Unter die Lupe genommen: Berlins ehemalige Flugfelder
Der Traum vom Fliegen ist so alt wie die Menschheit. Aber was ist es, das den Menschen vom Boden fortreibt, in die Lüfte zieht, die Haftung verlieren lässt? Es muss etwas ähnliches sein, wie das, was den URB umtreibt, in den letzten Winkel am Ende der Sackgasse zu blicken, auch hinter dem Zaun weiterzugehen, das Loch im Tor zu suchen: Lust auf Neues, Lust auf Entdeckungen, Lust auf weniger Zäune und mehr Freiheit. 1. Tempelhofer Feld Am 26. Mai 2014 war es amtlich. Auf dem ehemaligen Flugfeld Tempelhof darf nicht gebaut werden. Auch ein Sieg der Berliner URBs. Nun bleiben die mehr als 355 Hektar vorerst unbebaut. Mehr als genug Platz zum Urben, zum Schnell-Urben – auch joggen genannt, zum Roll-Urben – auf Rollschuhen, Rädern, Skateboards, zum Stillstand-Urben, sprich einfach auf der Wiese liegen und den Wolken beim VorbeiGEHen zusehen. Hier ist wirklich für jeden URB etwas dabei: Hundeauslaufpläzte, Grillplätze, Wiesenmeere, Urban Gardening, Aussichtspunkte, Joggingstrecken, Bolzplätze, Boccia-flächen, Gastronomie... es ist ganz einfach, einen ganzen Tag hier die Zeit verstreichen zu lassen. 2. Flugfeld Johannisthal 1909 wurde das Flugfeld Johannisthal in Betrieb genommen. 800 Morgen Wald wurden dafür geopfert, um das Gelände mit zwei Kilometern Länge und einem Kilometer Breite bauen zu können. Am Eröffnungstag waren Karl May und seine Frau Klara unter den Besuchern und beobachteten das »Konkurrenzfliegen der ersten Aviatiker der Welt«. Mehr als hundert Jahre später ist aus einem Teil dieses Flugfelds ein Landschaftspark geworden. Hier landen nur noch Schmetterlinge oder Hummeln und die Menschen schlendern gemütlich über die alten Flugbahnen. 3. Flugplatz Sperenberg Um es gleich vorweg zu nehmen: Dieser Flugplatz ist leider eingezäunt und abgeschlossen. Ich möchte ihn aber trotzdem erwähnen, denn wer weiß, was ein URB alles so hinbekommt. Aber aufgepasst: Es sollen noch Blindgänger und Munition auf den Wiesen und in den Wäldern verstreut liegen. Die Landschaft rund um den Flughafen ist zwar Brandenburger Hoheitsgebiet und nicht mehr Berlin, aber wunderschön und auf jeden Fall einen Ausflug wert. Ruinen – wenn auch von weitem – machen eine Gegend immer besonders. Und Ruinen gibt es hier mehr als genug. Bis 1994 war das Gelände sowjetischer Militärflugplatz. Die russischen Soldaten haben sich hier ein eigenes Dorf mit Wohnhäusern, Kino, Schule und Supermarkt gebaut, das sie kaum verlassen haben. In Sperenberg hat man sie selten zu Gesicht bekommen. Und das genügt ja schon, um der Fantasie freien Lauf zu lassen. Auch ein Gästehaus hat es hier damals gegeben, das »Hotel Honecker«. Inzwischen ist aber das Fischgrätparkett aufgebrochen und die Tapeten hält es nicht mehr an den Wänden. Die Zeit nagt, knabbert und kratzt an dem Gelände. Spooky. »Fliegen ist notwendig. Leben nicht« Melli Beese, bürgerlich Amelie Hedwig Boutard-Beese, bestand als erste Frau in Deutschland die Prüfung zum Privatpilotenschein. Ihre Geschichte ist die einer Frau, die sich in einer Männerdomäne nicht unterkriegen ließ, um ihren Traum vom Fliegen leben zu können. Mehrfach wurden die Maschinen, mit denen sie in die Luft abhob, sabotiert. Ihre Geschichte ist ganz eng mit Johannisthal verknüpft. Hier errichtete sie eine eigene Flugschule und baute eigene Flugzeuge. Der 1. Weltkrieg nahm ihr so gut wie alles, aber sie gab noch nicht auf. Bis sie, um ihre Fluglizenz zu erneuern, eine Bruchlandung machte. Sie überlebte unbeschadet, nahm sich aber im Anschluß das Leben, denn »fliegen ist notwendig, leben nicht«. Onkel Otto Zwei Flügel, ein Berg, ein anständiger Anlauf und Otto Lilienthal flog. Leider brachte eine Bruchlandung und der Tod Lilienthals am folgenden Tag diesen Traum zum Stillstand. Aber dennoch gilt er sicher zu Recht als Vorreiter des Gleit- und Segelfluges. Eine urbige Art abzuheben. Ohne Lärm, ohne Schmutz und oft auch ohne Ziel. INFOS ZUM THEMA Flugplatz Gatow 1935 von Hitler eingeweiht, 1948 Landeplatz der Luftbrücke, bis 1994 Stützpunkt der Royal Air Force, heute teilweise Militärhistorisches Museum, Kaserne und Wohngebiet Wannsee Während der Luftbrücke landeten auf dem Wannsee Wasserflugzeuge und brachten hauptsächlich Salz und Kohle für das abgeschnittene Westberlin. Straße des 17. Juni Im April 1945 wurde Generaloberst Greim als Nachfolger Görings nach Berlin beordert und landete im April 1945 mit Pilotin Hanna Reitsch auf dem 17. Juni. Kurz vor Kriegsende war die Straße, ehemals Charlottenburger Chaussee, als Start- und Landebahn für die Alliierten vorgesehen. Flughafen Tegel Aber erst ab 2017 oder 2018 oder 2019 Ein Point aus dem Buch BERLIN GEHT Autorin: Melanie Knies Comments are closed.
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