892km² Gesamtfläche und knapp die Hälfte grün. Berlin, bleib so!
Der Publizist Scheffler schrieb einst über Berlin: »Berlin aber will Liebe auch gar nicht von seinen Bewohnern. Ist der Geist der Stadt nicht im tiefsten national, so ist er doch auch nicht sentimental. Wie mit einem Witzwort der Selbstironie hilft sich dieses hart determinierte Stadtindividuum über die verborgene Tragik seines Daseins hinweg (...) über die Tragik eines Schicksals, das (...) Berlin dazu verdammt: immerfort zu werden und niemals zu sein.« Für viele Besucher ist diese Stadt eine ewige Baustelle, die zwar mit Historie und Denkmälern punkten kann, aber der Weg zu selbigen ist gepflastert mit…oder besser: wird gerade gepflastert. Preßlufthämmer, hupende Autos, donnernde Lkws – das ist der Sound der City. Aber nicht für uns URBs. Wir wissen, wo die Stadt zart wird, wo sie sich sanft dem Besucher anbietet, wo sie zum Chillen einlädt. Berlin GEHT grün! Achtung: Das Südgelände Schöneberg ist kostenpflichtig und hundefrei. Die nachfolgenden Points sind aber alle gratis und hundetauglich. 1. Natur-Park Schöneberger Südgelände Warum ist das so leer hier? Es wundert mich doch sehr, denn ich finde es fantastisch hier. Bis in die 1960er Jahre war dieses Gelände der Rangierbahnhof Tempelhof, in dessen Natur Chic und Charme nur bedingt zugegen waren. Nach dessen Schließung wurde der Landschaft die Chance gegeben, sich hier wieder breit zu machen. Und diese hat sie genutzt. Im Sommer erinnern Teile des Geländes an einen Urwald, in dem sich verrostete Schienenstränge, Kunstobjekte und Bahnrelikte verbergen und darauf warten, entdeckt zu werden. Puh... der letzte Satz ist doch recht abgegriffen, aber so ist es nun einmal. 2. Volkspark Rehberge Achtung! Hier kommt ein Déjà-Lit: Warum ist das so leer hier? Es wundert mich doch sehr, denn ich finde es fantastisch hier. Ja, das gilt auch für den Volkspark Rehberge. Ob Sommer oder Winter, hier ist selten viel los. Während sich der ein oder andere durch den Tiergarten schlängelt, bietet der Volkspark Rehberge jedem Platz zum Was-auch-immer: Joggen, schlendern, urben, Tiere gucken, Gassi gehen, rodeln, Kino, essen, trinken, nackedeiliegen. Graffittibegeisterte URBs gehen hinter dem Plötzensee Richtung Kanal. Am Schwarzen Graben stehen Mauerteile. Ein bißchen Klettern und Du gelangst auf deren Rückseite. Hier lassen Sprayer ihrer Kreativität freien Lauf. 3. Viktoriapark Dieser Park ist schön übersichtlich und kommt ohne große Beschreibung aus. Aber hast Du schon das nette Café von Philipp hinter dem Denkmal auf dem Gipfel entdeckt? Die X-Berghütte ist bei gutem Wetter ideal für das Aprés-Bergsteigen. 4. Plänterwald Ein Besuch im Plänterwald ist im Frühling von Bärlauchduft begleitet. Teppiche dieser mit dem Knoblauch verwandten Pflanze machen sich hier breit. Bei wem dieser Duft ein Hungergefühl auslöst, ist hier goldrichtig. Restaurantschiffe und Fressbuden warten an der Rummelsburger Bucht auf den, der sich den Magen vollschlagen möchte. Eine Zaunbesichtigung des vom Zerfall bedrohten Spreeparks ist ein Muss. Die besondere Patina, die diesem Park durch die Nichtnutzung auferlegt wurde, macht ihn erst richtig interessant. Weitwandern: der Mauerweg Das könnte eine URB-Jahresaufgabe