Wasserratten unterwegs
Ihr sucht felsige Wanderwege und scheut das Wasser? Dann solltet Ihr Euch damit abfinden, dass Ihr bei dieser Gassi-Tour nur wunderbare, schattige und teils einsame Trampelpfade sowie Wasser in Hülle und Fülle vorfinden werdet. Perfekt für eine lebendige Frühlingstour, eine Sommerwanderung mit Bademöglichkeiten, einen idyllischen Herbstspaziergang oder einen romantischen Ausflug durch bezaubernde Winterlandschaft. Auf vier Pfoten und zwei Füßen erkunden wir die Gewässer des Mühlwassers, des Schillerwassers, der Alten Naufahrt und der Neuen Donau. Für durstige Gemüter ist also kaum eine idealere Gassi-Tour vorstellbar. Für alle anderen auch. Und vielleicht begegnet ihr sogar der Hundefrau von Stadlau. TRACKVERLAUF Raus geht's bei der U2 Station Donaustadtbrücke, Ausgang Effenbergplatz. Neben dem Aufzug zur Straße hinunter und an der Park+Ride Anlage vorbei wandern. Rechts in die Kaisermühlenstraße und nach kurzer Zeit wieder rechts in die Mühlwasserstraße biegen. Dort, direkt an der Bushaltestelle führt ein Pfad zum Mühlwasser. Stetig spazieren wir nun am Südufer des Mühlwassers entlang, überqueren dabei die Kanalstraße, den Lobelienweg und den Binsenweg. Dem sehr ruhigen Pfad folgen Pirie und ich, bis uns die Gebäude einer Siedlung (Untere Konrath-Siedlung) nicht mehr direkt am Ufer weiter gehen lassen. Zu unserer Rechten befindet sich aber dort ein Parkplatz, der uns auf den Schilfweg bringt. In diesen biegen wir links ein und spazieren in Richtung Lobau weiter. Am Schilfweg heißt es leider etwas aufpassen, denn an die Geschwindigkeitsbeschränkung halten sich nicht alle Vierrädler. Wir überqueren nach einiger Zeit den Biberhaufenweg, spazieren an Reiher-, Milan-, Flieger- und Korsenweg vorbei und nach einer Linkskurve übersetzen wir dank der Lobaugasse auf die Nordseite des Mühlwassers. Auf Höhe der Mühlwasserpromenade zur Linken biegt unsereins rechts auf die Schotterstraße und wandert nun am Nordufer des Mühlwassers weiter. Vorbei am Naturistenpark bis zur Saltenstraße (an dieser ist links ein Parkplatz und ein Picknickplätzchen). Unsere Tour führt aber rechts in die Saltenstraße, um in die Lobau zu kommen. Gleich nach der Brücke geht's nochmals rechts auf den Schotterweg in Richtung Nationalparkhaus. Nach einem Weideprojekt und einigen Rastplätzen ist zur Rechten eine kleine Aussichtsplattform sichtbar. Kurz vor dem Holzsteg zweigt links ein Trampelpfad, der sogenannte Fuchsweg, ab. Der einsame Weg endet kurz vor dem Josefsteg, welchen wir überqueren und direkt danach rechts abbiegen. Dann entweder direkt am Schotterweg weiter oder auf Erdwegen, alle Wege führen bis zum Knusperhaus. Nun auf der Luitpold-Stern-Gasse bis zum Biberhaufenweg und rechts gegenüber in den Steinspornweg wandern. Etwa 150m nach einem Pferdehof biegen wir vor einer Linkskurve des Steinspornweges rechts auf einen Trampelpfad zum Schillerwasser ab. Der schmale Pfad am Gewässer führt auf den Kierischitzweg und dieser wiederum auf den Zieselweg. Bei Haus Nr. 9 links über den Holzsteg zur Raffineriestraße. Bei der nächsten Ampel (Tankstelle an der Kreuzung) die Raffineriestraße überqueren. Nun die Stufen dort hinauf und links halten, bis ein Weg direkt zum Ufer der Neuen Donau führt. Dort beginnt auch der Hundebadebereich und somit das letzte Geplansche