Die hitzegeplagten Füsse in Wiens Gewässern abkühlen und verwöhnen!
Heiß kann's werden in der City. Wenn der Asphalt zu glühen droht und sich kein Lüftchen mehr regt, dann ist es auch für die Urbs an der Zeit, die Beine – anstatt in Gehmodus – in Schwimmstellung zu bringen. Für eine Binnenstadt hat Wien – dank der Donau – Bademöglichkeiten, wie sie kaum in einer anderen Metropole zu finden sind. Von Greifenstein und Kritzendorf über die Strandbäder der Alte Donau sowie Donauinsel bis in den Nationalpark Donauauen ziehen sich die Einstiegsstellen ins kühle Nass. Die beträchtliche Zahl an öffentlichen Schwimmbädern wäre ebenfalls eine Alternative – sofern keine Tendenz zu Platzangst besteht – um der Hitze zu entfliehen. Doch diesmal gelüstet uns nach einem stehenden Gewässer. 1. BADETEICH SÜSSENBRUNN Klares und erfrischendes Wasser ist diesem Teich eigen, der aus einer der vielen Schottergrabungen in diesem Grätzel entstanden ist. Lagerwiesen und Schattenspender umsäumen das Seeufer genauso wie auch ein naturbelassener Vegetationsbereich an dessen Südseite. Etwas östlich des Badeteichs liegt übrigens ein weiterer – etwas größerer See – der zum Angeln gepachtet ist, auf dem aber auch gesurft wird. Leider werden die Teiche durch eine geplante Wohnanlage bedroht. Dadurch würde nur noch ein kleiner Einstiegsbereich der Öffentlichkeit zugänglich sein. Hunde sind am Süssenbrunner Teich übrigens offiziell willkommen. 2. DECHANT-, PANOZZALACKE UND DONAU-ODER-KANAL Die Dechantlacke liegt inmitten des Auwalds der Lobau und hat eher schon die Dimensionen eines Sees. Daher ist die Wasserqualität auch den ganzen Sommer über richtig gut und erfrischend. Badekleidung ist nicht unbedingt von Nöten, denn die meisten Schwimmer frönen hier der Freikörperkultur. Eine Menge Schatten spendender Bäume sowie eine sonnenbeschienene Liegewiese mit einem sanften Wassereinstieg hat die Lacke zu bieten. Einziges Manko: An sehr schwülen Nachmittagen können die Gelsen lästig werden! Die Schwester der Dechantlacke ist die Panozzalacke, ebenfalls in der Lobau gelegen. Dennoch ist ihr Charakter ein völlig anderer. Der Auwald umrundet nicht mehr den ganzen See und das Wasser ist wesentlich seichter. So kann die Lacke im Hochsommer recht warm werden. Dafür liegt eine riesige Spiel- und Liegewiese an ihrem Ufer und »am Knusperhäuschen« können Erfrischungen sowie kleine Imbisse erworben werden. Auch die leidigen Gelsen zeigen sich wesentlich weniger an dieser Lacke. Ein weiterer, freigegebener Badebereich des Nationalparks ist der Donau-Oder-Kanal – einladend mag der Name zwar nicht klingen, aber Baden kann man an Abschnitt 2 (DOK2) hervorragend. Der Einstieg – an einer naturbelassenen Liegewiese legend – befindet sich an der Nordseite (Nähe Groß-Enzersdorf). Der Kanal – insgesamt in vier Abschnitte geteilt – ist ein ausgesprochen ruhiges Platzerl und überzeugt durch seine Wasserqualität. Allerdings musst du einen ca. 5km langen Fußmarsch einplanen, um ihn zu erreichen (Wegbeschreibung siehe unten). 3. WIENERBERGTEICH Freilich – mit einem Gebirgssee ist er nicht verwandt – der Wienerbergteich. Wie denn auch, war er lange Zeit eine Abbaustätte für Lehm. Daher hat auch sein Wasser die fahle Farbe. Die Qualität dieses, ist aber laut Auskunft der Stadt Wien keineswegs bedenklich, auch nicht wenn der Wasserstand aufgrund aufeinander folgender Hitzetage sinkt. Einstiegsstellen ins Nass sowie Liegewiesen und Bankerl gibt es um den ganzen Teich verteilt. Der Wienerberg ist übrigens Landschaftsschutzgebiet, also nicht erschrecken, wenn beim Baden mal eine Sumpfschildkröte vorbeischwimmt. BADETRENDS AB 1900 Abgesehen von mittelalterlichen Badehäusern zog der Wiener bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts die trockene Sauberkeit dem »Plantschen« vor. Ein