Was passiert eigentlich, wenn ein junger Waliser am Wiener Ostbahnhof ankommt und aufgrund sonderbarer Ereignisse und einiger Zufälle prompt in der Wiener Galerie (Unterwelt) bestens integriert wird? Das und einiges mehr ist Inhalt des Hörbuchs WIEN GEHört von und mit Martin Just. Das besondere an der Geschichte ist, dass der Hauptcharakter, Nicolas Birkhauser, bis auf eine Taxifahrt und einem „Spezialtransport“ die gesamte Strecke zu Fuß geht. Just spart nicht nur mit Wiener Vokabular (ausführliches Wörterbuch im Booklet), sondern auch nicht mit kritischen Betrachtungen zu gegenwärtigen gesellschaftlichen Entwicklungen. Einzig, den erhobenen Zeigefinger hat der Autor ausgespart.
Und der Fall, den Nicolas Birkhauser für die Wiener Galerie lösen soll, ist ein besonders kniffliger. Mit seiner Ankunft und dem Beginn seiner „Ermittlungstätigkeiten“ verschwinden nämlich immer mehr Menschen. Gerüchten zu Folge werden sie in Dachgeschoßwohnungen gesperrt, und nur Keller sind sicher. Ob zwischen dem Verschwinden und dem Fall Wantuschek, jenem Fall, bei dem ein Kind jahrelang von einem vermeintlichen Einzeltäter in einer Dachgeschoßwohnung eingesperrt wurde, Zusammenhänge existieren, das erschließt sich nur, wenn man sich die Hörbuch-CD auch anhört. WIEN GEHört ist ein echter Hörgenuss. Neben der Haupterzählerstimme von Martin Just sprechen auch noch Roland Düringer, Birgit Denk, Christian Schreibmüller, El Awadalla, Wolfgang Friedl, Johanna Obernberger und Julia Winkler als Gaststimmen für einige Charaktere des Krimis. Das WienMuseum hat abseits seiner Hauptaustellung in den Außenstellen viel zu bieten. Unter anderem gehören auch die Musikerwohnungen, das Geburtshaus von Franz Schubert und das Haydn-Haus zu den Außendependancen des WienMuseums. Ein besonderes Schmuckstück ist die Hermesvilla im Lainzer Tiergarten: Hier finden Urbs versteckte Wege, Gespensterbrunnen in denen wahrscheinlich Waldgeister spuken & vieles mehr. Dietrich Sattmann und Isabel Termini erzählen uns, was man in und um die Hermesvilla im Lainzer Tiergarten GEHend so alles finden und entdecken kann.
Dietrich Sattmann fotografiert für das WienMuseum. Und als Fotograf muss er natürlich viel GEHen. Leichten Schrittes erzählt uns Dietrich, dass er gute dokumentarische Fotoarbeit, wie er sie für das WienMuseum macht, oft nur zu Fuß bewältigen kann. Entschleunigtes zu Fuß GEHen ist für ihn nicht nur gesund für Körper & Seele, zu schnelles durch die Stadt „wieseln“ bedeutet auch, dass sich seinem scharfen betrachtenden Auge viele für seine Arbeit notwendigen Details nicht erschließen. Das ist auch mit einer der Gründe, warum Dietrich fast nie mit dem Auto unterwegs ist. Im Lainzer Tiergarten schlendernd erzählt er den Urbs außerdem, wo sich versteckte Wege befinden. Praktisch als zusätzliche Serviceleistung parliert er darüber, wer wann warum und für wen die Hermesvilla errichten ließ. Und weil Dietrich Sattmann ein kritisch beobachtender Zeitgenosse ist, findet er, dass Künstler/innen und Fotograf/innen und sowieso insgesamt alle Bürger/innen der Stadt mehr Engagement zeigen sollten, nicht nur, wenn es in ihrer Stadt um ihre direkte Lebensumgebung geht. Isabel Termini arbeitet unter anderem als Kunstvermittlerin beim WienMuseum und zeigt den Urbs, was sie außer einem wilden Spaziergang im Lainzer Tiergarten, in dem auch das Forstamt der Stadt Wien beheimatet ist, noch so alles an spannenden Dingen erleben können. Um das zu alles erfahren, müsst ihr euch aber das Video ansehen und am besten gleich einen Ausflug zur Hermesvilla planen ;-) HinGEHEN ist für die URBs Pflicht! Wien Museum 1040 Wien, Karlsplatz 8 Besucherinfo Hermesvilla Mit dem Auto zu fahren und dabei kein schlechtes Gewissen zu bekommen, ist keine einfache Angelegenheit. Der ökologische Fußabdruck ist verheerend, die CO2-Belastung enorm – und auch das eigene Nervenkostüm wird des Öfteren auf die Probe gestellt. Ganz klar also, dass WildUrbs im Vorteil sind, wenn sie auf die Benützung eines motorisierten Personenkraftwagens – salopp ausgedrückt – pfeifen. Die verdreckte Luft und den Feinstaub müssen sie dennoch einatmen.
