Dynamit im Herzen – die vergessene Pulvermetropole ANREISE: 2602 Blumau-Neurißhof, NÖ ÖFFENTLICH Wien Meidling Bhf › Bad Vöslau Bhf oder Felixdorf Bhf, Dauer: 0:24 bzw. 0:34; R; fährt täglich Bad Vöslau › Neurißhof (A.-Rauch-Pl.), Dauer: 0:18; Bus 311; fährt Sa, So, Fei Felixdorf › Neurißhof (A.-Rauch-Pl.), Dauer: 0:12; Bus 326; fährt Mo-Fr ______________________ Würden wir uns auf Zeitreise begeben, befänden wir uns genau jetzt im Jahr 1917, während wir Niederösterreichs jüngste Gemeinde durch ein schmiedeeisernes Tor beträten und dabei den »Wohnrayon Blumau« und die prachtvollen Offiziers- und Beamtenwohnhäuser bewunderten, an Privatschule, Turnsaal, Spitalbauten, Labor, Dampfbad und Kasino vorbeischlenderten, um auf dem Gelände der Pulverherstellung zu landen. Damit handelte es sich um die erste Betriebsstätte der riesigen »k.u.k. Pulverfabrik«, die auch die erste staatliche Munitionsfabrik Österreichs war. Unser Weg führt uns weiter die Ballistitbrücke querend über die Piesting, dabei würden wir von weiteren Industriebauten, die der Sprengstoffproduktion, begrüßt. Wir wären neugierig und durchwanderten auch diese, dabei landeten wir im »Wohnrayon Neurißhof«, der mit einer gewaltigen Feuerwehr, einer mächtigen Kasernenanlage und einer außergewöhnlichen Kirche glänzte, die eigentlich ein Konsumgebäude hätte werden sollen. Der Anblick von rauchenden Schloten nimmt hier in Neurißhof auf unserer Reise durch die Vergangenheit kein Ende, denn auf vier weiteren Betriebsstätten der »k.u.k. Pulverfabrik« stößt der Zeitreisende noch: auf die Nitrozellulose-Abteilung, die TNT-Herstellung, die Pikrinsäure- sowie die Kunstsalpeter-Produktion. Um die 30.000 Beschäftigte schufteten 1917 hier in der »k.u.k. Pulverfabrik«. Die ArbeiterInnen waren größtenteils in Holzbaracken rund um das Gelände angesiedelt und einem hohen Risiko ausgesetzt, denn schwere Explosionen waren an der Tagesordnung. Das Aus kam mit dem Zusammenbruch der Monarchie: Das riesige Unternehmen zerfiel schlagartig und Versuche, die Fabriken für nichtmilitärische Erzeugnisse zu nutzen, scheiterten kläglich. Im Ⅱ. Weltkrieg wurden zwar einige Produktionsstätten wieder in Betrieb genommen, jedoch der größte Teil der Gebäude verweilte weiter im Dornröschenschlaf. 1945 wurde das Gelände von den Besatzungsmächten beschlagnahmt, das gesamte Inventar abtransportiert und gesprengt, was es noch zu sprengen gab. Seither zeugen über 100 Ruinen und Fundamente vom einstigen Umfang der »k.u.k. Pulverfabrik«. Zur Dokumentation des Jetztstandes hat Jine Knapp eine Karte gezeichnet, die unten zum Download bereitsteht. Interessierte können damit gezielt die Bauwerke wie z.B. das erhaltene Portalgebäude der Kunstsalpeterfabrik und die unzähligen Ruinen erkunden – wo dies eben erlaubt ist. Durch den größten »Lost Place« Österreichs Die Tour führt uns vom Ortsteil Neurißhof nach Blumau. Unterwegs begegnen uns die ab 1890 erbauten Gebäude bzw. Ruinen: Feuerwehrstraße › Kasernenstraße › rechts in Hauptallee (entlang dieser sind Ruinen der Pulvererzeugung zu sehen) › auf Hauptallee weiter durch Blumau › vor Kapelle rechts › nach Kindergarten rechts › Herrenhausweg › Gleiswiesenstraße › vor der Kurve geradeaus in Feldweg › Garnisonsübungsplatz Blumau* › nach 500m links › Piestingbrücke überqueren › geradeaus bis zu einem offenen Platz mit mehrern Ruinen (Sprengstofferzeugung) › rechts auf Weg in den Wald (entlang alter Depots) › nach 500m rechts halten und zurück nach Neurißhof. 