Wenn man beschließt eine Weitwanderung zu machen, muss man sich sehr gründlich vorbereiten. Tja, dann machen wir das halt mal. Wanderequipment kaufen, Wanderführer lesen, Unterkünfte reservieren und sich ausgiebig auf das kommende Großereignis freuen. Je näher der Tag der Abreise kommt, desto größer die Zweifel: schaffe ich überhaupt 25 Kilometer am Tag? Und zwar bergauf und bergab und soweit bin ich eigentlich noch nie gegangen; habe ich die einzelnen Etappen nicht zu großzügig berechnet? Egal, da müssen wir jetzt durch!
Wir starten in Passau. Die Sonne scheint, wir (die Widhalms, Wuff Malibu, Wuff Yuki und ich) sind guter Dinge, haben die Füße einbalsamiert und es geht los. Der erste Tag führt uns durch Wald und über Wiesen, durch verschlafene Dörfer inklusive deren Eingeborener - ähm Einheimischer, welche uns tapfer Wasser spenden. Wir schnaufen, schwitzen, liegen im Gras, reden Blödsinn, die Wuffs geniessen das Laufen, Yuki versucht sich im Fangen von einem Reh, welches sie nicht erwischt und ist sogar einmal für 20 Minuten abgängig, entscheidet sich dann aber doch wieder zu ihrem Stammrudel zurückzukehren. So gehen wir die ersten 100 Kilometer bis Linz. Mal bei schönem Wetter, mal bei Regen in Ponchos gehüllt, um dann in einer Romatikpension zu übernachten, wo eigentlich nichts so wirklich romantisch ist, außer vielleicht der Teppich am WC!? Wir sind eine gute Wandercrew geworden. Ich bekomme bereits automatisch um zwölf Uhr mittags meine Käsesemmel gereicht, damit ich nicht unterzuckere und grantig werde. Meine manischen Lachanfälle ab Kilometer zwanzig werden einfach zur Kenntnis genommen und so schaffen wir jede Etappe wie geplant, auch wenn ich etwas genervt alle fünf Minuten „wo is endlich des Sch... Schlögen“ wiederhole. In Linz angekommen heißt es Abschied nehmen, Yuki und ich gehen nun allein weiter. Yuki kann es nicht glauben und dreht sich den ersten Tag alle fünf Meter um, als wollte sie fragen: "Wo sind die Anderen geblieben?" Und dann geht es los. Das eigentliche Abenteuer Gehen beginnt HIER! Morgens tut mir alles weh und da jetzt niemand mehr da ist, um mich zu motivieren, muss ich das nun selbst übernehmen. Also: ich habe ein Ziel. Auf geht´s. Die Wege ziehen sich dahin. Streckenweise erfreue ich mich an der schönen Landschaft, um zehn Minuten später auf die blöden Radfahrer zu schimpfen, welche schon aus 400m Entfernung zu klingeln beginnen. "Ja wieviel Platz braucht ihr denn? Soll ich in die Donau springen oder was?" Sogar die Treppelwege sind gesperrt und wir müssen auf die Bundesstraße ausweichen. Zwei Tage Bundesstraße …… das geht gar nicht. Yuki ist genervt von den LkW´s und Traktoren, ich vom 3 Meter hohen Mais, der uns umgibt: "Wozu brauchen die soviel Mais?" Ich sehe Kilometerweit nur Mais und Beton, sonst nichts. Wo ist die Idylle von den Donauschiffen, den Möwen und Reihern? Wir sind erschöpft, von der Monotonie, legen uns einfach in die nächste Wiese und schlafen ein. Eigentlich wollte ich ja die Zeit auf der Wanderung nutzen, um nachzudenken. Um in mich zu gehen. Nix da. Der Überlebenskampf beginnt. Wo bekommt man am Sonntagnachmittag in Mauthausen etwas zu Essen? Ja das sind wirklich wichtige Dinge. Oder hat die Pension eine Waschmaschine, weil nämlich eine Hundefutterdose aufgeplatzt ist und nun meine ganze Wäsche nach Hundefutter riecht. Aber ich habe alle Probleme gelöst. Nachgedacht habe ich nicht viel, außer wann ich wie was zu Essen bekomme und wie die nächste Herberge wohl sein wird. Die letzte Etappe war übrigens wieder super schön – durch die Au. Mir haben schon so die Füße wehgetan und auch alles andere irgendwie, aber es war egal. Ich habe gelernt, dass 10 Kilometer unendlich lange sein können. Dass das Leben entschleunigt wird, wenn man lange geht und das ist gut so. Für mich war es sehr wichtig so eine Erfahrung zu machen, inklusive Blasenpflaster und AUA………..weil ich hatte ein Ziel und das war Grein. Und egal ob in Zukunft das Ziel Grein oder was andres sein wird, mir ist klar geworden: wenn ich mein Ziel kenne, dann weiß ich auch, dass ich es schaffe dorthin zu gelangen. Und zwar: Schritt für Schritt! |
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