Seit 1862 gibt es ihn, den österreichischen Alpenverein. Anfangs so steht es in der Historie geschrieben, will der Verein die Kenntnis von den Alpen verbreiten, sowie die Liebe zu ihnen fördern und ihre Bereisung erleichtern". Als Mittel dazu dienten Vorträge und Publikationen. Franz Senn war das nicht genug. Der Ötztaler Pfarrkurat wollte mehr. Er wollte weniger reden, mehr tun. Senn schwebte eine Partnerschaft von erholungssuchenden Städtern und den Bergbewohnern vor. Wege und Unterkunftshütten, ausgebildete Bergführer sowie Karten und Führer sollten dazu dienen.
Heute zählt der Österreichische Alpenverein 415.000 Mitglieder. Wirklich bemerkenswert finden die URBs die 238 Schutzhütten mit 13.000 Schlafplätzen, die den Alpenverein zum größten Beherbergungsbetrieb in Österreich machen. Und bei 40.000 Kilometern betreuter Alpenvereinswege werden dem Urb allein von der Vorstellung daran die Füße schon ganz kribbelig... Interessant: 1685 wurde hier das erste Kaffeehaus in Wien von Johann Diodato eröffnet. Ein nur mit einfachen Holzbänken und kleinen Tischen ausgestattetes Zimmer wird zur besonderen Attraktion. Das damalige Hachenbergischen Haus ist heute das Haus Rotenturmstraße 14, in dem sich nicht nur das Cafè Daniel Moser befindet, sondern eben auch die Servicestelle und Kletterhalle des Alpenvereinshauses der Sektion Austria. Das Haus steht seit 1980 unter Denkmalschutz. Und genau hier begegnet UrbTV den beiden Kletterprofis Harald Herzog und Andi Renner. Andreas Renner studiert im 5. Semester Medizin. Seit etlichen Jahren klettert er und ist in den Bergen unterwegs. Weil Bergsteigen nur anspruchsvolles spazierengehen ist, wie er meint, hat auch er einen sehr starken Bezug zum zu Fuß gehen in der Stadt. Aber auch abseits des Berg- und Klettersports hilft ihm das "gehen“, weil er dadurch Gedanken sammeln und reflektieren kann, was speziell nach belastenden Krankenhauspraktika sehr wichtig ist. Harald Herzog studiert Philosophie seit 2004, entwickelt und betreut Bauprojekte und schreibt zur Zeit seine Diplomarbeit über den Zusammenhang von Bildung und Wissen in der Philosophie. Wie kam er zum Klettern? Klassisch: er wollte es schon lange probieren, aber kannte niemanden, der klettert. Über einen Studienkollegen ist er dann vor drei Jahren dazugekommen. Das Klettern bedeutet für ihn körperliche Betätigung, die nicht im Auswendiglernen von Übungen besteht und damit immer interessant bleibt. Gegensatz und Ausgleich zum Studium. Was noch? Mit Freunden aktiv sein. Klettern bringt Erholung, Reiz, Anspannung, Entspannung, die eigene physische Präsenz zu spüren, Spaß, Freunde, Wettbewerb mit sich selbst und anderen, Grenzerfahrung, Nervenkitzel, unmittelbar zu sein. Harald trainiert oft und hart ;-), meistens zweimal die Woche, zum Freunde treffen. Dann werden gegenseitig "Probleme" gezeigt, das ist der Ausdruck beim Bouldern für selbst gesetzte Routen. (Bouldern = klettern ohne Seil in Absprunghöhe) Beim Klettertraining arbeitet man mit Schwerpunkten für einzelne Sequenzen d.h. man übt besonders klein zu greifen z.B. oder bewusster seine Tritte zu wählen (vertikale Schritte sind Tritte) und Ruhepositionen zu finden - nur mit den Füßen ohne Zuhilfenahme der Hände in der Wand stehen zu