Über Stufen die Felswände hinauf in scheinbar luftige Höhen.
In einem aus den Alpen »Zuagrasten-Urb« kommt manchmal heftige Sehnsucht nach den Bergen auf. So beschlossen wir, quasi als Ersatzhandlung, den Kalenderberg von der Klausen-Seite zu besteigen. Und es hat sich gelohnt. Der Weg ist zwar kurz, aber dafür bewegt man sich zum Großteil zwischen schroffen Felsen und duftenden Föhren vorbei an herrlichen Fernsichtpunkten. Dies vermittelt das Gefühl, auf alpinen Pfaden zu wandern. Kleine Höhlen, mächtige Felsen und jede Menge Platzerl für eine zünftige »Jausn« können gefunden werden. TRACKVERLAUF Der Kursalon Mödling unter dem Aquädukt ist die Startposition dieser Route. Hier die Brühler Straße überqueren. Am Gehsteig nach links, bis zwischen zwei Wohnhäusern eine steinerne Treppe kommt. Ein Wegweiser an dieser Stelle kennzeichnet den Einstieg zum schwarzen Turm. Nun die Stufen hinauf bis zum höchsten Punkt der Wanderung, einem großen gemauerten Bogen mit schönem Ausblick auf die Stadt Mödling. Ab hier wandert man nach links (zur Orientierung immer möglichst nahe der Felswand bleiben) und erreicht den schwarzen Turm mit einem dahinterliegenden Plateau. Den Pfad parallel der abfallenden Felswand entlang, immer Richtung Vorderbrühl. Nach einiger Zeit erreicht man den Zugang zur Kanzel, ein Aussichtspunkt auf einem großen, ummauerten Felsvorsprung. (Der Eingang – eine steinerne Brücke – ist sehr versteckt, man entdeckt sie umso leichter, wenn die kleinen Pfade Richtung Felswand erkundet werden). Nach dem Kanzelbesuch wieder auf den Hauptweg in Richtung Vorderbrühl bergab, bis man im Tal angelangt ist. Nun ein Stück durch eine Wohngegend in Richtung Mödling bis zur Bundesstraße, diese man überquert. (Es gibt mehrere Möglichkeiten, wichtig ist nur auf die andere Seite der Klausen zu kommen). So stößt man auf einen breiten Waldweg (eine Bushaltestelle beim Zugang), neben dem ein Bach läuft, in dessen Flussrichtung man in Richtung Ausgangspunkt wandert. Unterwegs wird noch der Einstieg zum Robert Karpfen Klettersteig und der Kurpark passiert, der auch schon an den Kursalon grenzt. HISTORISCHES Der Kalenderberg ist ein Teil des Naturparks Föhrenberge. Funde aus der Jungsteinzeit sowie der älteren Eisenzeit weisen eine sehr frühe Besiedelung des Areals hin und sind im Museum Mödling zu begutachten. Um das Jahr 1807 erwarb Fürst Johann I. den völlig verkarsteten Kalenderberg und begann das gesamte Gebiet unter enormen Aufwand – Aufschüttung von Erde und händischer Bewässerung – zu begrünen. Auf den schroffen Felsen wuchsen die sonst sehr seltenen Schwarzföhren zu kräftigen Bäumen heran und erinnern nun an eine alpine Landschaft. Etliche Felsnischen, Grotten und Halbhöhlen, wie z.B. die in einer Sage erwähnten Grammeltonlhöhle sowie die künstlichen Ruinen – Schwarzer Turm, Amphitheater, Römerwand und Pfefferbüchsel – machen den gesamten Berg sehr abwechslungsreich. GLASKLAR – DAS WIENER WASSER Ursprünglich erfolgte die Wasserversorgung der Stadt Wien durch Hausbrunnen. Da mangels Kanalisation die Qualität des Grundwassers immer schlechter wurde und Epidemien auszulösen begann, gab die K.K. Stadthalterei 1869 den Startschuss für die Errichtung der I. Hochquellenwasserleitung. Höhen wurden überwunden, Stollen gegraben, Aquädukte gebaut, um das saubere Wasser aus Quellen im Rax- und Schneeberggebiet (Kaiserbrunnen, Stixensteinquelle) in die Großstadt zu leiten. Die I. Wiener Hochquellenwasserleitung war somit die erste leistungsfähige Wasserversorgung mit einwandfreiem Trinkwasser und das Aquädukt am Beginn der Mödlinger Klausen ein Bauwerk dieser Unternehmung, das noch heute im Einsatz ist. Die Qualität des Wiener Wassers ist jedenfalls eine Seltenheit für eine Großstadt. Ein Track aus dem Buch WIEN GEHT Autorin: Jine Knapp Die Wien entlang – begleitet von urbaner Subkultur bis prunkvoller Dekadenz.