Umdenken begann erst, als Seuchen und Epidemien die Großstädte heimsuchten. Damals entstanden für das gemeine Volk die »Tröpferl- bäder« – meist Duschanlagen, bei denen es oft zu Engpässen der Wasserversorgung kam, sodass es nicht mehr floss, sondern nur noch »tröpfelte«. Bis zum 1. Weltkrieg entstanden 19 dieser Bäder. Im »Roten Wien« wurde der Ausbau fortgesetzt, bis in den 60er Jahren das Interesse an den Einrichtungen – durch Einkehr des Badezimmers in die Haushalte – zurückging. Erst die Transformation der Bäder von Hygiene- zu Freizeitoasen füllte diese erneut. Baden in Naturgewässern entwickelte sich ebenfalls um 1900, davor galt dies als ungesund. TEXTILLOSES BADEN Vorreiter Florian Berndl – der 1900 das Gänsehäufel pachtete – scheiterte mit seiner »Idee vom naturnahen Baden« genauso, wie andere Freidenker der Monarchie. Die erste Genehmigung erhielt 1927 der »Bund freier Menschen«, dem die sozialistische Stadtverwaltung ein Gelände in der Lobau zu Verfügung stellte. Dieser in »Sport- und Geselligkeitsverein« umbenannte Bund konnte auch den Nationalsozialismus überstehen, denn diese hatten nichts gegen die Freikörperkultur. In der 2. Republik traten wieder verschärfte Gesetze in Kraft, die »Nacktbader« in ihre Schranken wies. Erst 1968 konnten diese endgültig gebrochen werden. Nun wäre nur noch ein Problem zu lösen und das liegt im kollektiven Hirn vergraben: Denn gerne gesehen wird ein »Nackter« nur, wenn er schlank, jung und goldbraun gebrannt ist, oder?! INFOS ZUM THEMA Zu den Badeplätzen der Lobau Donau-Oder-Kanal II: 1220 Wien, Lobau (92B > Station Lobgrundstraße). Die Lobgrundstraße bis zu ihrem Ende wandern (zwischen OMV-Lager hindurch), danach links in die breite Allee am Ölhafen nehmen und kurz darauf dem Wegweiser (links) in Richtung Groß-Enzersdorf folgen (5km). Dechantlacke: 1220 Wien, Lobau (92B > Station Roter Hiasl/Raffineriestraße). Vom Biberhaufenweg nach rechts in den Dechantweg biegen, am Nationalparkhaus vorbeiwandern und weiter geradeaus spazieren, bis nach kurzer Zeit die Dechantlacke (links) sichtbar wird (1km). Panozzalacke: 1220 Wien, Lobau (92B > Station Lobgrundstraße). Von der Lobgrundstraße nach ein paar Metern links in den Pfad einbiegen, der dich zu einem Parkplatz bringt. Diesen überqueren und dem Wegweiser in Richtung Panozzalacke/Napoleons Hauptquartier folgen (800m). Weitere Naturbadeplätze ohne Eintritt Badeteich Hirschstetten: 1220 Wien, Ziegelhofstraße 64 (26 > Station Ziegelhofstraße) Badeplatz Kaiserwasser: 1220 Wien, Weissauweg/Kaiserwiese (U1 > Station Kaisermühlen-VIC) Donauinsel/Neue Donau: 1210 Wien bis 1220 Wien, gesamter Verlauf (U1, U2, U6) Dragonerhäufel: 1210 Wien, Romaplatz über Birnersteig (33A > Station Morelligasse) Unteres Mühlwasser: 1220 Wien, Kanalbrücke/Maschanzkagrund (93A, 96A > Station Kanalstraße) Badeteich Süssenbrunn: 1220 Wien, Wagramer Straße 269 (25A > Badeteich Süssenbrunn) Wienerbergteich: 1100 Wien, Triester Straße 91 oder Otto-Probst-Straße (67 > Otto-Probst-Straße) Strombad Kritzendorf: 3420 Kritzendorf, Badgasse (S40 > Station Kritzendorf) Strandbad Greifenstein: 3422 Greifenstein, Am Damm (S40 > Station Greifenstein) Ein Point aus dem Buch WIEN GEHT Autorin: Jine Knapp PLAN WildUrb_Badeplätze auf einer größeren Karte anzeigen Guerilla-Gardening mal drei: als Profi-Gärtner, Stadtbegrüner oder Gelegenheitsbesamer.