können. Harald verrät uns: „Es ist für mich neu und interessant mein Augenmerk auf diese alltägliche Tätigkeit „gehen“ zu richten. Gehen ist für mich im Alltag das "Dazwischen". Ich habe selbst kein Auto und daher ist es für mich wesentlich. Im Gehen kann (selbst) man(n) seine Multitaskingfähigkeit beweisen indem man(n) telefoniert und gehen ist für mich sammeln, den nächsten Schritt vorbereiten. Klettern ist seinen Spielraum erweitern, gehen auch (oder umgekehrt). Beim Bergsteigen ist gehen das Mittel meiner Erholung, aber darin weniger Mittel, da "ich" gehe.“ Andi und Harald tun`s. Luis, Reinhold und Gerlinde tun`s. Und ich war auch oben. Nicht freiwillig. Man hat mich gezwungen, in der Kletterhalle ganz rauf zu klettern. Da nützt es auch nix, wenn man gesagt bekommt, dass man ein anderer Mensch sein wird, wenn man wieder unten angekommen ist. Aber ich will kein anderer Mensch sein, denn in Anbetracht von 11 Metern, einem Seil und komischen Hacken, die von der Wand lachen, bin ich doch eigentlich recht zufrieden mit mir und der Welt. Also nix hat`s genützt, dass ich nicht wollte. Weil die Profitruppe von der Rotenturmstraße mich motivieren: trotz Höhenangst soll ich rauf. Ich bin wiedermal zu feig „nein mach ich nicht“ zu sagen. Diese Supermänner wollen mich sicher nicht sterben lassen, mache ich mir selbst Mut. Sie wollen mich schwitzen sehen. Hier der Beweis. Jede Farbe der angeschraubten Klötzchen steht symbolisch für einen vorgegebenen Weg in unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden, bekomme ich erklärt. Der Weg in Blau, den ich mir ausgesucht habe, ist den 5-Jährigen schon zu leicht, meint Hannes und grinst. Mein Herz klopft trotzdem oder gerade deswegen und ich bin nicht sicher, ob die vom Alpenverein nicht doch das eine oder andre Steinchen vergessen haben hinzzuschrauben. Oben angekommen, ist es einfach nur geil. Also urbig-geil, um es im WildUrb-Chargon auszudrücken. Denn wir befinden uns ja schließlich nicht irgendwo, sondern mitten in der City. Also Urb`s, (r)auf geht`s! Kletterzentrum Austria: http://www.oeav-events.at Klettergruppe Pretty Kitty: www.codeli.net/prettykitty Manuel Rubey, der österreichische Schauspieler (Falco – Verdammt, wir leben noch) und Sänger von der Rockband Mondscheiner zeigt uns seinen WildPlace, welcher sich in den Steinhofgründen im 14. Bezirk befindet. Ich treffe ihn beim Eingang bei der Feuerwache und obwohl ers nicht so sehr mit der Natur hat, wie mir Manuel gleich am Anfang erzählt, mag er diesen Ort hier sehr gern. Es ist ein guter Stadtnatur - Kompromiss für ihn. Um diese Jahreszeit ist es hier wie überall eher grau als grün, aber man hat einen wunderbaren Ausblick und kann beim rumurben ein paar Sonnenstrahlen einfangen und die Welt schön finden.