werden: den kompletten Berliner Mauerweg mit seinen 160 Kilometern in Etappen abzulaufen. Der Weg ist größtenteils asphaltiert und seit 2005 fertig gestellt. Lange Abschnitte führen über die Straßen, die zu DDR-Zeiten von den Ostsoldaten für ihre Grenzkontrollfahrten genutzt wurden. Einige wenige Abschnitte mussten allerdings neu angelegt werden, da Eigentumsrechte dem Weg im selbigen standen. In Berlins Mitte finden sich nur noch drei Original-Mauerabschnitte. Weiter außerhalb allerdings sind noch deutlich mehr Abschnitte der etwas niedrigeren Hinterlandmauer erhalten. Außerdem trifft man entlang der alten Grenze auch auf den einen oder anderen Wachturm, die sogenannten Führungsstellen. Auch in Zukunft mobil »Mobilität verantwortlich sichern – Verkehr zukunftsfähig gestalten« so steht es in der Präambel des Stadtentwicklungsplanes 2025, dem Kursbuch der Berliner Verkehrspolitik. Die Ziele sind eine Gewährleistung der Mobilität im Einklang mit Umwelt und Natur. Eine schwer zu lösende Aufgabe in einer Millionenstadt, die stetig wächst. Aber es gibt gute News: Das Verkehrsaufkommen ist rückläufig, während Rad- und Fußverkehr zulegen. Und wir arbeiten daran, dass das noch mehr wird. URBs, auf die Füße, fertig, go! Unter Punkt 2 des Planes sind die Punkte zusammengefaßt, Berlin rad- und fußverkehrfreundlich zu gestalten. Unter anderem steht dort auch, dass bis 2016 der Fußgänger langfristig als gleichberechtigte Verkehrsart etabliert werden soll. INFOS ZUM THEMA Marienhöhe Zahlreiche Eichhörnchen besiedeln den trigonometrischen Punkt am Gipfel der Marienhöhe. 12105 Berlin, Marienhöher Weg Gemeindepark Lankwitz Wildgehege, Vogelvolieren, ein See, Rasenflächen, ein Trimm-Dich-Pfad, Kinderspielplätze... 12249 Berlin, Malteserstraße Schlosspark Schönhausen Es muss ja nicht immer das Schloss Charlottenburg sein. 13156 Berlin, Tschaikowskistraße 1 Volkspark Schönholzer Heide Weitgehend naturbelassen, inklusive altem Bunker, wilden Gräbern & Ehrenmal 13156 Berlin, Friesenstraße Freizeitpark Lübars 85,3m Höhenunterschied sind es bis zum Gipfel (Lübarser Höhe), einer begrünten Müllhalde. 15827 Berlin, Karl-Marx-Straße Park Am Gleisdreieck Kinderzimmer, Stangenwald,Rosenduftgarten, Boulebahnen und Tanzfläche 10965 Berlin, Monumentenstraße Ernst-Thälmann-Park Platte im Hintergrund, Grün vorne. Highlight: die Skulptur des Namensgebers 10405 Berlin, Danziger Straße Ein Point aus dem Buch BERLIN GEHT Autorin: Melanie Knies Die schönsten U-Bahnhöfe der Stadt.
Einen Coffee to go in der Hand, das Frühstück in der Tüte einer Bäckerei in der Tasche, ein Blick auf die Uhr, die Türen des Zuges gehen auf und die U-Bahn spuckt mich mit zig Menschen auf den Bahnsteig. Ich hetze wie alle anderen Richtung Treppe, stupse jemanden an, der beim Gehen auf dem Tablet liest, schnaufe hinauf, stehe auf der Straße. Das Gedränge wird weniger, meine Schritte werden langsamer. Eigentlich habe ich es gar nicht eilig. Aber wenn alle so einen auf »schnell, schnell« machen, kann ich mich irgendwie nicht wehren. Die Schönheit des U-Bahnhofes wird auf seine pure Funktionalität reduziert und rauscht ungesehen an mir vorbei. Wie schade. 