1. GSTETTEN-KULTIVIERUNG Legal ist es nicht, wenn du eine urbane Fläche in einen Kräutergarten verwandelst. Auch nicht, wenn du den Wegrand mit süßen Himbeerstauden bestückst. Doch wenn du den richtigen Ort findest, wird sich kaum jemand von deinem Mini-Erdbeerfeld neben verlassenen Gleisen oder deinem Zitronenmelisse-Beet unter der Autobahn bedroht fühlen. Recherche ist hier alles. Ein prominentes Beispiel für gelungenes Guerilla Gardening und Gstettn-Kultivierung ist der Längenfeldgarten im 12. Bezirk. 2010 wurde die verwilderte Grünfläche hinter der U4-Station Längenfeldgasse von Mitgliedern des KuKuMA Netzwerkes erobert und mit vorgezogenen Pflanzen die ersten Beete angelegt. Eine Genehmigung der Stadt Wien gibt es für das gärtnerische Treiben nicht, allerdings scheinen die Aktivitäten auch nicht auf beamteten Widerstand zu Stoßen, da die Linse Längenfeld (zwischen U-Bahn- und Wienfluss-Mauer gelegen) keine große Attraktivität für sonstige Nutzungen hat. Schaut euch das gelungene Projekt mal an! 2. GEHSTEIG-GÄRTNERN Pimp Your Pavement oder hierzulande das Gesteiggarteln gedeiht in den letzten Jahren immer prächtiger. Auch nicht legal, aber um einiges dezenter. Deine Bühne dabei ist der Straßenrand. Vor allem die öden Flächen rund um Baumeinfassungen sowie die versandeten Mittelstreifen einiger »Highways« sind ein beliebtes Ziel der subversiven Stadtbegrünung. Die Philosophie dabei: Den Betonwüsten der Stadt mehr Leben einzuhauchen. Besonders verändert hat sich in letzter Zeit die Reindorfgasse im 15. Bezirk. Nicht nur die bunten Blumen, sondern auch eine urige Bank –gefertigt aus einer alten Badewanne – lädt sich hier nun zum verweilen ein. Wenn ihr ein paar Anregungen möchtet, um Wien auf eine subtile Weise mitzugestalten dann surft einmal bei der Internetseite »Pimp Your Pavement« vorbei. Denn hier gibt es einige sehr gelungene Aktionen englischer Guerilla-Gärtner zu bewundern. 3. BLÜHENDE BOMBEN Für unzugängliche, trostlose Flächen gibt es auch eine geniale Lösung: Die sogenannten »Samenbomben«. Das sind getrocknete Gatschknödel mit untermengten Saatgut, die bequem über Mauern und Zäune geworfen werden können. Auch hier hat London die Nase vorne. Die Firma Kabloom kreiert sogar die unterschiedlichsten »Seed Boms« für ihre Kunden und Kundinnen. Da gibt es zum Beispiel »The London Honey Co Urban Beebom« – eine Mischung aus Wildblumen, die besonders förderlich für unsere Stadtbienen ist. Oder die »Cornflower Fieldbom«, um die selten gewordenen, blauen Kornblumen wieder ins Landschaftsbild zurück zu holen. »Samenbomben« kannst du aber auch selbst herstellen: »SEED BOMBS« SELBST GEMACHT Was dem tobenden Anarchisten der Molotow Cocktail, ist dem Garten-Guerillero die »Samenbombe«, die bequem über Mauern und Zäune geworfen werden können. Weniger explosiv in ihrer unmittelbaren Wirkung, dafür langfristig um einiges effektiver und vor allem erfreulicher im Ergebnis. Die Herstellung des Sprengstoffs ist denkbar einfach: Du brauchst: 1 Teil Samen, 3 bis 5 Teile Erde und 3 bis 5 Teile Tonpulver, dann das 1. Saatgut mit trockener Erde vermischen. 2. Danach Tonpulver zugeben und vorsichtig solange Wasser dazu gießen, bis eine Masse entsteht, die sich modellieren lässt. 3. Daraus »walnussgroße« Kugeln formen. 4. Die fertigen Seedbombs für 2 Tage zum Trocknen auslegen, am besten an einem besonders hellen oder sonnigen Ort. 5. Nun kann die blühende Schlacht beginnen! Die Kugeln können aber auch noch über mehrere Tage gelagert werden, so fern sie gut belüftet werden, damit kein Schimmel entstehen kann. HISTORISCHES Seit 1970 ist »Guerilla Gardening« eine sanfte Protestform gegen die »Monokultur politischer Systeme«. Hierzu werden vor allem Blumensamen als Symbolträger eingesetzt, die heimlich auf öffentlichen Flächen ausgesät werden. Bei politisch motivierten Aktionen, kann dabei die Anordnung und Auswahl der Pflanzen eine gesellschaftskritische Aussage beinhalten, z.B. Anordnung der Blumen in Form eines Friedenssymbols, Dornbüsche auf Golfplätzen, oder das Zwischensäen von natürlichem Saatgut zu gentechnisch veränderte Samen. Parallel zu dieser Protestform hat sich aber auch das »Soft Guerilla Gardening« entwickelt, dem der Wunsch nach