Ich bin ein typischer Krebs. Ich brauche das Wasser wie die Luft zum Atmen. Nein, nicht nur metaphorisch gesehen und nicht nur - wie wahrscheinlich jetzt ein erster Gedanke aufkommen mag - zum Trinken. Sondern eher in großen Mengen rund um mich herum. Wenn es nicht gerade Sommer ist und ich mich rücklings wie ein toter Fisch in irgendeinem See treiben lassen kann, dann findet man mich am ehesten stundenlang unter der (heißen) Dusche oder in der Badewanne. Es gibt nichts Schöneres, als das weiche Wasser zu spüren, wenn es leichte Wellen um einen schlägt oder einfach sanft die Haut umschmeichelt.
Auch beim Spazierengehen begebe ich mich gerne an Orte, wo viel Wasser ist. Nicht nur, weil dieses schön anzusehen ist, sondern auch weil das Fließen eines Flusses, das Plätschern eines Brunnens oder gar das Rauschen des Meeres eine beruhigende, fast schon therapeutische Wirkung auf mich hat. In der Stadt ist es zudem oft äußerst inspirierend, an künstlich angelegten Seen oder Teichen die idyllische Stille zu genießen, etwa im Stadtpark den Goldfischen zuzusehen und die Wasservögel zu beobachten. Auch weiter stadtauswärts gibt es sehr erholsame Plätzchen am Wasser, etwa wenn man den Kanal des Wienflusses am teils wildromantisch Ufer stromaufwärts entlang marschiert. (Ja, da kommt wieder die ur-sensible Ader der Krebse zum Vorschein!) Letztens begab ich mich an die Auen der Donau, um Flora und Fauna zu erforschen, sowie den Naturkreislauf zu spüren. Und als ich dort auf die - in der Sonne glitzernde - Oberfläche des Flusses blickte, kam mir ein momentan heiß diskutiertes Thema in den Sinn. Das Wasser! Eigentlich eine tolle Sache: durch den sich immer wiederholenden Kreislauf des Wassers in der Natur geht nämlich kein Wasser verloren. Es kommt allerdings aber auch kein neues hinzu. Das heißt: je mehr wir verbrauchen, desto knapper werden die Ressourcen. Auch ist Wasser nicht überall in gleichem Maße verfügbar. Um einem eventuell auftretenden Wassermangel in manchen Gebieten vorzubeugen, überlegt man in der Europäischen Union nun, die Wasserversorgung durch Privatisierungen länderübergreifend nutzbar zu machen. Wasser erregt also nicht nur mich (allerdings in anderer Form), sondern momentan - als fast schon neurotisch besetztes Thema - auch die Gemüter im Lande. Ohne Zustimmung der nationalen Behörden ist eine Privatisierung des Wassers jedoch gar nicht möglich – allein durch den Vertrag von Lissabon, in dem das Zusammenspiel der einzelnen Institutionen der EU geregelt wird und der am 1. Dezember 2009 in Kraft trat. Trotz einiger neuer Regelungen bleibt hier immer noch die Souveränität Österreichs bestehen, selbst zu entscheiden, wie über Wasser verfügt wird. Denn wenn ein Land nicht bereit ist, die öffentliche Wasserversorgung in irgendeiner Form zu privatisieren, dann kann auch auf EU-Ebene kein gegensätzlicher Beschluss gefasst werden. Das was dennoch zum Tragen käme ist: Beabsichtigte eine Gemeinde oder eine Stadt, die Trinkwasserversorgung an Dritte zu übertragen, so wäre dies zukünftig kaum ohne aufwändige, europaweite Ausschreibung möglich. Doch was in Ländern mit akutem Wassermangel mit der Möglichkeit privater Investments im Bereich Wassermanagement sehr wohl zu einer Verbesserung beitragen würde, nutzt hierzulande meiner Meinung nach wahrscheinlich niemandem (außer einigen Konzernen, mitfinanzierenden Banken oder Politikern, die sich mit Panikmache Wählerstimmen sichern wollen). Man darf Wasser auf keinen Fall zum Spekulationsobjekt machen, wozu sich Erdöl etwa entwickelt hat. Die Trinkwasserversorgung muss in öffentlicher Hand bleiben. Peter Brabeck, der Nestlè Konzernchef allerdings, ist hier anderer Meinung: Zugang zu Wasser sollte kein öffentliches Recht sein, meint er und spricht im gleichen Atemzug von sozialer Verantwortung. Dies entbehrt nicht nur jeglicher Realität, sondern ist in hohem Maße menschenverachtend und schämenswert. Wir sollten uns dagegen wehren! >> Brabeck im Interview |
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