des heutigen Tages. Gegen die Fließrichtung der Neuen Donau gehend, landen wir wieder an unserem Startpunkt. Angel dir einen Hund Am Mühlwasser kann es Euch passieren, dass Ihr auf die Spezies der Angler trefft. Diese haben besondere Freude daran, wenn direkt neben ihnen der Hund ins Wasser springt, ehrlich. Eine etwas andere Angel kommt immer öfter in der Hundeausbildung zur Verwendung, die Reizangel. Ursprünglich kam diese Methode aus der Jagdhundeausbildung, wird mittlerweile aber auch im Hundetraining und im Hundesportbereich eingesetzt. Am Ende der Angelschnur befindet sich eine »Beute«, ein Spielzeug, Futterbeutel oder ähnliches, welches mit der Angel bewegt wird. Ein auslastendes Spiel, dessen Trainingszweck aber unbedingt mit einem Hundetrainer abgesprochen werden sollte, denn dabei kann auch vieles falsch trainiert werden. Hundefrau von Stadlau Über 50 Jahre war sie die bekannteste Gassi-Geherin des 22. Bezirks, und das obwohl sie keine waschechte Donaustädterin war, sondern eine in den 60er Jahren »Zuzogene«. Frau Ilse hatte eines Tages Mitleid mit einer Hündin, die im Auto einer Frau warten musste und fragte jene Hundebesitzerin, ob sie mit dem kleinen Racker eine Gassirunde drehen kann. Sie bejahte und nicht nur das, Frau Ilse erhielt gleich den Wohnungsschlüssel und holte Cora fast täglich ab, denn die Besitzerin hatte wenig Zeit für die Setterhündin. Das waren die Anfänge der Hundefrau von Stadlau, es sprach sich schnell rum, dass Frau Ilse ein großes Herz für Hunde hatte. Teilweise war sie mit bis zu sieben Hunden unterwegs, Geld hat sie nie verlangt, denn ihr taten die auslaufsarmen Hunde einfach nur Leid. Ein Track aus dem Buch ABENTEUER GASSI Autor: Martin Moser Floridsdorf: Wandern zwischen kommunalen und modernen Wohnbauprojekten.
Der 21. Hieb gehört ja nicht unbedingt zu den Gegenden, die dir in den Sinn kommen, wenn du an einen Spaziergang denkst. Da ein URB jedoch alles erkunden möchte, geht er grad justament dort seiner Wege und wird überrascht. Wer weiß schon, dass in Floridsdorf einst die älteste Erdölraffinerie Europas stand? Zu Beginn wurde dort Petroleum hergestellt, später war es Benzin, das als Fleckputzmittel unter dem Markennamen »Floridsdorfer Fleckwasser« segensreiche Dienste im Auftrag der Sauberkeit leistete. Unser Weg führt sowohl an historistischen Schmankerln als auch an einem nazionalsozialistischen Bunker, dessen Funktion bis heute nicht geklärt ist, vorbei. Liegen dann auch noch Floridsdorfs Gemeindebauten hinter uns, geht's in Richtung Donaufeld, auf dessen Äckern nicht mehr nur Blumen, sondern auch die obskursten modernen Wohnbauprojekte sprießen. TRACKVERLAUF Vom Franz-Jonas-Platz gelangst du über die Schloßhofer Straße zum »Amtshaus Am Spitz«. Über dessen Vorplatz in die Schwaigergasse wandern. Hier zweigt nach rechts der Fußweg Puffergasse ab. Geradeaus bis zur Prager Straße gehen, in diese erneut nach rechts einbiegen, um die Straße dann bei der Ampel zu überqueren. Nun durch die Gerichtsgasse sowie den Paul-Hock-Park (Brünner Straße queren) zum Floridsdorfer Markt spazieren. Der Pitkagasse (am Markt) folgen und entlang der Nordbahnanlage weitergehen, bis zu einer Unterführung, die dich über die Angerer Straße in die Pilzgasse bringt. Jetzt durch Böhmgasse, Leopoldauer Straße und bis zum Ende