Selbstversorgung und die Verwandlung der Stadt in lebenswerten Raum zugrunde liegt. Hierzu zählen z.B. der Gemüseanbau auf Brachland sowie das Begrünen von »Betonwüsten«. Besonders das zweitere gewinnt in den letzten Jahren zunehmend an Bedeutung, da das Bewusstsein wächst, wieviel Einfluss Pflanzen auf das städtische Mikroklima haben – denn viele Grätzl mutieren im Sommer zu unerträglichen Hitzeinseln. INFOS ZUM THEMA KuKuMA Netzwerk: Guerilla Gardening in Wien Pimp your Pavement: Anregungen zur Gehsteig-Begrünung Seedbom: Die freundliche Samenbombe zum Werfen! Ein Point aus dem Buch WIEN GEHT Autorin: Jine Knapp Erst kürzlich der Öffentlichkeit zugänglich gemachte Grünoasen durchstreifen.
Beim Gehen durch die Stadt stößt du manchmal auf Areale, die nicht öffentlich zugänglich sind. Je größer diese Flächen, desto neugieriger werden die, die keinen Zutritt haben. Was sich wohl dahinter verstecken mag? Die kuriosesten Dinge stellt man sich vor, und der Fantasie sind kaum Grenzen gesetzt. Ob es sich wohl um ein gefährliches Gebiet handeln mag, ob hier Leichen versteckt wurden oder gar ein Schatz vergraben liegt – all diese unbeantworteten Fragen führen zu allerlei Mutmaßungen. Meistens fristen solche Gebiete ein absolutes Schattendasein. Keiner weiß, dass es sie gibt, und manchmal ist ihr Wegenetz nicht einmal in Online-Karten wie Google Maps oder der OpenStreetMap verzeichnet. Ein paar Argumente, die Tore geschlossen zu halten, gibt es trotzdem. Allerlei nützliches Getier und wertvolle Baumleichen, in denen sich Lebensräume und Nistplätze befinden, können so nämlich erhalten bleiben. In letzter Zeit kam es in Wien trotzdem gleich mehrmals vor, dass zuvor versperrte Flächen für alle geöffnet wurden. 1. STERNWARTEPARK Als man die Universitätssternwarte im 19. Jahrhundert eröffnete, war die Lichtverschmutzung des Nachthimmels über Währing noch gering. Die dicht bewachsene, von einer Mauer umgebene Grünfläche sollte für eine zusätzliche Verdunkelung sorgen. Sie erstreckt sich rund um das Gebäude und ist der Ursprung des heutigen Sternwarteparks. Während im Laufe der Jahrzehnte die Bebauung rund um das Areal fortschritt, entwickelte sich im Inneren eine Wildnis. 1973 verhinderte eine Volksbefragung zum Glück die Umsetzung der Verbauungspläne. Heute ist der Park ein Naturdenkmal. Seit 2013 öffentlich zugänglich, kann er über einen Rundweg begangen werden. Nicht alle sind damit zufrieden, denn so mancher befürchtet eine Bedrohung für die Tier- und Pflanzenwelt im Park. Montag – Freitag ab 8:00; Schließzeit zwischen 15:30 und 20:00, je nach Jahreszeit 2. ERHOLUNGSGEBIET PARADIES Zwischen Hüttelbergstraße und Satzberg erstreckt sich ein riesiges, von Wald und Wiesen gesäumtes Gelände: die Paradies-Gründe. Einst befand sich ein Ferienheim für Kinder darin, später wurde es als Flüchtlingsquartier genutzt. Die Gebäude wurden abgerissen, doch der Zaun blieb bestehen. Von Restaurants bis zu Skulpturenparks reichten die Pläne, die jedoch nie umgesetzt wurden. So beschloss die Stadtverwaltung, die Tore des Paradieses für alle zu öffnen. Verschlungene Wege und ein kleiner Abenteuerspielplatz in dem bezaubernden, naturbelassenen Gelände lassen die Herzen für alle Paradiessuchenden höher schlagen. Täglich und rund um die Uhr geöffnet. 3. VIKTOR-FRANKL-PARK Auch in dicht verbauten Gegenden dürfen noch Parks entstehen: am Standort der früheren Poliklinik im 9. Bezirk etwa. 2010 entstand hier eine kleine, nette und abwechslungsreich gestaltete Grünoase. Durch den Altbaumbestand schlängeln sich nun Wege, gesäumt mit Sitzgelegenheiten, die nicht nur Verliebte zum Verweilen einladen. Das URB-Highlight dieser Parkanlage ist jedoch das urige Baumhaus! Täglich und rund um die Uhr geöffnet. 