Dunkle Stationen: Erschaudernd in Wiens schwärzeste Kapitel eindringen!
Ein düsterer Tag. Die Sonne schafft es nicht den Nebel zu vertreiben und die eigene Psyche treibt dasselbe Spiel – ein urbiger Grund, um Wiens dunkle Stätten zu begehen. 1. FOLTERMUSEUM WIEN Schwerpunkt dieser Sammlung sind mittelalterliche Foltergeräte, die teilweise anhand von gestellten Szenarien mittels Puppen demonstriert werden. Amerikanische- Gruselaction-Effekte darf sich der Besucher bei diesen Nachstellungen nicht erwarten, denn es sind stille Szenen, die das Grauen sämtlicher Foltermethoden übermitteln. Meine Urb-Phantasie beflügelt haben die Vielzahl an Schandmasken – denn zu gut könnte es mancher Banker-Psyche tun, einige Tage mit einem Schweinchenkopf herumzulaufen;-). Erwähnenswert ist auch der akustisch-simulierte Fliegeralarm in dem ehemaligen Luftschutzkeller. Ob das Sirenengeheul oder die eingeschlossene Panik der einst hier Verharrenden – in mir löste das Geschehen enorme Angst aus. 2. WIENER KRIMINALMUSEUM Beim Rundgang durch das Kriminalmuseum werden die Verbrechen der letzten dreihundert Jahre veranschaulicht. Nicht wie erwartet sind nur die Entwicklungen der Wiener Kriminaltechnik und die Geschichte der Polizei dokumentiert, sondern auch die Verbrechen an sich. Fotos von Tatorten (nichts für Sensible!), originale Tatwaffen und Presseartikel des jeweiligen Verbrechens sind ausgestellt. So trifft man in diesem malerischen Gebäude auf den Schädel des poetischen Dienstmädchenmörders Schenk genauso wie auf das diabolische Grinsen der Schwarzen Witwe Blauensteiner. 3. NARRENTURM Der Turm war das weltweit erste Spezialgebäude zur Behandlung von »Geisteskranken« – 1784 eine Revolution – heute ein Gruselkabinett. Die kargen Zellen können begangen werden, die Behandlungsmethoden wie z.B. Elektroschocks werden ausführlich erklärt. Auch Praxen und Gerätschaften damaliger Ärzte sowie die größte Sammlung an »Feuchtpräparate« stehen zum Studium bereit. Sprich jede Art menschlicher Missbildung. Für etwaige Besichtigungs-Nebenwirkungen wenden Sie sich bitte an Ihren Psychotherapeuten! DER MYSTISCHE GUGLHUPF Der Narrenturm ist wohl das absonderlichste Gebäude Wiens. Erbauen ließ diese erste »Psychiatrie der Welt« Kaiser Josef II – nicht nur Reformer und Anhänger der Aufklärung, sondern auch Mystiker und Rosenkreuzer. So soll in der Konstruktion des Baus, der zum großen Teil aus privaten Mitteln des Kaisers finanziert wurde, sein Wissen um die Kabbala eingeflossen sein. Das als Ring (360°) angelegte Gebäude hat fünf Stockwerke, in denen jeweils 28 Zimmer untergebracht sind. In der Zahlenmystik steht die 360 für Vollkommenheit, die 5 für »Mensch, der du Gott suchst und findest« und die 28 für »Gott, der du Kranke heilst«. Das Quergebäude im Ringinneren ist auf den Nordstern ausgerichtet. Am Dach befand sich ein Oktogon – das Studierzimmer des Kaisers. Über sein Tun in dieser Lokalität, kann aber nur spekuliert werden. DIE RENAISSANCE DER FOLTER Der Akt des Folterns wird gerne mit dem Mittelalter verbunden. Aufgrund des Wahns der Bevölkerung vor dem »Bösen« hat – zum Großteil von der Kirche geschürt – in jener Zeit seinen Höhepunkt erreicht. Unter dem Deckmantel der Wahrheitsfindung wurde immer schon gequält. Ein fragwürdiger Prozess, denn