WildUrb
  • Home
  • Wege
  • Orte
  • Blog
  • Maps
  • WildUrb
    • Presse
    • Team & Kontakt
    • Tätigkeiten
  • Shop

Zur Schnepfenwiese urben.

17/2/2014

Kommentare

 
Diesmal begleiten wir einen guten Bekannten und lieben Freund - Vincenzo Lembo, auch liebevoll Enzo genannt - und urben mit ihm durch Hadersdorf-Weidlingau. Hier wächst der Wald in die Stadt. Mit Enzo nehmen wir die Salzwiesengasse als Ausgangspunkt für einen Spaziergang Richtung Wilhelminenberg, wo wir neben Vogelgezwitscher, geheimen Schwammerlplätzen und jeder Menge zu umarmender Bäume durch einen Abstecher auf Zeugnisse aus Geschichte und Literatur treffen. Urb Enzo verrät uns Plätze, die man alleine oder noch besser zu zweit aufsucht. 


Wiesen, in denen man im hohen Gras liegend relaxen kann. Wald, in dem man gehend die Zeit vergisst. Auch das kann Großstadt sein. Im 14. Hieb vereinen sich Stadt und Land. Dort wuchs Vincenzo Lembo auf und dorthin kommt er immer wieder gerne zurück. Um nachzudenken oder um sich die Sonne auf den Bauch scheinen zu lassen. Und weil sein Elternhaus dort steht... Richtig Heimat eben. 

Wem so viel Grün alleine zu viel ist, kann sich auf Geschichtsreise begeben und Grabplatten, die von vergangenen Schlachten oder Gedenksteine, die an einen der größten österreichischen Schriftsteller erinnern, entdecken. Feldmarschall Laudon ließ sich auf seinem 1779 erworbenen Anwesen ein Denkmal – den sogenannten Türkenstein – eine Trophäe seines siegreichen Feldzugs gegen die Türken errichten. Unweit davon stand das Laudonsche Forsthaus in dem Heimito von Doderer, der berühmte Autor der „Strudlhofstiege“, 1896 geboren wurde. 

Beides finden die URBs hier auf diesem Weg.  Wir gehen weiter durch den Wald Richtung Wilhelminenberg, ca. eine 3/4 Stunde und kommen zur "Schnepfenwiese", eine Art riesige Lichtung. Herrlich! Schade, dass uns auf dem Weg hierher Vincenzo nicht zeigen wollte, wo die besten Schwammerln zu finden sind ;-) Das bleibt wohl sein ganz persönliches Geheimnis... 

BUCHTIPPS
Die Strudelhofstiege
von Heimito von Doderer, DTV, ISBN 978-3423012546
Achtung: Das "Büchlein hat über 900 Seiten ;-))
Tante Jolesch

von Friedrich Torberg, DTV, ISBN 978-3423012669

Auch als Hörbuch sehr empfehlenswert! 
Kommentare

GEHEN wie die Superheldinnen.

17/2/2014

Kommentare

 
Bevor wir URBs wie Spiderman die Dächer der Stadt bezwingen, werden wir zuvor ein bisschen am Aufstieg arbeiten ;-). Tja, wohl etwas hoch gegriffen, aber wir haben auch jede Menge Spass beim Gehen in der Vertikalen, ohne dass uns die Spinne beisst. Und wer wüsste bei dieser Disziplin besser Bescheid, als die Superheldinnen Andrea Maruna und Johanna Ernst.

Wir treffen sie gemeinsam im Kletterzentrum des Alpenverein Edelweiss. Hier in der Walfischgasse 12 im 1. Bezirk wird gebouldert was das Zeug hält. Denn diese Anlage ist mit über 1.000m2 Kletterfläche und 12.000 Griffen, Österreichs grösste Boulderhalle. Dem Urb stehen sieben unterschiedliche Kippwände, eine asymetrische Torbogenwand, echte Piazkanten, eine 4m Sinterfahne, 100 m2 Dachkletterfläche, eine Strukturtechnikplatte mit Wasserrillen sowie versetzbare Strukturelemente, wie Stalaktiten und Sintersäulen zu Verfügung. Ausgelegt ist die Halle mit Hochsprungmatten. Zusätzlich gibt es einen Raum für's Therapieklettern, einen weiteren zum Aufwärmen sowie eine Fitnesskammer mit Gerätestationen.

