Die hitzegeplagten Füsse in Wiens Gewässern abkühlen und verwöhnen!
Heiß kann's werden in der City. Wenn der Asphalt zu glühen droht und sich kein Lüftchen mehr regt, dann ist es auch für die Urbs an der Zeit, die Beine – anstatt in Gehmodus – in Schwimmstellung zu bringen. Für eine Binnenstadt hat Wien – dank der Donau – Bademöglichkeiten, wie sie kaum in einer anderen Metropole zu finden sind. Von Greifenstein und Kritzendorf über die Strandbäder der Alte Donau sowie Donauinsel bis in den Nationalpark Donauauen ziehen sich die Einstiegsstellen ins kühle Nass. Die beträchtliche Zahl an öffentlichen Schwimmbädern wäre ebenfalls eine Alternative – sofern keine Tendenz zu Platzangst besteht – um der Hitze zu entfliehen. Doch diesmal gelüstet uns nach einem stehenden Gewässer. 1. BADETEICH SÜSSENBRUNN Klares und erfrischendes Wasser ist diesem Teich eigen, der aus einer der vielen Schottergrabungen in diesem Grätzel entstanden ist. Lagerwiesen und Schattenspender umsäumen das Seeufer genauso wie auch ein naturbelassener Vegetationsbereich an dessen Südseite. Etwas östlich des Badeteichs liegt übrigens ein weiterer – etwas größerer See – der zum Angeln gepachtet ist, auf dem aber auch gesurft wird. Leider werden die Teiche durch eine geplante Wohnanlage bedroht. Dadurch würde nur noch ein kleiner Einstiegsbereich der Öffentlichkeit zugänglich sein. Hunde sind am Süssenbrunner Teich übrigens offiziell willkommen. 2. DECHANT-, PANOZZALACKE UND DONAU-ODER-KANAL Die Dechantlacke liegt inmitten des Auwalds der Lobau und hat eher schon die Dimensionen eines Sees. Daher ist die Wasserqualität auch den ganzen Sommer über richtig gut und erfrischend. Badekleidung ist nicht unbedingt von Nöten, denn die meisten Schwimmer frönen hier der Freikörperkultur. Eine Menge Schatten spendender Bäume sowie eine sonnenbeschienene Liegewiese mit einem sanften Wassereinstieg hat die Lacke zu bieten. Einziges Manko: An sehr schwülen Nachmittagen können die Gelsen lästig werden! Die Schwester der Dechantlacke ist die Panozzalacke, ebenfalls in der Lobau gelegen. Dennoch ist ihr Charakter ein völlig anderer. Der Auwald umrundet nicht mehr den ganzen See und das Wasser ist wesentlich seichter. So kann die Lacke im Hochsommer recht warm werden. Dafür liegt eine riesige Spiel- und Liegewiese an ihrem Ufer und »am Knusperhäuschen« können Erfrischungen sowie kleine Imbisse erworben werden. Auch die leidigen Gelsen zeigen sich wesentlich weniger an dieser Lacke. Ein weiterer, freigegebener Badebereich des Nationalparks ist der Donau-Oder-Kanal – einladend mag der Name zwar nicht klingen, aber Baden kann man an Abschnitt 2 (DOK2) hervorragend. Der Einstieg – an einer naturbelassenen Liegewiese legend – befindet sich an der Nordseite (Nähe Groß-Enzersdorf). Der Kanal – insgesamt in vier Abschnitte geteilt – ist ein ausgesprochen ruhiges Platzerl und überzeugt durch seine Wasserqualität. Allerdings musst du einen ca. 5km langen Fußmarsch einplanen, um ihn zu erreichen (Wegbeschreibung siehe unten). 3. WIENERBERGTEICH Freilich – mit einem Gebirgssee ist er nicht verwandt – der Wienerbergteich. Wie denn auch, war er lange Zeit eine Abbaustätte für Lehm. Daher hat auch sein Wasser die fahle Farbe. Die Qualität dieses, ist aber laut Auskunft der Stadt Wien keineswegs bedenklich, auch nicht wenn der Wasserstand aufgrund aufeinander folgender Hitzetage sinkt. Einstiegsstellen ins Nass sowie Liegewiesen und Bankerl gibt es um den ganzen Teich verteilt. Der Wienerberg ist übrigens Landschaftsschutzgebiet, also nicht erschrecken, wenn beim Baden