Der WildUrb Track »Tiefe Gründe« erzählt uns die Geschichte rund um dieses Gebiet, wo ja in der Vergangenheit teils ganz schreckliche Dinge passiert sind. Otto Wagner hat das Landschaftsbild hier stark geprägt und heute streitet man sich darüber, ob die Pavillions zu privaten Wohnräumen umfunktioniert werden sollen. Budgets werden gestrichen, so dass die Möglichkeit zur Erhaltung der Bauten kaum gegeben ist. Und was ist dann? Wer soll sich das leisten können hier zu wohnen. Wieder sind es eher die Privilegierten, die Upper Class, der im Wald, auf der Anhöhe mit Blick über die Stadt im Otto Wagner Stil zu wohnen erlaubt sein wird. Schon wieder wünsche ich mir mehr Ausgewogenheit und Gerechtigkeit und frage mich, warum sich noch nichts geändert hat daran, dass die Reichen und Schönen oben und das Fußvolk unten wohnt, warum es in jedem öffentlich geförderten Wohnbau eher die schlechteren und nie die besseren Wohnungen sind, die sich Otto-Normal(wut)bürger leisten kann. Die gesamte Psychiatrische Abteilung vom Otto Wagner Spital soll auf alle anderen Spitäler in Wien, die wie man ja eh weiß, schon total überfordert sind verlegt werden. Ob das ein guter Plan ist? Nun ja. Neben den psychisch Kranken will man halt nicht sooo gern wohnen, also besser bringt man sie anderswo unter. Erhalten bleibt das Pulmologische und Orthopädische Zentrum. Solche Patienten machen da oben wahrscheinlich eh keine Mätzchen. Das Selbe soll übrigens mit dem Krankenhaus Hietzing, ein historischer Bau am schönen Lainzer Tiergarten gelegen, passieren. »Privatisierung ist Diebstahl an der Öffentlichkeit«, so der Titel eines Artikels in der Le Monde diplomatique von Ugo Mattei. Privatisieren stammt vom Lateinischen »privare« = rauben ab. Was wir in den letzten Jahren als vermeintlich besser überredet bekamen, zeigt sich am Ende als schlimmen Verlust. Es hieß, das wir uns um Eigentum viel besser kümmern würden, als um Gemeingüter. Aber genau das Gegenteil ist der Fall. Das, was wir gemeinsam auf Basis selbst erstellter Regeln nutzen wird viel besser gepflegt. Das, was im Privatbesitz ist und über das durch Bezahlung der Nutzung durch andere Profit gemacht wird, kann nur ausgedünnt werden. Denn da muss der Gewinn maximiert werden und das geht dann am besten, wenn möglichst wenig Aufwand in den Betrieb gesteckt wird. Daher gehen nun viele Projekte wieder zurück in die Gemeinschaften, seien es Wasserwerkte, E-Werke oder sonstige Betriebe. Also Hände weg von unseren Gemeingütern, sagt Dr. Martin Bartonitz. Er hat auch einen interessanten Artikel über unser Geldsystem – im Widerspruch zur Grundregel: Du sollst nicht stehlen – geschrieben. Manuel Rubey spielt übrigens die Hauptrolle in der 10-teiligen Internetserie Fauner Consulting. Diese Serie wurde ohne irgendwelche Fördergelder oder Unterstützung durch Sponsoren und ohne Auftrag eines Fernsehsenders produziert, was wieder einmal zeigt, dass es auch anders GEHT. Das Leute, ist absolutely urbig und sehenswert! Roland Girtler ist Soziologe und Kulturanthropologe. Ein Phänomen dieser Mann. Ein Unikat, ein Original. Einer, der viel weiß. Vielleicht weil er soviel geht und weil er dabei immer mit offenen Augen und Ohren durch die Gegenden läuft und viel mitbekommt von den Menschen und davon, was sich dort und da tut. Ein leidenschaftlicher und fanatischer Fußgänger sei er, sagt er mir. Weil er beim zu Fuß gehen Land und Leute kennenlernen kann. Girtler will mich dort treffen, wo er wohnt. Hier ist sein WildPlace: Am Spittelberg im 7. Bezirk. Er findet die Gegend hier deswegen interessant, weil sich zum Teil so viele alte Häuser erhalten haben. Das Haus in dem Prof. Girtler wohnt, befindet sich in der Kirchberggasse und ist aus dem Jahre 1824.