Rucksack geschnürt, diesmal nicht mit Proviant, sondern mit freudiger Erwartung gefüllt, in der Hoffnung auf Fundstücke und Raritäten des Floh- und Naschmarkts. Zuvor beschlossen wir Urbs aber, an einem ungewöhnlichen Punkt der Wienzeile zu starten (Längenfeldgasse) und am Tour-ende am Karlsplatz zu landen. Der Track führt uns durch die Subkultur rund um den Gürtel, vorbei an den Prunkbauten der Wienzeile und Ikonen des Jugendstils bis zur Karlskirche – dem Vorzeigeobjekt des barocken Sakralbaus. Aber nicht nur architektonisch, sondern auch atmosphärisch ist dieser Weg sehr abwechslungsreich. Eine naturbelassene Stadtwildnis, einsame Gassen und Plätze, reger Verkehrslärm, massenhaft Sportmöglichkeiten (Skateboarden, Basket-, Fuss- und Volleyball), buntes Treiben und Gruppenkuscheln sowie stille Kirchenaura und erholsame Parks – das alles findet man hier. Das Einzige, was einen immer begleitet, sind die Tauben. Von weiß bis schwarz, grau bis braun, schön schillernd bis zerrupft, sie bleiben treue Weggefährten. TRACKVERLAUF Hinter dem ersten U-Bahngebäude Längenfeldgasse, Aufgang Storchengasse befindet sich der Bruno-Pittermann-Platz. Diesen in Flussrichtung der Wien überqueren bis zum zweiten U-Bahnabgang. Hinter dem Gebäude die schmale Dunklergasse einbiegen und sich immer neben der U-Bahnmauer halten, bis links eine Unterführung kommt. Hindurch und vorbei an Skate- und Basketballanlage bis zum Übergang des Gaudenzdorfer Gürtels (Burger King). Diesen überqueren und durch die Grünfläche (Stadtwildnis) Richtung U-Bahnstation Margaretengürtel wandern. Hier leicht rechts hinauf und über den Margaretengürtel. So landet man im Bruno-Kreisky-Park, an dessen Ende der Wienfluss wieder sichtbar wird und man ab jetzt nur noch seinem Lauf folgt. Vorbei an der U-Bahn Station Pilgramgasse, durch den Naschmarkt hindurch, bis zur Secession. Hier die Operngasse in Richtung Kunsthalle überqueren, an dieser vorbei, durch die Unterführung in den Resselpark und ab jetzt dem Antlitz der Karlskirche folgen. HISTORISCHES Die Wienzeile – hier baute sich das reiche Bürgertum der Jahrhundertwende seine Residenzen. Es entwickelte sich eine architektonisch interessante Kulisse, die von altdeutscher Romantik bis zum überladenen Neobarock reicht und sich mit kuriosen Jugendstil-Elementen vermischt. Kuppeln, Dächer, Ecktürme und Balkone – alle reich bestückt mit Ornamenten, Skulpturen und Wappen. In den 50er Jahren wurden leider viele der Prunkbauten im Modernisierungswahn abgeräumt, aber zum Glück ist ein Teil des Flairs erhalten geblieben. Gegen Ende der Wienzeile (Nr. 38) befindet sich ein Jugendstilhaus von Otto Wagner mit interessanten, vergoldeten Medaillons von Kolo Moser. Krönender Abschluss dieser Zeitreise ist natürlich die Secession, 1898 von Josef Olbrich erbaut, die mit ihrem goldenen »Krauthäupl« – Blicke auf sich zieht. SAUERKRAUT UND SALZGURKEN Wer gerne mit saisonalem Obst, Gemüse und Kräutern kocht, sei es aus Umwelt- und Gesundheitsgründen, oder um Bauern zu unterstützen, ist am Naschmarkt genau richtig. Hier trifft man auch auf Naschmarkt Originale, wie zum Beispiel den »Gurken-Leo« mit seinem Sauerkraut- und Salzgurkenfässern, der gerne darüber plaudert, wie wichtig doch diese Lebensmittel für uns einst waren. Und recht hat er, denn gerade das Sauerkraut war vor der Globalisierung der wichtigste Vitamin-Lieferant (A, B, C, K) in unserer Region und verhinderte im Winter sämtliche Mangelerscheinungen. Auch sonst muss das Kraut sich nicht verstecken, denn es ist extrem kalorienarm, fast fettlos und reinigt den Darm. Aber auch die leckeren, internationalen Köstlichkeiten am Naschmarkt sind nicht zu verachten und stillen jegliches Fernweh! Ein Track aus dem Buch WIEN GEHT Autorin: Jine Knapp Ein Weg durch ruhige Wälder, begleitet von Wildschweinen und Fledermäusen!
