Guerilla-Gardening mal drei: als Profi-Gärtner, Stadtbegrüner oder Gelegenheitsbesamer.
1. GSTETTEN-KULTIVIERUNG Legal ist es nicht, wenn du eine urbane Fläche in einen Kräutergarten verwandelst. Auch nicht, wenn du den Wegrand mit süßen Himbeerstauden bestückst. Doch wenn du den richtigen Ort findest, wird sich kaum jemand von deinem Mini-Erdbeerfeld neben verlassenen Gleisen oder deinem Zitronenmelisse-Beet unter der Autobahn bedroht fühlen. Recherche ist hier alles. Ein prominentes Beispiel für gelungenes Guerilla Gardening und Gstettn-Kultivierung ist der Längenfeldgarten im 12. Bezirk. 2010 wurde die verwilderte Grünfläche hinter der U4-Station Längenfeldgasse von Mitgliedern des KuKuMA Netzwerkes erobert und mit vorgezogenen Pflanzen die ersten Beete angelegt. Eine Genehmigung der Stadt Wien gibt es für das gärtnerische Treiben nicht, allerdings scheinen die Aktivitäten auch nicht auf beamteten Widerstand zu Stoßen, da die Linse Längenfeld (zwischen U-Bahn- und Wienfluss-Mauer gelegen) keine große Attraktivität für sonstige Nutzungen hat. Schaut euch das gelungene Projekt mal an! 2. GEHSTEIG-GÄRTNERN Pimp Your Pavement oder hierzulande das Gesteiggarteln gedeiht in den letzten Jahren immer prächtiger. Auch nicht legal, aber um einiges dezenter. Deine Bühne dabei ist der Straßenrand. Vor allem die öden Flächen rund um Baumeinfassungen sowie die versandeten Mittelstreifen einiger »Highways« sind ein beliebtes Ziel der subversiven Stadtbegrünung. Die Philosophie dabei: Den Betonwüsten der Stadt mehr Leben einzuhauchen. Besonders verändert hat sich in letzter Zeit die Reindorfgasse im 15. Bezirk. Nicht nur die bunten Blumen, sondern auch eine urige Bank –gefertigt aus einer alten Badewanne – lädt sich hier nun zum verweilen ein. Wenn ihr ein paar Anregungen möchtet, um Wien auf eine subtile Weise mitzugestalten dann surft einmal bei der Internetseite »Pimp Your Pavement« vorbei. Denn hier gibt es einige sehr gelungene Aktionen englischer Guerilla-Gärtner zu bewundern. 3. BLÜHENDE BOMBEN Für unzugängliche, trostlose Flächen gibt es auch eine geniale Lösung: Die sogenannten »Samenbomben«. Das sind getrocknete Gatschknödel mit untermengten Saatgut, die bequem über Mauern und Zäune geworfen werden können. Auch hier hat London die Nase vorne. Die Firma Kabloom kreiert sogar die unterschiedlichsten »Seed Boms« für ihre Kunden und Kundinnen. Da gibt es zum Beispiel »The London Honey Co Urban Beebom« – eine Mischung aus Wildblumen, die besonders förderlich für unsere Stadtbienen ist. Oder die »Cornflower Fieldbom«, um die selten gewordenen, blauen Kornblumen wieder ins Landschaftsbild zurück zu holen. »Samenbomben« kannst du aber auch selbst herstellen: »SEED BOMBS« SELBST GEMACHT Was dem tobenden Anarchisten der Molotow Cocktail, ist dem Garten-Guerillero die »Samenbombe«, die bequem über Mauern und Zäune geworfen werden können. Weniger explosiv in ihrer unmittelbaren Wirkung, dafür langfristig um einiges effektiver und vor allem erfreulicher im Ergebnis. Die Herstellung des Sprengstoffs ist denkbar einfach: Du brauchst: 1 Teil Samen, 3 bis 5 Teile Erde und 3 bis 5 Teile Tonpulver, dann das 1. Saatgut mit trockener Erde vermischen. 2. Danach Tonpulver zugeben und vorsichtig solange Wasser dazu gießen, bis eine Masse entsteht, die sich modellieren lässt. 3. Daraus »walnussgroße« Kugeln formen. 4. Die fertigen Seedbombs für 2 Tage zum Trocknen auslegen, am besten an einem besonders hellen oder sonnigen Ort. 5. Nun kann die blühende Schlacht beginnen! Die Kugeln können aber auch noch über mehrere Tage gelagert werden, so fern sie gut belüftet werden, damit kein Schimmel entstehen kann. HISTORISCHES Seit 1970 ist »Guerilla Gardening« eine sanfte Protestform gegen die »Monokultur politischer Systeme«. Hierzu werden vor allem Blumensamen als Symbolträger eingesetzt, die heimlich auf öffentlichen Flächen ausgesät werden. Bei politisch motivierten Aktionen, kann dabei die Anordnung und Auswahl der Pflanzen eine gesellschaftskritische Aussage beinhalten, z.B. Anordnung der Blumen in Form eines Friedenssymbols, Dornbüsche auf Golfplätzen, oder das Zwischensäen von natürlichem Saatgut zu gentechnisch veränderte Samen. Parallel zu dieser Protestform hat sich aber auch das »Soft Guerilla Gardening« entwickelt, dem der Wunsch nach Selbstversorgung und die Verwandlung der Stadt in lebenswerten Raum zugrunde liegt. Hierzu zählen z.B. der Gemüseanbau auf Brachland sowie das Begrünen von »Betonwüsten«. Besonders das zweitere gewinnt in den letzten Jahren zunehmend an Bedeutung, da das Bewusstsein wächst, wieviel Einfluss Pflanzen auf das städtische Mikroklima haben – denn viele Grätzl mutieren im Sommer zu unerträglichen Hitzeinseln. INFOS ZUM THEMA KuKuMA Netzwerk: Guerilla Gardening in Wien Pimp your Pavement: Anregungen zur Gehsteig-Begrünung Seedbom: Die freundliche Samenbombe zum Werfen! Ein Point aus dem Buch WIEN GEHT Autorin: Jine Knapp Comments are closed.
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