Andrea Maruna und Johanna Ernst führen uns durchs Edelweiss-Bouldercenter. Die beiden sind recht oft hier zum trainieren, erzählen sie uns. Vor der Schule, nach der Schule und nach der Arbeit. Denn zum Klettern gehen braucht man nur wenig Ausrüstung und es ist einfach, die Sachen immer mit dabei zu haben. Ohne große Sporttasche, ohne viel Zeugs. Beide klettern schon ungefähr 10 Jahre, fast so lange, wie es die Kletterhalle in der Walfischgasse gibt. Andreas Spezialgebiet sind eher die Felsen draußen, wobei Johannas Metier die Halle drinnen ist, doch eines haben die beiden gemeinsam: sie GEHEN regelmäßig ins Edelweiss-Bouldercenter trainieren ;-)

Johanna ist mit 18 Jahren bereits Weltmeisterin. Sie hat alles gewonnen bis jetzt, sagt sie stolz. Weltcup und Europameisterschaft und sogar die Weltmeisterschaft in China. Sie ist eben, wie Andrea auch, eine echte Superheldin. Die Kraft dafür hat sie hauptsächlich beim Bouldern aufgebaut, die Ausdauer dafür beim Routenklettern. Johanna meint, dass es wichtig ist im Kopf frei zu sein, deswegen ist ihr das Mentaltraining auch besonders wichtig.

VARIANTEN DES KLETTERNS

FREIKLETTERN: 
Hier darf zur Fortbewegung nur der eigene Körper genutzt werden, jedoch mit Sicherung gegen Absturz. Die Kletterrouten sind in der Regel mit Felshaken ausgestattet, nur an einigen Routen muss selbst gesichert werden. Geklettert wird in Klettergärten, Hallen und an Felswänden. 

BOULDERN: Das ist Klettern ohne Seil an Felsblöcken sowie an natürlichen oder künstlichen Kletterwänden in Absprunghöhe. Zur Dämpfung von Stürzen werden Matten (Crashpads) verwendet. 

TECHNISCHES KLETTERN: Hier werden Seile und Hilfsmittel (Trittleitern, Steigklemmen) zur Fortbewegung benutzt. Angewandt wird es vor allem beim Alpinklettern, wenn es aufgrund der Begebenheiten kein anderes Vorwärtskommen mehr gibt. 

FREE SOLO: Es wird auf alle Sicherungsmittel verzichtet, somit kann ein einziger Fehler fatal sein! Strukturelemente, wie Stalaktiten und Sintersäulen zur Verfügung. Ausgelegt ist die Halle mit Hochsprungmatten. Zusätzlich gibt es einen Raum für's Therapieklettern, einen weiteren zum Aufwärmen sowie eine Fitnesskammer mit Gerätestationen. 

HIER GEHTs: 
Edelweiss-Center 
1010 Wien, Walfischgasse 12 
Montag - Freitag: 09:00 bis 22:00 
Sa, So und Feiertage: 11:00 bis 21:00 
office@alpenverein-edelweiss.at 
www.edelweiss-center.at 

LINKS
Website von Andrea Maruna, www.andreamaruna.com
Website von Johanna Ernst, www.johanna-ernst.at
Kommentare

Haralds wilde Lieblingsplätze.

17/2/2014

Kommentare

 
Harald Havas ist der Meister im Wien Wissen. Er schreibt Wien Bücher, Sammelsurien, Comics,... Wahnsinn! Was der alles weiß, was der alles schreibt!! Er selbst nennt es kurioses, unnützes Wissen. Aber was heißt hier unnütz? Wohl eher wild! Denn eigentlich gerade deswegen gehört Harald Havas in die WildUrb Welt. Mir scheint, er ist ein wirklicher „wild, WildUrb“.

