TRÈS CHIC – DER SCHLOSSPARK
START & ANREISE 2361 Laxenburg, Schlossplatz 1 Linien 200, 210 (ab Wien Hbf) › Laxenburg Franz-Joseph-Platz BESONDERHEITEN Bootfahren, Eislaufen, Burg- und Gartenbesichtigung, Laufstrecken __________________ Mit drei Parkeingängen, einer eindrucksvollen Teichlandschaft mit sieben Inseln, zwei Schlössern (Altes Schloss und Blauer Hof), zwei Tempelanlagen (Concordia- und Dianatempel), einem ausgeklügelten Kanalsystem und einer Ritterburg finden wir nur 16km von Wien entfernt ein Areal über 280ha Wald- und Wiesen- sowie 25ha Wasserflächen, die einzig der Erholung von Jung und Alt gewidmet sind. Eine Symbiose aus englischer und französischer Gartenarchitektur umgibt das 10km lange Wegesystem des größten historischen Landschaftsparks Österreichs, auf dem es sich nach Herzenslust spazieren gehen, laufen, nordic walken und sogar bootfahren lässt – eine auf den Wegen fahrende Panoramabahn und ein Kinderspielplatz inklusive. Das war nicht immer so. Die Geschichte des Ortes, damals noch Lachsendorf genannt, reicht weit bis ins 13. Jahrhundert zurück und hatte wohl zu Zeiten Maria Theresias ihren Höhepunkt. 1388 verlieh Albrecht III. einem Gebiet das Marktrecht, das mehr Auwald als Garten war und daher wunderbar zur Jagd genützt werden konnte. Später wurden Lustgärten sowie ein riesiges Gehege für exotische Tiergattungen errichtet, lange noch bevor der Zoo in Schönbrunn in Mode kam. Man verglich Laxenburg einst mit den burgundischen Wasserschlössern, plante eine Art niederländischen Ziergarten, betrieb die Falkenjagd und erfreute sich schon im 15. Jahrhundert eines ausgezeichneten Rufs. Das Schloss Laxenburg sei eines der schönsten Bauwerke Europas, so hallte es von weit her: »Eines der prächtigsten, das ich je auf meinen Reisen in aller Herren Länder gesehen habe«, so schrieb ein Edelmann aus dem fernen Kastilien, als er von seiner Weltreise zurückgekehrt war. Regelmäßige Aufenthalte des gesamten Hofstaates waren hier nicht nur zur Freizeitgestaltung üblich. Nein, im 17. Jahrhundert unter Leopold I. wurden in Laxenburg gerne politische Angelegenheiten beschlossen. Wenn Kaiser und Reichsfürsten beispielsweise Angriffe gegen Frankreich planten (Laxenburger Allianz 1682), fand man im »Schloss, in dem die Wände keine Ohren haben« einen wunderbar verschwiegenen Ort, um heikle Dinge zu besprechen. Wenn zur damaligen Zeit Wichtiges oder Geheimes verhandelt werden musste, entschied man oftmals, dies an einem Ort zu tun, der von Wassergeräuschen umgeben war. Vor allem damit Lauscher keine Möglichkeit hatten mitzuhören. Unter Maria Theresia als Bauherrin wurde viel um- und ausgebaut und innovativ, wie sie war, nennt man sie heute noch die erste Pendlerin ihrer Zeit. Durch eine schnurgerade Verbindungsstraße von Schönbrunn nach Laxenburg, die rasch errichtet werden musste, trat sie für Besprechungen gerne eine kaiserliche Pendlerreise an. Später fanden Audienzen auch in Laxenburg statt – diese wurden vornehmlich »en plein air« – an der frischen Luft – abgehalten. Ihr Lieblingsplatz dafür war das Grüne Lusthaus. Mitten im Schlosspark, als Museum auf einer künstlichen Insel im Parkteich, ließ Kaiser Franz II. zwischen 1801 und 1836 die märchenhafte Franzensburg erbauen. Bald nach Baubeginn richtete man eine Fähre ein, die das Festland noch heute mit der Insel verbindet. Von Anfang an hatte man die Ritterburg als Museum geplant, in dem Schätze der Habsburger untergebracht werden sollten. Planender Architekt war Johann Ferdinand Hetzendorf von Hohenberg, seines