Eigenbedarf zu decken, Geld aber eigentlich nur bei seinem Zweitjob verdient? Lehrtätigkeit, Spezialisierung oder Vermietung ist die Antwort. So landen meist Pferde statt Kühe in den Ställen, die Felder werden von Privatpersonen bewirtschaftet, findige Bauern und Bäuerinnen entwickeln Erzeugnisse, die sich von der fahlen Masse abheben oder geben ihr umfangreiches Wissen an uns weiter. 1. NEUE BAUERN & BÄUERINNEN Einer der landwirtschaftlichen Betriebe, die es bis ins 21. Jahrhundert geschafft haben, ist der Haschahof. Schon 1987 kehrte Rudolf Hascha der konventionellen Wirtschaftsweise den Rücken und stellte auf biologischen Landbau um. Nicht nur frisches Gemüse und Getreide wird hier kultiviert, sondern auch Kärntner Brillenschafe und Lohmann-Braun-Legehennen bevölkern das Gut. Die Produkte kannst du sowohl am Hof als auch am Karmeliter-, Floridsdorfer- und Bruckhaufenmarkt erwerben. Rosen aus ökologischem Anbau, diese Nische hat Petra Neuwirth für sich entdeckt. Ihre Blumen sind nicht nur zum Verschenken da, sondern aus den getrockneten Blütenblättern kannst du auch Tee zur Stärkung des Herzens brühen sowie Marmelade, Sirup, Schnaps oder Essig herstellen. Petra's Rosengarten liegt im 21. Bezirk, und die edlen Gewächse werden auch dort verkauft. Am Himmelreich in Simmering steht der Feigenhof, und, nomen est omen, hier werden 25 verschiedene Feigen-Sorten kultiviert. Doch auch saisonale Gemüseraritäten und etwa 200 erlesene Kräutersorten bekommst du auf dem Anwesen. Natürlich waren das noch nicht alle Öko-Landwirtschaftsbetriebe Wiens, mehr davon findet ihr am Artikelende. 2. SCHULE BAUERNHOF Als Vorbild für die City Farm Schönbrunn diente der »Children's Garden« in New York. Doch auch für Erwachsene gibt es tolle Programme. »Urban Gardening - essbarer Balkon«, die »Pflanzen- & Samentauschbörse«, »ab ins Glas« oder die »essbare Wildnis« sind nur einige davon. In diesem städtischen »Erlebnisgarten der Gemüsevielfalt« erfährst du wirklich einiges. Das Landgut Cobenzl hat sich vor allem auf Eltern mit Kinder spezialisiert. Brot backen, Butter schlagen und Kräuter sammeln lernst du dort. Doch die Ställe und Gehege der süßen Bauernhoftiere können von URBs aller Altersgruppen besucht werden (Eintritt kostenpflichtig). 3. SELBSTANBAU & ERNTE Gemeinschaftsgärten sprießen zur Zeit wie die Schwammerln aus den urbanen Böden, denn die Sehnsucht nach einem Stückchen Erde steckt in vielen von uns. Sogar die Stadt Wien vergibt bereits Beete. Aber auch Landwirte vermieten Parzellen, die oft schon professionell vorbereitet übergeben werden und mancherorts bereits bepflanzt sind. Du bist anschließend für Bewässerung, Pflege und das Essen der Ernte zuständig. Einige Adressen findest du ebenfalls am Ende des Artikels. 