ein Schuldbekenntnis ist für Misshandelte die einzige Erlösung. Durch die aktuellen politischen Entwicklungen rund um den Terrorwahn, laufen wir nun in Gefahr, den Prozess des Folterns wie z.B. mit Guantanamo wieder zu legitimieren. Regierungsmächte wissen, das Feindbilder das Volk lenkbar machen und es von den internen Problemen ablenken. Meist ist es eine fiktive Angst, die geschürt wird, und Beweise sind leicht zu beschaffen, denn unter Folter gesteht beinahe jeder Mensch einen Pakt mit dem »Bösen«. INFOS ZUM THEMA Foltermuseum Wien: Täglich von 10:00 bis 18:00, 1060 Wien, im Esterházypark Wiener Kriminalmuseum: Donnerstag - Sonntag: 10:00 bis 17:00, 1020 Wien, Große Sperlgasse 24 Narrenturm: (Pathologisches-anatomisches Bundesmuseum): Mittwoch 15:00 bis 18:00, Donnerstag 08:00 bis 11:00, Samstag 10:00-13:00, Feiertags geschlossen, 1090 Wien, Uni Campus, Spitalgasse 2, Zugang: Van-Swieten-Gasse Ein Point aus dem Buch WIEN GEHT Autorin: Jine Knapp
Den Schnee geniessen: Spuren hinterlassend über verschneite Wiener Hänge urben.
Schnee in Wien. Des Autofahrers Leid, des Urbs Freud! Sofort wird getestet, was diese Stadt an Schneevergnügen hergibt. »Rutschhügel« und »Schneemannbau-Wiesen« finden wir in beinahe jedem vierten Park – die Kids haben ihren Spaß! Auf der Jesuitenwiese im Prater, im Türkenschanzpark und am Kaffeehausberg (Donaupark) werden diese sogar ab -2°C Außentemperatur beschneit. Wo kann man allerdings wirklich durch den Schnee stapfen, Iglu bauen und über 200 Meter einen Hang hinuntergleiten? Drei Gebiete haben wir gefunden, in denen sich alle diese Vergnügen umsetzen lassen. Im Anschluss findet ihr noch eine Übersicht der längsten Wiener Hänge für spaßige Rodel-, Rutsch- und Gleitpartien. 1. HAGENBERG/HIMMELHOF Wiens ehemaliger Skiberg im 13. Bezirk ist auch heute noch, trotz seiner schleichenden Verbauung, ein guter Ausgangspunkt für Winterspaziergänge. Mit seinen drei großen Hängen – den Himmelhofwiesen – ist der Hackenberg auch ein kleines Rodel-, Rutsch- und Schneemannbau-Paradies. Über ihn führt auch die Mauer des Lainzer Tiergartens und marschiert man diese in Richtung Süden entlang, kommen nach dem Adolfstor weitere, kleinere Hänge. Einer davon ist die Dollwiese beim Gemeindeberg, auf dem sich noch heute ein Kinderschilift befindet, der bei entsprechender Schneelage vom dort ansässigen Gasthaus Lindwurm (Ghelengasse 44) betrieben wird. Für die »Geher« ist hier noch lange kein Ende in Sicht, denn an der Tiergarten Mauer entlang in Richtung Süden führt ein Weg über den Wilden Berg nach Kalksburg und weiter bis Laab im Walde. Der Hackenberg hat auch innerhalb des Tiergartens zwei tolle Hänge, die Nikolai- sowie die Baderwiese. Aber Achtung, diese sind in den Schneemonaten nur durch das Lainzer Tor zu erreichen, was ein ziemlicher Marsch ist, da die näheren Eingänge im Winter meist geschlossen sind – dafür ist man alleine. 