In seinen beiden Büchern „Kurioses Wien“ und dem gerade erschienenen „Furioses Wien“ beschreibt Harald Havas Dinge, die entweder keiner kennt oder keiner wirklich hinterfragt. In unserem Video verrät er uns, wo sein Lieblingsplatz ist und warum dieser Lieblingsplatz jetzt gar nicht mehr sein Lieblingsplatz ist. Sie haben ihn ihm weggenommen. Wer? Findige Garten- oder Praterlandschaftsplaner, wer weiß das schon so genau...

Entlang der Prater Hauptallee, neben uns die Bowlinghalle und hinter uns die Endstelle von der 1er Bim, gehen wir den Konstantinhügel hinauf. Die Erhebung ist nicht natürlich entstanden, so wie alle höheren Erhebungen im Prater nicht natürlich entstanden sind, weil der Prater ja früher Aulandschaft  und Flussarme von der Donau waren. Bei einem Spaziergang hat Harald das Plateau am Konstantinhügel für sich entdeckt. Es handelt sich hier um einen sogenannten „Bisschen-Aussichtspunkt“. Deshalb, weil man von allen Richtungen ein bisschen eine Aussicht hat. Ein bisschen über die Stadt, ein bisschen in den Prater und auch ein bisschen in den 2. Bezirk. Man ist mitten in der Stadt, mitten im auch sonst so turbulenten Getriebe und doch ein bisschen abgehoben. So ein bisschen eben ;-)

Jedenfalls war dort, wo der Konstantinhügel jetzt ein „Wimmerl“ hat, ein Kraftplatz. Das „Wimmerl“ soll als Rodelhügel dienen und ganz oben stehen ein paar Bänke und Tische, die zum Verweilen einladen sollen. Aber Harald kann es nicht verstehen. Ihn lädt da nix mehr zum Verweilen ein. Er hat alles versucht, doch der Platz ist nicht mehr, was er einmal war.  Alles das, was seinen Platz so energetisch, so besonders machte, findet er nicht wieder. Das „Wimmerl“ blockiert ganz offensichtlich die Kraft und der Platz strahlt jetzt nicht mehr wie früher, so eine herrliche zentrale Ruhe aus. Schade! Also hilft nur eins: es muss ein neuer Lieblingsplatz her!

Wir finden ihn in der Nähe der U3 Schlachthausgasse. Unweit von hier befindet sich nämlich ein Naturschutzgebiet mitten in der City. Eine sogenannte StadtWILDnis. Das freut die URBs gleich sehr, denn in wilden Stadtgegenden wie dieser, sind wir ganz und gar zu Hause. Auf dem Weg dorthin allerdings, ist die Stadt laut, die Häuser wirken seelenlos und kalt und es riecht irgendwie nach Industrie. Parallel zur Schlachthausgasse stadtauswärts zweigt die Maiselgasse von der äußeren Baumgasse ab. Hier finden wir den Zugang zur Wiener Stadtwildnis in Erdberg.

Wenn man in die Tiefe der Wildnis eindringt, betritt man ein einzigartiges Stück Wiener Boden von spröder Üppigkeit.
 Verdichtet wird die Stimmung durch die "hochplateauartige" Lage des Areals von mehr als zehn Metern über dem Terrain, in das bis zur Regulierung die Donau eingebettet lag. Sie war es, die – im Bogen anströmend – durch Anprall einen eindrucksvollen Steilhang geschaffen hat.
Den Horizont bilden Industrie-, Gewerbe- und Wohnbauten sowie die hochliegende Stadtautobahn. Die Lärmkulisse ist nicht unbeträchtlich, sie ist aber von Vogelgezwitscher durchsetzt.

Was ist das Einzigartige an dieser sogenannten "Stadtwildnis" in Erdberg?
 Im Laufe von Jahrzehnten ist hier – geschützt von Zaun und Beschränkungen eines künstlichen Standortes – auf einer mächtigen Erdaufschüttung über weitläufigen Kellern ein Pflanzenbestand herangewachsen, der eine außergewöhnliche Atmosphäre verbreitet. 