4. SOLIDARISCHE LANDWIRTSCHAFT Zu viele Skandale, zu wenig Garantien: Das Vertrauen in die Lebensmittelindustrie sinkt wie der Meeresspiegel zur Eiszeit. Kein Wunder also, dass sich immer mehr Vereine bilden, die Felder pachten, um sie gemeinsam zu bestellen. Wer nicht selbst in der Erde wühlen möchte, dem sei »community-supported agriculture« ans Herz gelegt. Entstanden im Japan der 1960er-Jahre, beziehen heute etwa ein Viertel der Haushalte ihre Lebensmittel aus dieser Landwirtschaftsform, die so funktioniert: Die Mitglieder geben dabei dem Bauern oder der Bäuerin eine Abnahmegarantie für ihre Produkte und erhalten im Gegenzug Einfluss auf den Anbau. Diese Partnerschaft unterstützt lokale Produktion und Ernährung. Der »Gärtnerhof Ochsenherz« arbeitet schon nach diesem Prinzip. Ganz neu sind die »Foodcoops«. Hierbei schließt sich eine Gruppe zusammen, um Lebensmittel direkt bei lokalen Höfen einzukaufen. Diese werden dann in Eigenorganisation an die Mitglieder verteilt. BAUERNHOF-PRODUKTE AM MARKT Mit Ausnahme der Wintermonate stehen am Meidlinger Markt (an der Reschgasse) stets mehrere Bauern und Bäuerinnen mit ihren frischen Produkten. Wer gerne freitags oder samstags mit Innenstadtatmosphäre marktstandln geht, der besuche den Biomarkt auf der Freyung. Bäuerliche Familien, kleine Manufakturen und Produzenten bieten die köstlichsten Köstlichkeiten. Leider zählt dieser Markt nicht zu den günstigsten. Auch Floridsdorf punktet: Neben den Bio-Samstagsmärkten in der Gerasdorfer Straße 61, in der Kugelfanggasse 29–31 am Bruckhaufen und in der Autofreien Siedlung im Hof der Nordmanngasse 27, zeichnet sich der Floridsdorfer Markt jetzt auch dienstags (Bio-Dienstag) in kulinarischer Lebensqualität für den gesundheitsbewussten URB aus. BESONDERE SAMEN Wer etwas Gutes will, sollte auch gute Samen säen. Der Verein ARCHE NOAH setzt sich für Erhalt und Entwicklung der Kulturpflanzenvielfalt ein. 6.000 verschiedenen Sorten lagern in deren Archiv. Natürlich kannst du einige davon auch käuflich erwerben, beziehungsweise dazu beitragen, dass die Artenvielfalt erhalten bleibt. Die ARCHE NOAH hat auch einen Schaugarten in den du sowohl zahlreiche »alten Sorten«, als auch auch Exotisches aus aller Welt wie Knollenziest, Erdmandel oder Melothria kennen lernen kannst. INFOS ZUM THEMA Ab-Hof-Verkauf von Wiener Produkten: Gärtnerhof-Gin, Haschahof, Schottengüter, Rosengarten, Annahof, Feigenhof, Bauernhof Steindl, Bauernhof Prohaska, Pilzbau Liebenberger, Selbstanbau, Selbsternte & Selbstversorgung; Haschahof, Biohof Radl, Öko-Ernteland, Selbsternte®, Ochsenherz, LoBauerInnen, Foodcoops Höfe mit Lehrtätigkeit: Seminare: Cityfarm Schönbrunn, Arche Noah, Stadtimker, Feigenhof (Kochkurse) Für Kinder: Kidsfarm Vienna, Landgut Cobenzl Besichtigungen: Gärtnerhof-Gin, Annahof, Feigenhof, Arche Noah Ein Point aus dem Buch WIEN GEHT 2 Autorin: Jine Knapp Neue Geisteskräfte: Die Seele baumeln und den Verstand taumeln lassen!