2. STEINHOFGRÜNDE/SATZBERG Das nächste urbane Winterparadies befindet sich auf und um die Steinhofgründe im 14. Bezirk. Hier ist zwar das Angebot an Hängen nicht so groß wie am Hackenberg, aber die Abfahrten mit Rodel & Co sind genauso toll. Den ersten Hang erreicht man durch das Tor beim pulmologischen Zentrum (Sanatoriumstraße 2). In Richtung Norden streckt er sich hinauf bis zu den großen, flachen Wiesen der Gründe. Hier befindet sich, man mag es kaum glauben, eine Langlaufloipe oder auf urbisch gesagt – eine »Langgehloipe«. Denn Gehen kann man lange im Erholungsgebiet Steinhof. Entweder kreuz und quer durch den Schnee, in Richtung Norden zur Feuerwache und weiter auf den Wilhelminenberg oder entlang des nördlichen Endes des Dehneparks über den Hüttelberg zum Satzberg. Hier findet sich auch die zweite große Rodelwiese dieser Gegend, direkt an der Steinböckengasse (bis Nr. 116) gelegen. 3. WILHELMINENBERG/HEUBERG Nun schwenken wir zum Gallizinberg im 16. Bezirk. Diese Ottakringer Erhebung, auch Wilhelminenberg genannt, bietet Winter-URBs ein vollkommen anderes Terrain als die beiden anderen, beschriebenen Berge. Denn vom Schloss Wilhelminenberg, das übrigens einen Eislaufplatz mit tollem Fernblick hat, führen die unzähligen kleinen Pfade in Richtung Jubiläumswarte durch tiefen, zauberhaften Wald. Eine Wiese findet man auf dem Weg dorthin allerdings schon, nämlich die Steinbruchwiese (Johann-Staud-Straße), die zwar abfahrtstauglich ist, aber nicht zu vergleichen mit unseren anderen Hängen. Schneeschuh-Urbs können übrigens von der Jubiläumswarte in NNO Richtung über den Heuberg bis nach Neuwaldegg gehen. Ein wunderschöner »Winterwald-Hatscher«! GEHEN IM SCHNEE Durch frischen Schnee stapfen, ist ein herrliches Gefühl. Durch das Einsinken wird das Gehen von weiteren Strecken mit der Zeit recht anstrengend und kräfteraubend. Die Trapper des Nordens gebaren aus diesem Grund eine tolle Erfindung: den Schneeschuh. Das Original besteht aus einem zusammengebundenen Holzrahmen, der mit einem Netz aus Haut und Sehnen bespannt wird. Dieser Schuh hinterlässt Biberschwanz ähnliche Spuren (Beaver-Tail-Shoes). Heute werden drei Gruppen von Schneeschuhen angeboten, die oben beschriebenen »Originals«, die »Classics« mit Alurahmen und Kunststoffbespannung sowie die neuen »Moderns« aus Plastik. Für das Gehen im Wiener Umland gibt es keinen klaren Favoriten – hier ist es eine reine »Anfühlsache« – denn ihren wahren Charakter zeigen die Schneeschuhe erst im alpinen Gelände. DAS SNOWBODYBOARD Das Snowbodyboard ist ein aufblasbarer Luftkissenschlitten mit Griffen, an denen man sich, auf dem Bauch liegend und mit dem Kopf voraus, festhält. Gelenkt wird durch Verlagerung des Gewichtes, gebremst durch Querstellen des Boards (90° zur Fahrtrichtung) oder mit den Füßen. Das Snowbodyboard hat gegenüber der Rodel einige Vorteile, da es aufgrund seiner großen Gleitoberfläche sowohl mit Tiefschnee als auch mit Harsch gut zurechtkommt und das ist in der Stadt recht nützlich. Leicht zu transportieren ist es ebenfalls, weil er faltbar ist und sich im Rucksack gut verstauen lässt. Für ausgewachsene Urbs ein richtiger Spaß zum Austoben. Skibrille und Helm sollten mit ins Gepäck, denn das Ding kann sauschnell werden. Übrigens: Mit einer alten Luftmatratze geht es zwar nicht lange, aber sie gleitet auch spitze! INFOS ZUM THEMA Die längsten Hänge Wiens zum Rodeln und Rutschen Heubergstätten Wienerberg: 1100 Wien, Heubergstättenstraße 20, (300m lang) Perchtoldsdorfer Heide: 2380 Perchtoldsdorf, Schutzhausstraße, (2x 300m lang) Roter Berg: 1130 Wien, Trazerberggasse 57, (3x 280m lang, tolles Gefälle) Am Himmelhof: 1130 