Die Urbs betreten den Lainzer Tiergarten durch das knarrende Holztor und sofort hatten wir den Eindruck, mitten im Wald angekommen zu sein. Grundsätzlich ist dieser Track kein unbekannter und auch nicht der aufregendste, aber sowohl Tier- wie auch Pflanzenwelt hat es in sich. Besonders in den späten Nachmittagsstunden begegnen einem Wildschweine und scheues Rotwild. Hirschkäfer und der Eichenbock, ein seltener Käfer, der nur auf mächtigen alten Eichen zu finden ist, wurden aufgespürt. Ganz besonders sind die Fledermäuse (Wasserfledermaus, Abendsegler und die Bartfledermaus), die bei Dämmerung um den Grünauer Teich zu beobachten sind. Die Strecke ist angenehm zu gehen, nur kurze Steigungen durchbrechen den Rhythmus. Aber die vielen Lagerwiesen am Weg machen das wieder wett. TRACKVERLAUF Durch das Nikolaitor hindurch gleich den rechten, asphaltierten Weg, direkt entlang der Lainzer Tiergarten Mauer nehmen. Diesen Weg verfolgt man. Einige Zeit führt er neben der Mauer entlang, aber allmählich geht es immer tiefer in den Wald hinein. Weiter dem asphaltierten Pfad folgen, über hölzerne Brücken bis zur Kastanienallee. Rechts ist die erste große Lagerwiese, wo sich ein Abstecher hinunter zum Grünauer Teich lohnt. Zurück auf dem asphaltierten Weg, vorbei an Picknickplätzen, Spielwiesen und Wildfütterungsstellen bis zu einer großen Weggabelung mit einem Unterstell-Häuschen. An dieser Stelle den Wegweiser Richtung Rohrhaus folgen. Steil hinauf kommt nach kurzer Zeit das Rohrhaus mit Spielplatz und Liegewiese in Sicht. Oben angekommen setzt man den Weg Richtung Nikolaitor (Wegweiser) fort und ab hier auch einfach immer dieser Beschilderung folgen. Der weitere Weg führt vorbei am Eingang zum Wiener Blick, einer Wiese (Bader-Wiese) mit herrlichem Panorama! Zurück am hier verlassenen Schotterweg, geht es weiter durch den Wald immer Richtung Ausgangstor. Unten angekommen, passiert man noch die Nikolai-Kapelle und einen Waldspielplatz, bis der Ausgangspunkt wieder in Sicht kommt. HISTORISCHES Unter Kaiser Josef II. erhielt der Tiergarten im Wesentlichen seine heutige Ausdehnung. Die Tiergartenmauer wurde 1782 bis 1787 errichtet. Der Maurermeister Philipp Schlucker führte den Bau durch. Er war mit seinem Preisangebot so günstig, dass die Wiener Bevölkerung befürchtete, er werde verarmen. Der Begriff »armer Schlucker« ist bis heute bekannt und auf dieses Ereignis zurückzuführen. Ab 1919 wurde der Tiergarten an Wochenenden für die Bevölkerung geöffnet. Ab 1941 war der Lainzer Tiergarten Reichsnaturschutzgebiet. Die Bevölkerung hatte keinen Zutritt. 1955 wurde der Lainzer Tiergarten wieder geöffnet. Er entwickelte sich zu einem beliebten Ausflugsziel. Die Umfassungsmauer des Tiergartens ist heute etwa 22 Kilometer lang und für ganz ehrgeizige Geher gibt es einen Weg, der »rundumadum« führt. EICHEN – EIN GEFRAGTER LEBENSRAUM Hauptsächlich besteht der Wald im Tiergarten aus Eichen, Buchen, seltenem Wildobst (Vogelkirsche, Eisbeere) und Bodenpflanzen (Maiglöckchen, Leberblümchen, Bärlauch). Die Eiche stellt aber insofern eine Besonderheit dar, denn sie beherbergt eine ungewöhnliche Vielfalt an Tieren. Bis zu 1000 Insektenarten in einer Krone sind möglich. Hohle Eichenbäume bilden den Lebensraum für Vögel wie Spechte, Waldkäuze und Meisen. Natürlich sind dort auch Säugetiere wie Eichhörnchen und Fledermäuse zu finden. Das Totholz der Eiche ist für Käfer, Schmetterlinge, Bienen und Wespen sogar lebensnotwendig. Meiden sollte der Mensch allerdings die Bäume im Mai und Juni. Zu dieser Zeit brechen die Brennhaare der Larven des Eichen-Prozessionsspinners leicht ab und können unangenehme Ausschläge hervorrufen. Ein Track aus dem Buch WIEN GEHT Autorin: Jine Knapp |