URBs, ihr kennt das alle. Ein heftiger Arbeits- oder Studientag neigt sich zu Ende, und mit ihm auch Körper- und Geisteskraft. Nun ist Chillen angesagt. Umtrunk im Beisel oder Dämmermeditation vor dem Fernseher sind die beliebtesten Tätigkeiten, um aus dem Stresszustand zu gleiten. Beide haben allerdings einen kräftigen Haken: die erstere bereitet heftige Kopfschmerzen, die andere lässt die Augäpfel krampfen. Ein Urb ist nicht so masochistisch veranlagt, darum wählt er eine gesündere Variante. Mit Decke oder Hängematte bewaffnet, begibt er sich an die Ruhepole der Stadt, um der Natur zu lauschen, die letzten Sonnenstrahlen zu tanken und im besten Fall mit seinen Liebsten zu kuscheln. 1. TÜRKENSCHANZPARK Wasser – das stille Element beherrscht den im englischen Landschaftsgartenstil angelegten Park. Mehrere ruhige Teiche, verbunden mit kleinen Bächen und bestückt mit sanft plätschernden Springbrunnen, schalten das überlastete Nervensystem sehr schnell in den Erholungsmodus. Bei einem Streifzug durch das Areal bemerkt der Urb schnell die getätigten Aktivitäten der Universität für Bodenkultur im Park: Zahlreiche botanische Raritäten aus allen Kontinenten wurden gepflanzt sowie ein Lehrteich angelegt, an dem das Leben im und um das Wasser studiert werden kann. (Anmeldung erforderlich). Auch Pauline hat endlich ein neues Kleid bekommen – der Aussichts- und Wasserturm im Park ist nach 25 Jahren wieder geöffnet und beschert an Wochenenden einen tollen Rundumblick. Sonstiges Angebot: Liege- und Spielwiesen, Kartenspieleck, Kinderspielplatz, Beachvolleyball-, Fußball- und Basketballanlage sowie im Sommer das Kulturfestival »Montmartre« und zur Adventzeit ein Christkindlmarkt. 2. SCHWARZENBERGPARK Auch dies war einst ein englischer Landschaftsgarten und zwar nicht nur einer der ersten, sondern auch einer der größten Europas. Sein Erschaffer Graf von Lacy, übrigens ein leidenschaftlicher Spaziergänger, lebte nicht nur für seinen Park, sondern ließ sich hier auch begraben. Das tempelartige Grabmal befindet sich inmitten eines Waldstückes nahe der Höhenstraße. Und hier wären wir schon mitten in dieser riesigen Anlage. Beginnend beim Schloss Neuwaldegg führt die etwa 3km lange, asphaltierte Allee (Schwarzenbergallee) bis in den Wienerwald. Sie ist ein beliebtes Ausflugsziel und dem entsprechend stark frequentiert, doch verlässt man den Trampelpfad 500m nach der querenden Neuwaldegger Straße in Richtung NO (nach rechts) gelangt man auf das weitläufige Wiesenareal des Parks. Grünberg-, Mittereck- und Tiefauwiese heißen diese sonnenbeschienenen Ruhepole umgeben von kühlem Wald. Hier lässt es sich Relaxen, Picknicken, Ballspielen und Slacklinen was das Zeug hält. 3. PÖTZLEINSDORFER SCHLOSSPARK Dieses, ebenfalls englische Gartenprojekt, gestaltet von dem Kunstgärtner Konrad Rosenthal, wurde vom Bankhaus Geymüller ins Leben gerufen. Der Konkurs des Hauses und die Bombenangriffe des 2. Weltkrieges setzten der Anlage zwar stark zu, aber die einstige Eleganz ist noch spürbar. Entspannend und gleichzeitig abwechslungsreich ist der Rundgang durch den weitläufigen Park, denn zwischen Wiesen und Waldbereichen finden sich immer wieder romantische Gestaltungselemente. Zum Beispiel die Attikastatuen (Singendes Quartett) des alten Ringtheaters, ein Tempel im griechischen- und ein Lusthaus im klassizistischen Stil sowie eine Badegrotte. Am Eingangsbereich lockt übrigens ein Streichelzoo mit Hühnern, Gänsen, Schafen und Ziegen sowie Spielwiese und -platz in den Park. Nur falls du überzeugende