Beim Gehen geologische Einzigartigkeiten entdecken und begreifen.
Ein wunderschöner, sonniger Tag braucht einen ganz besonderen Weg. Diesen finden die Urbs auch – in Bad Vöslau. Leicht zu erreichen mit der Badner Bahn, ist dieser Ort am Rande des Wiener Beckens ein toller Ausgangspunkt für Fußmärsche. Uns treibt es in Richtung des Harzberges, wo es Reibsandhöhlen geben soll. Und wir finden sie auch! Beeindruckend groß sind diese künstlichen Grotten. Betreten werden dürfen sie wegen Einsturzgefahr nicht, aber da es keine Absperrungen gibt, hat man einen exzellenten Einblick in ihr Inneres. Auch der restliche Wegverlauf ist keineswegs langweilig: Grandiose Ausblicke, duftende Föhrenwälder und ein imposanter Steinbruch dürfen erwartet werden! TRACKVERLAUF Vor dem Thermalbad stehend, beginnt zu linker Hand der Maital-Weg, diesen bis zu einem Kreisverkehr begehen. Von dort in die Oberkirchengasse, dann in die Lange Gasse einbiegen. Nach 300m zweigt links ein Pfad ab (Kinder-Mountainbike-Strecke), der direkt zur Helenenhöhe führt. Hier dem Wegweiser »Geolehrpfad« folgen, bis man auf den »Schlumberger Fitnessparcours« trifft. Etwa bei Station 10 des Parcours befindet sich zu linker Hand ein Forstweg, der nach 250 Meter an einen Baum führt, der mit dem Hinweis »Betreten verboten« versehen ist. Dies gilt für die Reibsandhöhlen, die sich ein paar Meter dahinter befinden. Da sie einsturzgefährdet sind, sollten sie nicht begangen werden, doch kann man einen Einblick in diese Formationen wagen, wenn man noch ein kleines Stückchen weiter geht. Nach diesem Abstecher wieder auf dem »Schlumberger-Parcours« zurück, danach bis zu einer Kreuzung, an der ein Wegweiser geradeaus zum »Harzbergbruch« zeigt. An der Harzbergbruch-Aussichtsplattform beginnt rechts ein Pfad, der zuerst am Rand des Steinbruchs entlang, dann über Wiesen bis zum Eingang der Marschgrube führt. Hier trifft man wieder auf den schon bekannten Fitnessparcours. Auf diesem bis zur Station 17, danach an einer Tennisanlage vorbei, bis zu dem etwas unterhalb gelegenen Kurpark, wandern. Am anderen Parkende angelangt, nach rechts in die Anzengrubergasse biegen, dann in den Franz-von-Suppé-Weg und anschließend durch den Malfattiweg zum Ausgangspunkt spazieren. HISTORISCHES Schon seit Rückzug des einstigen Meeres sprudelt Wasser aus den Vöslauer-Thermen. Bereits die Römer wussten um die heilende Wirkung dieser Quellen, doch salonfähig wurde das Baden darin erst ab 1800. Graf Moritz Fries I kaufte das Areal im Maital und ließ den – vom warmen Wasser gespeisten – damals recht sumpfigen Teich befestigen. Hinzu kam ein Badehaus mit sechs Wannenzimmer – die »Fries'sche Badeanstalt« war eröffnet. Von da an begann der Aufschwung Vöslaus und die Anlage erweiterte sich ständig. Der 1. Weltkrieg setzte dem Bad allerdings so zu, sodass ein Neubau notwendig wurde. Diesen philhellenistischen Prachtbau schuf Wilhelm Lukesch. Übrigens haben in Vöslau erstmals auch Frauen Schwimmunterricht erhalten. Denn des Grafens Schwestern sorgten schon 1822 für deren Gleichstellung in der Badeanlage. REIBSANDHÖHLEN: KÜNSTLICHE GROTTEN Was wurde eigentlich am Harzberg abgebaut? Das Gestein wird als Gainfarner Brekzie bezeichnet. Brekzie ist ein grobkörniges, eckiges Trümmergestein (hier Wettersteindolomit), das in einer feinkörnigen Grundmasse eingebettet ist. Durch diese Zusammensetzung eignet sich das Gestein her- vorragend, um daraus relativ einfach »Gesteinsmehl« zu gewinnen. Verwendung findet das Material heute nur noch in der Bau- und Glasindustrie, doch früher war es eines der wichtigsten Reinigungsmittel – bekannt unter dem Namen »Scheuer- oder Reibsand«. Am Harzberg wurde die Brekzie im Tage- (Harzbergbruch) sowie im Untertage-Abbau gewonnen. Dadurch entstanden große Gangsysteme, Höhlen und Grotten, die nicht nur das gesamte Gebiet prägen, sondern sich in einigen Fällen auch bis zu 400m in den Berg graben. Ein Track aus dem Buch WIEN GEHT Autorin: Jine Knapp Comments are closed.
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