mal eine Sumpfschildkröte vorbeischwimmt. BADETRENDS AB 1900 Abgesehen von mittelalterlichen Badehäusern zog der Wiener bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts die trockene Sauberkeit dem »Plantschen« vor. Ein Umdenken begann erst, als Seuchen und Epidemien die Großstädte heimsuchten. Damals entstanden für das gemeine Volk die »Tröpferl- bäder« – meist Duschanlagen, bei denen es oft zu Engpässen der Wasserversorgung kam, sodass es nicht mehr floss, sondern nur noch »tröpfelte«. Bis zum 1. Weltkrieg entstanden 19 dieser Bäder. Im »Roten Wien« wurde der Ausbau fortgesetzt, bis in den 60er Jahren das Interesse an den Einrichtungen – durch Einkehr des Badezimmers in die Haushalte – zurückging. Erst die Transformation der Bäder von Hygiene- zu Freizeitoasen füllte diese erneut. Baden in Naturgewässern entwickelte sich ebenfalls um 1900, davor galt dies als ungesund. TEXTILLOSES BADEN Vorreiter Florian Berndl – der 1900 das Gänsehäufel pachtete – scheiterte mit seiner »Idee vom naturnahen Baden« genauso, wie andere Freidenker der Monarchie. Die erste Genehmigung erhielt 1927 der »Bund freier Menschen«, dem die sozialistische Stadtverwaltung ein Gelände in der Lobau zu Verfügung stellte. Dieser in »Sport- und Geselligkeitsverein« umbenannte Bund konnte auch den Nationalsozialismus überstehen, denn diese hatten nichts gegen die Freikörperkultur. In der 2. Republik traten wieder verschärfte Gesetze in Kraft, die »Nacktbader« in ihre Schranken wies. Erst 1968 konnten diese endgültig gebrochen werden. Nun wäre nur noch ein Problem zu lösen und das liegt im kollektiven Hirn vergraben: Denn gerne gesehen wird ein »Nackter« nur, wenn er schlank, jung und goldbraun gebrannt ist, oder?! INFOS ZUM THEMA Zu den Badeplätzen der Lobau Donau-Oder-Kanal II: 1220 Wien, Lobau (92B > Station Lobgrundstraße). Die Lobgrundstraße bis zu ihrem Ende wandern (zwischen OMV-Lager hindurch), danach links in die breite Allee am Ölhafen nehmen und kurz darauf dem Wegweiser (links) in Richtung Groß-Enzersdorf folgen (5km). Dechantlacke: 1220 Wien, Lobau (92B > Station Roter Hiasl/Raffineriestraße). Vom Biberhaufenweg nach rechts in den Dechantweg biegen, am Nationalparkhaus vorbeiwandern und weiter geradeaus spazieren, bis nach kurzer Zeit die Dechantlacke (links) sichtbar wird (1km). Panozzalacke: 1220 Wien, Lobau (92B > Station Lobgrundstraße). Von der Lobgrundstraße nach ein paar Metern links in den Pfad einbiegen, der dich zu einem Parkplatz bringt. Diesen überqueren und dem Wegweiser in Richtung Panozzalacke/Napoleons Hauptquartier folgen (800m). Weitere Naturbadeplätze ohne Eintritt Badeteich Hirschstetten: 1220 Wien, Ziegelhofstraße 64 (26 > Station Ziegelhofstraße) Badeplatz Kaiserwasser: 1220 Wien, Weissauweg/Kaiserwiese (U1 > Station Kaisermühlen-VIC) Donauinsel/Neue Donau: 1210 Wien bis 1220 Wien, gesamter Verlauf (U1, U2, U6) Dragonerhäufel: 1210 Wien, Romaplatz über Birnersteig (33A > Station Morelligasse) Unteres Mühlwasser: 1220 Wien, Kanalbrücke/Maschanzkagrund (93A, 96A > Station Kanalstraße) Badeteich Süssenbrunn: 1220 Wien, Wagramer Straße 269 (25A > Badeteich Süssenbrunn) Wienerbergteich: 1100 Wien, Triester Straße 91 oder Otto-Probst-Straße (67 > Otto-Probst-Straße) Strombad Kritzendorf: 3420 Kritzendorf, Badgasse (S40 > Station Kritzendorf) Strandbad Greifenstein: 3422 Greifenstein, Am Damm (S40 > Station Greifenstein) Ein Point aus dem Buch WIEN GEHT Autorin: Jine Knapp PLAN WildUrb_Badeplätze auf einer größeren Karte anzeigen Comments are closed.
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