Argumente für Begleiter deines Spaziergangs brauchst ;-) DIE ANTWORT AUF DEN BAROCK Mathematische Strenge, exakt angelegte Wege, beschnittene Hecken und geometrische Blumenbeete – das sind die vorherrschenden Stilelemente eines Barockgartens. Schönbrunn ist ein schönes Beispiel dafür. Im 18. Jahrhundert kam dann die Antwort auf die künstlich in Form gepresste Landschaftsgestaltung: Der Englische Garten. Ziel war hier, die Gestaltung nach dem zu richten, was die Natur an Ausblicken zu bieten hat. Die Geometrie verschwand und es wurde versucht möglichst abwechslungsreiche Anlagen zu kreieren, die den Anschein einer natürlich entstandenen Landschaft erwecken sollten. Verschlungene Wege führten vorbei an Bächen, Teichen, Grotten, Ruinen und passenden Gewächsen. Diese »begehbaren Landschaftsgemälde« sind in Wien vor allem in den hier erwähnten Parks erhalten geblieben. EIN WEG IN BALANCE Immer wenn zwei Bäume nahe beieinander stehen, kann man sie auspacken – die Slackline. Viele Wiener Parks sind auch wie geschaffen dafür. Slacken ist »das Gehen« über ein Gurtband oder Schlauchband, das zwischen zwei Befestigungspunkten gespannt ist. Entwickelt wurde dieser Sport von Kletterern im Yosemite-Nationalpark Anfang der 80er Jahre. Da Slacken beinahe überall umzusetzen ist, Spaß macht und sich die Ausrüstungskosten dafür in Grenzen halten, hat es diese Sportart geschafft, sich auch in urbanen Gebieten durchzusetzen. Slacklinen schult vor allem Balance, Konzentration und Koordination. Für all jene, die es noch nie probiert haben: Es ist eine echte »Gaudi«, vor allem in Gesellschaft! Und wer es einmal gecheckt hat, aufzusteigen ohne zu zittern, dem stehen grandiose Balanceakte bevor! INFOS ZUM THEMA Türkenschanzpark: Öffnungszeiten: 6:00 bis 22:00, 1180 Wien, Gregor-Mendel-Straße 31 Schwarzenbergpark: Öffnungszeiten: durchgehend, 1170 Wien, Neuwaldegger Straße 59 Pötzleinsdorfer Schlosspark: Öffnungszeiten: 8:00 bis zur Dämmerung, Pötzleinsd. Straße 68 Auer-Welsbach-Park: Öffnungszeiten: durchgehend, 1150 Wien, Winckelmannstraße 2 BOKU-Lehrteich im Türkenschanzpark: Anmeldung: 01/ 479 76 94 Ein Point aus dem Buch WIEN GEHT Autorin: Jine Knapp Natur zwischen Kultur: Ein kleiner Streifzug durch die Grünoasen des ersten Hiebs.
Da wuselt ein Urb stundenlang auf Kopfsteinpflaster durch die engen Gassen der Innenstadt, die Füße schmerzen bereits, und nichts ersehnt er sich mehr als eine kleine Oase. Sie bleibt ihm nicht verwehrt, denn bewegt der Urb sich in Richtung Burgring, findet er die großzügigen Erholungszonen von Volks-, Burggarten und Heldenplatz. Es sind interessante Orte und mit einem Quäntchen Hoffnung, dass auch die Wiesen bald wieder benützt werden dürfen, haben die Urbs diese Innenstadt-Oasen unter die Lupe genommen und nehmen dazu auf den sonnenerwärmten Stiegen Platz. Das Resümee dieser drei Anlagen in einem Satz: Der Burggarten ist der Ort für die Sturm- & Drang Zeit, der Heldenplatz für die Midlifecrisis und der Volksgarten für den ausklingenden Lebensabend. ;-) 1. BURGGARTEN Der Burggarten ist ein sehr edler Park, denn steht man mittendrin, ist man umgeben von Palmen- und Schmetterlingshaus sowie dem Teil der Hofburg, der die Nationalbibliothek und das Museum für Völkerkunde beherbergt. Ein herber Kontrast zu dem, was sich hier in den 70er bis 80er Jahren abspielte, denn die damalige Jugendbewegung eroberte das Areal und lieferte sich mit den Behörden teils recht heftige Gefechte. 