4. RUDOLF-BENDAR-PARK Die sogenannte »Grüne Lunge des 2. Bezirks« besticht durch eine äußerst abwechslungsreiche sowie in die Umgebung eingebundene Planung. Hier begegnen einander Jung und Alt, hier darf generationenübergreifend ausgeruht oder getobt werden. Ganz nach Lust und Laune. Wesentliches Charaktermerkmal ist der zusammenhängende Baumschleier aus 280 Bäumen, der den modernen Park als zentralen Platz des ehemaligen Nordbahnhofs kennzeichnet. Mit seinen rund 31.000m2 an Grün- und Erholungsflächen ist er der größte seit 1974 errichtete Park Wiens. Täglich und rund um die Uhr geöffnet. ÖFFNET DIE GRÜNOASEN! Zahlreiche Parkanlagen waren in der Vergangenheit nur »Privilegierten« zugänglich, wie zum Beispiel die weitläufigen Auen des Praters und des Augartens, die auschließlich dem Adel vorbehalten waren, damit diese ungestört ihren Jagdgelüsten nachgehen konnten. Beide Gebiete wurden im 18. Jahrhundert für die Allgemeinheit geöffnet. Manche Parks in den heutigen Außenbezirken waren prachtvolle Privatgärten, ehe sie aus den unterschiedlichsten Gründen in den Besitz der Stadt Wien übergingen. Der Wertheimsteinpark, der Pötzleinsdorfer Schlosspark und der Dehnepark gehören zu diesen Vermächtnissen. Noch heute gibt es private Areale, deren öffentliche Zugänglichkeit wünschenswert wäre, wie etwa der Theresianum-Park im grünflächenarmen 4. Bezirk. Oder die riesigen ASKÖ- und USI-Sportstätten wie auf der Schmelz oder im Auerwelsbach Park, die bisher nur ein kleiner Personenkreis nutzen darf. NEUE VIERTEL – NEUE PARKS 850 Parks darf Wien sein Eigen nennen. Neben den schon lange bestehenden Grün-oasen – von kleinen Beserlparks bis hin zu riesigen Erholungsgebieten – werden gegenwärtig einige Parkanlagen neu geschaffen, wobei bei der Planung durchaus Rücksicht auf die jeweilige Geschichte des Erichtungsortes genommen wird. Am ehemaligen Aspangbahnhof wird es in Zukunft einen Leon-Zelman-Park geben. Der Namensgeber überlebte als Einziger seiner Familie das KZ Auschwitz. Seine Reise dorthin startete am Aspangbahnhof. Auch beim Hauptbahnhof entsteht eine große Grünfläche: der Helmut-Zilk-Park. Das Thema der Anlage wird unter dem Motto »Sehnsucht nach Ferne (Bahnhof) und traditionelle Verbundenheit (in Anlehnung an das nahegelegene Belvedere)« stehen. Man/Frau darf gespannt sein! MEHR INFOS ZUM THEMA Leon-Zelman- & Ziak-Park Zweigeteilter Park, die eine Seite zu Ehren Karl Ziaks, die andere zum Gedenken an Leon Zelman 1030 Wien, Eurogate Helmut-Zilk-Park (ab 2017/18) Benannt nach dem Altbürgermeister und unter dem Motto »Sehnsucht & Verbundenheit« geplant 1100 Wien, Sonnwendviertel Seepark Aspern Der erste fertiggestellte Park (fünf sind geplant) im Zentrum des neuen Stadtviertels 1220 Wien, Seestadt Aspern Emil-Maurer-Park Ein kleiner Park, der lange keinen Namen hatte. Projekttitel für seine Gestaltung war »Landschaft im Fluss«, wobei mit Fluss wohl die beiden Gürtelspuren, zwischen diesen er sich befindet, gemeint sein müssen; 1070 Wien, Neubaugürtel Ein Point aus dem Buch WIEN GEHT 2 Autor: Loris Knoll Zu Besuch bei den letzten Bauernhöfen und den neuen landwirtschaftlichen Projekten Wiens.
Den traditionellen Bauernhof, bei dem du täglich frische Milch, ein paar Eier und gleichzeitig selbstgemachte Hauswürstel holen kannst, gibt es fast nur noch in Werbespots. Einerseits, weil der Ab-Hof-Verkauf – vor allem bei Fleisch- und Milchprodukten – hohen Auflagen unterliegt, die enorme Investitionen nötig machen. Andererseits wegen der niedrigen Preise für Agrarprodukte, wo sich nur die Massenproduktion rentiert. Bedingungen, die Bauern und Bäuerinnen mit kleinen Feldern, nach deren Größe die EU-Förderung bemessen wird, kaum erfüllen können. Was bleibt dem Kleinbauern des 21. Jahrhunderts, der nicht einsam weiter ackern möchte, um wenigstens den Eigenbedarf zu decken, Geld aber eigentlich nur bei seinem Zweitjob verdient? Lehrtätigkeit, Spezialisierung oder Vermietung ist die Antwort. So landen meist Pferde statt Kühe in den Ställen, die Felder werden von Privatpersonen bewirtschaftet, findige Bauern und Bäuerinnen entwickeln Erzeugnisse, die sich von der fahlen Masse abheben oder geben ihr umfangreiches Wissen an uns weiter. 