Was wurde aus … – Retro jedweder Art ist ja durchaus hipp. Die gegenwärtige Generationen 30+ schwelgt gern mainstream-medial gesteuert in Kindheits- und Jugenderinnerungen. Dieser Beitrag soll aber keine Abrechnung mit dem Schwelgen in Erinnerungen sein. Vielmehr soll er die kritische Frage aufwerfen, welche Erinnerungen assoziiert werden. Was wurde also aus: dem Ozonloch, dem Treibhauseffekt, dem sauren Regen?
Schöne Erinnerungen, selbstverständlich, die rufen wir alle gerne wieder ab. Unangenehme Erlebnisse oder Informationen können im Laufe der Zeit und mit einer gewissen Bereitschaft dazu verarbeitet werden. Was passiert allerdings mit jenem im Hirnkastl abgespeicherten Wissen, das – fast schon schmerzhaft – umwelt- und verkehrspolitische Fehler der rund letzten dreißig Jahre direkt vor Augen führt? Es wird – leider – häufig verdrängt. Dabei muss eine Memorisierung des „guten“ oder „bösen“ Ozons gar nicht ursächlich negativ behaftet sein. Da kann uns durchaus auch „Quaxi“ oder „AmDamDes“, oder, je nach Vorliebe, ein in Japan produzierter Zeichentrickfilm (wahlweise „Heidi“, „Biene Maja“, „Nils Holgerson“) einfallen. Oder auch, als man im Chemieunterricht bei Behandlung dieses Stoffes den Druckminenbleistift auf dem Ringfinger abgedrückt hat. Zur Erinnerung aber trotzdem: Das „gute“ Ozon ist jenes, von dem es zu wenig in der Stratosphäre gibt, das „schlechte“ Ozon ist das bodennahe Ozon in der Troposphäre, von dem es wiederum zu viel gibt. Waren die Killer für „gutes Ozon“ vorwiegend Fluorchlorkohlenwasserstoffe (FCKW), eingesetzt als Kühlmittel, Treibgas und Reinigungsmittel, so haben zuviel „schlechtes“ Ozon, der Treibhauseffekt und der saure Regen gemeinsame Verursacher: in die Umwelt transmissionierte Stickstoffe (NOx), Schwefeloxide und Kohlenstoffmonoxid (CO) und Kohlenstoffdioxid (CO2). Und diese chemischen Verbindungen entstehen zu einem großen Teil durch Verbrennungsmotoren im Straßenverkehr. Das ist heute nicht anders als vor 30, 40 oder 50 Jahren. Natürlich, es gibt Katalysatoren für Ottomotoren. Wenn aber so viel mehr Autos (im Vergleich zu den 1980er-Jahren) auf den Straßen herumbrettern, dann ist die Schadstoffreduktion durch Maßnahmen wie Katalysatoren, nun ja, Makulatur. Insgesamt ist die CO2-Emission bekannterweise in Österreich auch das Gegenteil von rückläufig. Dennoch verwundert es nicht, in Erinnerungen schwelgend, dass genau eben jene „Retros“, die genaugenommen noch gar keine sind, aus der gegenwärtigen Diskussion um Energiewende, Verkehrspolitik und Nachhaltigkeit ausgeklammert werden. Diese Erinnerung ist nämlich fast schon eine Bankrotterklärung der Verkehrsplanung und der Politik der letzten 30 Jahre. Aber: Leider ist das nicht nur eine Bankrotterklärung der Politik oder/und der Verkehrsplanung – das ist, so hart das auch klingen mag, die des Großteils der Generationen 30+ nämlich. Was fehlte, war auch ein wilderes Sich-an-der-eigenen-Nase-Nehmen in den 1980ern, 1990ern und dem Milleniumsjahrzehnt. Sich an der Nase zu nehmen und mehr zu GEHen, beispielsweise. Nicht, um das Gewissen zu beruhigen. Sondern um aus Fehlern zu lernen. Wer neue Wege GEHt, sollte auch darauf achten, dass am Wegrand nicht wieder genau jene Menetekel stehen, die bereits vor Jahrzehnten übersehen wurden. |
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