der Ostmarkgasse gehen. Hier nach links in den Satzingerweg (entlang der neuen Wohnsiedlungen), anschließend nach rechts in den Carminweg abzweigen. Nun links in die Donaufelder Straße und sofort wieder nach rechts, in die Alfred-Nobel-Straße biegen, um über die Mihatschgasse und Alois-Negrelli-Gasse durch das 2014 noch ländliche Donaufeld schlendern. Danach rechts in die Nordmanngasse biegen und dieser bis zur großen Kirche am Kinzerplatz folgen. Nun links durch Scheffelstraße, Floridus- und Morelligasse zur Alten Donau und diese über den Birnersteg queren. Nach dem Angelibad gehs's nach rechts auf einem Fußweg bis zum Ferdinand-Kaufmann-Platz. Hier (links) den Bahndamm entlangwandern, bis zur U6-Station Neue Donau. VERHINDERTE HAUPTSTADT Fast wäre Floridsdorf die Hauptstadt Niederösterreichs geworden. Denn die Großgemeinde zählte um 1900 rund 30.000 Einwohner. Der Standort wäre auch für einen eigenen Hafen an der Alten Donau – mit Anbindung an den geplanten Donau-Oder-Kanal – ideal gewesen. Eine Hafenstadt in direkter Konkurrenz wollte man seitens der Stadt Wien natürlich um jeden Preis verhindern, daher kam es 1905 schließlich erfolgreich zur Eingemeindung. Die große Dimensionierung der Donaufelder Pfarrkirche am Kinzerplatz erinnert noch heute an das damalige Vorhaben, denn sie hätte die Bischofskirche einer neuen Diözese Niederösterreichs werden sollen. Aber ebenso wie die Projekte Floridsdorfer-Hafen und Donau-Oder-Kanal (siehe Track »Reizvolle Kontraste«), wurde dieses nie realisiert. DONAUFELD IM WANDEL Wo du heute am Donaufeld zwischen Glashäusern und Äckern wanderst, wird ein Stadtteil für 5.000 Menschen entstehen. Ein Viertel der Fläche soll jedoch als Grünraum erhalten bleiben. In den letzten Jahren wurden etliche Wohnbau-Projekte am Donaufeld verwirklicht, die so gut wie alle aktuellen Trends im Wohnbau aufgreifen. Ein Track aus dem Buch WIEN GEHT 2 Autor: Loris Knoll An Schienenwegen entlang durch interessante Stadtteile wandern.
Immer begleitet von den Klängen der Räder auf den Schienensträngen! Das ist das heutige Motto unserer Reise von Wien Mitte bis nach Simmering. Abwechslungsreich dabei sind nicht nur die verschiedenen Bahntrassen, sondern auch die Grätzl und Gebäudekomplexe, die wir dabei streifen. Am Beginn führen uns die Gleise am noblen Botschaftsviertel – mit den prunkvollen Bauten wie der »Münze Österreich« und der »Russischen Kathedrale« – vorbei. Danach folgen wir den Schienen über geschichtsträchtige Böden, wie den des ehemaligen Aspangbahnhofs und des Arsenals. Am Ende der Reise passieren wir noch die ÖBB Werkstätten und den Bahnhof Simmering. Alles, ohne auch nur einmal zu entgleisen! TRACKVERLAUF Nachdem du den Aufgang der Linie U4 in den Stadtpark gemeistert hast, gehst du am Stage Set (buntes Kunstwerk) vorbei, verlässt den Stadtpark und überquerst den viel befahrenen Heumarkt. Diesen nach links ein Stückchen weiterwandern, bis zum Gebäude der Münze Österreich. Hier biegst du nach rechts, in die Rechte Bahngasse, ein. Der erste Schienenweg ist erreicht! Bei der ersten Brücke (Beatrixgasse) wechselst du von der Rechten Bahngasse auf die Linke Bahngasse und spazierst den Schienen folgend stadtauswärts. Auf der Höhe der »Imperial Riding School Vienna« und der »Russischen Kathedrale« wechselst du wieder auf die