Vom Schafbergbad zum Schloß Laudon auf der Suche nach einem Wasserfall. Aufgewacht mit einer glänzenden Idee: mein genialer Schuster aus dem Waldviertel kann das Hundehalsband sicher reparieren. Er kann alles. Nach dem Frühstück die Hütteldorfer Straße hinunter zum Schuster gegangen. Er sagt, dass man nur ein kleines Stück Leder zur Verstärkung brauche und morgen am Abend sei es fertig. Wilde Freude.
Wie letztes Mal versprochen, habe ich mich heute auf die Suche nach dem mysteriösen Wasserfall gemacht, den das GPS Gerät anzeigt. Über die Schmelz zur Straßenbahnlinie 9 spaziert, bei der Simonygasse in den Bus der Linie 42A umgestiegen und bis zum Schafbergbad gefahren. Beim Schafbergbad klettert gerade ein Techniker aus dem Nebel den Sender oder Lichtmast hinunter. Bringt das Glück? Er schaut jedenfalls so aus wie ein Kaminkehrer. Hinter dem Schafbergbad gibt es einen Fußweg in den Wald hinein. Heute ist alles ganz anders als am Samstag: Auf den Blättern und Knospen Raureif, Bäume kaum sichtbar im Nebel, letzte Blüten erfroren. Das Rot der Hagebutten, Hetschi Petsch - danke Lia Wolf - ist die einzige Farbe in dieser Winterlandschaft. Ich werde melancholisch und höre in meinem inneren Ohr Christine Schäfer, wie sie die WINTERREISE singt: Fremd bin ich eingezogen, fremd zieh ich wieder aus, keiner war mir gewogen mit einem Blumenstrauß…. Den steilen Waldweg hinunter auf die Neuwaldegger Straße und in die Schwarzenberg Allee hinein. Beide Teiche sind von Zaun und Umfriedung befreit, der Park bzw. Eckbach soll renaturalisiert werden, steht auf einer Tafel am Eingang. Die Straße kommt immer näher, ich hoffe sehr, dass hier nicht alles zugebaut wird. Langsam kommt die Sonne zum Vorschein und der Raureif beginnt zu glitzern. Herrlich. Weil ich nicht schon wieder den faden Forstweg zum Hameau hinauf klettern will, frage ich eine Dame mit ein paar Hunden, wo der Weg hinführt, auf dem sie mir gerade entgegen gekommen ist. Sie rät mir ab, dort zu gehen. Das macht mich erst richtig neugierig. Es gäbe aber noch einen Weg, den Weg nach dem oberen Teich mit der blauweißen Markierung, ich solle nur dorthin gehen, ich könne ihn nicht verfehlen. In mir sträubt sich alles, aber ich gehe. Zwei Nordic Walker kommen gerade von dort, der Weg schaut sehr steil aus und ich frage sie, ob der Weg nicht zugewachsen ist. Nein, aber gatschig! Das stört mich gar nicht. Der Weg ist zauberhaft! Wie kommt es, dass du jahrelang an einem Weg vorbei gehst und welche Schranken hast du im Kopf, dass du etwas nicht ausprobierst, das vor dir liegt? Jetzt wohne ich schon seit 30 Jahren in Wien und es gibt immer noch Wege, die ich noch nie gegangen bin! Ein alter Freund von mir, ein Maler, sagt: Die hast du dir aufgehoben! Der Weg geht immer steiler nach oben, bis ich nur noch Berge und Bäume sehe. Meine Hündin ist selig, sie ist ja im Herzen eine griechische Bergziege. Der Nebel hat sich gelichtet und die Sonnenstrahlen brechen durch den Dunst. Nach und nach werden alle Bäume und Sträucher beleuchtet, die Tautropfen glänzen in der Sonne und mein Herz klopft vor Glück. Unmöglich, dieses Naturschauspiel annähernd mit der Kamera festzuhalten. Ich gebe es auf, werde ganz ruhig vor Glück und bewundere die Pracht. Der Nebel ist endgültig verschwunden und die Sonne wärmt meine verletzte Seele. Nun führt der Weg durch einen Buchenwald zu dem Weg, auf dem ich immer vom Hameau zur Sophienalpe gegangen bin. DAS war also der Weg, den ich nie ausprobiert habe und ich frage mich, warum. Immer noch auf der Suche nach dem vermaledeiten Wasserfall, den mir das GPS Gerät ständig vor die Nase hält wie eine Karotte, wandern wir weiter zur Sophienalpe. Das Licht ist so stark, dass die Berge in allen Blautönen leuchten. Hier war ich schon oft, aber dieses Blau habe ich noch nie gesehen. Vielleicht ist mit dem Wasserfall ja das Dianabrünndl gemeint und da es sowieso auf meiner To Do Liste steht, gehen wir am Hotel vorbei und weiter die Forststraße an der Franz-Karl-Fernsicht entlang. Bei der Quelle trinkt der Hund gierig Wasser und ich raste und beobachte die Vögel, die das frisch gefüllte Futterhäuschen besuchen. Jeden, der vorbei kommt, interviewe ich, ob es hier einen Wasserfall gibt. Unbekannt. Es gäbe auch kein Gefälle, wo ein Wasserfall sich hinunter stürzen könnte. Was habe ich heute gelernt: Ein GPS Gerät sagt nicht immer die Wahrheit. Der Wasserfall ist immer ein paar Meter vor dem Weg, denn ich gehe so wie der Igel dem Hasen immer voraus. Es ist wie in dem philosophischen Rätsel. Statt einem Wasserfall habe ich aber zwei eingesperrte Teiche gesehen. Der Weg zur Mauerbachstraße führt am WALD DER EWIGKEIT vorbei, das ist ein Friedhof, in dem deine Asche unter einem Baum begraben wird. Es gibt auch einen Baum für gestorbene Tiere. Es gefällt mir, dass keine Namen und keine Daten auf den Bäumen stehen, du wirst wieder zu Erde, zu Wald, dem endlosen Kreislauf zurückgegeben, wenn deine Seele dem Körper entflohen ist. Weiter am Kasgrabenbach entlang, jetzt ist der Bach endlich sichtbar, weil er nicht mehr von Blättern verdeckt wird und das Rauschen des Baches tut mir wohl. Wir sind schon ziemlich müde und gehen nicht wie sonst immer über die Mauerbachstraße zum Mauerbach, sondern an den Laudongräbern und dem Dodererbrunnen vorbei zur Bushaltestelle beim Schloß Laudon. Autor und Bilder: A. Fink |
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