Zeichens Hofarchitekt und letztendlich Ehrenbürger der Stadt Wien, der nicht nur die baukünstlerische Leitung des Schlosses Schönbrunn übernahm, sondern auch eine Professur an der Architekturschule der Wiener Akademie innehatte. Bei einer Führung können die Räume der Franzensburg im Rahmen eines Museumsbesuches besichtigt werden. Auch wenn es einiges nicht mehr gibt, ist die Aura der alten Zeit ganz nah, wenn wir durch den Park mit seinen vielen wundersamen Oasen und überraschenden Aussichten spazieren. Von sogenannten »Aha- und Haha-Orten« ist hier auch die Kunde: Schiefe Bäume und gerade, da ein Kletterbaum, der sogar uns Erwachsene wieder Kind sein lässt oder dort eine der zahlreichen weißen Parkbänke, auf denen sitzend wir das freche Gezwitscher der munteren Genossen über uns in den Ohren haben. Sie erzählen von den Dingen, die nicht in Vergessenheit geraten sollen, von den wunderbaren Sinnlosigkeiten, da und dort von filigranen chinesischen Ornamenten, weil China damals groß in Mode war oder von der Gartenkunst, die sich stetig weiterentwickelte und die man als Zitat für den Geist einer ganzen Epoche anerkennen darf. Klar könnten wir Wege und Routen beschreiben, die asphaltierten oder die wilden, die querfeldein verlaufen. Wir könnten empfehlen, dem kessen Neptun und seinen hübschen Nymphen an der Kaskadenbrücke und unbedingt dem Ritter mit dem sexy Hüftschwung am Turnierplatz einen Besuch abzustatten, oder aber den versteinerten Löwen am ehemaligen Parkeingang die Mähne zu kraulen. Wir könnten sogar dazu motivieren, eine der drei Laufstrecken (Sisi: 7,7km, Franzl: 5,1km, Rudolf: 3,1km) durch den Park auszuprobieren. Vielleicht wollen wir aber lieber planlos im Kreis wandern, uns absichtlich verlaufen und plötzlich wiederfinden. Der Park hat Poesie – seine Wege sind wie Gedankenflüsse mit Weitblick im Visier. Öffnungszeiten: Täglich von 6:30 bis 19:30 (Eintrittsgebühr); Fähre zur Franzensburg: 10:00 bis 18:00 (kostenflichtig); __________________ Ein Platz aus dem Buch PARKS Autoren: Jine Knapp, Doris Rittberger
Die hitzegeplagten Füsse in Wiens Gewässern abkühlen und verwöhnen!
Heiß kann's werden in der City. Wenn der Asphalt zu glühen droht und sich kein Lüftchen mehr regt, dann ist es auch für die Urbs an der Zeit, die Beine – anstatt in Gehmodus – in Schwimmstellung zu bringen. Für eine Binnenstadt hat Wien – dank der Donau – Bademöglichkeiten, wie sie kaum in einer anderen Metropole zu finden sind. Von Greifenstein und Kritzendorf über die Strandbäder der Alte Donau sowie Donauinsel bis in den Nationalpark Donauauen ziehen sich die Einstiegsstellen ins kühle Nass. Die beträchtliche Zahl an öffentlichen Schwimmbädern wäre ebenfalls eine Alternative – sofern keine Tendenz zu Platzangst besteht – um der Hitze zu entfliehen. Doch diesmal gelüstet uns nach einem stehenden Gewässer. 1. BADETEICH SÜSSENBRUNN Klares und erfrischendes Wasser ist diesem Teich eigen, der aus einer der vielen Schottergrabungen in diesem Grätzel entstanden ist. Lagerwiesen und Schattenspender umsäumen das Seeufer genauso wie auch ein naturbelassener Vegetationsbereich an dessen Südseite. Etwas östlich des Badeteichs liegt übrigens ein weiterer – etwas größerer See – der zum Angeln gepachtet ist, auf dem aber auch gesurft wird. Leider werden die Teiche durch eine geplante Wohnanlage bedroht. Dadurch würde nur noch ein kleiner Einstiegsbereich der Öffentlichkeit zugänglich sein. Hunde sind am Süssenbrunner Teich übrigens offiziell willkommen. 