Der Spittelberg zwischen Museumstraße, Breite Gasse, Siebensterngasse, Stiftsgasse, Burggasse, Gardegasse, Faßziehergasse und Neustiftgasse gelegen, war einst sozusagen das St. Pauli von Wien – ein "Grätzl" voller Spelunken, Spielhallen und Stätten des Gunstgewerbes. Früher war das hier eine arme aber bunte Gegend. Im 15. Jahrhundert blickten beispielsweise noch Rinder, Schafe und Ziegen von den Bergweiden runter ins nahe Wien, zwischendurch wechselten Safrangärten, Wein- und Krautgärten, Äcker, Wiesen und Felder ihre Besitzer und nach der Türkenbelagerung blieb wenig an unzerstörter Bausubstanz zurück, nach deren Abzug begann der zügige Wiederaufbau. ...Huren, Gaukler, Straßenkünstler, Journaillenschreiber, Artisten, Schriftsteller ... Menschen, die Legenden spinnen gab es hier, heißt es. Neben den Bordellen wurde von Wandertruppen Theater gespielt, in Holzverschlägen – bis heute im Theater am Spittelberg – auf freien Plätzen oder in den Gasthäusern; ermöglicht durch die Gewährung der Schauspielfreiheit 1776 durch Joseph II. Bänkelsänger, Harfenisten und Sängerinnen sangen ihre deftigen Spittelberger Lieder. Auch diese kann man sich heute noch im „Theater am Spittelberg“ vortragen lassen. Projektionsfläche, Faszination, ein bisschen Aufständigkeit, ein Hauch von Anarchie – eine wilde Gegend also. Es gibt hier nicht nur diese kleinen Gassen zum herumflanieren, sondern auch – und das erwähnt Roland Girtler nicht nur einmal – die Burggasse, die ja so wie wir sie alle kennen, immer im Stau steht. Leider. Immer sitzt nur einer im Auto drin, sagt Girtler. Fragen würd er gern, ob die Leut kein schlechtes Gewissen hätten, wenn sie allein im Auto sitzen. Könnten ja auch zu Fuß gehen. Tät nix schaden, meinen auch wir. Und dann treffen wir auf die Menschen am Spittelberg. Zum Beispiel den Uhrmachermeister Michael Ramsauer, der in seinem Laden das Ziffernblatt der ehemaligen Kirchturmuhr stehen hat, Veronika von der Astrobox und die Frau im kleinen Greißler-Laden, wo man nicht nur hingeht, um Semmerln oder Paradeiser zu kaufen, sondern auch um mit Menschen ins Gespräch zu kommen. Es wäre so schade, würde hier stattdessen ein Supermarkt entstehen, meint Girtler. TIPPS Theater am Spittelberg: www.theateramspittelberg.at Alle Lokale auf einen Blick: www.spittelberg.at/index.php?de_gastronomie Mehr über Roland Girtler: http://de.wikipedia.org/wiki/Roland_Girtler "Ich muß den Kopf freibekommen." Dieser Gedanke war der Ursprung und die Triebfeder meiner Wanderung. Ich weiß nicht wie vielen es so geht, aber nach einer gewissen Zeit in einem Büro, wird der Geist müde und lethargisch. Diese mentale Abgespanntheit wirkt sich unweigerlich auch auf das körperliche Wohlbefinden aus und so wusste und hörte ich genau den Imperativ: "Gehe!" Seit meiner Kindheit wollte ich schon immer einmal von Salzburg nach Wien zu Fuß und genau das habe ich gerade gemacht.
Die Gleichförmigkeit der Bewegung während des Wanderns, die vielen Details, die du durch diese Entschleunigung in dich aufnehmen kannst, aber vor allem die unmittelbare Verbundenheit zur Natur und den Elementen waren also die Kur, die ich mir verordnete! Oh, und wie ich mich darauf freute! Es ist gar nicht so viel Vorbereitung notwendig. Du brauchst Zeit, einen guten Rucksack, Wanderadjustierung - und den unerschütterlichen Willen, nein die Überzeugung und das Wissen, um die unglaubliche Seelenhygiene so eines Weges. Wenn du also keinen Weg mehr gehen kannst, dann gehe einen Weitwanderweg. Das war meine Motivation. Eine gewisse Grobplanung des Weges ist unerlässlich. Genauso wie die Wahl des Nachtlagers. Ich hatte mich entschlossen, jeden Tag in einem Landgasthof zu übernachten, aber nicht zu reservieren, um flexibel zu bleiben. Gefällt es dir wo gut, bleibe eine Zeit. Mißfällt dir ein Weg, wähle einen anderen. Dies birgt natürlich das Risiko, dass du einmal abends, müde und fertig, in eine Ortschaft kommst, die kein Zimmer für dich bereithält. Deine Entscheidung. Die tägliche Strecke der Wanderung richtet sich nach deiner persönlichen Leistungsfähigkeit. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass 25 km pro Tag (30km maximal) leicht reichen. Mache nicht den Fehler und betreibe so eine Wanderung als Leistungssport - so viel entgeht dir dabei! Die in etwa 300km von Salzburg nach Wien, bewältigte ich in 12 Tagen. Aber dieser Aspekt ist völlig unerheblich! Es ist nämlich nicht wichtig anzukommen! Es ist schön, ja, aber wirklich völlig unerheblich! Aber um das zu verstehen, musst du selber gehen. Ich suchte mir eine möglichst flache Strecke von West nach Ost und los ging's! Am ersten Tag kam ich in Straßwalchen an. Ca. 33 Kilometer und der Rucksack elendig schwer. Habe am nächsten Tag in der Früh, meinen Rucksack um ca. 5 kg erleichtert und das mit der Post nach Hause geschickt. Weniger ist mehr. Höre auf deinen Körper und nimm auch kleine Problemchen und kleine beginnende Wehwehchen deiner Füße ernst. Tust du das nicht und zeigst falsche Härte, so wirst du deine Wanderung, die ja fast 2 Wochen dauern soll, abbrechen müssen. Täglich mehrmalige Fußpflege und vor allem ein gewissenhaftes "Blasenmanagement" an den Füßen erleichtern dir das Wandern und helfen dir vor allem durchzukommen. Außerdem muss dir klar sein, dass du bei einem 2Wochen dauernden "Gang" ziemlich sicher jedes Wetter bekommst. Darauf musst du dich einrichten. Ein mehrtägiger Marsch im Starkregen ist ohne adäquate Ausrüstung ein Martyrium und selbst mit Funktionsunterwäsche und Goretex-Oberbekleidung nicht einfach. Ich bin 2 Tage lang bei richtigem Sauwetter gegangen, triefnass durch und durch und habe dann abends unter einer Unterführung am Smartphone versucht, herauszufinden wo ich nächtigen werde. Herrlich! (Aber ohne richtige Bekleidung fast nicht möglich.) Die Wahl der Strecke obliegt dir. Klar ist: Ein schöner Weg kostet Kilometer. Nimm sie in Kauf! Es ist allemal schöner an einem Wiesenbach oder einem Waldesrand entlang zu wandern, als auf der Hauptstraße zu marschieren. Manchmal, eigentlich sehr oft, geht es aber nicht anders. Ich war mir dann immer der Gefahr bewußt, bin auf der linken Seite gegangen und war dabei sehr aufmerksam. Denn ein Wanderer passt heute einfach nicht mehr ins Bild des Straßenverkehrs, so scheint es. Kommt deine Wanderung ins "Fließen" so bist du genau am Weg! Ich meine damit, dass du dich auf alles wirklich und richtig freust! Alles wird ehrlich. Hast du Hunger, dann hast du wirklich Hunger. Wenn du gegessen hast, dann bist du wirklich satt. Bist du müde, bist du richtig müde (nicht nur abgespannt oder gar gelangweilt). Durch das Gehen werden deine Empfindungen und Gefühle gestärkt. Deine Sinne werden geschärft. Dein Verstand wird klar. Dein Geist wird frei. Und jeden Tag in der Früh kannst du es kaum erwarten los zu gehen und auf deinem Weg neues zu entdecken! Sei freundlich zu allen Menschen die du triffst und du wirst viel Freundlichkeit selbst erfahren. Diesen Zustand meine ich mit "Fließen" und in diesen "Flow" kam ich ungefähr am 4. Tag: viele Worte für einen Weg mit so wenigen Worten. Aber die braucht es auch nicht beim Gehen. Momentan, während ich dies schreibe, sitze ich in der Westbahn und fahre die Strecke für die ich 12 Tage gebraucht habe, in 3 Stunden wieder heim; und ich lächle. Diese Wanderung hat meinen Kopf mit frischem Herbstwind durchgeblasen und meine Seele zum Leuchten gebracht. Und dies einfach nur durch GEHEN. Text und Bilder: Tomi Tulpe Wenn man beschließt eine Weitwanderung zu machen, muss man sich sehr gründlich vorbereiten. Tja, dann machen wir das halt mal. Wanderequipment kaufen, Wanderführer lesen, Unterkünfte reservieren und sich ausgiebig auf das kommende Großereignis freuen. Je näher der Tag der Abreise kommt, desto größer die Zweifel: schaffe ich überhaupt 25 Kilometer am Tag? Und zwar bergauf und bergab und soweit bin ich eigentlich noch nie gegangen; habe ich die einzelnen Etappen nicht zu großzügig berechnet? Egal, da müssen wir jetzt durch!
