Natur zwischen Kultur: Ein kleiner Streifzug durch die Grünoasen des ersten Hiebs.
Da wuselt ein Urb stundenlang auf Kopfsteinpflaster durch die engen Gassen der Innenstadt, die Füße schmerzen bereits, und nichts ersehnt er sich mehr als eine kleine Oase. Sie bleibt ihm nicht verwehrt, denn bewegt der Urb sich in Richtung Burgring, findet er die großzügigen Erholungszonen von Volks-, Burggarten und Heldenplatz. Es sind interessante Orte und mit einem Quäntchen Hoffnung, dass auch die Wiesen bald wieder benützt werden dürfen, haben die Urbs diese Innenstadt-Oasen unter die Lupe genommen und nehmen dazu auf den sonnenerwärmten Stiegen Platz. Das Resümee dieser drei Anlagen in einem Satz: Der Burggarten ist der Ort für die Sturm- & Drang Zeit, der Heldenplatz für die Midlifecrisis und der Volksgarten für den ausklingenden Lebensabend. ;-) 1. BURGGARTEN Der Burggarten ist ein sehr edler Park, denn steht man mittendrin, ist man umgeben von Palmen- und Schmetterlingshaus sowie dem Teil der Hofburg, der die Nationalbibliothek und das Museum für Völkerkunde beherbergt. Ein herber Kontrast zu dem, was sich hier in den 70er bis 80er Jahren abspielte, denn die damalige Jugendbewegung eroberte das Areal und lieferte sich mit den Behörden teils recht heftige Gefechte. 2011 – Hippies und Punks sind weg und haben den »Bobos« Platz gemacht, die nun den Garten bevölkern. Doch die nächste Generation scharrt bestimmt schon in den Startlöchern, um sich dann mit ihresgleichen auszutauschen. Wem das nicht liegt, der kann sich auf den sonnigen Stufen der Burg niederlassen, oder durch den schattigen Alpengarten spazieren um seinen Idealen nachzuhängen. 2. HELDENPLATZ Ob Demo, Maiaufmarsch des Bundesheers, Kundgebung, Erntedankfest oder Party – der Heldenplatz mit seinem imperialen Panorama fordert die Füllung mit Menschenmassen geradezu heraus. Das hat unser Schreckgespenst Adolf auch schon zu nutzen gewusst, als er hier 1938 einmarschierte. Aber wir lassen die Vergangenheit ruhen und erfreuen uns der vielen Veranstaltungen, die auf diesem Boden aktuell stattfinden, bei denen auch die Ordnungshüter keine Chance mehr sehen, Herr über die Wiese zu werden. Es gibt kaum ein Wochenende, wo hier nicht zumindest die »Musi« spielt. Wochentags kann man sich an dem bunten Publikum ergötzen, das die Reiterdenkmäler besetzt: Ein paar ältere Gelegenheitskiffer, eine Mutter mit ihren drei Kindern, die den Rasensprenger vergewaltigen, eine Gruppe stadtplanstudierender Touristen, zwei heftig diskutierende Krawattenträger und mehrere Gitarre spielende Althippies. Yea, let's stalk! 3. VOLKSGARTEN Als der Urb den Garten zum ersten Mal betrat, war sein erster Gedanke seines damaligen Punk-Hirns »Was für eine Schnösel-Partie!« Es war Nacht und der Horizont reichte nicht weiter als bis zur Disko »Volksgarten«. Bei Tageslicht sah die Sache ganz anders aus. Denn die Besucher sind im Gegensatz zu den anderen beiden Parks eher älterer Generation. Ab und zu besetzt allerdings auch ein junges, verliebtes Pärchen eine der vielen Bänke in diesem aufgeräumten Garten. Akkurat gestutzte Hecken, konstruierte Blumenbeete, duftende Rosensträucher, Denkmäler – wie das von Kaiserin Elisabeth und Grillparzer – sowie der mächtige Theseustempel verleihen dem Volksgarten seinen Charme. Trotz oder vielleicht wegen seiner überzogenen Perfektion strahlt der Park eine tiefe Ruhe aus, die zur Erholung einlädt. Falls der Drang besteht, einmal einen Parlamentarier anzutreffen, so ist im Volksgarten die Wahrscheinlichkeit dafür extrem hoch! DIE KREUZUNG VON HIPPIE UND YUPPIE Der Name »Bobo« (Bourgeoise Bohemien) wurde von David Brooks, einem New Yorker Kolumnisten, geboren. Er definierte damit den Gesellschaftstypus, der sich um 2000 entwickelt, dessen Lebensstil zusammen führt, was bislang als unvereinbar galt: Reichtum und Rebellion, beruflicher Erfolg mit unkonventioneller Haltung, das Denken der Hippies gepaart mit dem unternehmerischen Geist der Yuppies. Ziemlich konträr also – was auch der Name »Bobo« widerspiegelt. Denn ein »Bourgeois« ist ein Angehöriger der Oberschicht mit konservativer Gesinnung und »Bohème« bezeichnet eine Lebensart von Randgruppen, die bürgerliche Werte verabscheut und sich auf Originalität fokussiert. Eine nette Mischung, die allerdings dazu führte, dass z.B. die Lebensräume Kunstschaffender (Loft-Boom) für diese unleistbar wurden. MUSEEN RUNDHERUM Burg- und Volksgarten sowie Heldenplatz sind der ideale Ausgangspunkt für Museumsgeher. Allein die Hofburg, übrigens der größten zusammenhängenden Gebäudekomplexe der Welt, beherbergt Unmengen an Historie. Nicht nur Kaiserappartements, Sisi-Museum und Schatzkammer, sondern auch Albertina, Hof-Jagd- und Rüstkammer sowie Völkerkunde- und Ephesos-Museum befinden sich hinter ihren Mauern. Nicht zu vergessen, die ebenfalls in der Hofburg untergebrachte Nationalbibliothek, die außer ihrer Sammlung an Druckwerken und Dokumenten auch Papyrus-, Globen- und Esperantomuseum beherbergt. Auf der gegenüberliegenden Seite des Rings findet der Kulturgenuss kein Ende, denn das Natur- und Kunsthistorische Musum sowie das MuseumsQuartier winken mit ihren Ausstellungen und Sammlungen. INFOS ZUM THEMA Nationalbibliothek, Hauptlesesaal, 1010 Wien, Josefsplatz 1 Globen- und Esperantomuseum, 1010 Wien, Herrengasse 9, Palais Mollard Papyrusmuseum, 1010 Wien, Heldenplatz, Mitteltor Kunsthistorisches Museum, 1010 Wien, Maria Theresien-Platz Schatzkammer, 1010 Wien, Hofburg Schweizerhof Kaiserappartements, Sisi Museum und Silberkammer, 1010 Wien, Hofburg - Michaelerkuppel Naturhistorisches Museum, 1010 Wien, Maria Theresien-Platz MuseumsQuartier Wien, 1070 Wien, Museumsplatz 1 Ein Point aus dem Buch WIEN GEHT Autorin: Jine Knapp Kommentare sind geschlossen.
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