1. NEUE BAUERN & BÄUERINNEN Einer der landwirtschaftlichen Betriebe, die es bis ins 21. Jahrhundert geschafft haben, ist der Haschahof. Schon 1987 kehrte Rudolf Hascha der konventionellen Wirtschaftsweise den Rücken und stellte auf biologischen Landbau um. Nicht nur frisches Gemüse und Getreide wird hier kultiviert, sondern auch Kärntner Brillenschafe und Lohmann-Braun-Legehennen bevölkern das Gut. Die Produkte kannst du sowohl am Hof als auch am Karmeliter-, Floridsdorfer- und Bruckhaufenmarkt erwerben. Rosen aus ökologischem Anbau, diese Nische hat Petra Neuwirth für sich entdeckt. Ihre Blumen sind nicht nur zum Verschenken da, sondern aus den getrockneten Blütenblättern kannst du auch Tee zur Stärkung des Herzens brühen sowie Marmelade, Sirup, Schnaps oder Essig herstellen. Petra's Rosengarten liegt im 21. Bezirk, und die edlen Gewächse werden auch dort verkauft. Am Himmelreich in Simmering steht der Feigenhof, und, nomen est omen, hier werden 25 verschiedene Feigen-Sorten kultiviert. Doch auch saisonale Gemüseraritäten und etwa 200 erlesene Kräutersorten bekommst du auf dem Anwesen. Natürlich waren das noch nicht alle Öko-Landwirtschaftsbetriebe Wiens, mehr davon findet ihr am Artikelende. 2. SCHULE BAUERNHOF Als Vorbild für die City Farm Schönbrunn diente der »Children's Garden« in New York. Doch auch für Erwachsene gibt es tolle Programme. »Urban Gardening - essbarer Balkon«, die »Pflanzen- & Samentauschbörse«, »ab ins Glas« oder die »essbare Wildnis« sind nur einige davon. In diesem städtischen »Erlebnisgarten der Gemüsevielfalt« erfährst du wirklich einiges. Das Landgut Cobenzl hat sich vor allem auf Eltern mit Kinder spezialisiert. Brot backen, Butter schlagen und Kräuter sammeln lernst du dort. Doch die Ställe und Gehege der süßen Bauernhoftiere können von URBs aller Altersgruppen besucht werden (Eintritt kostenpflichtig). 3. SELBSTANBAU & ERNTE Gemeinschaftsgärten sprießen zur Zeit wie die Schwammerln aus den urbanen Böden, denn die Sehnsucht nach einem Stückchen Erde steckt in vielen von uns. Sogar die Stadt Wien vergibt bereits Beete. Aber auch Landwirte vermieten Parzellen, die oft schon professionell vorbereitet übergeben werden und mancherorts bereits bepflanzt sind. Du bist anschließend für Bewässerung, Pflege und das Essen der Ernte zuständig. Einige Adressen findest du ebenfalls am Ende des Artikels. 4. SOLIDARISCHE LANDWIRTSCHAFT Zu viele Skandale, zu wenig Garantien: Das Vertrauen in die Lebensmittelindustrie sinkt wie der Meeresspiegel zur Eiszeit. Kein Wunder also, dass sich immer mehr Vereine bilden, die Felder pachten, um sie gemeinsam zu bestellen. Wer nicht selbst in der Erde wühlen möchte, dem sei »community-supported agriculture« ans Herz gelegt. Entstanden im Japan der 1960er-Jahre, beziehen heute etwa ein Viertel der Haushalte ihre Lebensmittel aus dieser Landwirtschaftsform, die so funktioniert: Die Mitglieder geben dabei dem Bauern oder der Bäuerin eine Abnahmegarantie für ihre Produkte und erhalten im Gegenzug Einfluss auf den Anbau. Diese Partnerschaft unterstützt lokale Produktion und Ernährung. Der »Gärtnerhof Ochsenherz« arbeitet schon nach diesem Prinzip. Ganz neu sind die »Foodcoops«. Hierbei schließt sich eine Gruppe zusammen, um Lebensmittel direkt bei lokalen Höfen einzukaufen. Diese werden dann in Eigenorganisation an die Mitglieder verteilt. BAUERNHOF-PRODUKTE AM MARKT Mit Ausnahme der Wintermonate stehen am Meidlinger Markt (an der Reschgasse) stets mehrere Bauern und Bäuerinnen mit ihren frischen Produkten. Wer gerne freitags oder samstags mit Innenstadtatmosphäre marktstandln geht, der besuche den Biomarkt auf der Freyung. Bäuerliche Familien, kleine Manufakturen und Produzenten bieten die köstlichsten Köstlichkeiten. Leider zählt dieser Markt nicht zu den günstigsten. Auch Floridsdorf punktet: Neben den Bio-Samstagsmärkten in der Gerasdorfer Straße 61, in der Kugelfanggasse 29–31 am Bruckhaufen und in der Autofreien Siedlung im Hof der Nordmanngasse 27, zeichnet sich der Floridsdorfer Markt jetzt auch dienstags (Bio-Dienstag) in kulinarischer Lebensqualität für den gesundheitsbewussten URB aus. BESONDERE SAMEN Wer etwas Gutes will, sollte auch gute Samen säen. Der Verein ARCHE NOAH setzt sich für Erhalt und Entwicklung der Kulturpflanzenvielfalt ein. 6.000 verschiedenen Sorten lagern in deren Archiv. Natürlich kannst du einige davon auch käuflich erwerben, beziehungsweise dazu beitragen, dass die Artenvielfalt erhalten bleibt. Die ARCHE NOAH hat auch einen Schaugarten in den du sowohl zahlreiche »alten Sorten«, als auch auch Exotisches aus aller Welt wie Knollenziest, Erdmandel oder Melothria kennen lernen kannst. INFOS ZUM THEMA Ab-Hof-Verkauf von Wiener Produkten: Gärtnerhof-Gin, Haschahof, Schottengüter, Rosengarten, Annahof, Feigenhof, Bauernhof Steindl, Bauernhof Prohaska, Pilzbau Liebenberger, Selbstanbau, Selbsternte & Selbstversorgung; Haschahof, Biohof Radl, Öko-Ernteland, Selbsternte®, Ochsenherz, LoBauerInnen, Foodcoops Höfe mit Lehrtätigkeit: Seminare: Cityfarm Schönbrunn, Arche Noah, Stadtimker, Feigenhof (Kochkurse) Für Kinder: Kidsfarm Vienna, Landgut Cobenzl Besichtigungen: Gärtnerhof-Gin, Annahof, Feigenhof, Arche Noah Ein Point aus dem Buch WIEN GEHT 2 Autorin: Jine Knapp Neue Geisteskräfte: Die Seele baumeln und den Verstand taumeln lassen!
URBs, ihr kennt das alle. Ein heftiger Arbeits- oder Studientag neigt sich zu Ende, und mit ihm auch Körper- und Geisteskraft. Nun ist Chillen angesagt. Umtrunk im Beisel oder Dämmermeditation vor dem Fernseher sind die beliebtesten Tätigkeiten, um aus dem Stresszustand zu gleiten. Beide haben allerdings einen kräftigen Haken: die erstere bereitet heftige Kopfschmerzen, die andere lässt die Augäpfel krampfen. Ein Urb ist nicht so masochistisch veranlagt, darum wählt er eine gesündere Variante. Mit Decke oder Hängematte bewaffnet, begibt er sich an die Ruhepole der Stadt, um der Natur zu lauschen, die letzten Sonnenstrahlen zu tanken und im besten Fall mit seinen Liebsten zu kuscheln. 1. TÜRKENSCHANZPARK Wasser – das stille Element beherrscht den im englischen Landschaftsgartenstil angelegten Park. Mehrere ruhige Teiche, verbunden mit kleinen Bächen und bestückt mit sanft plätschernden Springbrunnen, schalten das überlastete Nervensystem sehr schnell in den Erholungsmodus. Bei einem Streifzug durch das Areal bemerkt der Urb schnell die getätigten Aktivitäten der Universität für Bodenkultur im Park: Zahlreiche botanische Raritäten aus allen Kontinenten wurden gepflanzt sowie ein Lehrteich angelegt, an dem das Leben im und um das Wasser studiert werden kann. (Anmeldung erforderlich). Auch Pauline hat endlich ein neues Kleid bekommen – der Aussichts- und Wasserturm im Park ist nach 25 Jahren wieder geöffnet und beschert an Wochenenden einen tollen Rundumblick. Sonstiges Angebot: Liege- und Spielwiesen, Kartenspieleck, Kinderspielplatz, Beachvolleyball-, Fußball- und Basketballanlage sowie im Sommer das Kulturfestival »Montmartre« und zur Adventzeit ein Christkindlmarkt. 