2011 – Hippies und Punks sind weg und haben den »Bobos« Platz gemacht, die nun den Garten bevölkern. Doch die nächste Generation scharrt bestimmt schon in den Startlöchern, um sich dann mit ihresgleichen auszutauschen. Wem das nicht liegt, der kann sich auf den sonnigen Stufen der Burg niederlassen, oder durch den schattigen Alpengarten spazieren um seinen Idealen nachzuhängen. 2. HELDENPLATZ Ob Demo, Maiaufmarsch des Bundesheers, Kundgebung, Erntedankfest oder Party – der Heldenplatz mit seinem imperialen Panorama fordert die Füllung mit Menschenmassen geradezu heraus. Das hat unser Schreckgespenst Adolf auch schon zu nutzen gewusst, als er hier 1938 einmarschierte. Aber wir lassen die Vergangenheit ruhen und erfreuen uns der vielen Veranstaltungen, die auf diesem Boden aktuell stattfinden, bei denen auch die Ordnungshüter keine Chance mehr sehen, Herr über die Wiese zu werden. Es gibt kaum ein Wochenende, wo hier nicht zumindest die »Musi« spielt. Wochentags kann man sich an dem bunten Publikum ergötzen, das die Reiterdenkmäler besetzt: Ein paar ältere Gelegenheitskiffer, eine Mutter mit ihren drei Kindern, die den Rasensprenger vergewaltigen, eine Gruppe stadtplanstudierender Touristen, zwei heftig diskutierende Krawattenträger und mehrere Gitarre spielende Althippies. Yea, let's stalk! 3. VOLKSGARTEN Als der Urb den Garten zum ersten Mal betrat, war sein erster Gedanke seines damaligen Punk-Hirns »Was für eine Schnösel-Partie!« Es war Nacht und der Horizont reichte nicht weiter als bis zur Disko »Volksgarten«. Bei Tageslicht sah die Sache ganz anders aus. Denn die Besucher sind im Gegensatz zu den anderen beiden Parks eher älterer Generation. Ab und zu besetzt allerdings auch ein junges, verliebtes Pärchen eine der vielen Bänke in diesem aufgeräumten Garten. Akkurat gestutzte Hecken, konstruierte Blumenbeete, duftende Rosensträucher, Denkmäler – wie das von Kaiserin Elisabeth und Grillparzer – sowie der mächtige Theseustempel verleihen dem Volksgarten seinen Charme. Trotz oder vielleicht wegen seiner überzogenen Perfektion strahlt der Park eine tiefe Ruhe aus, die zur Erholung einlädt. Falls der Drang besteht, einmal einen Parlamentarier anzutreffen, so ist im Volksgarten die Wahrscheinlichkeit dafür extrem hoch! DIE KREUZUNG VON HIPPIE UND YUPPIE Der Name »Bobo« (Bourgeoise Bohemien) wurde von David Brooks, einem New Yorker Kolumnisten, geboren. Er definierte damit den Gesellschaftstypus, der sich um 2000 entwickelt, dessen Lebensstil zusammen führt, was bislang als unvereinbar galt: Reichtum und Rebellion, beruflicher Erfolg mit unkonventioneller Haltung, das Denken der Hippies gepaart mit dem unternehmerischen Geist der Yuppies. Ziemlich konträr