In der Stadt selbst ist das auch kein Problem. Wenn ein WildUrb tatsächlich einmal schneller von A nach B kommen muss, als er/sie das per pedes bewältigen kann, so stehen im Spannungsfeld „gehen vs. Auto fahren“ ausreichend Alternativen zur Verfügung. Da gäbe es etwa die öffentlichen Verkehrsmittel einerseits und das Fahrrad andererseits. Verlässt man aber die Stadt, um was auch immer zu erledigen, so kann das schon schwieriger werden. Die Reduktion der Fahrplanintervalle und die allgemeine Ausdünnung des öffentlichen Verkehrsnetzes außerhalb der Städte führt dazu – für WildUrbs keine Neuigkeit – dass oftmals tatsächlich ein Pkw das einzig taugliche Fortbewegungsmittel scheint, damit Wege, die in einer vorgegebenen Zeit bewältigt werden müssen, auch zumutbar bewältigt werden können. Diese Frage ist, grundsätzlich betrachtet, politischer Natur. Wer hat den verantwortlichen Politiker/innen über Jahrzehnte hinweg angeschafft, dafür zu sorgen, dass der Individualverkehr oft praktisch alternativlos das einzige schnellere Fortbewegungsmittel ist als zu Fuß zu gehen? Die hierfür anzusprechenden Politiker/innen werden die Frage einfach beantworten: das Souverän, als der/die Wähler/in. Betrachten wir die gegenwärtige mediale Debatte zu den Spritpreisen, die um die Osterfeiertage besonders hoch sind: Hier muss also festgestellt werden, dass dem oben genannten Souverän zwar viel kundgetan wird, aber kaum Alternativen zum eigenen Pkw für jede über 18-jährige Person genannt werden. Diese Betrachtungen führen zwangsläufig zur guten alten „Was tun?“-Frage. Macht es Sinn, Autos für alle zu fordern und an Feiertagen besonders laut über die hohen Sprit- und Autoerhaltungskosten zu schimpfen? Oder ist es besser, doch lieber so umweltbewusst wie möglich zu handeln und etwa Autogemeinschaften für wirklich unerlässliche Fahrten zu bilden? Fällt die Entscheidung zugunsten der Bildung einer Autogemeinschaft, darf aber eines nicht vergessen werden: den notwendigen Paradigmenwechsel hin zu einer Gesellschaft, die nicht auf Autos angewiesen ist, weiterhin so laut als möglich einzufordern. Damit das oben beschriebene Souverän eben nicht nur vom Medienboulevard dargestellt wird. Dies ist die Elegie auf das wilde GEHmeinschaftsauto. Das „brave“ Gemeinschaftsauto ist gemeinhin als Car-Sharing bekannt und bedarf keiner näheren Erläuterung. Die wilde Variante bedeutet, auf Car-Sharing-Firmen zu verzichten und seine Nachbarin nicht nur um den Zucker für den Kaffee zu fragen, sondern ob sie ihr Auto teilen mag. So umgesetzt bedarf das eines anderen Umgangs mit eigenen und Ressourcen anderer als die einer „Geiz ist geil“-Mentalität. Es ist dann nötig, sich über den eigenen Bedarf und auch die eigenen Zeitvorgaben GEHdanken zu machen. Ist man dazu allerdings bereit, so liegen die Vorteile auf der Hand: Teilen sich, je nach Bedarf, mehrere Menschen ein Auto, wird die Parkplatzsituation entspannt, und es werden nur dann Autokilometer zurückgelegt, wenn dies wirklich notwendig ist. Die Feinstaub- und CO2-Belastung sinkt, wir würden also sauberere Luft atmen. Die Lärmbelastung im öffentlichen Raum ginge signifikant zurück. Und das Nervenkostüm, nicht nur jenes