2. SCHWARZENBERGPARK Auch dies war einst ein englischer Landschaftsgarten und zwar nicht nur einer der ersten, sondern auch einer der größten Europas. Sein Erschaffer Graf von Lacy, übrigens ein leidenschaftlicher Spaziergänger, lebte nicht nur für seinen Park, sondern ließ sich hier auch begraben. Das tempelartige Grabmal befindet sich inmitten eines Waldstückes nahe der Höhenstraße. Und hier wären wir schon mitten in dieser riesigen Anlage. Beginnend beim Schloss Neuwaldegg führt die etwa 3km lange, asphaltierte Allee (Schwarzenbergallee) bis in den Wienerwald. Sie ist ein beliebtes Ausflugsziel und dem entsprechend stark frequentiert, doch verlässt man den Trampelpfad 500m nach der querenden Neuwaldegger Straße in Richtung NO (nach rechts) gelangt man auf das weitläufige Wiesenareal des Parks. Grünberg-, Mittereck- und Tiefauwiese heißen diese sonnenbeschienenen Ruhepole umgeben von kühlem Wald. Hier lässt es sich Relaxen, Picknicken, Ballspielen und Slacklinen was das Zeug hält. 3. PÖTZLEINSDORFER SCHLOSSPARK Dieses, ebenfalls englische Gartenprojekt, gestaltet von dem Kunstgärtner Konrad Rosenthal, wurde vom Bankhaus Geymüller ins Leben gerufen. Der Konkurs des Hauses und die Bombenangriffe des 2. Weltkrieges setzten der Anlage zwar stark zu, aber die einstige Eleganz ist noch spürbar. Entspannend und gleichzeitig abwechslungsreich ist der Rundgang durch den weitläufigen Park, denn zwischen Wiesen und Waldbereichen finden sich immer wieder romantische Gestaltungselemente. Zum Beispiel die Attikastatuen (Singendes Quartett) des alten Ringtheaters, ein Tempel im griechischen- und ein Lusthaus im klassizistischen Stil sowie eine Badegrotte. Am Eingangsbereich lockt übrigens ein Streichelzoo mit Hühnern, Gänsen, Schafen und Ziegen sowie Spielwiese und -platz in den Park. Nur falls du überzeugende Argumente für Begleiter deines Spaziergangs brauchst ;-) DIE ANTWORT AUF DEN BAROCK Mathematische Strenge, exakt angelegte Wege, beschnittene Hecken und geometrische Blumenbeete – das sind die vorherrschenden Stilelemente eines Barockgartens. Schönbrunn ist ein schönes Beispiel dafür. Im 18. Jahrhundert kam dann die Antwort auf die künstlich in Form gepresste Landschaftsgestaltung: Der Englische Garten. Ziel war hier, die Gestaltung nach dem zu richten, was die Natur an Ausblicken zu bieten hat. Die Geometrie verschwand und es wurde versucht möglichst abwechslungsreiche Anlagen zu kreieren, die den Anschein einer natürlich entstandenen Landschaft erwecken sollten. Verschlungene Wege führten vorbei an Bächen, Teichen, Grotten, Ruinen und passenden Gewächsen. Diese »begehbaren Landschaftsgemälde« sind in Wien vor allem in den hier erwähnten Parks erhalten geblieben. EIN WEG IN BALANCE Immer wenn zwei Bäume nahe beieinander stehen, kann man sie auspacken – die Slackline. Viele Wiener Parks sind auch wie geschaffen dafür. Slacken ist »das Gehen« über ein Gurtband oder Schlauchband, das zwischen zwei Befestigungspunkten gespannt ist. Entwickelt wurde dieser Sport von Kletterern im Yosemite-Nationalpark Anfang der 80er Jahre. Da Slacken beinahe überall umzusetzen ist, Spaß macht und sich die Ausrüstungskosten dafür in Grenzen halten, hat es diese Sportart geschafft, sich auch in urbanen Gebieten durchzusetzen. Slacklinen schult vor allem Balance, Konzentration und Koordination. Für all jene, die es noch nie probiert haben: Es ist eine echte »Gaudi«, vor allem in Gesellschaft! Und wer es einmal gecheckt hat, aufzusteigen ohne zu zittern, dem stehen grandiose Balanceakte bevor! INFOS ZUM THEMA Türkenschanzpark: Öffnungszeiten: 6:00 bis 22:00, 1180 Wien, Gregor-Mendel-Straße 31 Schwarzenbergpark: Öffnungszeiten: durchgehend, 1170 Wien, Neuwaldegger Straße 59 Pötzleinsdorfer Schlosspark: Öffnungszeiten: 8:00 bis zur Dämmerung, Pötzleinsd. Straße 68 Auer-Welsbach-Park: Öffnungszeiten: durchgehend, 1150 Wien, Winckelmannstraße 2 BOKU-Lehrteich im Türkenschanzpark: Anmeldung: 01/ 479 76 94 Ein Point aus dem Buch WIEN GEHT Autorin: Jine Knapp |