Wien, Carolaweg 8, (3x 250m lang, tolles Gefälle) Georgen Berg: 1230 Wien, Anton Kriegler Gasse 204, hinter dem Sterngarten (220m lang) Löwygrube: 1100 Wien, Löwyweg 2, (220m und 150m lang, tolles Gefälle) Steinhofwiese: 1140 Wien, Sanatoriumstraße 2, nach dem Pavillon Severin, (220m lang) Jägerwiese: 1230 Wien, Gütenbachstraße 36, (220m lang) Lagerwiese Satzberg: 1140 Wien, Steinböckengasse, gegenüber Silbersee (220m lang) Kurpark Oberlaa: 1100 Wien, Filmteichstraße 1, (200m lang) Wolfersberg: 1140 Wien, Venusweg 42, (200m lang) Sterndlwiese: 1230 Wien, Gütenbachstraße 18, (150m lang) Dehnepark: 1140 Wien, Nähe Ruinenvilla und Dehneparkteich, (2x 60m lang, steil und bewaldet) Pötzleinsdorfer Schlosspark: 1180 Wien, Pötzleinsdorfer Straße 65, (50m) Ein Point aus dem Buch WIEN GEHT Autorin: Jine Knapp PLAN WildUrb_Rodelwiesen auf einer größeren Karte anzeigen Erst kürzlich der Öffentlichkeit zugänglich gemachte Grünoasen durchstreifen.
Beim Gehen durch die Stadt stößt du manchmal auf Areale, die nicht öffentlich zugänglich sind. Je größer diese Flächen, desto neugieriger werden die, die keinen Zutritt haben. Was sich wohl dahinter verstecken mag? Die kuriosesten Dinge stellt man sich vor, und der Fantasie sind kaum Grenzen gesetzt. Ob es sich wohl um ein gefährliches Gebiet handeln mag, ob hier Leichen versteckt wurden oder gar ein Schatz vergraben liegt – all diese unbeantworteten Fragen führen zu allerlei Mutmaßungen. Meistens fristen solche Gebiete ein absolutes Schattendasein. Keiner weiß, dass es sie gibt, und manchmal ist ihr Wegenetz nicht einmal in Online-Karten wie Google Maps oder der OpenStreetMap verzeichnet. Ein paar Argumente, die Tore geschlossen zu halten, gibt es trotzdem. Allerlei nützliches Getier und wertvolle Baumleichen, in denen sich Lebensräume und Nistplätze befinden, können so nämlich erhalten bleiben. In letzter Zeit kam es in Wien trotzdem gleich mehrmals vor, dass zuvor versperrte Flächen für alle geöffnet wurden. 1. STERNWARTEPARK Als man die Universitätssternwarte im 19. Jahrhundert eröffnete, war die Lichtverschmutzung des Nachthimmels über Währing noch gering. Die dicht bewachsene, von einer Mauer umgebene Grünfläche sollte für eine zusätzliche Verdunkelung sorgen. Sie erstreckt sich rund um das Gebäude und ist der Ursprung des heutigen Sternwarteparks. Während im Laufe der Jahrzehnte die Bebauung rund um das Areal fortschritt, entwickelte sich im Inneren eine Wildnis. 1973 verhinderte eine Volksbefragung zum Glück die Umsetzung der Verbauungspläne. Heute ist der Park ein Naturdenkmal. Seit 2013 öffentlich zugänglich, kann er über einen Rundweg begangen werden. Nicht alle sind damit zufrieden, denn so mancher befürchtet eine Bedrohung für die Tier- und Pflanzenwelt im Park. Montag – Freitag ab 8:00; Schließzeit zwischen 15:30 und 20:00, je nach Jahreszeit 2. ERHOLUNGSGEBIET PARADIES Zwischen Hüttelbergstraße und Satzberg erstreckt sich ein riesiges, von Wald und Wiesen gesäumtes Gelände: die Paradies-Gründe. Einst befand sich ein Ferienheim für Kinder darin, später wurde es als Flüchtlingsquartier genutzt. Die Gebäude wurden abgerissen, doch der Zaun blieb bestehen. Von Restaurants bis zu Skulpturenparks reichten die Pläne, die jedoch nie umgesetzt wurden. So beschloss die Stadtverwaltung, die Tore des Paradieses für alle zu öffnen. Verschlungene Wege und ein kleiner Abenteuerspielplatz in dem bezaubernden, naturbelassenen Gelände lassen die Herzen für alle Paradiessuchenden höher schlagen. Täglich und rund um die Uhr geöffnet. 