Einen Interviewtermin mit Hermann Knoflacher zu bekommen, ist gar nicht so einfach. Nachdem sein Büchlein „Zurück zur Mobilität“ vor kurzem erschienen ist und ich von den darin dargestellten Aspekten der Mobilität im Allgemeinen und der Automobilität en detail recht angetan bin, musste ich den Erfinder des GEHzeugs ein weiteres Mal persönlich um ein Gespräch bitten. Und es ist mir gelungen, was wiederum für ihn und seinen bekannt sympathischen Charakter spricht. Denn es ist nicht selbstverständlich, dass du heutzutage ein Interview von einem angesagten Typen bekommst und noch dazu von einem, der auch wirklich etwas zu sagen hat. Meistens bin ich mit meiner WildUrb Sache den Leuten zu klein, zu unwichtig und zu unprominent – nicht reichweitenstark genug würde man dazu auch sagen. Sie sagen dir zwar nicht ab, aber es kommt halt kein Termin zustande. Interviews gehen nur, wenn du mit vorherigen anderen prominenten Interviewpartnern aufwarten kannst oder es richtig gute Leute sind!
Aber „Zurück zur Mobilität“... Das phöse, phöse Auto, ist ja auch für mich persönlich erst seit kurzem, nämlich seit mein lieber Freund Fred es geschrottet hat, zu etwas viel Unwichtigerem geworden, als ich es früher für möglich gehalten hätte. Ich dachte immer, es gibt mir die Freiheit, um wegzufahren, wann und wohin es immer mir beliebte. Und tatsächlich gefahren bin ich fast nie. Ich hab mir ja nicht mal mehr den Parkplatz gemerkt, auf dem ich es abgestellt hatte, nachdem ich so lange nicht damit gefahren war. Ich hatte nur immer ein schlechtes Gewissen, wenn ich es beim Heimweg vom Büro herumstehen gesehen hab. Hab mir gedacht: Heast, wie unnötig, wie sinnlos und: wie teuer. Obwohl es mich nach 13 Jahren eh nicht mehr viel gekostet hat. Aber dieses „eh nicht mehr viel“ läpperte sich mit der Zeit ganz schön zusammen. Da eine Reparatur, dort ein Wehwehchen,...man(Frau) kann sich halt vom „Maunzi“ dann doch nicht trennen. Und immer war ich zwar „eh“ der Meinung Knoflachers und ja auch durch meine WildUrb`sche Mission nicht FÜR die Art und die Menge an Automobilität wie sie heute gelebt wird, aber auch nicht ganz DAGEGEN. Ich bin sowieso dafür, nicht dagegen zu sein, sondern Alternativen zu bieten, Imagearbeit zu leisten und zu schauen, dass sich an der Denke und der Lust was zu ändern oder anders zu machen grundsätzlich was ändert. Denn was nützt es denn, nur dagegen zu sein, Verbote anzustreben, Zonen einzuführen, abzugrenzen, zu schimpfen, zu verurteilen. Besser eine andere „bessere“ Sache macht mehr Spaß, ist cooler und bringt echte Freiheit und nicht nur eine angebliche, die dann erst recht nur wieder eine Falle ist. Und weil der liebe Herr Professor Knoflacher sich so gar nix pfeift in seinem Buch mit dem Titel „Zurück zur Mobilität“ und Dinge ausspricht, die sich die Wenigsten zu sagen trauen, mag ich sein Buch. Ja, ich finde sogar, ihr solltet es auch lesen. Denn er spricht für ein Umdenken, für einen Perspektiven- und Wertewandel und argumentiert sehr clever, indem er immer wieder praktisch verstehbare und nachvollziehbare Beispiele anführt. Es ist ein Buch, dass so geschrieben ist, dass man versteht, was Knoflacher meint. Ich glaube, er ist ein guter Lehrer und auch wenn er indem was er sagt und wie er es sagt doch extrem erscheint oder man ihm radikale Ansichtsweisen unterstellen mag, so können seine Worte nur so wirken und bewirken, dass die Entwicklungen der Mobilität in Zukunft wieder in eine menschlichere Richtung gehen. Text: D. Rittberger |
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