Wir starten in Passau. Die Sonne scheint, wir (die Widhalms, Wuff Malibu, Wuff Yuki und ich) sind guter Dinge, haben die Füße einbalsamiert und es geht los. Der erste Tag führt uns durch Wald und über Wiesen, durch verschlafene Dörfer inklusive deren Eingeborener - ähm Einheimischer, welche uns tapfer Wasser spenden. Wir schnaufen, schwitzen, liegen im Gras, reden Blödsinn, die Wuffs geniessen das Laufen, Yuki versucht sich im Fangen von einem Reh, welches sie nicht erwischt und ist sogar einmal für 20 Minuten abgängig, entscheidet sich dann aber doch wieder zu ihrem Stammrudel zurückzukehren. So gehen wir die ersten 100 Kilometer bis Linz. Mal bei schönem Wetter, mal bei Regen in Ponchos gehüllt, um dann in einer Romatikpension zu übernachten, wo eigentlich nichts so wirklich romantisch ist, außer vielleicht der Teppich am WC!? Wir sind eine gute Wandercrew geworden. Ich bekomme bereits automatisch um zwölf Uhr mittags meine Käsesemmel gereicht, damit ich nicht unterzuckere und grantig werde. Meine manischen Lachanfälle ab Kilometer zwanzig werden einfach zur Kenntnis genommen und so schaffen wir jede Etappe wie geplant, auch wenn ich etwas genervt alle fünf Minuten „wo is endlich des Sch... Schlögen“ wiederhole. In Linz angekommen heißt es Abschied nehmen, Yuki und ich gehen nun allein weiter. Yuki kann es nicht glauben und dreht sich den ersten Tag alle fünf Meter um, als wollte sie fragen: "Wo sind die Anderen geblieben?" Und dann geht es los. Das eigentliche Abenteuer Gehen beginnt HIER! Morgens tut mir alles weh und da jetzt niemand mehr da ist, um mich zu motivieren, muss ich das nun selbst übernehmen. Also: ich habe ein Ziel. Auf geht´s. Die Wege ziehen sich dahin. Streckenweise erfreue ich mich an der schönen Landschaft, um zehn Minuten später auf die blöden Radfahrer zu schimpfen, welche schon aus 400m Entfernung zu klingeln beginnen. "Ja wieviel Platz braucht ihr denn? Soll ich in die Donau springen oder was?" Sogar die Treppelwege sind gesperrt und wir müssen auf die Bundesstraße ausweichen. Zwei Tage Bundesstraße …… das geht gar nicht. Yuki ist genervt von den LkW´s und Traktoren, ich vom 3 Meter hohen Mais, der uns umgibt: "Wozu brauchen die soviel Mais?" Ich sehe Kilometerweit nur Mais und Beton, sonst nichts. Wo ist die Idylle von den Donauschiffen, den Möwen und Reihern? Wir sind erschöpft, von der Monotonie, legen uns einfach in die nächste Wiese und schlafen ein. Eigentlich wollte ich ja die Zeit auf der Wanderung nutzen, um nachzudenken. Um in mich zu gehen. Nix da. Der Überlebenskampf beginnt. Wo bekommt man am Sonntagnachmittag in Mauthausen etwas zu Essen? Ja das sind wirklich wichtige Dinge. Oder hat die Pension eine Waschmaschine, weil nämlich eine Hundefutterdose aufgeplatzt ist und nun meine ganze Wäsche nach Hundefutter riecht. Aber ich habe alle Probleme gelöst. Nachgedacht habe ich nicht viel, außer wann ich wie was zu Essen bekomme und wie die nächste Herberge wohl sein wird. Die letzte Etappe war übrigens wieder super schön – durch die Au. Mir haben schon so die Füße wehgetan und auch alles andere irgendwie, aber es war egal. Ich habe gelernt, dass 10 Kilometer unendlich lange sein können. Dass das Leben entschleunigt wird, wenn man lange geht und das ist gut so. Für mich war es sehr wichtig so eine Erfahrung zu machen, inklusive Blasenpflaster und AUA………..weil ich hatte ein Ziel und das war Grein. Und egal ob in Zukunft das Ziel Grein oder was andres sein wird, mir ist klar geworden: wenn ich mein Ziel kenne, dann weiß ich auch, dass ich es schaffe dorthin zu gelangen. Und zwar: Schritt für Schritt! |
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