Mit dem Auto zu fahren und dabei kein schlechtes Gewissen zu bekommen, ist keine einfache Angelegenheit. Der ökologische Fußabdruck ist verheerend, die CO2-Belastung enorm – und auch das eigene Nervenkostüm wird des Öfteren auf die Probe gestellt. Ganz klar also, dass WildUrbs im Vorteil sind, wenn sie auf die Benützung eines motorisierten Personenkraftwagens – salopp ausgedrückt – pfeifen. Die verdreckte Luft und den Feinstaub müssen sie dennoch einatmen.
In der Stadt selbst ist das auch kein Problem. Wenn ein WildUrb tatsächlich einmal schneller von A nach B kommen muss, als er/sie das per pedes bewältigen kann, so stehen im Spannungsfeld „gehen vs. Auto fahren“ ausreichend Alternativen zur Verfügung. Da gäbe es etwa die öffentlichen Verkehrsmittel einerseits und das Fahrrad andererseits. Verlässt man aber die Stadt, um was auch immer zu erledigen, so kann das schon schwieriger werden. Die Reduktion der Fahrplanintervalle und die allgemeine Ausdünnung des öffentlichen Verkehrsnetzes außerhalb der Städte führt dazu – für WildUrbs keine Neuigkeit – dass oftmals tatsächlich ein Pkw das einzig taugliche Fortbewegungsmittel scheint, damit Wege, die in einer vorgegebenen Zeit bewältigt werden müssen, auch zumutbar bewältigt werden können. Diese Frage ist, grundsätzlich betrachtet, politischer Natur. Wer hat den verantwortlichen Politiker/innen über Jahrzehnte hinweg angeschafft, dafür zu sorgen, dass der Individualverkehr oft praktisch alternativlos das einzige schnellere Fortbewegungsmittel ist als zu Fuß zu gehen? Die hierfür anzusprechenden Politiker/innen werden die Frage einfach beantworten: das Souverän, als der/die Wähler/in. Betrachten wir die gegenwärtige mediale Debatte zu den Spritpreisen, die um die Osterfeiertage besonders hoch sind: Hier muss also festgestellt werden, dass dem oben genannten Souverän zwar viel kundgetan wird, aber kaum Alternativen zum eigenen Pkw für jede über 18-jährige Person genannt werden. Diese Betrachtungen führen zwangsläufig zur guten alten „Was tun?“-Frage. Macht es Sinn, Autos für alle zu fordern und an Feiertagen besonders laut über die hohen Sprit- und Autoerhaltungskosten zu schimpfen? Oder ist es besser, doch lieber so umweltbewusst wie möglich zu handeln und etwa Autogemeinschaften für wirklich unerlässliche Fahrten zu bilden? Fällt die Entscheidung zugunsten der Bildung einer Autogemeinschaft, darf aber eines nicht vergessen werden: den notwendigen Paradigmenwechsel hin zu einer Gesellschaft, die nicht auf Autos angewiesen ist, weiterhin so laut als möglich einzufordern. Damit das oben beschriebene Souverän eben nicht nur vom Medienboulevard dargestellt wird. Dies ist die Elegie auf das wilde GEHmeinschaftsauto. Das „brave“ Gemeinschaftsauto ist gemeinhin als Car-Sharing bekannt und bedarf keiner näheren Erläuterung. Die wilde Variante bedeutet, auf Car-Sharing-Firmen zu verzichten und seine Nachbarin nicht nur um den Zucker für den Kaffee zu fragen, sondern ob sie ihr Auto teilen mag. So umgesetzt bedarf das eines anderen Umgangs mit eigenen und Ressourcen anderer als die einer „Geiz ist geil“-Mentalität. Es ist dann nötig, sich über den eigenen Bedarf und auch die eigenen Zeitvorgaben GEHdanken zu machen. Ist man dazu allerdings bereit, so liegen die Vorteile auf der Hand: Teilen sich, je nach Bedarf, mehrere Menschen ein Auto, wird die Parkplatzsituation entspannt, und es werden nur dann Autokilometer zurückgelegt, wenn dies wirklich notwendig ist. Die Feinstaub- und CO2-Belastung sinkt, wir würden also sauberere Luft atmen. Die Lärmbelastung im öffentlichen Raum ginge signifikant zurück. Und das Nervenkostüm, nicht nur jenes der WildUrbs, wäre ein stärkeres. Und dann wäre da noch ein ganz entscheidender Vorteil: Da die Kosten für jede/n „Teilzeitfahrer/in“ beträchtlich sinken würden, könnten die sich in Zukunft sparen, über die hohen Benzinpreise zu schimpfen. Die Funktionalität solcher Gemeinschaften ist längst praktisch erwiesen. Um also diese Elegie der Autogemeinschaft würdig abzuschließen, kann einem mittlerweile über hundert Jahre alten Slogan abgewandelt neues Leben eingehaucht werden: Bildet WILDE Autogruppen, bildet AutoGEHmeinschaften! |
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