2. DECHANT-, PANOZZALACKE UND DONAU-ODER-KANAL Die Dechantlacke liegt inmitten des Auwalds der Lobau und hat eher schon die Dimensionen eines Sees. Daher ist die Wasserqualität auch den ganzen Sommer über richtig gut und erfrischend. Badekleidung ist nicht unbedingt von Nöten, denn die meisten Schwimmer frönen hier der Freikörperkultur. Eine Menge Schatten spendender Bäume sowie eine sonnenbeschienene Liegewiese mit einem sanften Wassereinstieg hat die Lacke zu bieten. Einziges Manko: An sehr schwülen Nachmittagen können die Gelsen lästig werden! Die Schwester der Dechantlacke ist die Panozzalacke, ebenfalls in der Lobau gelegen. Dennoch ist ihr Charakter ein völlig anderer. Der Auwald umrundet nicht mehr den ganzen See und das Wasser ist wesentlich seichter. So kann die Lacke im Hochsommer recht warm werden. Dafür liegt eine riesige Spiel- und Liegewiese an ihrem Ufer und »am Knusperhäuschen« können Erfrischungen sowie kleine Imbisse erworben werden. Auch die leidigen Gelsen zeigen sich wesentlich weniger an dieser Lacke. Ein weiterer, freigegebener Badebereich des Nationalparks ist der Donau-Oder-Kanal – einladend mag der Name zwar nicht klingen, aber Baden kann man an Abschnitt 2 (DOK2) hervorragend. Der Einstieg – an einer naturbelassenen Liegewiese legend – befindet sich an der Nordseite (Nähe Groß-Enzersdorf). Der Kanal – insgesamt in vier Abschnitte geteilt – ist ein ausgesprochen ruhiges Platzerl und überzeugt durch seine Wasserqualität. Allerdings musst du einen ca. 5km langen Fußmarsch einplanen, um ihn zu erreichen (Wegbeschreibung siehe unten). 3. WIENERBERGTEICH Freilich – mit einem Gebirgssee ist er nicht verwandt – der Wienerbergteich. Wie denn auch, war er lange Zeit eine Abbaustätte für Lehm. Daher hat auch sein Wasser die fahle Farbe. Die Qualität dieses, ist aber laut Auskunft der Stadt Wien keineswegs bedenklich, auch nicht wenn der Wasserstand aufgrund aufeinander folgender Hitzetage sinkt. Einstiegsstellen ins Nass sowie Liegewiesen und Bankerl gibt es um den ganzen Teich verteilt. Der Wienerberg ist übrigens Landschaftsschutzgebiet, also nicht erschrecken, wenn beim Baden mal eine Sumpfschildkröte vorbeischwimmt. BADETRENDS AB 1900 Abgesehen von mittelalterlichen Badehäusern zog der Wiener bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts die trockene Sauberkeit dem »Plantschen« vor. Ein Umdenken begann erst, als Seuchen und Epidemien die Großstädte heimsuchten. Damals entstanden für das gemeine Volk die »Tröpferl- bäder« – meist Duschanlagen, bei denen es oft zu Engpässen der Wasserversorgung kam, sodass es nicht mehr floss, sondern nur noch »tröpfelte«. Bis zum 1. Weltkrieg entstanden 19 dieser Bäder. Im »Roten Wien« wurde der Ausbau fortgesetzt, bis in den 60er Jahren das Interesse an den Einrichtungen – durch Einkehr des Badezimmers in die Haushalte – zurückging. Erst die Transformation der Bäder von Hygiene- zu Freizeitoasen füllte diese erneut. Baden in Naturgewässern entwickelte sich ebenfalls um 1900, davor galt dies als ungesund. TEXTILLOSES BADEN Vorreiter Florian Berndl – der 1900 das Gänsehäufel pachtete – scheiterte mit seiner »Idee vom naturnahen Baden« genauso, wie andere Freidenker der Monarchie. Die erste Genehmigung erhielt 1927 der »Bund freier Menschen«, dem die sozialistische Stadtverwaltung ein Gelände in der Lobau zu Verfügung stellte. Dieser in »Sport- und Geselligkeitsverein« umbenannte Bund konnte auch den Nationalsozialismus überstehen, denn diese hatten nichts gegen die Freikörperkultur. In der 2. Republik traten wieder verschärfte Gesetze