4,5km (2h) | RW | 60hm | einfach Start: Anton-Rauch-Platz (Gemeindeamt) *Öffnungszeiten und Schilder des Garnisonsübungsplatz Blumau beachten: Meist Sa, So und feiertags zugänglich. Eine Begehung ist nur auf gekennzeichneten Strecken erlaubt. ______________________ Umgebungstipps Soldatenfriedhof Blumau: Eindrucksvolles Denk- bzw. Mahnmal für die gefallenen Soldaten beider Weltkriege. Friedhofsweg, 2602 Blumau-Neurißhof Schlossruine Pottendorf: Lost Place in außergewöhnlichem Ambiente und exzellente Fotokulisse, die Kapelle darf betreten werden! Bioselfstore: Biosupermarkt mit regionalen Produkten, der 24/7 offen hat – betretbar mit Bankomat- oder Kreditkarte. Raiffeisenplatz 1, 2523 Tattendorf Weinort Tattendorf: Sooo viele gute Heurigenlokale ______________________ Eine Tour aus dem Buch ENDLICH WOCHENENDE 2 Autoren: Jine Knapp, Doris Rittberger
Download Plan A1 der k.u.k. Pulverfabrik Blumau Neurißhof:
Nur für private Nutzung! Ansonsten Anfrage unter: [email protected] Mitten im Herzen des Nationalparks Thayatal
ANREISE 2082 Hardegg, Österreich ÖFFENTLICH Wien Praterstern > Retz Bahnhof, Dauer: 1:10; fährt täglich Retz Bahnhof > Merkersdorf/Hardegg Ortsmitte, Dauer: 0:15 (Bus 875/876); fährt täglich ______________________ 100 Einwohner und schon eine Stadt. Die kleinste Österreichs: Hardegg ist eingebettet in einem tiefen Tal der Thaya inmitten stiller Wälder und umgeben von bizarren Felsformationen. Seit Anfang unseres Jahrhunderts wird dieses Areal »Nationalpark Thayatal« genannt. Der Park garantiert gemeinsam mit dem angrenzenden tschechischen Teil (Národní park Podyjí) den Schutz der artenreichen Landschaft. Kaum anderswo gibt es auf engstem Raum eine vergleichbare Vielfalt an Geschöpfen, wie hier an der Thaya. Und natürlich lässt es sich in einem Nationalpark gut wandern sowie alte Bauwerke erkunden, wie beispielsweise die Burg Hardegg, das Schloss Ruegers und die Ruine Kaja. Die Spuren des Nachtwächters Auf dem erlebnisreichen Spaziergang durch die Geschichte Hardeggs wurden für groß und klein eine Reihe an originellen Wegstationen (das Zollhaus, die sagenhafte Schwarze Frau, der mythische Wasser-Nock, geheimer Kater-Schleichweg) eingerichtet. Den Schlüssel und das »Brevier des Nachtwächters« gibt es in den Gasthöfen Hammerschmiede und Thayabrücke. Traditionell schön Der gut markierte »Thayatalweg« führt entlang des gleichnamigen Flusses zum Umlaufberg, einem der bizarrsten Formationen der Landschaft. Am »Überstieg« genießt man überdies einen atemberaubenden Ausblick auf die Mäander der Thaya. Auf jeden Fall muss für gutes Schuhwerk und Trittsicherheit gesorgt sein, denn die Tour weist einige steile Abschnitte auf. Den Umlaufberg selbst, kann man entweder sportlich am »Überstieg« auf einer relativ steilen Strecke überqueren oder gemütlich auf einer 3,5km längeren Route einfach umrunden. Beide Wege führen an deren Ende wieder zusammen. Kurz danach durchwandern wir noch den wildromantischen Kajabachgraben und entscheiden uns dann entweder über die Brücke zu gehen, um auf den Kajaparkplatz zu gelangen oder gehen auf der Forststraße weiter geradeaus. Genau hier befinden wir uns schon auf dem »Kajaweg« (+1km) – einem lohnenswerten Abstecher – der auf die beeindruckende Ruine Kaja führt und uns in Merkersdorf ausspuckt. Die Hartgesottenen können die ca. 4km (1h) entlang der öffentlichen Straße zu Fuß retour nach Hardegg gehen. Alle anderen nehmen den Bus, der allerdings nur sehr sporadisch fährt. 6km (2h) oder 9,5km (3½h), eventuell 4km Rückweg, Start: Grenzbrücke Hardegg Der geheimnisvolle Einsiedler Den Namen verdankt die Tour einer Sage, die von einem Eremiten erzählt, der zur Zeit der Kreuzzüge in etwa fünf Metern Höhe eine Felshöhle bewohnte und den Hardeggern zu einer Silbermine verhalf. Wir starten dafür erneut an der Grenzbrücke in Hardegg, gehen ein Stückchen den »Thayatalweg« hinauf (Gabrielensteig), treffen hier auf den Wegweiser »Einsiedlerweg« und folgen diesem. Auf dem bezaubernden Rundwanderweg passieren wir unter anderem das Nationalparkhaus Thayatal. Hier kann man nicht nur einkehren, sondern sich auch die Ausstellung »Natur-Geschichten« ansehen oder freche Wildkatzen in ihrem Gehege beobachten. 5km (2h), Start: Grenzbrücke Hardegg ______________________ Umgebungstipps Nationalparkhaus Thayatal: Mit Wildkatzengehege, Naturforscherwerkstätte, Waldviertler Bauern- und Kräutergarten, Abenteuerspielplatz sowie Startpunkt von zwei Themenwegen: Hennerweg und Wildkatzenwanderweg; Radverleih Burg Hardegg: Hotspots: Rittersaal, Winterküche, Aussicht über Hardegg, Burgkapelle, Ausgrabungsstätte, Kristeks Glyptothek, Verlies & Rüstkammer, Kaiser Maximilian von Mexiko Museum; Schloss Ruegers: Führungen durch das prunkvolle Barockschloss Riegersburg. www.schlossruegers.at Hotel Landgut Althof, VinoSPA: Wellness auf über 1.000m² __________________ Eine Tour aus dem Buch ENDLICH WOCHENENDE 2 Autoren: Jine Knapp, Doris Rittberger Kultur- und Naturjuwel an der Mährischen Adria
ANREISE 671 03 Vranov nad Dyjí, Tschechien ÖFFENTLICH Wien Praterstern Bhf > Znojmo Bhf; Dauer: 1:32; fährt täglich Znojmo Bhf > Vranov nad Dyjí; Dauer: 0:30 (Bus 816); fährt täglich ______________________ Stolz, auf einem mächtigen Felsen über der Thaya thront Schloss Frain (Zámek Vranov nad Dyjí), das niemand geringerer als der Schöpfer der Wiener Karlskirche, nämlich der Architekt und herausragende Geist seiner Zeit, Johann Bernhard Fischer von Erlach, erschaffen hat. Anstelle einer gotischen Burg, die 1665 einem Brand zum Opfer gefallen war, gestaltete Fischer von Erlach an deren Stelle das mächtige Barockschloss, in dem auch der Kaiser Karl VI ein- und auszugehen pflegte. Tipp: Eine Besichtigung oder der Besuch von Ausstellungen im Sommer, in denen traditionelles Kunsthandwerk bis hin zu modernen Plastiken gezeigt wird. Über einen Pfad, der