TRÈS CHIC – DER SCHLOSSPARK
START & ANREISE 2361 Laxenburg, Schlossplatz 1 Linien 200, 210 (ab Wien Hbf) › Laxenburg Franz-Joseph-Platz BESONDERHEITEN Bootfahren, Eislaufen, Burg- und Gartenbesichtigung, Laufstrecken __________________ Mit drei Parkeingängen, einer eindrucksvollen Teichlandschaft mit sieben Inseln, zwei Schlössern (Altes Schloss und Blauer Hof), zwei Tempelanlagen (Concordia- und Dianatempel), einem ausgeklügelten Kanalsystem und einer Ritterburg finden wir nur 16km von Wien entfernt ein Areal über 280ha Wald- und Wiesen- sowie 25ha Wasserflächen, die einzig der Erholung von Jung und Alt gewidmet sind. Eine Symbiose aus englischer und französischer Gartenarchitektur umgibt das 10km lange Wegesystem des größten historischen Landschaftsparks Österreichs, auf dem es sich nach Herzenslust spazieren gehen, laufen, nordic walken und sogar bootfahren lässt – eine auf den Wegen fahrende Panoramabahn und ein Kinderspielplatz inklusive. Das war nicht immer so. Die Geschichte des Ortes, damals noch Lachsendorf genannt, reicht weit bis ins 13. Jahrhundert zurück und hatte wohl zu Zeiten Maria Theresias ihren Höhepunkt. 1388 verlieh Albrecht III. einem Gebiet das Marktrecht, das mehr Auwald als Garten war und daher wunderbar zur Jagd genützt werden konnte. Später wurden Lustgärten sowie ein riesiges Gehege für exotische Tiergattungen errichtet, lange noch bevor der Zoo in Schönbrunn in Mode kam. Man verglich Laxenburg einst mit den burgundischen Wasserschlössern, plante eine Art niederländischen Ziergarten, betrieb die Falkenjagd und erfreute sich schon im 15. Jahrhundert eines ausgezeichneten Rufs. Das Schloss Laxenburg sei eines der schönsten Bauwerke Europas, so hallte es von weit her: »Eines der prächtigsten, das ich je auf meinen Reisen in aller Herren Länder gesehen habe«, so schrieb ein Edelmann aus dem fernen Kastilien, als er von seiner Weltreise zurückgekehrt war. Regelmäßige Aufenthalte des gesamten Hofstaates waren hier nicht nur zur Freizeitgestaltung üblich. Nein, im 17. Jahrhundert unter Leopold I. wurden in Laxenburg gerne politische Angelegenheiten beschlossen. Wenn Kaiser und Reichsfürsten beispielsweise Angriffe gegen Frankreich planten (Laxenburger Allianz 1682), fand man im »Schloss, in dem die Wände keine Ohren haben« einen wunderbar verschwiegenen Ort, um heikle Dinge zu besprechen. Wenn zur damaligen Zeit Wichtiges oder Geheimes verhandelt werden musste, entschied man oftmals, dies an einem Ort zu tun, der von Wassergeräuschen umgeben war. Vor allem damit Lauscher keine Möglichkeit hatten mitzuhören. Unter Maria Theresia als Bauherrin wurde viel um- und ausgebaut und innovativ, wie sie war, nennt man sie heute noch die erste Pendlerin ihrer Zeit. Durch eine schnurgerade Verbindungsstraße von Schönbrunn nach Laxenburg, die rasch errichtet werden musste, trat sie für Besprechungen gerne eine kaiserliche Pendlerreise an. Später fanden Audienzen auch in Laxenburg statt – diese wurden vornehmlich »en plein air« – an der frischen Luft – abgehalten. Ihr Lieblingsplatz dafür war das Grüne Lusthaus. Mitten im Schlosspark, als Museum auf einer künstlichen Insel im Parkteich, ließ Kaiser Franz II. zwischen 1801 und 1836 die märchenhafte Franzensburg erbauen. Bald nach Baubeginn richtete man eine Fähre ein, die das Festland noch heute mit der Insel verbindet. Von Anfang an hatte man die Ritterburg als Museum geplant, in dem Schätze der Habsburger untergebracht werden sollten. Planender Architekt war Johann Ferdinand Hetzendorf von Hohenberg, seines Zeichens Hofarchitekt und letztendlich Ehrenbürger der Stadt Wien, der nicht nur die baukünstlerische Leitung des Schlosses Schönbrunn übernahm, sondern auch eine Professur an der Architekturschule der Wiener Akademie innehatte. Bei einer Führung können die Räume der Franzensburg im Rahmen eines Museumsbesuches besichtigt werden. Auch wenn es einiges nicht mehr gibt, ist die Aura der alten Zeit ganz nah, wenn wir durch den Park mit seinen vielen wundersamen Oasen und überraschenden Aussichten spazieren. Von sogenannten »Aha- und Haha-Orten« ist hier auch die Kunde: Schiefe Bäume und gerade, da ein Kletterbaum, der sogar uns Erwachsene wieder Kind sein lässt oder dort eine der zahlreichen weißen Parkbänke, auf denen sitzend wir das freche Gezwitscher der munteren Genossen über uns in den Ohren haben. Sie erzählen von den Dingen, die nicht in Vergessenheit geraten sollen, von den wunderbaren Sinnlosigkeiten, da und dort von filigranen chinesischen Ornamenten, weil China damals groß in Mode war oder von der Gartenkunst, die sich stetig weiterentwickelte und die man als Zitat für den Geist einer ganzen Epoche anerkennen darf. Klar könnten wir Wege und Routen beschreiben, die asphaltierten oder die wilden, die querfeldein verlaufen. Wir könnten empfehlen, dem kessen Neptun und seinen hübschen Nymphen an der Kaskadenbrücke und unbedingt dem Ritter mit dem sexy Hüftschwung am Turnierplatz einen Besuch abzustatten, oder aber den versteinerten Löwen am ehemaligen Parkeingang die Mähne zu kraulen. Wir könnten sogar dazu motivieren, eine der drei Laufstrecken (Sisi: 7,7km, Franzl: 5,1km, Rudolf: 3,1km) durch den Park auszuprobieren. Vielleicht wollen wir aber lieber planlos im Kreis wandern, uns absichtlich verlaufen und plötzlich wiederfinden. Der Park hat Poesie – seine Wege sind wie Gedankenflüsse mit Weitblick im Visier. Öffnungszeiten: Täglich von 6:30 bis 19:30 (Eintrittsgebühr); Fähre zur Franzensburg: 10:00 bis 18:00 (kostenflichtig); __________________ Ein Platz aus dem Buch PARKS Autoren: Jine Knapp, Doris Rittberger Comments are closed.
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