in Kraft, die »Nacktbader« in ihre Schranken wies. Erst 1968 konnten diese endgültig gebrochen werden. Nun wäre nur noch ein Problem zu lösen und das liegt im kollektiven Hirn vergraben: Denn gerne gesehen wird ein »Nackter« nur, wenn er schlank, jung und goldbraun gebrannt ist, oder?! INFOS ZUM THEMA Zu den Badeplätzen der Lobau Donau-Oder-Kanal II: 1220 Wien, Lobau (92B > Station Lobgrundstraße). Die Lobgrundstraße bis zu ihrem Ende wandern (zwischen OMV-Lager hindurch), danach links in die breite Allee am Ölhafen nehmen und kurz darauf dem Wegweiser (links) in Richtung Groß-Enzersdorf folgen (5km). Dechantlacke: 1220 Wien, Lobau (92B > Station Roter Hiasl/Raffineriestraße). Vom Biberhaufenweg nach rechts in den Dechantweg biegen, am Nationalparkhaus vorbeiwandern und weiter geradeaus spazieren, bis nach kurzer Zeit die Dechantlacke (links) sichtbar wird (1km). Panozzalacke: 1220 Wien, Lobau (92B > Station Lobgrundstraße). Von der Lobgrundstraße nach ein paar Metern links in den Pfad einbiegen, der dich zu einem Parkplatz bringt. Diesen überqueren und dem Wegweiser in Richtung Panozzalacke/Napoleons Hauptquartier folgen (800m). Weitere Naturbadeplätze ohne Eintritt Badeteich Hirschstetten: 1220 Wien, Ziegelhofstraße 64 (26 > Station Ziegelhofstraße) Badeplatz Kaiserwasser: 1220 Wien, Weissauweg/Kaiserwiese (U1 > Station Kaisermühlen-VIC) Donauinsel/Neue Donau: 1210 Wien bis 1220 Wien, gesamter Verlauf (U1, U2, U6) Dragonerhäufel: 1210 Wien, Romaplatz über Birnersteig (33A > Station Morelligasse) Unteres Mühlwasser: 1220 Wien, Kanalbrücke/Maschanzkagrund (93A, 96A > Station Kanalstraße) Badeteich Süssenbrunn: 1220 Wien, Wagramer Straße 269 (25A > Badeteich Süssenbrunn) Wienerbergteich: 1100 Wien, Triester Straße 91 oder Otto-Probst-Straße (67 > Otto-Probst-Straße) Strombad Kritzendorf: 3420 Kritzendorf, Badgasse (S40 > Station Kritzendorf) Strandbad Greifenstein: 3422 Greifenstein, Am Damm (S40 > Station Greifenstein) Ein Point aus dem Buch WIEN GEHT Autorin: Jine Knapp PLAN WildUrb_Badeplätze auf einer größeren Karte anzeigen Guerilla-Gardening mal drei: als Profi-Gärtner, Stadtbegrüner oder Gelegenheitsbesamer.
1. GSTETTEN-KULTIVIERUNG Legal ist es nicht, wenn du eine urbane Fläche in einen Kräutergarten verwandelst. Auch nicht, wenn du den Wegrand mit süßen Himbeerstauden bestückst. Doch wenn du den richtigen Ort findest, wird sich kaum jemand von deinem Mini-Erdbeerfeld neben verlassenen Gleisen oder deinem Zitronenmelisse-Beet unter der Autobahn bedroht fühlen. Recherche ist hier alles. Ein prominentes Beispiel für gelungenes Guerilla Gardening und Gstettn-Kultivierung ist der Längenfeldgarten im 12. Bezirk. 2010 wurde die verwilderte Grünfläche hinter der U4-Station Längenfeldgasse von Mitgliedern des KuKuMA Netzwerkes erobert und mit vorgezogenen Pflanzen die ersten Beete angelegt. Eine Genehmigung der Stadt Wien gibt es für das gärtnerische Treiben nicht, allerdings scheinen die Aktivitäten auch nicht auf beamteten Widerstand zu Stoßen, da die Linse Längenfeld (zwischen U-Bahn- und Wienfluss-Mauer gelegen) keine große Attraktivität für sonstige Nutzungen hat. Schaut euch das gelungene Projekt mal an! 2. GEHSTEIG-GÄRTNERN Pimp Your Pavement oder hierzulande das Gesteiggarteln gedeiht in den letzten Jahren immer prächtiger. Auch nicht legal, aber um einiges dezenter. Deine Bühne dabei ist der Straßenrand. Vor allem die öden Flächen rund um Baumeinfassungen sowie die versandeten Mittelstreifen einiger »Highways« sind ein beliebtes Ziel der subversiven