NOCH WAS: Und bevor wirs vergessen: nicht nur Venedig und Reutlingen hat enge Gassen. Nein, auch Wien kann das. Wo? Das verrät uns Harald im Video hier auf der wildurb.at und in seinem Buch „Furioses Wien“ auf Seite 56/57. Aber bevor ihr durch solche gar engen Gassen geht, versprecht uns bitte eins: Nicht zu viele Wiener Schnitzerl essen, okay?! ;-))

BUCHTIPPS
Furioses Wien: Ungewöhnliches, Unbekanntes, Unglaubliches
von Harald Havas, Metro Verlag Wien, ISBN 978-3993000349
Kurioses Wien
von Harald Havas, Metro Verlag Wien, ISBN 978-3993000004

Website von Harald Havas, www.havas.at
Kommentare

Neigungsgruppe GEHEN: durch's Stuwerviertel.

17/2/2014

Kommentare

 
WildUrb begegnet Robert Zikmund, dem sympatischen FM4 Moderator mit der roten Jacke und der eigenen Band namens »Neigungsgruppe Sex, Gewalt und Gute Laune«. Bei FM4 moderiert er FM4 Connected, Homebase, Charts; ansonsten gestaltet er oft Beiträge aus Politik und Wirtschaft; früher war er auch jahrelang Producer und Chef vom Dienst.

Die Band »Neigungsgruppe Sex, Gewalt und Gute Laune« ist zur Zeit in Deutschland wesentlich erfolgreicher als in Österreich. Das ist öfters mal so, meinen die URB`s. Denn was zählt schon der Künstler im eigenen Land? Da sind wir Ösis manchmal unurbig, aber das ist eine andere Geschichte. Zikmunds Band hat beispielsweise erst grad vor Kurzem in München vor ausverkauften 350 Leuten gespielt, während sie in Wien nicht mal beim Popfest auftreten dürfen, die Wiener-Dialekt-Welle haben hierzulande andere übernommen ;-) Was aber egal ist, wie Robert meint, weil Musik in Österreich eh nur immer Spass machen kann und soll, davon leben ist für fast alle ausgeschlossen – daher ist auch das Konkurrenzdenken absurd.

Aber jetzt genug von der Musik, zurück zum Gehen... Im Gehen kann man den Geist sätteln. Das Gehirn neigt ja dazu herumzuflitzen, sagt Robert, und das Gehen zentriert. Auch atmet man ruhiger, wenn man geht ...das hört sich jetzt total esoterisch an... (GEHT so ;-)) Gehen ist jedenfalls wie Musik, es geht um den Rhythmus, meinen the wild, wild URBs.

Robert nimmt uns mit in seine Welt des Stuwerviertels. Er zeigt uns sein Lieblingsplatzerl, dem angeblich heißesten Pflaster von Wien. Ganz entgegen mancher Stimmen, die da meinen, gerade hier wäre es wegen der Straßenprostitution kein Wohlfühlort, überzeugt uns Robert vom Gegenteil. Eine ganz liebevolle Wohngegend ist das hier, meint Robert. Das Stuwerviertel befindet sich ja in der Nähe der Prater Hauptallee und der Ausstellungsstraße und somit fast ums Eck zum urbigsten und unglaublich grünen Erholungsgebiet Wiens, dem Prater. Früher war das Stuwerviertel ein klassisches Arbeiterviertel, was sich zunehmend ändert. Viele Studenten ziehen hierher und bald, so Robert, wird man sich die Wohnungen auch hier nicht mehr leisten können.

Wir gehen ein Stück weiter und urben vorbei an so manchen kleinen Vorgärten. Die Häuserfassaden sind wunderschön wienerisch und herrschaftlich und Robert Zikmund hat sicher Recht, wenn er meint, die Lebensqualität ist hier außerordentlich gut, denn es gibt viel Freiraum, Licht, Luft, Grün – wie Martin Blumenau sagen würde: Stadtnatur eben.