Rechte Bahngasse (Reitschulsteg) und gehst weiter bis zum Rennweg. Diesen sowie den Fasanplatz überqueren, um neben den Bahnschienen entlang der Aspangstraße weiterzuwandern. Dem Verlauf der Bahnstrecke folgen (Aspangstraße, dann Adolf-Blamauer-Gasse), bis der Landstraßer Gürtel erreicht ist. Hier nach rechts bis zur ersten Ampel marschieren, anschließend den Gürtel überqueren. Den erreichten Schweizer Garten durchqueren (Familienbad, Bahnübergang, Spielplatz), bis zur Heeresmuseumstraße. Nun auf das Arsenal (riesige Backsteingebäude) zugehen, durch die Portale des Objektes 1 schreiten und am Pool vor dem Heeresgeschichtlichen Museum nach links marschieren. Den Fußweg bis zum lang gezogenen Objekt 15 nehmen (dahinter sind Fahrzeuge des Bundesheeres abgestellt), vor diesem rechts und anschließend geradeaus weiter, bis zu Objekt 12. Dabei wird auch der Eingang von »ART for ART« passiert, der Werkstätten und Probebühnen der Bundestheater. Bei Objekt 12 nun nach rechts bis zur Arsenalkirche schlendern. Neben dem Kirchenschiff vorbei, nach links in die Lilienthalgasse einbiegen und bei der nächsten Gelegenheit rechts in das Gewerbegebiet des Arsenals eintreten (ehemalige Panzer- und Siemenshalle). Nach kurzer Zeit triffst du auf rostige Gleise, die durch das Gelände führen. Diese bringen dich auch wieder aus dem Areal hinaus, wenn du ihnen entlang der Franz-Grill-Straße in Richtung Objekt 230 (Südwesten) folgst. Nun müsstest du auf die Faradaygasse stoßen, in die du nach links einbiegst, um nach einigen Metern in die Gänsbachergasse zu kommen. Diese bringt dich wiederum in die Geiereckstraße, die du bis zum Werkstättenweg hinunterwanderst. An dieser Stelle ist auch eine Fußgängerbrücke über die Ostbahn, von deren Stufen aus du einen guten Blick in Richtung Hauptbahnhof beziehungsweise auf deren anderen Seite (unter der Autobahn stehend) einen schönen Einblick in das ÖBB-Werkstätten-Gelände hast. Nun gehst du den Werkstättenweg entlang der ÖBB-Werkstätten stadtauswärts. Am Ende des Weges wird die Grillgasse erreicht. In diese nach links einbiegen, danach die kreuzende Leberstraße überqueren und anschließend rechts in den Ludwig-Kralik-Weg (teilweise mit Am Kanal beschildert) biegen. Diesem Pfad, entlang der Aspangbahn, folgen. Direkt nach der zweiten Bahnunterführung nach links, in den Luise-Montag-Park (Luise-Montag-Gasse) eintreten. Danach immer geradeaus – entlang der Bahnböschung – bis zu unserem Ziel, dem Bahnhof Simmering, gehen. DER VERSCHWUNDENE BAHNHOF Eurogate ist der Name für das Stadtentwicklungsprojekt, das auf den ehemaligen Aspanggründen verwirklicht wird. Wohnungen, Büros und Einkaufszentren entstehen auf dem Areal. Bis Ende der 1970er-Jahre stand hier der zu diesem Zeitpunkt schon recht verfallene Aspangbahnhof. Der letzte Zug verließ den Bahnhof im Mai 1971. Er war ein Fragment der Eisenbahnlinie, die von Wien nach Saloniki führen sollte. Die Wirtschaftskrise 1873 machte das Projekt allerdings illusorisch, und die Strecke wurde nur bis Aspang (NÖ) ausgebaut. Der Bahnhof hat auch eine dunkle Ära. Er war Ausgangspunkt der Deportation von 42.000 Menschen in Konzentrationslager während der NS-Diktatur. Heute erinnert ein Gedenkstein (Blamauer-Gasse) an ihn und seine dunkle Geschichte. DAS ARSENAL: KASERNE MIT EXTRAS Der militärische