Stadtbegrünung. Die Philosophie dabei: Den Betonwüsten der Stadt mehr Leben einzuhauchen. Besonders verändert hat sich in letzter Zeit die Reindorfgasse im 15. Bezirk. Nicht nur die bunten Blumen, sondern auch eine urige Bank –gefertigt aus einer alten Badewanne – lädt sich hier nun zum verweilen ein. Wenn ihr ein paar Anregungen möchtet, um Wien auf eine subtile Weise mitzugestalten dann surft einmal bei der Internetseite »Pimp Your Pavement« vorbei. Denn hier gibt es einige sehr gelungene Aktionen englischer Guerilla-Gärtner zu bewundern. 3. BLÜHENDE BOMBEN Für unzugängliche, trostlose Flächen gibt es auch eine geniale Lösung: Die sogenannten »Samenbomben«. Das sind getrocknete Gatschknödel mit untermengten Saatgut, die bequem über Mauern und Zäune geworfen werden können. Auch hier hat London die Nase vorne. Die Firma Kabloom kreiert sogar die unterschiedlichsten »Seed Boms« für ihre Kunden und Kundinnen. Da gibt es zum Beispiel »The London Honey Co Urban Beebom« – eine Mischung aus Wildblumen, die besonders förderlich für unsere Stadtbienen ist. Oder die »Cornflower Fieldbom«, um die selten gewordenen, blauen Kornblumen wieder ins Landschaftsbild zurück zu holen. »Samenbomben« kannst du aber auch selbst herstellen: »SEED BOMBS« SELBST GEMACHT Was dem tobenden Anarchisten der Molotow Cocktail, ist dem Garten-Guerillero die »Samenbombe«, die bequem über Mauern und Zäune geworfen werden können. Weniger explosiv in ihrer unmittelbaren Wirkung, dafür langfristig um einiges effektiver und vor allem erfreulicher im Ergebnis. Die Herstellung des Sprengstoffs ist denkbar einfach: Du brauchst: 1 Teil Samen, 3 bis 5 Teile Erde und 3 bis 5 Teile Tonpulver, dann das 1. Saatgut mit trockener Erde vermischen. 2. Danach Tonpulver zugeben und vorsichtig solange Wasser dazu gießen, bis eine Masse entsteht, die sich modellieren lässt. 3. Daraus »walnussgroße« Kugeln formen. 4. Die fertigen Seedbombs für 2 Tage zum Trocknen auslegen, am besten an einem besonders hellen oder sonnigen Ort. 5. Nun kann die blühende Schlacht beginnen! Die Kugeln können aber auch noch über mehrere Tage gelagert werden, so fern sie gut belüftet werden, damit kein Schimmel entstehen kann. HISTORISCHES Seit 1970 ist »Guerilla Gardening« eine sanfte Protestform gegen die »Monokultur politischer Systeme«. Hierzu werden vor allem Blumensamen als Symbolträger eingesetzt, die heimlich auf öffentlichen Flächen ausgesät werden. Bei politisch motivierten Aktionen, kann dabei die Anordnung und Auswahl der Pflanzen eine gesellschaftskritische Aussage beinhalten, z.B. Anordnung der Blumen in Form eines Friedenssymbols, Dornbüsche auf Golfplätzen, oder das Zwischensäen von natürlichem Saatgut zu gentechnisch veränderte Samen. Parallel zu dieser Protestform hat sich aber auch das »Soft Guerilla Gardening« entwickelt, dem der Wunsch nach Selbstversorgung und die Verwandlung der Stadt in lebenswerten Raum zugrunde liegt. Hierzu zählen z.B. der Gemüseanbau auf Brachland sowie das Begrünen von »Betonwüsten«. Besonders das zweitere gewinnt in den letzten Jahren zunehmend an Bedeutung, da das Bewusstsein wächst, wieviel Einfluss Pflanzen auf das städtische Mikroklima haben – denn viele Grätzl mutieren im Sommer zu unerträglichen Hitzeinseln. INFOS ZUM THEMA KuKuMA Netzwerk: Guerilla Gardening in Wien Pimp your Pavement: Anregungen zur Gehsteig-Begrünung Seedbom: Die freundliche Samenbombe zum Werfen! Ein Point aus dem Buch WIEN GEHT Autorin: Jine Knapp Dunkle Stationen: Erschaudernd in Wiens schwärzeste Kapitel eindringen!