1. U-Bahnhof Heidelberger Platz Genauso wie der Bahnhof Rüdesheimer Platz, Wittenbergplatz, Fehrbelliner Platz und Dahlem-Dorf liegt der Heidelberger Platz auf der U-Bahnlinie 3. Die Stadt Wilmersdorf, die für den Bau zuständig war, hat sich große Mühe gegeben, ihren Wohlstand im Bau auszudrücken. 1913 eröffnete die Station, die einer Kathedrale ähnelt. 2. U-Bahnhof Rüdesheimer Platz 1987/1988 wurde dieser Untergrundbahnhof in einer aufwendigen Sanierung wieder fast in seinen Originalzustand zurück versetzt. Die alten Weinmotive wurden mit modernen Graffitis ergänzt. Granitsäulen stützen das Dach und Deckenleuchten freuen sich über handgemalte Verzierungen. Am Ausgang erinnert das Bild der Familie von Breitenbach an die Geschichte der Preußischen Eisenbahn mit von Breitenbach als Eisenbahndirektionspräsident. 3. U-Bahnhof Fehrbelliner Platz Dieser U-Bahnhof ist schon von außen ein Highlight: ein modernes, ein skurriles, ein auffallendes. Ein starker Kontrast zur Umgebung. Steigst Du hinab in den Untergrund, landest Du in einem Mix aus Geschichte und Retro. Dieser Mix hängt natürlich auch mit einer Umgestaltung in den 1970er Jahren zusammen. 4. U-Bahnhof Dahlem-Dorf Kaiser Wilhelm II hatte den Wunsch, dass hier an dieser Stelle ländliche Idylle geschaffen werden sollte, und das hat ziemlich gut geklappt. Dieses reetgedeckte Fachwerkhaus könnte auch an einem Deich stehen, auf dem Schafe weiden. 1987 haben die Japaner den Bahnhof zum schönsten Europas gekürt. Interessant sind die Sitzbänke auf dem Bahnsteig. Schau doch mal genauer und wenn Du magst, nimm‘ Platz. 5. U-Bahnhof Wittenbergplatz Dieser Bahnhof wurde im März 1902 als einer der ersten Berlins eröffnet. 1913 hatte er bereits drei Bahnsteige und fünf Gleise mehr. Und heute erinnern noch kleine Holzbuden, aus denen einem Schokoriegel verkauft werden, ebenso an längst vergangene Zeiten wie die alten Werbetafeln an den Wänden oder der neoklassizistische Eingang. Trubelig ist es hier, denn auch für die Berliner Touristen ist dieses Kleinod ein To-See auf der Liste. Vor dem Bahnhof steht eine graue Tafel mit gelber Aufschrift. Hier sind die Orte des Schreckens der Nazi-Zeit aufgelistet, um nie zu vergessen. Geschichte der U-Bahn Zehn U-Bahnlinien, über 700 Fahrer und knapp 150km Schienenstrang machen die Berliner U-Bahn zur größten Metro Deutschlands. Täglich werden im Schnitt 1,5 Millionen Fahrgäste an den 169 Stationen ein- oder ausgeladen. Hier treffen sich Schwarzfahrer, Sänger, die das Fahrgastpublikum erfreuen, das erfreulicherweise nicht flüchten kann, Mütter, Väter, Kinder, Obdachlose, Reiche, Arme, Touristen und Bettler. Ein Querschnitt Berlins in einem Waggon. Die größte U-Bahnstation ist der Alexanderplatz. Zehntausende sind hier in den Morgenstunden unterwegs auf dem Weg zur Arbeit. Übrigens, noch ein Wort zu den Musikkünstlern: am Rathaus Steglitz befindet sich die BVG Musikgenehmigung. 