3. VIKTOR-FRANKL-PARK Auch in dicht verbauten Gegenden dürfen noch Parks entstehen: am Standort der früheren Poliklinik im 9. Bezirk etwa. 2010 entstand hier eine kleine, nette und abwechslungsreich gestaltete Grünoase. Durch den Altbaumbestand schlängeln sich nun Wege, gesäumt mit Sitzgelegenheiten, die nicht nur Verliebte zum Verweilen einladen. Das URB-Highlight dieser Parkanlage ist jedoch das urige Baumhaus! Täglich und rund um die Uhr geöffnet. 4. RUDOLF-BENDAR-PARK Die sogenannte »Grüne Lunge des 2. Bezirks« besticht durch eine äußerst abwechslungsreiche sowie in die Umgebung eingebundene Planung. Hier begegnen einander Jung und Alt, hier darf generationenübergreifend ausgeruht oder getobt werden. Ganz nach Lust und Laune. Wesentliches Charaktermerkmal ist der zusammenhängende Baumschleier aus 280 Bäumen, der den modernen Park als zentralen Platz des ehemaligen Nordbahnhofs kennzeichnet. Mit seinen rund 31.000m2 an Grün- und Erholungsflächen ist er der größte seit 1974 errichtete Park Wiens. Täglich und rund um die Uhr geöffnet. ÖFFNET DIE GRÜNOASEN! Zahlreiche Parkanlagen waren in der Vergangenheit nur »Privilegierten« zugänglich, wie zum Beispiel die weitläufigen Auen des Praters und des Augartens, die auschließlich dem Adel vorbehalten waren, damit diese ungestört ihren Jagdgelüsten nachgehen konnten. Beide Gebiete wurden im 18. Jahrhundert für die Allgemeinheit geöffnet. Manche Parks in den heutigen Außenbezirken waren prachtvolle Privatgärten, ehe sie aus den unterschiedlichsten Gründen in den Besitz der Stadt Wien übergingen. Der Wertheimsteinpark, der Pötzleinsdorfer Schlosspark und der Dehnepark gehören zu diesen Vermächtnissen. Noch heute gibt es private Areale, deren öffentliche Zugänglichkeit wünschenswert wäre, wie etwa der Theresianum-Park im grünflächenarmen 4. Bezirk. Oder die riesigen ASKÖ- und USI-Sportstätten wie auf der Schmelz oder im Auerwelsbach Park, die bisher nur ein kleiner Personenkreis nutzen darf. NEUE VIERTEL – NEUE PARKS 850 Parks darf Wien sein Eigen nennen. Neben den schon lange bestehenden Grün-oasen – von kleinen Beserlparks bis hin zu riesigen Erholungsgebieten – werden gegenwärtig einige Parkanlagen neu geschaffen, wobei bei der Planung durchaus Rücksicht auf die jeweilige Geschichte des Erichtungsortes genommen wird. Am ehemaligen Aspangbahnhof wird es in Zukunft einen Leon-Zelman-Park geben. Der Namensgeber überlebte als Einziger seiner Familie das KZ Auschwitz. Seine Reise dorthin startete am Aspangbahnhof. Auch beim Hauptbahnhof entsteht eine große Grünfläche: der Helmut-Zilk-Park. Das Thema der Anlage wird unter dem Motto »Sehnsucht nach Ferne (Bahnhof) und traditionelle Verbundenheit (in Anlehnung an das nahegelegene Belvedere)« stehen. Man/Frau darf gespannt sein! MEHR INFOS ZUM THEMA Leon-Zelman- & Ziak-Park Zweigeteilter Park, die eine Seite zu Ehren Karl Ziaks, die andere zum Gedenken an Leon Zelman 1030 Wien, Eurogate Helmut-Zilk-Park (ab 2017/18) Benannt nach dem Altbürgermeister und unter dem Motto »Sehnsucht & Verbundenheit« geplant 1100 Wien, Sonnwendviertel Seepark Aspern Der erste fertiggestellte Park (fünf sind geplant) im Zentrum des neuen Stadtviertels 1220 Wien, Seestadt Aspern Emil-Maurer-Park Ein kleiner Park, der lange keinen Namen hatte. Projekttitel für seine Gestaltung war »Landschaft im Fluss«, wobei mit Fluss wohl die beiden Gürtelspuren, zwischen diesen er sich befindet, gemeint sein müssen; 1070 Wien, Neubaugürtel Ein Point aus dem Buch WIEN GEHT 2 Autor: Loris Knoll Absurd, bizarr, spaßig, informativ, unglaublich: die Dinge in Wiens kleinen Museen.
Diese Stadt hat im Jahr bestimmt etwa 100 Tage, an denen nicht die Sonne vom Himmel lacht. Das ist auch die ungefähre Anzahl der Museen, die in Wien beheimatet sind. Darunter sind viele kuriose, oft sehr kleine, aber faszinierende Sammlungen. Sie alle zu kennen, ist ein schwieriges Unterfangen. Doch die Neugierde ist eine verlässliche Antriebskraft für diesen Versuch, der meist mit Staunen belohnt wird. Also, falls heute einer dieser 100 trüben Tage ist, hier vier Museen, die unterschiedlicher nicht sein könnten! 1. BRENNPUNKT° Museum der Heizkultur? Auch wenn sich dies im ersten Moment nicht sehr spannend anhört, das komplette Gegenteil ist der Fall. Die modern gestalteten Ausstellungssräume zeigen die Geschichte des Heizens sowie den damit verbundenen Lebensalltag des Menschen, beginnend vom »Feuer machen« bis zur zukünftigen Energieversorgung. Anlass zum Schmunzeln gibt's auch: Manche nostalgischen Alltagsgegenstände sind grotesk! Link 2. PRATERMUSEUM Eigentlich ist das Pratermuseum im Planetarium »nur« ein großer Raum mit Galerie. Trotzdem ist dies kein Indiz für eine kurze Verweildauer. Denn, ob es nun die Schuhe der Liliputanerprinzessin Gisela, der Wahrsageautomat »Internationales-Heiraths-Vermittlungs-Bureau«, der alte Grottenbahn-Lindwurm oder eine Fotografie der spektakulären ersten Hochschaubahn »American Scenic Railway« ist, an den amüsanten sowie skurrilen Erinnerungsstücken der schaurig schönen Unterhaltungskultur unseres Praters bleibst du einfach hängen! Link 3. DRITTE MANN MUSEUM Ganz um den in Wien gedrehten Filmklassiker »Der Dritte Mann« und sein Hintergrundthema – die Besatzungszeit Wiens von 1945 bis 1955 – dreht sich diese kleine Privatsammlung. Die historischen Filmplakate, Kinoprogramme von Premieren und zahlreiche Wiederauflagen aus über 20 Ländern, Originale Drehbücher, 400 Coverversionen des »Harry Lime Themas« sowie die mehr als tausend Dokumente und nostalgischen Gegenstände aus der Wiener Nachkriegszeit, sind nur ein kleiner Auszug der Objekte dieser äußerst liebevoll zusammengestellten Sammlung! Link 4. CONDOMI-MUSEUM Der Abstieg in den Gewölbekeller des Erotikfachgeschäfts »Liebenswert« ist eine kuriose Reise in die Welt der Verhütung und Sexualität. Auf der ca. 100m2 großen Ausstellungsfläche wird die erstaunliche Geschichte des Kondoms anhand von hunderten Exponaten präsentiert. Von Kretas König Minos, der Kondome aus Ziegenblase benutzte, über Casanovas Präservative, die mit Samt gefüttert waren, bis zu »Goodyears« erstem Gummikondom, das schlussendlich den Siegeszug dieses Verhütungsmittels einleitete, führt die Zeitreise. Natürlich fehlen auch die recht amüsanten Erfindungen unserer Epoche nicht im Fundus des Museums: Witzige Scherzkondome, »Kondome des Grauens«, Phobiker-Ganzkörperkondome und viele andere verrückte Stücke findest du hier! Link XXX-SMALL REKORD Den Titel »Kleinstes Museum der Welt« trägt eine Box, die einen 1/2 Kubikmeter groß ist. Sie wurde mit einem Metallpfosten auf Augenhöhe gebracht. Der Kasten mit fünf Gucklöchern zeigt Wechselausstellungen im Miniformat. Mittlerweile geht das urige Schweizer Museum wegen seiner steigenden Beliebtheit auch gerne auf Reisen. WELTWEIT EINZIGARTIG... ... ist auch das Museum für Verhütung & Schwangerschaftsabbruch. Seit 2003 wird in drei Schauräumen der Kampf um die Kontrolle der Fortpflanzung und Fruchtbarkeit dargestellt. Neben medizinischen Entwicklungen und Medienmeinungen wird auch – ohne zu werten – das Leid der Frauen nach missglückten Abbrüchen thematisiert. MEHR MUSEEN ZUM THEMA Alt-Wiener Uhren Sammlung: MAK-Expositur Geymüllerschlössel, 1180 Wien, Khevenhüllerstraße 2 Bestattungsmuseum: Einblick in die Wiener Begräbnisrituale, 1110 Wien, am Zentralfriedhof Fälschermuseum: Leben und Werke berühmter Kunstfälscher, 1030 Wien, Löwengasse 25 Pharma- & Drogistenmuseum: Dokumentation eines Berufes, 1090 Wien, Währinger Straße 14 »waschsalon« Karl-Marx-Hof: Die Geschichte des »Roten Wien«, 1190 Wien, Halteraugasse 7 Wiener Schuhmuseum: Schuhtrends verschiedener Jahrhunderte, 1080 Wien, Florianigasse 66 Wiener Schnapsmuseum: Urige Führung mit Verkostung, 1120 Wien, Wilhelmstraße 19–21 Museum für Verhütung & Schwangerschaftsabbruch: Medizin, Medien, Tabus, 1150 Wien, Mariahilfer Gürtel 37/1. Stock Ein Point aus dem Buch WIEN GEHT 2 Autorin: Jine Knapp Gehen in Gebäuden: Inmitten des neonbestrahlten Wahnsinns ganz urbig bleiben!
Shoppingcenter – unsere Containerbauten am Stadtrand sind per pedes kaum zu erreichen – Individuen ausgenommen, die sich gerne kilometerlang durch staubiges Gestrüpp nebst Autobahnen hindurch schlagen – und selbst die öffentliche Verkehrsanbindung an jene Konsumgehäuse ist mehr als unzureichend. Vollgestopft mit Artikeln des täglichen »Nichtgebrauchs« sind jene neuzeitlichen Tempel. Erbaut um sich bedingungslos der Religion des Konsums hinzugeben – Kaufen. Kaufen, um die Leere des eigenen Lebens mit Besitz zu füllen – dem einzigen Glück, wenn wir den Werbebotschaften glauben schenken würden. Aber wir Urbs sind keine Lehrmeister, Gurus oder Verweigerer – klar gibt es aufregendere Orte als diese – aber wir wissen uns auch in diese »heiligen Hallen« zu bewegen. Wir verschieben einfach ein bisschen die Funktion dieser Einrichtungen und schon tritt das »Haben-Wollen« in den Hintergrund und »Erleben« in das Zentrum. Eine urbige Möglichkeit ist, zu visualisieren, dass man sich hier in einem Museum für zeitgenössische Kunst befindet. Andy Warhol hat schon in den 60er Jahren prophezeit, dass Kaufhäuser der Zukunft diese Stellung einnehmen könnten. Tja, recht hatte er, denn es ist zweifellos so, dass die skurrilsten, außergewöhnlichsten und faszinierendsten Gegenstände, die kreative Geister je ausspucken können, in den Shoppingmalls zu finden sind. Formen, Farben, Materialien – ein optisches und haptisches Manifest – hier werden haufenweise Synapsen gebildet – keine Frage ;-) allerdings keine, die süchtig machende Botenstoffe brauchen. Einfach nur durchgehen