Ein düsterer Tag. Die Sonne schafft es nicht den Nebel zu vertreiben und die eigene Psyche treibt dasselbe Spiel – ein urbiger Grund, um Wiens dunkle Stätten zu begehen. 1. FOLTERMUSEUM WIEN Schwerpunkt dieser Sammlung sind mittelalterliche Foltergeräte, die teilweise anhand von gestellten Szenarien mittels Puppen demonstriert werden. Amerikanische- Gruselaction-Effekte darf sich der Besucher bei diesen Nachstellungen nicht erwarten, denn es sind stille Szenen, die das Grauen sämtlicher Foltermethoden übermitteln. Meine Urb-Phantasie beflügelt haben die Vielzahl an Schandmasken – denn zu gut könnte es mancher Banker-Psyche tun, einige Tage mit einem Schweinchenkopf herumzulaufen;-). Erwähnenswert ist auch der akustisch-simulierte Fliegeralarm in dem ehemaligen Luftschutzkeller. Ob das Sirenengeheul oder die eingeschlossene Panik der einst hier Verharrenden – in mir löste das Geschehen enorme Angst aus. 2. WIENER KRIMINALMUSEUM Beim Rundgang durch das Kriminalmuseum werden die Verbrechen der letzten dreihundert Jahre veranschaulicht. Nicht wie erwartet sind nur die Entwicklungen der Wiener Kriminaltechnik und die Geschichte der Polizei dokumentiert, sondern auch die Verbrechen an sich. Fotos von Tatorten (nichts für Sensible!), originale Tatwaffen und Presseartikel des jeweiligen Verbrechens sind ausgestellt. So trifft man in diesem malerischen Gebäude auf den Schädel des poetischen Dienstmädchenmörders Schenk genauso wie auf das diabolische Grinsen der Schwarzen Witwe Blauensteiner. 3. NARRENTURM Der Turm war das weltweit erste Spezialgebäude zur Behandlung von »Geisteskranken« – 1784 eine Revolution – heute ein Gruselkabinett. Die kargen Zellen können begangen werden, die Behandlungsmethoden wie z.B. Elektroschocks werden ausführlich erklärt. Auch Praxen und Gerätschaften damaliger Ärzte sowie die größte Sammlung an »Feuchtpräparate« stehen zum Studium bereit. Sprich jede Art menschlicher Missbildung. Für etwaige Besichtigungs-Nebenwirkungen wenden Sie sich bitte an Ihren Psychotherapeuten! DER MYSTISCHE GUGLHUPF Der Narrenturm ist wohl das absonderlichste Gebäude Wiens. Erbauen ließ diese erste »Psychiatrie der Welt« Kaiser Josef II – nicht nur Reformer und Anhänger der Aufklärung, sondern auch Mystiker und Rosenkreuzer. So soll in der Konstruktion des Baus, der zum großen Teil aus privaten Mitteln des Kaisers finanziert wurde, sein Wissen um die Kabbala eingeflossen sein. Das als Ring (360°) angelegte Gebäude hat fünf Stockwerke, in denen jeweils 28 Zimmer untergebracht sind. In der Zahlenmystik steht die 360 für Vollkommenheit, die 5 für »Mensch, der du Gott suchst und findest« und die 28 für »Gott, der du Kranke heilst«. Das Quergebäude im Ringinneren ist auf den Nordstern ausgerichtet. Am Dach befand sich ein Oktogon – das Studierzimmer des Kaisers. Über sein Tun in dieser Lokalität, kann aber nur spekuliert werden. DIE RENAISSANCE DER FOLTER Der Akt des Folterns wird gerne mit dem Mittelalter verbunden. Aufgrund des Wahns der Bevölkerung vor dem »Bösen« hat – zum Großteil von der Kirche geschürt – in jener Zeit seinen Höhepunkt erreicht. Unter dem Deckmantel der Wahrheitsfindung wurde immer schon gequält. Ein fragwürdiger Prozess, denn ein Schuldbekenntnis ist für Misshandelte die einzige Erlösung. Durch die aktuellen politischen Entwicklungen rund um den Terrorwahn, laufen wir nun in Gefahr, den Prozess des Folterns wie z.B. mit Guantanamo wieder zu legitimieren. Regierungsmächte wissen, das Feindbilder das Volk lenkbar machen und es von den internen Problemen ablenken. Meist ist es eine fiktive Angst, die geschürt wird, und Beweise sind leicht zu beschaffen, denn unter Folter gesteht beinahe jeder Mensch einen Pakt mit dem »Bösen«. INFOS ZUM THEMA Foltermuseum Wien: Täglich von 10:00 bis 18:00, 1060 Wien, im Esterházypark Wiener Kriminalmuseum: Donnerstag - Sonntag: 10:00 bis 17:00, 1020 Wien, Große Sperlgasse 24 Narrenturm: (Pathologisches-anatomisches Bundesmuseum): Mittwoch 15:00 bis 18:00, Donnerstag 08:00 bis 11:00, Samstag 10:00-13:00, Feiertags geschlossen, 1090 Wien, Uni Campus, Spitalgasse 2, Zugang: Van-Swieten-Gasse Ein Point aus dem Buch WIEN GEHT Autorin: Jine Knapp
Den Schnee geniessen: Spuren hinterlassend über verschneite Wiener Hänge urben.