7,20€ kostet die Erlaubnis, für einen Tag auf einem Bahnhof zu musizieren. Mit der U-Bahn ins Hotel »Nächster Halt: Im Scandic Hotel«. Das ist nun wirklich wild. Für eine Untergrundbahn fährt die Berliner U-Bahn erstaunlich viel über der Erde. Das wird sich zumindest an der Station Mendelssohn-Bartholdy-Park ändern. Diese Station oberhalb des Grundwasserspiegels verschwindet schon heute zum Teil im Erdgeschoss des darüber gebauten Scandic Hotels. Über den anderen Teil soll ein Komplex mit ungefähr 200 Wohnungen erwachsen, so dass von dem U-Bahnhof nichts mehr zu sehen sein wird. Der Wohnbereich wird auf Ebene Vier beginnen und der U-Bahnhof im Erdgeschoss bekommt Gesellschaft durch eine kleine Einkaufspassage und ein übersichtliches Hotel. So bekommt man die U-Bahn auch in den Untergrund. Verrückt. INFOS ZUM THEMA U-Bahnhof Märkisches Museum Altes Pariser Métro Flair – denkmal-gerecht saniert und stuckverziert 10179 Berlin, Wallstraße U-Bahnhof Bundestag Modern und aalglatt – durchgehend polierter Sichtbeton ohne Ausschmückungen 10557 Berlin, Konrad-Adenauer-Straße U-Bahnhof Mohrenstraße Ein Bahnhof, der viele Namen hatte und einen Hauch Moskauer Metro versprüht. 10117 Berlin, Mohrenstraße U-Bahnhof Rathaus Schöneberg Mitten im Park aus dem Untergrund aufsteigen 10825 Berlin, Rudolph-Wilde-Park Ein Point aus dem Buch BERLIN GEHT Autorin: Melanie Knies Es müssen nicht immer Da Vincis oder Nofretes sein.
In Berlin kämpfen mehr als 170 Museen ums Überleben, mal besser, mal weniger gut. Wer sich nicht mit dem Titel »Weltkulturerbe« schmücken kann, dem geht schon ein Wettbewerbsvorteil verloren. Das ja... aber in Sachen Attraktivität und Kreativität macht das keinen Unterschied. Oder vielleicht doch? Wir stellen Euch URBs hier einige extrem attraktive und sehr kreative Museen vor. Manch eines ist zwar kein Weltkulturerbe, aber das Erbe von ambitionierten und teilweise ehrenamtlich arbeitenden Menschen mit Visionen. 1. Buchstabenmuseum Ich habe mal schnell in meinem Textverarbeitungsprogramm im Computer nachgeschaut und Hunderte von Schriftarten überschlagen. Jede macht aus einem A etwas anderes. Ein ganz eigenes A. Eben das A, genau das eine. Nicht nur einzelne Buchstaben, sondern ganze Schriftzüge finden im Buchstabenmuseum nach ihrer Ausmusterung ein neues Zuhause. Dem sicheren Tod durch Verrostung oder Verwitterung entronnen, begeistern Sie den Besucher durch Schönheit, durch Masse, durch Größe und immer durch Einzigartigkeit. Unkonventionelle Themenausstellungen und Sonderprogramme runden einen Besuch in diesem privat finanzierten Museum ab. www.buchstabenmuseum.de 2. Untergrundmuseum U144 Die Internetseite vom U144 berichtet von entdeckungs- und abenteuerlustigen Besuchern – kurz: URBs. Hier im Souterrain des Hauses mit der Nummer 144 beherbergt das Untergrundmuseum Fundstücke aus 150 Jahren urbaner Geschichte. Schlendert man entlang der Artefakte der Industriegesellschaft, so reist man von ihrem Beginn bis zur heutigen, auf maximalen Profit fahrenden gegenwärtigen Gesellschaft. Das U144, untergebracht in der Tiefe eines Gebäudes aus dem Jahre 1795, ist am besten per Führungen zu besichtigen. www.untergrundmuseum.de 3. Berliner Unterwelten Es muss so spannend gewesen sein, die Plätze zu erforschen und die Touren für dieses Museum zusammen zu stellen; unter der Erde, mit Helm auf dem Kopf, Stirn- und Taschenlampe auf Entdeckungsreise gehen, das Geröll des 2. Weltkrieges aus dem Weg räumend. Der Themenschwerpunkt der Unterwelten liegt auf dem zivilen Luftschutz im Weltkrieg. Das Bunkerprogramm der Nazis hat eine unterirdische Landschaft geschaffen, die bedrückender nicht sein könnte. Andere Touren führen Euch URBs zurück in die Zeiten der Berliner Mauer. 