Gebäudekomplex wurde errichtet, um die Staatsmacht in Wien gegen die aufkeimenden Unruhen innerhalb der Bevölkerung abzusichern. Der verhasste Fürst Metternich mit seiner »Spitzelpolitik« und die permanente Unterdrückung der Arbeiterschaft machten Wien damals zum Pulverfass. Ausschlaggebend für den Bau war dann die Märzrevolution 1848. Der Entwurf für das k&k Artillerie-Arsenal sah aber nicht nur eine Nutzung als Kaserne vor, sondern auch das heutige Heeresgeschichtliche Museum sowie Werkstätten mit einem eigenen Stahlwerk waren auf den Plänen zu finden. Diese Werkstätten hatten eine eigene Verbindung zur Bahn. Oberirdisch sind die Gleise teilweise noch zu sehen, doch es gab auch einen Tunnel, der erst 1962 zugeschüttet wurde. Was damals unterirdisch aus dem Arsenal rollte, war kein Geheimnis: Waffen. Der neue Slogan des Heeresgeschichtlichen Museums – Krieg gehört ins Museum – gilt nun auch für die aktuelle Nutzung des Arsenalkomplexes. So befinden sich dort zwar ebenfalls Werkstätten, hergestellt werden jedoch Kulissen für diverse Wiener Theater. Auch die Probebühne des Burgtheaters, ein Supercomputer der TU Wien sowie einige Labors und Wohnungen besiedeln nun den ehemals militärischen Boden. GERETTETE WERKSTÄTTE Bahnhöfe kennt jeder. Doch die Standorte der ÖBB-Technische Services sind oft sehr versteckt. Dazu gehört auch die 1873 von der »k&k privilegierte österreichisch-ungarische Staats-Eisenbahn-Gesellschaft« gegründete Hauptwerkstätte Simmering. In ihren Hallen wurden vor allem Reparaturen von Lokomotiven, Personen- und Güterwaggons durchgeführt. Bis 2012 fand dort auch (in Zusammenarbeit mit Siemens) die Fertigung und Servicierung des Railjets statt, der nun mit bis zu 230 km/h auf Österreichs Schienenwegen unterwegs ist. Fast wäre es 2013 zu einer Auslagerung der Werke in die günstigere Slowakei gekommen. Doch die Nähe zum neuen Hauptbahnhof hat es gerettet. Denn Ersparnis ist auch, wenn ein Wagen die Servicestation in Minuten statt in Stunden erreicht. Ein Track aus dem Buch WIEN GEHT 2 Autorin: Jine Knapp Beobachtungen an der Liesing: die Rückkehr des Lebens in eine verbaute Zone.
Viele Bauaktionen zwischen 1940 und 1980 sind aus heutiger Sicht mehr als fragwürdig. Auf dem Weg entlang der »gezähmten Liesing« sind Natur- und Landschaftsgestaltung lange Zeit zu kurz gekommen. Nicht nur der in ein enges Bett verfrachtete Liesingbach oder die verbauten Seen sind ein typischen Bild dieser Epoche, sondern auch die massiven Autobahnpfeiler, die sich aus einem ehemaligen barocken Schlossgarten (heute Draschepark) erheben. Doch der Beton beginnt zu bröckeln. Auf dieser Reise beobachten wir nicht nur wie Pflanzen harte Untergründe brechen, sondern auch alte Konventionen. URBs erobern diesen totgesagten Lebensraum zurück und legen ihr Badetuch wieder an die Liesing! TRACKVERLAUF Vom Otto-Probst-Platz in die Pfarrgasse gehen (unter der A23 hindurch), die zum Inzersdorfer Kirchenplatz führt. Rechts in die Draschestraße biegen, anschließend neben dem alten Inzersdorfer-Werk vorbei, um in den Draschepark zu gelangen. Dann einen der Parkwege in Richtung Liesingbach nehmen. Nun geht es immer gegen die Strömung der Liesing entlang, bis in etwa 5km die Breitenfurter Straße erreicht ist. Passiert auf diesem Weg werden zuerst der Stein-, und Schloßsee (privat), der