Schnee in Wien. Des Autofahrers Leid, des Urbs Freud! Sofort wird getestet, was diese Stadt an Schneevergnügen hergibt. »Rutschhügel« und »Schneemannbau-Wiesen« finden wir in beinahe jedem vierten Park – die Kids haben ihren Spaß! Auf der Jesuitenwiese im Prater, im Türkenschanzpark und am Kaffeehausberg (Donaupark) werden diese sogar ab -2°C Außentemperatur beschneit. Wo kann man allerdings wirklich durch den Schnee stapfen, Iglu bauen und über 200 Meter einen Hang hinuntergleiten? Drei Gebiete haben wir gefunden, in denen sich alle diese Vergnügen umsetzen lassen. Im Anschluss findet ihr noch eine Übersicht der längsten Wiener Hänge für spaßige Rodel-, Rutsch- und Gleitpartien. 1. HAGENBERG/HIMMELHOF Wiens ehemaliger Skiberg im 13. Bezirk ist auch heute noch, trotz seiner schleichenden Verbauung, ein guter Ausgangspunkt für Winterspaziergänge. Mit seinen drei großen Hängen – den Himmelhofwiesen – ist der Hackenberg auch ein kleines Rodel-, Rutsch- und Schneemannbau-Paradies. Über ihn führt auch die Mauer des Lainzer Tiergartens und marschiert man diese in Richtung Süden entlang, kommen nach dem Adolfstor weitere, kleinere Hänge. Einer davon ist die Dollwiese beim Gemeindeberg, auf dem sich noch heute ein Kinderschilift befindet, der bei entsprechender Schneelage vom dort ansässigen Gasthaus Lindwurm (Ghelengasse 44) betrieben wird. Für die »Geher« ist hier noch lange kein Ende in Sicht, denn an der Tiergarten Mauer entlang in Richtung Süden führt ein Weg über den Wilden Berg nach Kalksburg und weiter bis Laab im Walde. Der Hackenberg hat auch innerhalb des Tiergartens zwei tolle Hänge, die Nikolai- sowie die Baderwiese. Aber Achtung, diese sind in den Schneemonaten nur durch das Lainzer Tor zu erreichen, was ein ziemlicher Marsch ist, da die näheren Eingänge im Winter meist geschlossen sind – dafür ist man alleine. 2. STEINHOFGRÜNDE/SATZBERG Das nächste urbane Winterparadies befindet sich auf und um die Steinhofgründe im 14. Bezirk. Hier ist zwar das Angebot an Hängen nicht so groß wie am Hackenberg, aber die Abfahrten mit Rodel & Co sind genauso toll. Den ersten Hang erreicht man durch das Tor beim pulmologischen Zentrum (Sanatoriumstraße 2). In Richtung Norden streckt er sich hinauf bis zu den großen, flachen Wiesen der Gründe. Hier befindet sich, man mag es kaum glauben, eine Langlaufloipe oder auf urbisch gesagt – eine »Langgehloipe«. Denn Gehen kann man lange im Erholungsgebiet Steinhof. Entweder kreuz und quer durch den Schnee, in Richtung Norden zur Feuerwache und weiter auf den Wilhelminenberg oder entlang des nördlichen Endes des Dehneparks über den Hüttelberg zum Satzberg. Hier findet sich auch die zweite große Rodelwiese dieser Gegend, direkt an der Steinböckengasse (bis Nr. 116) gelegen. 