So wie es vielen Menschen geht, wenn Sie in eine Stadt kommen, die ihnen plötzlich das Gefühl gibt, angekommen zu sein, ging es mir in Paris. Ich bin durch Paris GEHgangen und habe mich in diese Stadt verliebt.
Es ist nicht zu erklären, was dieses Gefühl in mir auslöst. Möglicherweise passt das Gefüge von Straßen und Plätzen zu meiner Art zu denken und zu handeln. Ich habe versucht herauszufinden, woran es liegt, dass ich mich so wohl fühle in Paris, dass ich meine, es gäbe dort die schönsten Menschen, das beste Essen, die spannendsten Hinterhöfe und die grellsten Graffiti in den U-Bahnschächten... ok, ich übertreibe. Ich weiß. Nur bin ich zu keinem Schluß gekommen, ausser zu dem, dass die Gesamtheit der Dinge, die es in Paris zu Fuß zu entdecken gibt, mich so berühren. Wusstet Ihr, dass es nicht nur Horoskope für Menschen, sondern auch Horoskope für Städte gibt? Das bedeutet, dass jeder Stadt ein Aszendent zugeordnet wird und dieser dann einen Grundcharakter, eine Stimmung beschreibt. Gehen wir dann durch die Straßen eben dieser Städte, können wir angeblich diese Stimmung nachempfinden. Très émouvant! Paris war zu den Zeiten der Belle Epoque das Zentrum der Moderne. Im Herzen dieser Stadt wurde mehr gedacht, gesprochen und geschrieben als irgendwo sonst auf der Welt. Das behauptet zumindest Jean Giradoux und sicher auch andere große Schreiberlinge aus Paris. Astrologisch wird Paris als Waage-Stadt gesehen. Die Haute Couture wurde hier erfunden und Paris ist die Stadt der Liebe, wie es dem Sternzeichen Waage zugeordneten Planeten Venus eben entspricht. Der älteste Teil der Hauptstadt ist die Ile de la Cité. Seit dem 12. Jahrhundert ist die Insel mit der Kathedrale von Notre-Dame das Zentrum der Seine-Metropole. Vor dem Haupteingang ist im Pflaster der Point Zero eingelegt, Frankreichs Referenzpunkt für Entfernungsangaben. Über die berühmte Brücke Pont Neuf ist die Ile de la Cité mit den anderen Stadtteilen verbunden. Persönlich finde ich die Brücke Simone de Beauvoir, die die Verbindung vom Parc de Bercy zur Bibliothèque nationale François Mitterrand bildet, optisch sehr gelungen und also einfach wunderbar. Ich habe sie entdeckt, als ich die Stufen vom Parc de Bercy hinaufging. Einfach, weil ich neugierig war, was sich dahinter versteckt hält. Sie wirkt beim Überqueren wie eine Wellenlandschaft aus Holzlatten. Das riesige Areal vor den Bibliothekstürmen plus Brücke lockt zahlreiche Skateboarder, Scooter-, BMX- und Rollschuhfahrer hierher ein, ihre Kunststücke zu üben. Ein buntes Völkchen also, auf welches man hier trifft. Rive gauche, nämlich links der Seine, ist das traditionelle Gelehrten- und Bildungsviertel mit dem berühmtesten englischen Buchladen in Paris am Quai Viviani. Tout le monde traf sich damals hier oder am Montparnasse, James Joyce, Gertrude Stein, Ernest Hemingway, Pablo Picasso, Man Ray…. Wie es auch im relativ jungen Woody Allen-Film "Midnight in Paris" zu sehen ist. Zwischen dem Eiffelturm und der École Militaire erstreckt sich das Gelände des Champs de Mars, das Marsfeld, ehemals ein kriegerischer Ort, heute einer von zahlreichen schönen Plätzen der Stadt. Durch die Straßen von Paris zu gehen, im Louvre die Mona Lisa zu besuchen oder zu Fuß die 1.665 Stufen des Eiffelturms hinaufzusteigen - Herz, was begehrst Du mehr?! Übrigens, Paris ist gar nicht weit weg. Von Wien nach Paris sind es nur 1030 Kilometer oder wer zu Fuß hingehen mag: es sind 1 Million 471 Tausend 428 einhalb Schritte. Wenn man am Tag ca. 60.000 Schritte geht, kann man es theoretisch in 25 Tagen schaffen nach Paris zu Fuß zu gehen. Aber es GEHT auch in 1,5 Flugstunden oder über Nacht mit der Bahn. In welche Stadt habt Ihr euch schon einmal verliebt? Oder wie die URBs zu sagen pflegen: Welche Stadt ist euer WildPlace? Und warum? Autor: Doris Rittberger |
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