19 erfolgreiche Tunnel gab es von Ost nach West, die mehr als 300 DDR Bürger in die BRD brachten. Verschiedene Führungen thematisieren das Leben zwischen DDR und Demokratie. www.berliner-unterwelten.de 4. Museum der Dinge Jedes Jahr vor dem großen Frühlingsaufräumen könnte aus meiner Wohnung auch ein Museum der Dinge werden. Das wäre aber längst nicht so interessant wie das Original in Kreuzberg. Schon die Internetseite macht Spaß. Die Industrie des 20. und 21. Jahrhunderts hat jede Menge hergestellt und wird noch viel Zeugs hervorbringen. So viel, dass man alle Dinge gar nicht erfassen kann und die dollsten Kuriositäten durchrutschen. Gäbe es nicht das Museum der Dinge. Wenn ein Ding voll Dein Ding ist, kannst Du Dingpfleger werden. Eine Pflegschaft dauert mindestens ein Jahr und unterstützt mit einem finanziellen Beitrag den Lauf der Dinge. Ditt is'n Ding, wa? www.museumderdinge.de 5. Kunst der LGBTIQ-Community LGBTIQ steht für Lesbian, Gay, Bisexual, Transgender, Intersex und Questioning. Das Schwule Museum in Berlin ist weltweit die größte Einrichtung, die die Geschichte und Kultur dieser Community archiviert, vermittelt, erzählt. Seit 1985 gibt es das Museum, das inzwischen in der Nähe des Lützowplatzes zu finden ist. Die meisten Mitarbeiter arbeiten ehrenamtlich dort, die Finanzierung ergibt sich zu großen Teilen aus Spenden. Wer dort in den Räumen eine Ansammlung von Dildos oder seitlich gebundenen Lederhosen erwartet, der wird schwer enttäuscht. Fotografien, Aquarelle, Skulpturen – das ist es, was je nach Themenschwerpunkt und Ausstellung das Auge des Betrachters erfreut und seinen Intellekt fordert. www.schwulesmusuem.de 6. Eintauchen – fast im wahrsten Sinne des Wortes Ein Besuch in diesem Museum kannst Du gut mit dem Track bei den Müggels verbinden. Im alten Wasserwerk auf dem Müggelseedamm wurde ab 1893 Trinkwasser gewonnen. Damals war es das größte und modernste Wasserwerk Europas. Heute ist es ein Museum. Und wer sich nicht vorstellen kann, dass die Geschichte der Wasserversorgung spannend sein könnte, der macht sich am besten schnell auf den Weg. Mehr als 7000m² kreativ genutzter Fläche stehen dem Besucher zur Verfügung. Ein Spaziergang durch das Museum bedeutet genauso eine Zeitreise durch die Jahrtausende innerhalb historischer Mauern. www.museum-im-alten-wasserwerk.de INFOS ZUM THEMA Alice – Museum für Kinder Anfassen, ausprobieren, Fragen stellen – alles erwünscht! 12459 Berlin, Straße zum FEZ 2 Deutsches Schweinemuseum Ruhlsdorf Hier arbeiten ehrenamtlich die Bewahrer des Schweins als Nutztier. 14513 Teltow OT Ruhlsdorf, Dorfstraße 1 Gaslaternen-Freilichtmuseum Tiergarten Freiluft und freier Eintritt 10557 Berlin, Straße des 17. Juni/Ecke Klopstockstraße Museum der unerhörten Dinge Schlacke aus dem Hochofen, wie das Ahoi zur Seefahrt kam, oder die Goethe-Rose. 10827 Berlin, Crellestraße 5-6 Hanf-Museum In der Stadt, in der immer wieder die Legalisierung von Marihuana diskutiert wird, darf so etwas nicht fehlen. 10178 Berlin, Mühlendamm 5 Currywurst-Museum Bei Boulette oder Currywurst scheiden sich schon mal die kulinarischen Geister. 10117 Berlin, Schützenstraße 70 Ein Point aus dem Buch BERLIN GEHT Autorin: Melanie Knies Massige Zeugen der Zeit