Robert lebt seit immer schon im 2. Bezirk. Kurzfristiges Intermezzo in Floridsdorf, dann aber wieder zurück in die »Heimat«. Seit 1999 arbeitet er bei FM4, derzeit beendet er gerade nach 10-jähriger Pause sein WU-Studium. Und so wundert es auch nicht, wenn ihn jetzt, hier und heute gerade die Frage beschäftigt, wie korrupt der ganze Politzirkus wirklich ist, also ob Strasser Ausnahme oder Regel ist. Robert befürchtet ja eher Regel. Die Wirtschaft muss sich wieder auf den Menschen statt auf Renditen besinnen, der Shareholder Value Casino Kapitalismus führt zu: Leid und Elend von Milliarden zugunsten von 1% Superreicher, Zerrüttung aller sozialer Strukturen und schließlich zur Zerstörung des Planeten.

Das bewegt Stèphane Hessel, Robert Zikmund und die URBs, die bewegt und berührt das übrigens auch. Robert liest uns im Videobeitrag eine Stelle aus Hessels Buch »Empört Euch« vor. Der 93jährige Berliner Stèphane Hessel war Mitglied der Rèsistance, hat das KZ-Buchenwald  überlebt und ist einer der Mitautoren der Menschenrechtserklärung der Vereinten Nationen. Mit emphatischen Worten ruft der ehemalige französische Diplomat zum friedlichen Widerstand gegen die Unzulänglichkeiten unserer Gesellschaft auf. Dagegen zu kämpfen wird die schwierige Aufgabe der Menschheit für die nächsten Jahre und steht in Sachen Bedeutung auf einer Stufe mit der französischen Revolution.

Ansonsten würd Robert Zikmund persönlich gern besser loslassen können und weniger Sorgen-getrieben sein, verrät er uns. Wünschen tut er sich, dass alle fühlenden Wesen in Frieden und wohlauf sind. Danke Robert!

BUCHTIPPS
Empört Euch! 
von Stéphane Hessel und Michael Kogon, ISBN 978-3550088834 
Der Weltgesellschaftsvertrag: Eine soziale Relativitätstheorie
von Paul Gschwend, ISBN: 978-3831130818
Das Imperium der Schande
von Jean Ziegler, ISBN: 978-3-570-55019-9
Uns gehört die Welt
Macht und Machenschaften der Multis, von Klaus Werner-Lobo, ISBN: 978-3-423-62452-7

LINKS
Neigungsgruppe Sex, Gewalt und Gute Laune, www.myspace.com/neigungsgruppe/music
Musikdownloads auch unter www.amazon.de/Neigungsgruppe-Sex-Gewalt-gute-Laune/dp/B002KNQ72K
Kommentare

Gehen macht glücklich.

17/2/2014

Kommentare

 
Ernst Gehmacher ist überzeugt: gehen macht glücklich! Der 1928 in Salzburg geborene Sozialwissenschaftler erzählt von Sozialkapital und von Liebe und davon, wie er mit seiner Frau fremde Gegenden in der eigenen Stadt auskundschaftet. Dabei begegnet er Menschen und lernt sie kennen. Sozialkapital entsteht, wenn Menschen einander begegnen und gemeinsamen Interessen nachgehen. 

DIE SOZIALE SEITE DES GEHENS
Zu Fuß Gehen macht gesund. Es ist die Urform menschlicher Fortbewegung – ja, die Entwicklung des Menschen schulden wir dem aufrechten Gang, der sich durch einen Klimawandel und der damit verbundene Austrocknung von Urwald zur Savanne in Afrika ergeben hat und der die Hände freimachte fürs Sammeln und den Werkzeuggebrauch. Auf allen vieren, auf urtümliche Weise, bewegen wir uns nur mehr beim Schwimmen und Klettern – vielleicht ist das sogar noch gesünder. Aber zweifellos können wir das Gehen und Laufen besser. 