und sich an der Aussagekraft jedes Ausstellungsstücks erfreuen. Anfassen ist meist erlaubt! Die zweite Möglichkeit, einen aufregenden Tag im Shoppingcenter zu verbringen ist, sich die Lokalität als bewegten Hindernisparcours vorzustellen. Ideal ist so ein Unterfangen an einem Samstag Nachmittag. Ihr glaubt nicht, wie herausfordernd es ist, sich vollkommen konzentriert durch hektische, unkoordinierte Menschenmassen zu manövrieren. Da ist Gegenwärtigkeit, Reaktionsvermögen, Einschätzungsvermögen und Menschenkenntnis von Nöten, um am anderen Ende anzukommen, ohne eine Person gestreift zu haben. In der Gruppe macht dieses Spiel besonders viel Spaß! 1. SCS – SHOPPING CITY SÜD Anfang der 70er Jahre, inmitten von Ackerland, entstand dieses erste Einkaufszentrum Österreichs. Im Laufe der Jahre ist die Konsumanlage auf etwa 225.800m² reine Verkaufsfläche angeschwollen, allerdings ohne die umliegenden Fachmärkte mitzuberechnen. Also ein wahrhaft riesiges Museum, das jährlich etwa 25 Millionen Menschen besuchen, die – weil zu Stoßzeiten in Massen auftretend, auch für den anspruchsvollsten »Indoor-Hindernisparcours« der City sorgen. Die Containerstadt ist auch mit der Badner Bahn zu erreichen, denn die 150.000 Autos, die täglich die Shopping City passieren, sind schon mehr als genug. Tipp für Shopping-Stressopfer: Ein Häuserl-Schau-Spaziergang durch die »Blaue Lagune« nebenan ist recht erholsam! 2. DONAUZENTRUM Die Ausstellungsfläche beträgt hier rund 130.000 m² und zusätzlich kommt der Besucher in den Genuss, die neuen architektonischen Maßstäbe des Shoppingcenterbaus auf sich wirken zu lassen. Ob diese wirklich zur Erholung beitragen oder noch mehr zum Kauf animieren, sei dahingestellt. 3. SHOPPING CENTER NORD »Mehr brauch ich nicht zum Glücklichsein« ist schon der Slogan dieser 32.000m² großen Anlage. Elitäre Shops gibt es nicht, auch der Besucherstrom ist rückläufig. Doch das Center hat was: Zum Studium seltsamer Wesenheiten gibt es selten bessere Orte. EINE AMERIKANISCHE ERFINDUNG? 1956 entstand mit dem Southdale Center bei Minneapolis das erste Einkaufszentrum – geplant von dem österreichischen Architekten Victor Gruen, der als Vorreiter des modernen Shoppingcenter-Baus gilt. Das Konzept war neu, denn zum Unterschied von Kaufhäusern ist der Betreiber nur Vermieter von Geschäftsflächen und kein Handelstreibender. Das erklärt, warum diese Bauten meist am Stadtrand, auf billigem Boden errichtet werden. Denn Attraktivität sollte der Branchenmix – bestehend aus Magnet- und Kleinbetrieben – und das damit verbundene, enorme Warenangebot bringen. Aktionsprogramme sowie ein integriertes Gastro- und Unterhaltungsangebot rundeten das Konzept ab. Und es ging auf. Für die Großstädte allerdings ein Fiasko, denn der Individualverkehr stieg rasant und Stadtteile verödeten komplett. INFOS ZUM THEMA SCS – Shopping City Süd: Montag, Mittwoch, Freitag: 9:30 bis 19:00, Donnerstag: 9:30 bis 21:00, Samstag 9:00 bis 18:00, 2331 Vösendorf Donauzentrum: Montag - Freitag: 9:30 bis 20:00, Samstag 9:00 bis 18:00, 1220 Wien, Wagramer Straße 81 Shopping Center Nord: Montag - Mittwoch: 9:00 bis 19:00, Donnerstag, Freitag: 9:00 bis 20:00 Samstag 9:00 bis 18:00, 1210 Wien, Ignaz Köck Straße 1 Ein Point aus dem Buch WIEN GEHT Autorin: Jine Knapp |