»Im Laufe ihres steinernen Daseins nehmen sogar manche Denkmäler menschliche Züge an«, sprach Martin Gerhard Reisenberg, Diplom-Bibliothekar und Autor. 1. Borsigwerke Tegel Für viele Besucher sind die Hallen am Borsigturm ein Einkaufsparadies. Für uns URBs sind sie beGEHrenswert. Schon allein das Tor der ehemaligen Werke, das aus dem 19. Jahrhundert stammt, ist ein Highlight. Damals wurden in den Hallen hauptsächlich Lokomotiven hergestellt. Der Borsigturm auf dem Gelände, ein Bau der Platzersparnis, diente als Wasserturm und Bürogebäude. Johann Borsig arbeitete übrigens auch mit an der Fontänenanlage von Sanssouci, an der Kuppel der Potsdamer Nikolaikirche und an der Kuppel des Königlichen Schlosses. Lauf‘ auch mal die Straße »Am Borsigturm« bis zum Ende durch. Das lohnt sich. 2. Schultheiß Brauerei Pankow Hier kann sich ein URB treiben lassen. Wo aus dem Wedding Pankow wird, hat sich in den letzten Jahre einiges getan und einiges auch nicht. Aus der Mühlenstraße ist nicht erst durch den Umbau der alten Brauerei in ein Wohnhaus eine beliebte Wohngegend geworden. 1874 errichtete die Schultheiß hier die ersten Gebäude, in denen Malz gewonnen wurde. Wir machen uns keine Vorstellung, wie das hier gerochen haben muss. Es lohnt sich, mit dem Kopf im Nacken und wachen Augen die Fassade abzutasten. Die Architekten haben sich große Mühe gegeben. 3. Gasometer Schöneberg Von ehemals über hundert Gasometern gibt es noch zwei in Berlin. Einen in Mariendorf und einen hier in Schöneberg. Wenn man ihn von weitem sieht, drängt sich zwingend die Frage auf, wie das Gas dort drin aufbewahrt werden konnte. Eine Zeit lang war er sonntags im TV zu bewundern, wenn Günter Jauch hier mit seinen Gästen talkte. Wer Lust auf Klettern hat, der kann den Gasometer nach Anmeldung abenteuerlich erklimmen. 4. Rundlokschuppen Pankow Dieser Rundlokschuppen ist einer von zweien, die so langsam in Berlin verfallen, weil sich keiner kümmert, keiner Geld hat, keiner eine Idee. Dieser Schuppen war der letzte, der in Deutschland gebaut wurde. Man schrieb das Jahr 1893. Es handelt sich hier um ein einzigartiges Industriedenkmal. Das Kuppeldach ist schon von weitem sichtbar. Es braucht etwas urbe Abenteuerlust, den richtigen Eingang zu finden und hineinzuschauen. Aber nichts ist unmöglich. 5. AEG Turbinenhalle Moabit 1987 gab es eine 60-Pfennig-Briefmarke anlässlich der 750-Jahr-Feier der Stadt. Auf dieser Sondermarke war diese AEG Turbinenhalle abgebildet. Und das zu Recht. Das Bauwerk gilt als eines der bekanntesten der Industriearchitektur Deutschlands. Die großen AEG Werke haben wir schon bei dem Track »Rechtsabbieger« kennengelernt. Emil Rathenau beauftragte Peter Behrens mit der künstlerischen Gestaltung der AEG. Der gelernte Maler hat 1909 mit dieser Halle den Leitbau der modernen Industriearchitektur in Berlin hingestellt. Bier- und Kultur-Braukunst Die Kulturbrauerei im Berliner Prenzlberg ist aus dem kulturellen Leben der Stadt nicht mehr wegzudenken. 