also – was auch der Name »Bobo« widerspiegelt. Denn ein »Bourgeois« ist ein Angehöriger der Oberschicht mit konservativer Gesinnung und »Bohème« bezeichnet eine Lebensart von Randgruppen, die bürgerliche Werte verabscheut und sich auf Originalität fokussiert. Eine nette Mischung, die allerdings dazu führte, dass z.B. die Lebensräume Kunstschaffender (Loft-Boom) für diese unleistbar wurden. MUSEEN RUNDHERUM Burg- und Volksgarten sowie Heldenplatz sind der ideale Ausgangspunkt für Museumsgeher. Allein die Hofburg, übrigens der größten zusammenhängenden Gebäudekomplexe der Welt, beherbergt Unmengen an Historie. Nicht nur Kaiserappartements, Sisi-Museum und Schatzkammer, sondern auch Albertina, Hof-Jagd- und Rüstkammer sowie Völkerkunde- und Ephesos-Museum befinden sich hinter ihren Mauern. Nicht zu vergessen, die ebenfalls in der Hofburg untergebrachte Nationalbibliothek, die außer ihrer Sammlung an Druckwerken und Dokumenten auch Papyrus-, Globen- und Esperantomuseum beherbergt. Auf der gegenüberliegenden Seite des Rings findet der Kulturgenuss kein Ende, denn das Natur- und Kunsthistorische Musum sowie das MuseumsQuartier winken mit ihren Ausstellungen und Sammlungen. INFOS ZUM THEMA Nationalbibliothek, Hauptlesesaal, 1010 Wien, Josefsplatz 1 Globen- und Esperantomuseum, 1010 Wien, Herrengasse 9, Palais Mollard Papyrusmuseum, 1010 Wien, Heldenplatz, Mitteltor Kunsthistorisches Museum, 1010 Wien, Maria Theresien-Platz Schatzkammer, 1010 Wien, Hofburg Schweizerhof Kaiserappartements, Sisi Museum und Silberkammer, 1010 Wien, Hofburg - Michaelerkuppel Naturhistorisches Museum, 1010 Wien, Maria Theresien-Platz MuseumsQuartier Wien, 1070 Wien, Museumsplatz 1 Ein Point aus dem Buch WIEN GEHT Autorin: Jine Knapp Absurd, bizarr, spaßig, informativ, unglaublich: die Dinge in Wiens kleinen Museen.
Diese Stadt hat im Jahr bestimmt etwa 100 Tage, an denen nicht die Sonne vom Himmel lacht. Das ist auch die ungefähre Anzahl der Museen, die in Wien beheimatet sind. Darunter sind viele kuriose, oft sehr kleine, aber faszinierende Sammlungen. Sie alle zu kennen, ist ein schwieriges Unterfangen. Doch die Neugierde ist eine verlässliche Antriebskraft für diesen Versuch, der meist mit Staunen belohnt wird. Also, falls heute einer dieser 100 trüben Tage ist, hier vier Museen, die unterschiedlicher nicht sein könnten! 1. BRENNPUNKT° Museum der Heizkultur? Auch wenn sich dies im ersten Moment nicht sehr spannend anhört, das komplette Gegenteil ist der Fall. Die modern gestalteten Ausstellungssräume zeigen die Geschichte des Heizens sowie den damit verbundenen Lebensalltag des Menschen, beginnend vom »Feuer machen« bis zur zukünftigen Energieversorgung. Anlass zum Schmunzeln gibt's auch: Manche nostalgischen Alltagsgegenstände sind grotesk! Link 2. PRATERMUSEUM Eigentlich ist das Pratermuseum im Planetarium »nur« ein großer Raum mit Galerie. Trotzdem ist dies kein Indiz für eine kurze Verweildauer. Denn, ob es nun die Schuhe der Liliputanerprinzessin Gisela, der Wahrsageautomat »Internationales-Heiraths-Vermittlungs-Bureau«, der alte