Heute sind Feli, meine Hündin und ich, um 5:00 Uhr aufgestanden, um die Krähenschwärme am Wilhelminenberg zu beobachten. Zur Thaliastraße spaziert und mit dem 146B zum Paulinensteig gefahren. Auf die Minute pünktlich um 6:33 Uhr ist der Bus gekommen. Es ist noch dunkel und es regnet. „Herrlich! Ich brauche frische Luft!“ sagt Max Raabe als Rechtsanwalt Doktor Siedler im Weißen Rössl am Wolfgangsee. So geht es mir heute auch.
Freue mich unbändig, dass das hässliche Zelt auf der Terrasse vor dem Schloss Wilhelminenberg nicht mehr da ist. Aus den Lautsprechern auf der Terrasse kommt leiser Jazz: What a difference a day makes…. Langsam wird es hell, die Laternen beleuchten das Schloss noch immer. Diesen Moment des „nicht mehr und noch nicht“ mag ich am frühen Morgen besonders. Wir gehen noch einmal zurück zum Paulinensteig und ich höre überall Krähen schreien. Hinter mir, vor mir, neben mir, aber ich sehe nur eine einzige Saatkrähe über die Stadt fliegen. Schlafen sie noch? Bleiben sie hier? Wie auch immer, mein Hund ist ganz nass und mir ist kalt, jetzt habe ich mir einen Kaffee verdient. Ich setze mich in den Wintergarten des Schlosses, das nun ein Hotel ist und früher eine furchterregende Erziehungsanstalt für Mädchen war, schlimmere Dinge als Kafka sie sich ausdenken hätte können sind hier passiert. Jetzt gibt es hier jeden Tag ein Buffet um 15 Euro, Kaffee inbegriffen. Alle sind sehr freundlich, obwohl wir nass und dreckig sind. Das mag ich an Wien. Nach dem Frühstück gehen wir weiter, an der Lagerwiese vorbei über die Savoyenstraße. Dort gibt es Informationstafeln, auf einer davon steht, dass nur 16% der Stammgäste des Waldes die öffentlichen Verkehrsmittel benützt haben, 50% seien mit dem privaten PKW gekommen. Darüber kann ich mich nur wundern. Hier beim Parkplatz suchen vereinzelte Krähen nach Futter und wir überqueren die Staudstraße, um im Wald (rote Markierung!) bis zur Wickengasse zu gehen. Die goldene Kuppel der Kirche am Steinhof leuchtet im Nebel, ganz Wien liegt mir zu Füßen. Bei der Wickengasse führt ein Forstweg wieder in den Wald hinein, rechts neben den gefällten Baumstämmen führt der Weg auf den Satzberg. Ich sehe eine hübsche Tigerschnecke auf einem nassen Baumstamm und neben ihr eine dieser Motten, die mich immer in der Dämmerung im Wald umfliegen und die ich nicht identifizieren kann. Der Satzberg ist zwar ein Aussichtsberg, aber heute ist Wien kaum zu sehen. Mir gefallen die Regentropfen, die überall an den Zweigen und Beeren hängen und die Umgebung spiegeln. Der Weg ist so steil und rutschig, dass ich ein paar Mal auf den Hintern falle. Autsch! ;) Hier blühen immer noch Bergdisteln und Flockenblumen, im Sommer ist das ein Schmetterlingsparadies. Am Ende des Satzberges führt der Weg über die Steinböckengasse zum Silbersee. Reglos steht ein Graureiher am anderen Ufer im Schilf, aber ich gebe zu, dass ich den erst zu Hause auf den Photos gesehen habe. Im Sommer versteckt er sich nämlich immer hoch oben in den Kiefern. Hier sah ich im Sommer eine Äskulapnatter über den ganzen Teich schwimmen, ein verzauberter Moment und wahrscheinlich der Grund dafür, dass die Wiener/innen hier nicht schwimmen gehen. Weiter geht es über die Rosentalgasse in den Dehnepark zum Teich. Im Frühling waren hier Mandarinenten, die habe ich hier schon lange nicht mehr gesehen, vielleicht verstecken sie sich ja auch? Es gab hier einen berühmten weißen Erpel, Donald genannt, er wurde von den Patienten am Steinhof adoptiert und dann ausgesetzt, aber er ist auch verschwunden. Ich statte noch meinem schönen, geliebten Mirabellenbaum einen Besuch ab. Er hat sogar noch ein paar grüne Blätter, aber sonst wirkt er sehr unnahbar mit seinen schwarz herabhhängenden Zweigen. Hier muss ich immer an meinen Lieblingsfilm MASKERADE denken, denn der Park hat einmal Willi Forst gehört, dem Regisseur des Films. Beim Kinderspielplatz sind noch die Reste eines Bassins und sogar Stufen zu sehen, das muss Forsts Schwimmbad gewesen sein. In der Ruine sollen schwarze Messen abgehalten werden, Messen, in denen Tiere geopfert werden. Die Leute hier behaupten das immer wieder und ich hoffe trotzdem sehr, dass das nur ein böses Gerücht ist. Wir gehen die Dehnegasse hinunter, meine Hündin ist jetzt ganz ruhig und friedlich, weil sie den Spaziergang so genossen hat. Autor und Bilder: A. Fink |
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