3. WILHELMINENBERG/HEUBERG Nun schwenken wir zum Gallizinberg im 16. Bezirk. Diese Ottakringer Erhebung, auch Wilhelminenberg genannt, bietet Winter-URBs ein vollkommen anderes Terrain als die beiden anderen, beschriebenen Berge. Denn vom Schloss Wilhelminenberg, das übrigens einen Eislaufplatz mit tollem Fernblick hat, führen die unzähligen kleinen Pfade in Richtung Jubiläumswarte durch tiefen, zauberhaften Wald. Eine Wiese findet man auf dem Weg dorthin allerdings schon, nämlich die Steinbruchwiese (Johann-Staud-Straße), die zwar abfahrtstauglich ist, aber nicht zu vergleichen mit unseren anderen Hängen. Schneeschuh-Urbs können übrigens von der Jubiläumswarte in NNO Richtung über den Heuberg bis nach Neuwaldegg gehen. Ein wunderschöner »Winterwald-Hatscher«! GEHEN IM SCHNEE Durch frischen Schnee stapfen, ist ein herrliches Gefühl. Durch das Einsinken wird das Gehen von weiteren Strecken mit der Zeit recht anstrengend und kräfteraubend. Die Trapper des Nordens gebaren aus diesem Grund eine tolle Erfindung: den Schneeschuh. Das Original besteht aus einem zusammengebundenen Holzrahmen, der mit einem Netz aus Haut und Sehnen bespannt wird. Dieser Schuh hinterlässt Biberschwanz ähnliche Spuren (Beaver-Tail-Shoes). Heute werden drei Gruppen von Schneeschuhen angeboten, die oben beschriebenen »Originals«, die »Classics« mit Alurahmen und Kunststoffbespannung sowie die neuen »Moderns« aus Plastik. Für das Gehen im Wiener Umland gibt es keinen klaren Favoriten – hier ist es eine reine »Anfühlsache« – denn ihren wahren Charakter zeigen die Schneeschuhe erst im alpinen Gelände. DAS SNOWBODYBOARD Das Snowbodyboard ist ein aufblasbarer Luftkissenschlitten mit Griffen, an denen man sich, auf dem Bauch liegend und mit dem Kopf voraus, festhält. Gelenkt wird durch Verlagerung des Gewichtes, gebremst durch Querstellen des Boards (90° zur Fahrtrichtung) oder mit den Füßen. Das Snowbodyboard hat gegenüber der Rodel einige Vorteile, da es aufgrund seiner großen Gleitoberfläche sowohl mit Tiefschnee als auch mit Harsch gut zurechtkommt und das ist in der Stadt recht nützlich. Leicht zu transportieren ist es ebenfalls, weil er faltbar ist und sich im Rucksack gut verstauen lässt. Für ausgewachsene Urbs ein richtiger Spaß zum Austoben. Skibrille und Helm sollten mit ins Gepäck, denn das Ding kann sauschnell werden. Übrigens: Mit einer alten Luftmatratze geht es zwar nicht lange, aber sie gleitet auch spitze! INFOS ZUM THEMA Die längsten Hänge Wiens zum Rodeln und Rutschen Heubergstätten Wienerberg: 1100 Wien, Heubergstättenstraße 20, (300m lang) Perchtoldsdorfer Heide: 2380 Perchtoldsdorf, Schutzhausstraße, (2x 300m lang) Roter Berg: 1130 Wien, Trazerberggasse 57, (3x 280m lang, tolles Gefälle) Am Himmelhof: 1130 Wien, Carolaweg 8, (3x 250m lang, tolles Gefälle) Georgen Berg: 1230 Wien, Anton Kriegler Gasse 204, hinter dem Sterngarten (220m lang) Löwygrube: 1100 Wien, Löwyweg 2, (220m und 150m lang, tolles Gefälle) Steinhofwiese: 1140 Wien, Sanatoriumstraße 2, nach dem Pavillon Severin, (220m lang) Jägerwiese: 1230 Wien, Gütenbachstraße 36, (220m lang) Lagerwiese Satzberg: 1140 Wien, Steinböckengasse, gegenüber Silbersee (220m lang) Kurpark Oberlaa: 1100 Wien, Filmteichstraße 1, (200m lang) Wolfersberg: 1140 Wien, Venusweg 42, (200m lang) Sterndlwiese: 1230 Wien, Gütenbachstraße 18, (150m lang) Dehnepark: 1140 Wien, Nähe Ruinenvilla und Dehneparkteich, (2x 60m lang, steil und bewaldet) Pötzleinsdorfer Schlosspark: 1180 Wien, Pötzleinsdorfer Straße 65, (50m) Ein Point aus dem Buch WIEN GEHT Autorin: Jine Knapp PLAN WildUrb_Rodelwiesen auf einer größeren Karte anzeigen |