Grottenbahn-Lindwurm oder eine Fotografie der spektakulären ersten Hochschaubahn »American Scenic Railway« ist, an den amüsanten sowie skurrilen Erinnerungsstücken der schaurig schönen Unterhaltungskultur unseres Praters bleibst du einfach hängen! Link 3. DRITTE MANN MUSEUM Ganz um den in Wien gedrehten Filmklassiker »Der Dritte Mann« und sein Hintergrundthema – die Besatzungszeit Wiens von 1945 bis 1955 – dreht sich diese kleine Privatsammlung. Die historischen Filmplakate, Kinoprogramme von Premieren und zahlreiche Wiederauflagen aus über 20 Ländern, Originale Drehbücher, 400 Coverversionen des »Harry Lime Themas« sowie die mehr als tausend Dokumente und nostalgischen Gegenstände aus der Wiener Nachkriegszeit, sind nur ein kleiner Auszug der Objekte dieser äußerst liebevoll zusammengestellten Sammlung! Link 4. CONDOMI-MUSEUM Der Abstieg in den Gewölbekeller des Erotikfachgeschäfts »Liebenswert« ist eine kuriose Reise in die Welt der Verhütung und Sexualität. Auf der ca. 100m2 großen Ausstellungsfläche wird die erstaunliche Geschichte des Kondoms anhand von hunderten Exponaten präsentiert. Von Kretas König Minos, der Kondome aus Ziegenblase benutzte, über Casanovas Präservative, die mit Samt gefüttert waren, bis zu »Goodyears« erstem Gummikondom, das schlussendlich den Siegeszug dieses Verhütungsmittels einleitete, führt die Zeitreise. Natürlich fehlen auch die recht amüsanten Erfindungen unserer Epoche nicht im Fundus des Museums: Witzige Scherzkondome, »Kondome des Grauens«, Phobiker-Ganzkörperkondome und viele andere verrückte Stücke findest du hier! Link XXX-SMALL REKORD Den Titel »Kleinstes Museum der Welt« trägt eine Box, die einen 1/2 Kubikmeter groß ist. Sie wurde mit einem Metallpfosten auf Augenhöhe gebracht. Der Kasten mit fünf Gucklöchern zeigt Wechselausstellungen im Miniformat. Mittlerweile geht das urige Schweizer Museum wegen seiner steigenden Beliebtheit auch gerne auf Reisen. WELTWEIT EINZIGARTIG... ... ist auch das Museum für Verhütung & Schwangerschaftsabbruch. Seit 2003 wird in drei Schauräumen der Kampf um die Kontrolle der Fortpflanzung und Fruchtbarkeit dargestellt. Neben medizinischen Entwicklungen und Medienmeinungen wird auch – ohne zu werten – das Leid der Frauen nach missglückten Abbrüchen thematisiert. MEHR MUSEEN ZUM THEMA Alt-Wiener Uhren Sammlung: MAK-Expositur Geymüllerschlössel, 1180 Wien, Khevenhüllerstraße 2 Bestattungsmuseum: Einblick in die Wiener Begräbnisrituale, 1110 Wien, am Zentralfriedhof Fälschermuseum: Leben und Werke berühmter Kunstfälscher, 1030 Wien, Löwengasse 25 Pharma- & Drogistenmuseum: Dokumentation eines Berufes, 1090 Wien, Währinger Straße 14 »waschsalon« Karl-Marx-Hof: Die Geschichte des »Roten Wien«, 1190 Wien, Halteraugasse 7 Wiener Schuhmuseum: Schuhtrends verschiedener Jahrhunderte, 1080 Wien, Florianigasse 66 Wiener Schnapsmuseum: Urige Führung mit Verkostung, 1120 Wien, Wilhelmstraße 19–21 Museum für Verhütung & Schwangerschaftsabbruch: Medizin, Medien, Tabus, 1150 Wien, Mariahilfer Gürtel 37/1. Stock Ein Point aus dem Buch WIEN GEHT 2 Autorin: Jine Knapp |