1990er-Jahre- Disko, Weihnachtsmarkt, Lesungen, Ausstellungen, Seminar und und und... all das findet auf dem 25.000m² großen Grundstück an der Schönhauser Allee statt. Franz Heinrich Schwechten war der Architekt dieses grandiosen Backstein-Ensembles. Zunächst wurde hier Bier gebraut – erst klein, dann dank Schultheiß groß. Den Zweiten Weltkrieg haben die Gebäude ganz gut weggesteckt. Gott sei Dank. Zu DDR-Zeiten wurde aus Schultheiß ein VEB, ein volkseigener Betrieb, den die Treuhand nach der Wende übernahm. Einige Jahre und einige Millionen Euro später wurde aus der Bierbrauerei eine Kulturbrauerei. Lieber James Hargreaves, 57 Jahre warst Du alt, als Dich der Tod am 22. April 1778 aus dem Leben spülte. Neben 13 Kindern hast Du uns die »Spinning Jenny« hinterlassen, die erste industrielle Spinnmaschine der Welt. Und diese hast Du mit Deiner Erfindung radikal, wenn auch langsam verändert. Menschen wollen immer mehr: Schneller, höher, weiter, tiefer. Du hast gut daran getan, Deine Erfindung anfangs geheim zu halten. Sieh‘ nur, was daraus geworden ist. Da es heute schon alles gibt, was ein Mensch braucht und auch alles, was ein Mensch nicht braucht, werden uns jeden Tag neue Wünsche ins Konsumentenohr geflüstert, für das die Industrie schon das passende Produkt parat hält. Selig sind die, die nichts brauchen, nichts wollen, nichts wünschen. INFOS ZUM THEMA Kraftwerk Klingenberg Einst das größte und modernste Elektrizitätswerk Europas 10317 Berlin, Köpenicker Chaussee 42-45 Wasserturm Windmühlenberg Der »Dicke Herrmann« reinigte einst Spreewasser für die Bevölkerung. Heute wohnt sie drin. 10405 Berlin, Knaackstraße Parfümfabrik Schwarzkopf Natürlich in Berlin-Schöneberg: Vom Pulver- zum Flüssigshampoo 12015 Berlin, Alboinstraße 36-42 Schrotkugelturm Bei diesem Wahrzeichen lässt die italienische Renaissance grüßen. 10317 Berlin, Nöldnerstraße 15/16 AEG Wedding Ein ehemaliger Schlachthof wurde zur Maschinenfabrik. 13355 Berlin, Brunnenstraße 107 Ein Point aus dem Buch BERLIN GEHT Autorin: Melanie Knies Unter die Lupe genommen: Berlins ehemalige Flugfelder
Der Traum vom Fliegen ist so alt wie die Menschheit. Aber was ist es, das den Menschen vom Boden fortreibt, in die Lüfte zieht, die Haftung verlieren lässt? Es muss etwas ähnliches sein, wie das, was den URB umtreibt, in den letzten Winkel am Ende der Sackgasse zu blicken, auch hinter dem Zaun weiterzugehen, das Loch im Tor zu suchen: Lust auf Neues, Lust auf Entdeckungen, Lust auf weniger Zäune und mehr Freiheit. 1. Tempelhofer Feld Am 26. Mai 2014 war es amtlich. Auf dem ehemaligen Flugfeld Tempelhof darf nicht gebaut werden. Auch ein Sieg der Berliner URBs. Nun bleiben die mehr als 355 Hektar vorerst unbebaut. Mehr als genug Platz zum Urben, zum Schnell-Urben – auch joggen genannt, zum Roll-Urben – auf Rollschuhen, Rädern, Skateboards, zum Stillstand-Urben, sprich einfach auf der Wiese liegen und den Wolken beim VorbeiGEHen zusehen. Hier ist wirklich für jeden URB etwas dabei: Hundeauslaufpläzte, Grillplätze, Wiesenmeere, Urban Gardening, Aussichtspunkte, Joggingstrecken, Bolzplätze, Boccia-flächen, Gastronomie... es ist ganz einfach, einen ganzen Tag hier die Zeit verstreichen zu lassen. 2. Flugfeld Johannisthal 1909 wurde das Flugfeld Johannisthal in Betrieb genommen. 