Die nachhaltige präventivmedizinische Wirkung des Gehens bedarf kaum eines Plädoyers, an die glaubt der moderne Mensch schon weitgehend. Doch an der Praxis fehlt es weit. Da klafft zwischen Glauben und Praxis die berüchtigte Wort-Tat-Lücke, im Fachjargon „belief-behaviour-gap“. Aber immer mehr Gesundheitsbewusste in unsrer Fahrzeug-Kultur wagen den Sprung über diese Kluft und werden wieder natürliche Fußgänger. Dabei helfen zwei Einsichten in gut belegte wissenschaftliche Wahrheiten, die aber in unsrer Konsumgesellschaft schwer zu verkaufen sind: Gehen macht glücklich, ist also ein Genussmittel – Gehen fördert Gemeinschaft, bringt Sozialkapital. 

VIEL ZUWENIG ERKANNT, IST ABER DER SOZIALE GEWINN DURCH DAS GEHEN.
Selbst wer allein geht, hat viele Chancen, unterwegs Bekannte zu treffen, mit anderen Fußgängern in Kontakt zu kommen, Menschen zu beobachten. Und mit jemanden ein Stück zu Fuß zurückzulegen oder eine Wanderung zu machen, bietet Gelegenheit, einander näher zu kommen. Das ist alles noch weit weg von den intensiven Gemeinschaftserlebnissen bei einer längeren Bergtour oder einer Weitwanderung. Doch in der Summe verbinden alltägliche gemeinsame Wege – etwa mit Kolleginnen nach der Arbeit oder mit Kindern zur Schule – noch mehr. 

Die Sozialkapital-Theorie schreibt die seelischen Bindungen an einen Bekanntenkreis den biologischen Instinkten des Herdentriebs zu. Das leuchtet ein. Denn wenn eine Gruppe eine mehrtägige Tour unternimmt, bilden sich bald nach Begabung und Lust Rollen heraus – die Wegfinder und Kartenleser, die Wirtshauskundigen und die mit der Rucksack-Apotheke, die Geschichtenerzähler und die Sänger. Die Gemeinschaft schließt gerade auch die Schwächeren ein, die Fußmaroden und die Erschöpften – und gibt den in Rang und Stellung Geringeren oft die Chance, sich als Helfende und Führende zu bewähren. 

Schließlich wussten die Religionen seit jeher um die große Macht des gemeinsamen Gehens, wenn es mit einer ideellen Glaubensgemeinschaft und spiritueller Symbolik verbunden ist. Wallfahrten gehören zu den stärksten Erlebnissen der großen Gefühle von transzendenter Eingeschlossenheit in ein höheres Ganzes. Ob das Rom, Jerusalem oder Mekka ist, das zu Fuß erwandert wurde, ob der Jakobsweg oder der Berg Kailas – neben den vielen geringeren Wallfahrtsorten - , immer stellen sie Höhepunkte religiösen Erlebens dar, wenn sie zu Fuß erwandert werden. Und immer schließen sie das Gemeinschaftserlebnis mit ein. 

Dafür hat die neue Sozialkapitaltheorie wiederum eine Erklärung aus der Urgeschichte des Lebens; sie leitet diese Makro-Ebene sozialen Erlebens von den Urinstinkten des Schwarmtriebs ab, wie er sich in den gewaltigen Bewegungs-Gemeinschaften der Fisch- und Vogelschwärme äußert. Die Gemeinsamkeit der Bewegung wird von einer überindividuellen Energie übereinstimmender Ausrichtung geleitet, die sowohl in der Geschlossenheit wie der Intensität der Verbundenheit etwas Überwältigendes an sich hat. 

Autor: Ernst Gehmacher
Kommentare
<<Zurück
Nach vorne>>

    Kategorien

    Alle
    Bücher
    GEHschichten
    GEHsellschaft
    GEHsundheit
    Portrait
    UrbTV

Home
Wege
Orte
Maps
Shop
Presse
Kontakt
Impressum
​Datenschutz
©WildUrb 2020
  • Home
  • Wege
  • Orte
  • Blog
  • Maps
  • WildUrb
    • Presse
    • Team & Kontakt
    • Tätigkeiten
  • Shop