der WildUrbs, wäre ein stärkeres. Und dann wäre da noch ein ganz entscheidender Vorteil: Da die Kosten für jede/n „Teilzeitfahrer/in“ beträchtlich sinken würden, könnten die sich in Zukunft sparen, über die hohen Benzinpreise zu schimpfen. Die Funktionalität solcher Gemeinschaften ist längst praktisch erwiesen. Um also diese Elegie der Autogemeinschaft würdig abzuschließen, kann einem mittlerweile über hundert Jahre alten Slogan abgewandelt neues Leben eingehaucht werden: Bildet WILDE Autogruppen, bildet AutoGEHmeinschaften! Was wurde aus … – Retro jedweder Art ist ja durchaus hipp. Die gegenwärtige Generationen 30+ schwelgt gern mainstream-medial gesteuert in Kindheits- und Jugenderinnerungen. Dieser Beitrag soll aber keine Abrechnung mit dem Schwelgen in Erinnerungen sein. Vielmehr soll er die kritische Frage aufwerfen, welche Erinnerungen assoziiert werden. Was wurde also aus: dem Ozonloch, dem Treibhauseffekt, dem sauren Regen?
Schöne Erinnerungen, selbstverständlich, die rufen wir alle gerne wieder ab. Unangenehme Erlebnisse oder Informationen können im Laufe der Zeit und mit einer gewissen Bereitschaft dazu verarbeitet werden. Was passiert allerdings mit jenem im Hirnkastl abgespeicherten Wissen, das – fast schon schmerzhaft – umwelt- und verkehrspolitische Fehler der rund letzten dreißig Jahre direkt vor Augen führt? Es wird – leider – häufig verdrängt. Dabei muss eine Memorisierung des „guten“ oder „bösen“ Ozons gar nicht ursächlich negativ behaftet sein. Da kann uns durchaus auch „Quaxi“ oder „AmDamDes“, oder, je nach Vorliebe, ein in Japan produzierter Zeichentrickfilm (wahlweise „Heidi“, „Biene Maja“, „Nils Holgerson“) einfallen. Oder auch, als man im Chemieunterricht bei Behandlung dieses Stoffes den Druckminenbleistift auf dem Ringfinger abgedrückt hat. Zur Erinnerung aber trotzdem: Das „gute“ Ozon ist jenes, von dem es zu wenig in der Stratosphäre gibt, das „schlechte“ Ozon ist das bodennahe Ozon in der Troposphäre, von dem es wiederum zu viel gibt. Waren die Killer für „gutes Ozon“ vorwiegend Fluorchlorkohlenwasserstoffe (FCKW), eingesetzt als Kühlmittel, Treibgas und Reinigungsmittel, so haben zuviel „schlechtes“ Ozon, der Treibhauseffekt und der saure Regen gemeinsame Verursacher: in die Umwelt transmissionierte Stickstoffe (NOx), Schwefeloxide und Kohlenstoffmonoxid (CO) und Kohlenstoffdioxid (CO2). Und diese chemischen Verbindungen entstehen zu einem großen Teil durch Verbrennungsmotoren im Straßenverkehr. Das ist heute nicht anders als vor 30, 40 oder 50 Jahren. Natürlich, es gibt Katalysatoren für Ottomotoren. Wenn aber so viel mehr Autos (im Vergleich zu den 1980er-Jahren) auf den Straßen herumbrettern, dann ist die Schadstoffreduktion durch Maßnahmen wie Katalysatoren, nun ja, Makulatur. Insgesamt ist die CO2-Emission bekannterweise in Österreich auch das Gegenteil von rückläufig. Dennoch verwundert es nicht, in Erinnerungen schwelgend, dass genau eben jene „Retros“, die genaugenommen noch gar keine sind, aus der gegenwärtigen Diskussion um Energiewende, Verkehrspolitik und Nachhaltigkeit ausgeklammert werden. Diese Erinnerung ist nämlich fast schon eine Bankrotterklärung der Verkehrsplanung