800 Morgen Wald wurden dafür geopfert, um das Gelände mit zwei Kilometern Länge und einem Kilometer Breite bauen zu können. Am Eröffnungstag waren Karl May und seine Frau Klara unter den Besuchern und beobachteten das »Konkurrenzfliegen der ersten Aviatiker der Welt«. Mehr als hundert Jahre später ist aus einem Teil dieses Flugfelds ein Landschaftspark geworden. Hier landen nur noch Schmetterlinge oder Hummeln und die Menschen schlendern gemütlich über die alten Flugbahnen. 3. Flugplatz Sperenberg Um es gleich vorweg zu nehmen: Dieser Flugplatz ist leider eingezäunt und abgeschlossen. Ich möchte ihn aber trotzdem erwähnen, denn wer weiß, was ein URB alles so hinbekommt. Aber aufgepasst: Es sollen noch Blindgänger und Munition auf den Wiesen und in den Wäldern verstreut liegen. Die Landschaft rund um den Flughafen ist zwar Brandenburger Hoheitsgebiet und nicht mehr Berlin, aber wunderschön und auf jeden Fall einen Ausflug wert. Ruinen – wenn auch von weitem – machen eine Gegend immer besonders. Und Ruinen gibt es hier mehr als genug. Bis 1994 war das Gelände sowjetischer Militärflugplatz. Die russischen Soldaten haben sich hier ein eigenes Dorf mit Wohnhäusern, Kino, Schule und Supermarkt gebaut, das sie kaum verlassen haben. In Sperenberg hat man sie selten zu Gesicht bekommen. Und das genügt ja schon, um der Fantasie freien Lauf zu lassen. Auch ein Gästehaus hat es hier damals gegeben, das »Hotel Honecker«. Inzwischen ist aber das Fischgrätparkett aufgebrochen und die Tapeten hält es nicht mehr an den Wänden. Die Zeit nagt, knabbert und kratzt an dem Gelände. Spooky. »Fliegen ist notwendig. Leben nicht« Melli Beese, bürgerlich Amelie Hedwig Boutard-Beese, bestand als erste Frau in Deutschland die Prüfung zum Privatpilotenschein. Ihre Geschichte ist die einer Frau, die sich in einer Männerdomäne nicht unterkriegen ließ, um ihren Traum vom Fliegen leben zu können. Mehrfach wurden die Maschinen, mit denen sie in die Luft abhob, sabotiert. Ihre Geschichte ist ganz eng mit Johannisthal verknüpft. Hier errichtete sie eine eigene Flugschule und baute eigene Flugzeuge. Der 1. Weltkrieg nahm ihr so gut wie alles, aber sie gab noch nicht auf. Bis sie, um ihre Fluglizenz zu erneuern, eine Bruchlandung machte. Sie überlebte unbeschadet, nahm sich aber im Anschluß das Leben, denn »fliegen ist notwendig, leben nicht«. Onkel Otto Zwei Flügel, ein Berg, ein anständiger Anlauf und Otto Lilienthal flog. Leider brachte eine Bruchlandung und der Tod Lilienthals am folgenden Tag diesen Traum zum Stillstand. Aber dennoch gilt er sicher zu Recht als Vorreiter des Gleit- und Segelfluges. Eine urbige Art abzuheben. Ohne Lärm, ohne Schmutz und oft auch ohne Ziel. INFOS ZUM THEMA Flugplatz Gatow 1935 von Hitler eingeweiht, 1948 Landeplatz der Luftbrücke, bis 1994 Stützpunkt der Royal Air Force, heute teilweise Militärhistorisches Museum, Kaserne und Wohngebiet Wannsee Während der Luftbrücke landeten auf dem Wannsee Wasserflugzeuge und brachten hauptsächlich Salz und Kohle für das abgeschnittene Westberlin. Straße des 17. Juni Im April 1945 wurde Generaloberst Greim als Nachfolger Görings nach Berlin beordert und landete im April 1945 mit Pilotin Hanna Reitsch auf dem 17. Juni. Kurz vor Kriegsende war die Straße, ehemals Charlottenburger Chaussee, als Start- und Landebahn für die Alliierten vorgesehen. Flughafen Tegel Aber erst ab 2017 oder 2018 oder 2019 Ein Point aus dem Buch BERLIN GEHT Autorin: Melanie Knies |