Neue Geisteskräfte: Die Seele baumeln und den Verstand taumeln lassen!
URBs, ihr kennt das alle. Ein heftiger Arbeits- oder Studientag neigt sich zu Ende, und mit ihm auch Körper- und Geisteskraft. Nun ist Chillen angesagt. Umtrunk im Beisel oder Dämmermeditation vor dem Fernseher sind die beliebtesten Tätigkeiten, um aus dem Stresszustand zu gleiten. Beide haben allerdings einen kräftigen Haken: die erstere bereitet heftige Kopfschmerzen, die andere lässt die Augäpfel krampfen. Ein Urb ist nicht so masochistisch veranlagt, darum wählt er eine gesündere Variante. Mit Decke oder Hängematte bewaffnet, begibt er sich an die Ruhepole der Stadt, um der Natur zu lauschen, die letzten Sonnenstrahlen zu tanken und im besten Fall mit seinen Liebsten zu kuscheln. 1. TÜRKENSCHANZPARK Wasser – das stille Element beherrscht den im englischen Landschaftsgartenstil angelegten Park. Mehrere ruhige Teiche, verbunden mit kleinen Bächen und bestückt mit sanft plätschernden Springbrunnen, schalten das überlastete Nervensystem sehr schnell in den Erholungsmodus. Bei einem Streifzug durch das Areal bemerkt der Urb schnell die getätigten Aktivitäten der Universität für Bodenkultur im Park: Zahlreiche botanische Raritäten aus allen Kontinenten wurden gepflanzt sowie ein Lehrteich angelegt, an dem das Leben im und um das Wasser studiert werden kann. (Anmeldung erforderlich). Auch Pauline hat endlich ein neues Kleid bekommen – der Aussichts- und Wasserturm im Park ist nach 25 Jahren wieder geöffnet und beschert an Wochenenden einen tollen Rundumblick. Sonstiges Angebot: Liege- und Spielwiesen, Kartenspieleck, Kinderspielplatz, Beachvolleyball-, Fußball- und Basketballanlage sowie im Sommer das Kulturfestival »Montmartre« und zur Adventzeit ein Christkindlmarkt. 2. SCHWARZENBERGPARK Auch dies war einst ein englischer Landschaftsgarten und zwar nicht nur einer der ersten, sondern auch einer der größten Europas. Sein Erschaffer Graf von Lacy, übrigens ein leidenschaftlicher Spaziergänger, lebte nicht nur für seinen Park, sondern ließ sich hier auch begraben. Das tempelartige Grabmal befindet sich inmitten eines Waldstückes nahe der Höhenstraße. Und hier wären wir schon mitten in dieser riesigen Anlage. Beginnend beim Schloss Neuwaldegg führt die etwa 3km lange, asphaltierte Allee (Schwarzenbergallee) bis in den Wienerwald. Sie ist ein beliebtes Ausflugsziel und dem entsprechend stark frequentiert, doch verlässt man den Trampelpfad 500m nach der querenden Neuwaldegger Straße in Richtung NO (nach rechts) gelangt man auf das weitläufige Wiesenareal des Parks. Grünberg-, Mittereck- und Tiefauwiese heißen diese sonnenbeschienenen Ruhepole umgeben von kühlem Wald. Hier lässt es sich Relaxen, Picknicken, Ballspielen und Slacklinen was das Zeug hält. 3. PÖTZLEINSDORFER SCHLOSSPARK Dieses, ebenfalls englische Gartenprojekt, gestaltet von dem Kunstgärtner Konrad Rosenthal, wurde vom Bankhaus Geymüller ins Leben gerufen. Der Konkurs des Hauses und die Bombenangriffe des 2. Weltkrieges setzten der Anlage zwar stark zu, aber die einstige Eleganz ist noch spürbar. Entspannend und gleichzeitig abwechslungsreich ist der Rundgang durch den weitläufigen Park, denn zwischen Wiesen und Waldbereichen finden sich immer wieder romantische Gestaltungselemente. Zum Beispiel die Attikastatuen (Singendes Quartett) des alten Ringtheaters, ein Tempel im griechischen- und ein Lusthaus im klassizistischen Stil sowie eine Badegrotte. Am Eingangsbereich lockt übrigens ein Streichelzoo mit Hühnern, Gänsen, Schafen und Ziegen sowie Spielwiese und -platz in den Park. Nur falls du überzeugende Argumente für Begleiter deines Spaziergangs brauchst ;-) DIE ANTWORT AUF DEN BAROCK Mathematische Strenge, exakt angelegte Wege, beschnittene Hecken und geometrische Blumenbeete – das sind die vorherrschenden Stilelemente eines Barockgartens. Schönbrunn ist ein schönes Beispiel dafür. Im 18. Jahrhundert kam dann die Antwort auf die künstlich in Form gepresste Landschaftsgestaltung: Der Englische Garten. Ziel war hier, die Gestaltung nach dem zu richten, was die Natur an Ausblicken zu bieten hat. Die Geometrie verschwand und es wurde versucht möglichst abwechslungsreiche Anlagen zu kreieren, die den Anschein einer natürlich entstandenen Landschaft erwecken sollten. Verschlungene Wege führten vorbei an Bächen, Teichen, Grotten, Ruinen und passenden Gewächsen. Diese »begehbaren Landschaftsgemälde« sind in Wien vor allem in den hier erwähnten Parks erhalten geblieben. EIN WEG IN BALANCE Immer wenn zwei Bäume nahe beieinander stehen, kann man sie auspacken – die Slackline. Viele Wiener Parks sind auch wie geschaffen dafür. Slacken ist »das Gehen« über ein Gurtband oder Schlauchband, das zwischen zwei Befestigungspunkten gespannt ist. Entwickelt wurde dieser Sport von Kletterern im Yosemite-Nationalpark Anfang der 80er Jahre. Da Slacken beinahe überall umzusetzen ist, Spaß macht und sich die Ausrüstungskosten dafür in Grenzen halten, hat es diese Sportart geschafft, sich auch in urbanen Gebieten durchzusetzen. Slacklinen schult vor allem Balance, Konzentration und Koordination. Für all jene, die es noch nie probiert haben: Es ist eine echte »Gaudi«, vor allem in Gesellschaft! Und wer es einmal gecheckt hat, aufzusteigen ohne zu zittern, dem stehen grandiose Balanceakte bevor! INFOS ZUM THEMA Türkenschanzpark: Öffnungszeiten: 6:00 bis 22:00, 1180 Wien, Gregor-Mendel-Straße 31 Schwarzenbergpark: Öffnungszeiten: durchgehend, 1170 Wien, Neuwaldegger Straße 59 Pötzleinsdorfer Schlosspark: Öffnungszeiten: 8:00 bis zur Dämmerung, Pötzleinsd. Straße 68 Auer-Welsbach-Park: Öffnungszeiten: durchgehend, 1150 Wien, Winckelmannstraße 2 BOKU-Lehrteich im Türkenschanzpark: Anmeldung: 01/ 479 76 94 Ein Point aus dem Buch WIEN GEHT Autorin: Jine Knapp Comments are closed.
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