Wohnpark Alt-Erlaa (in den du unbedingt einen Abstecher machen solltest), die Stahl(h)art Skulpturen, die Riegermühle sowie drei Parkanlagen. An der Breitenfurter Straße – du erkennst die Stelle auch daran, dass hier der Liesingbach im Untergrund verschwindet – drehst du um und wanderst am anderen Ufer der Liesing zum Ausgangspunkt zurück. Zwei kniffelige Stellen gibt es dabei, die aus stadtplanerischer Sicht nicht fußgängerfreundlich gelöst wurden. Die Erste liegt an der Altmannsdorfer-Straße. Hier gibt es, wenn man auf der gleichen Seite der Liesing weiterspazieren möchte – so wie wir es tun – keine Ampel zum Überqueren. Doch mit ein bisschen Geduld gelangst du über die Straße. Die zweite Stelle ist kurz vor dem Ziel. Nach dem Gelände von Neu-Steinhof ist über dir wieder die Autobahn, und vor dir liegen Schienen. Da der einzige Umweg etwa 2km lang ist, gehst du einfach über die Böschung zum Ufer der Liesing und schlüpfst durch den Tunnel (nicht eng). Der Fußweg führt an der anderen Seite ganz normal weiter. Menschen mit starker Gehbehinderung sollten aber bei der Altmannsdorfer-Straße ans andere Ufer wechseln! BRUTALISMUS STATT BAROCK Es ist kaum vorstellbar, dass am Areal des heutigen Drascheparks zwei Schlösser standen, die von einem barocken Ziergarten sowie einem Waldpark und einer Obstplantage umgeben waren. Beide als Schloss Inzersdorf bezeichneten Häuser – das eine ein Wasserschloss aus dem 17. Jahrhundert, das neuere wurde 1765 errichtet – sind zwar im 2. Weltkrieg beschädigt worden, aber sie verschwanden erst 1965 von der Bildfläche. Das war das Jahr, in dem der Autobahn-Knoten Inzersdorf gebaut wurde. Die gewaltigen Betonpfeiler der Südosttangente stehen nun genau in dem ehemaligen Barockgarten. Über ihn donnern 150.000 Fahrzeuge pro Tag. Diese nur 18km lange Autobahn ist übrigens die meistbefahrene Straße Österreichs und wird seit 2011 saniert bzw. umgebaut. EINE »KLEINSTADT« IN WIEN Mit etwa 9.000 »Einwohnern« gehört der Wohnpark Alt-Erlaa zu den größten sogenannten Satellitenstädten Österreichs. In solchen »Städten in der Stadt« wird nicht nur gewohnt; durch deren integrierte Infrastruktur bräuchten sie zum Überleben nicht einmal verlassen werden. Auch im Wohnpark Alt-Erlaa befinden sich Supermärke, Restaurans, Ärztezentren, Schulen, Kindergärten, Hallenbäder, Dach-Pools, Indoor- und Outdoor-Spielplätze sowie eine Kirche. Sogar eine eigene Zeitung und ein Fernsehsender versorgen die Bewohner mit Informationen. Wie glücklich die »Einwohner« von Satellitenstädten sind, dazu gibt es sehr zwiespältige Studien, doch es zeigt sich, dass diese Menschen viel mehr Zeit zu Hause verbringen als Bürger aller anderen Wohnformen. Ein Track aus dem Buch WIEN GEHT 2 Autorin: Jine Knapp Das Mühlwasser: dem Naturparadies in den Donauauen auf der Spur.
Ob auch das Mehl für Kaiser Franz Josephs Lieblingsspeise, den »Kaiserschmarren«, von der Kraft des Wassers gemahlen wurde, ist nicht ganz eindeutig zu eruieren. Doch der Name des Grätzls »Kaisermühlen« lässt genau dies vermuten. An der Alten Donau – einst der Hauptarm des Stroms – gelegen, wurde auf »Schiffsmühlen« Getreide zerkleinert. Auch am Mühlwasser ankerten diese wasserkraftbetriebenen, hausbootartigen Mahlwerke. Im Gegensatz zum bunten Treiben in Kaisermühlen scheinen hier jedoch die