und der Politik der letzten 30 Jahre. Aber: Leider ist das nicht nur eine Bankrotterklärung der Politik oder/und der Verkehrsplanung – das ist, so hart das auch klingen mag, die des Großteils der Generationen 30+ nämlich. Was fehlte, war auch ein wilderes Sich-an-der-eigenen-Nase-Nehmen in den 1980ern, 1990ern und dem Milleniumsjahrzehnt. Sich an der Nase zu nehmen und mehr zu GEHen, beispielsweise. Nicht, um das Gewissen zu beruhigen. Sondern um aus Fehlern zu lernen. Wer neue Wege GEHt, sollte auch darauf achten, dass am Wegrand nicht wieder genau jene Menetekel stehen, die bereits vor Jahrzehnten übersehen wurden. „Henne oder Ei“ war gestern. Seitdem „WIEN GEHT GASSI“ überall, wo es gute Bücher gibt, erhältlich ist, fokussiert die ganze Stadt grundlagenphilosophisch genau ein Thema: „GEHt der Hund mit dem Herrchen/Frauchen Gassi, oder gehen Herrchen bzw. Frauchen mit dem Hund?“ Im Zweifelsfall ist diese Frage nur individuell zu beantworten. Macht nichts, Hauptsache, Wien GEHt Gassi.
In unserem Videobeitrag zum neuen Buch GEHen deshalb auch Dieter und Brigitte Chmelar, Clemens Handler und Thomas Schäfer-Elmayer mit ihren Hunden Gassi. Oder die Hunde mit ihnen? Mach dir selbst ein Bild und schau es dir einfach an! Warnung vor dem bisschen Hund mit dem 1,95 m großen Dieter Chmelar nebenher: Dieter Chmelar reagiert nämlich ziemlich verärgert, wenn seinem Hund die Vollfunktion als Hund abgesprochen wird, nur weil dieser eben klein ist. Denn wie jede/r Hundebesitzer/in, sind auch die Chmelars felsenfest davon überzeugt, dass ihr Hund der schönste, klügste, liebste und eleganteste der Welt ist. Am besten wäre der Chmelars Lilly wohl aber ohnehin für den Catwalk geeignet. Das ist natürlich auch in unserem Kurzvideo unverkennbar zu bestaunen. Elegant sind Menschen beim Gassi-GEHen nicht immer. Und deswegen erklärt Thomas Schäfer-Elmayer, worauf aufgepasst werden sollte, wenn man mit dem Hund spazieren GEHt. Der gute Ton, quasi (auch wenn das nicht immer ganz ohne Scharmützel abGEHt), beginnt nicht erst beim Hundekotsackerlwegräumen. Über den Heldenplatz GEHend, macht sich Schäfer-Elmayer Gedanken darüber, ob es überhaupt böse Hunde geben kann, und wie das so ist mit Liebe auf den ersten Blick zwischen Mensch und Hund. Clemens Handler wiederum bestätigt uns, dass Hunde im jeweiligen Leben des/der Hundehalter/in kräftigst umrühren und einiges auf den Kopf stellen – und das zugunsten einer Qualität, auf die wohl die meisten Hundehalter/innen nicht mehr verzichten wollen. Das Leben mit dem Hund entschleunigt das Leben des Menschen, und möglicherweise kann man besser fokussieren, wenn man ab und an ins Nichts schaut, weil eben der Hund, für was auch immer, beim GassiGEHen seine Zeit braucht. Eines zeigt sich deutlich: Wenn die Hunde mit ihren Besitzer/innen Gassi GEHen, dann können auch Nicht-Hundebesitzer/innen nicht einfach Leine ziehen. Das heißt, ob Hundehalter/in oder nicht, entscheidend ist ein entspanntes „Laizses faire“ gegenüber dem, was die Hunde mit ihren Menschen so machen, wenn sie Gassi GEHen. Warum? Na Hauptsache, es wird (Gassi) GEHgangen. Hier GEHTs zum Buch > |
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