im Zentrum des Ortes Vranov nad Dyjí (dt. Frain an der Thaya) beginnt, gelangt man zur Burg hinauf. Von hier aus genießen wir eine grandiose Aussicht auf den Ort und die umliegende Landschaft. Eiskaltes Naturjuwel Als einzigartiges Naturwunder gilt der Ort »Ledové sluje« (Eisleiten), in dem man im Hochsommer während der Durchwanderung des geheimnisvollen Labyrinths aus Felsen, Grotten und zweier Höhlen durchaus auf eine Eisschicht stoßen kann. Die beiden Höhlen sind allerdings nur mit einem Führer zu besichtigen, dennoch ist der »Stichweg« schon ein Erlebnis für sich. Bei passendem Wetter genießen wir beim »Obelisken« den wohl aufregendsten Ausblick hinunter ins Thayatal. Ausgangspunkt, um das Naturjuwel »Ledové sluje« zu erreichen, ist die »Touristeninformation« in Vranov. Hier gehen wir nach rechts, bleiben bis zur Abzweigung, die bergwärts führt, immer am linken Thayaufer. Unsere Strecke liegt auf dem Rundwanderweg »Vranov-Hardegg« (rote Markierung, D) und Ledové sluje ist nach etwa 1½h Gehzeit zu erreichen. Wegen der streckenweise steilen Abschnitte sind für diese Tour unbedingt Bergschuhe nötig. Allen, die richtig weit gehen wollen, empfehlen wir, da Ledové sluje schon am Rundweg »Vranov-Hardegg« (D) liegt, die gesamte Strecke in Angriff zu nehmen. Die ist zwar 23km lang und herausfordernd, jedoch abwechslungsreich und lohnenswert. Den Plan dazu, sowie eine ausführliche Beschreibung der Tour durch den schönen »Nationalpark Thayatal-Podyjí« gibt es gratis in der örtlichen Touristeninformation. Wichtig: Reisepass mitnehmen! Ledové sluje: 5,2km (2h), Rundweg: 23km (9h), Start: Infozentrum Vranov, Náměstí 47 An der Mährischen Adria Vranov gilt unter den Landsleuten als ein beliebter Urlaubsort, der in den Sommerferien an das ausgelassene Treiben italienischer Orte wie Lignano, Bibione oder Jesolo erinnert. Der 762,5 Hektar große Stausee mit für die Region überdurchschnittlich warmem Wasser und abschnittsweise Sandstrand, lädt zum Baden, Surfen und Angeln ein. Per Boot kann auch die Talsperre besichtigt werden. Vom Vranover Zentrum zur mächtigen Staumauer sind es per pedes etwa 2km. Ist dieses Betonmonument erst einmal überquert, kann man vorbei an Restaurants und regem Strandleben entlang des Ufers einen ausgedehnten Spaziergang unternehmen. Spaziergang, Start: Vranov Zentrum ______________________ Umgebungstipps Nový Hrádek: Die Ruine liegt ebenfalls am Steilufer der Thaya und bietet einen zauberhaften Einblick ins Tal. Von Vranov führt ein 17km langer Radweg direkt zur Ruine Neuhäusel (Nový Hrádek). Půjčovna elektrolodí Hráz: Verleih für schnittige Elektroboote, direkt an der kleinen »Golden Gate Bridge« kurz nach der Staumauer Vranov gelegen. Radfahren in Vranov: Im Bereich des Nationalparks gibt es drei (mit weißer Blume auf grünem Grund) markierte Touren: 40, 32 und 13 Kilometer. Die meisten Unterkünfte verleihen Fahrräder und mittlerweile auch E-Bikes. Infos und Pläne vor Ort: Turistické informační centrum, Náměstí 47, Vranov nad Dyjí ______________________ Eine Tour aus dem Buch ENDLICH WOCHENENDE Autoren: Jine Knapp, Doris Rittberger |