Uhren wesentlich langsamer gelaufen zu sein. Nur wenige Badefreunde bevölkern die Ufer dieses, als Naturdenkmal ausgezeichneten, Fleckchens Erde. Statt riesigen Wohntürmen findest du am Mühlgrund Bauernhöfe, Selbsterntefelder und Pferdekoppeln. Jedenfalls brauchst du auf diesem Rundweg nicht an deinem Verstand zu zweifeln, wenn du eine Ente siehst, aber ein »ia« an dein Ohr dringt. Es war der Esel eines versteckten Hofes, nicht der Vogel. ;-) TRACKVERLAUF Zu Beginn die Kaisermühlenstraße in südlicher Richtung der Bahn entlanggehen. Bei der nächsten Unterführung geradeaus auf dem Fußweg weiter. Nach Querung einer Brücke links in die Mühlwasserstraße biegen, dann nach rechts am Franz-Pletersky-Weg spazieren. An dessen Ende über den Goldnesselweg zu der Bahnstation Lobau (wird aufgelassen) marschieren und auf der anderen Seite die Rampe hinuntergehen. Anschließend eine scharfe Kurve nach links machen und den Weg, mit Brücke übers »Kleine Schilloch«, zum Zieselweg nehmen. In diesen nach rechts biegen, um darauf den Kierschitzweg zu betreten. Nun geht's nach links in den Steinspornweg. Beim Biberhaufenweg erneut nach links und über den Reiher- zum Ulanenweg, den du wiederum nach links nimmst. Jetzt über den Musketier-, Murat- und Pionierweg sowie geradeaus weiter zum Ufer des Mühlwassers spazieren, dem du nach links folgst. Beim Binsenweg über die Brücke und in gleicher Richtung, jedoch am anderen Ufer, weiter flanieren. Auf Höhe der nächsten Brücke nach rechts abzweigen und zur abseits gelegenen Gasse Am Mühlwasser gehen. Nun nach links, danach über die Strandbad-Lagerwiese zum Mühlgrundweg. Nach der Siedlung rechts abzweigen und anschließend links in die Mühlgrundgasse, um zum Ausgangspunkt zu gelangen. NEUE BAUERN & BÄUERINNEN Rund um den ehemaligen Gärtnerhof Polzer (Öko-Zentrum Lobau) – dessen Besitzer selbst noch Landwirtschaft betreiben und ihre Produkte direkt vor Ort verkaufen – haben sich kleine Vereine und Einzelpersonen angesiedelt, um zu selbst zu pflanzen. Wie zum Beispiel die LoBauerInnen, eine Interessensgemeinschaft, die ihre Ernährung wieder selbst in die Hand nehmen möchte. Die »neuen« Landwirte bewirtschaften ein 4000m2 großes Feld, gegenüber dem Gärtnerhof. Auch in dessen alten Glashäusern wird eifrig gepflanzt und sogar gezüchtet. Fische sind es, genau genommen die Gattung »Tilapia Niloticus Oreochromis«, die vorzüglich munden soll, sowie »Knabberfische«, die bei Hautkrankheiten wie Neurodermitis und Schuppenflechte eingesetzt werden. STETER ENERGIEWANDEL Beim Spazieren entlang des Steinspornweges passierst du auch die Rückseite des Kraftwerks Donaustadt. Anhand dieser Anlage wird der Energieerzeugungs-Wandel der letzten Jahrzehnte sichtbar. Beim Entwurf in den 1970er-Jahren wurde noch überlegt, ein Kernkraftwerk zu errichten. Nach der Volksabstimmung zum »AKW-Zwentendorf« war die Idee natürlich vom Tisch. So entschied sich die Stadt für ein kalorisches Kraftwerk mit zwei Blöcken, deren 150m hoher Rauchfang weithin sichtbar ist. 1987 wurden Rauchgasfilter nachgerüstet. Block 3 entstand 2001 und hat bereits eine wesentlich höhere Brennstoffausnutzung und weniger Schadstoff-Ausstoß. 2012 ging nun auf dem Gelände das erste Wiener Solarkraftwerk mit Bürgerbeteiligung in Betrieb. Ein Track aus dem Buch WIEN GEHT 2 Autor: Loris Knoll |