Heute morgen, Blick aus dem Fenster, ich seh gar nichts. Mein Fenster ist völlig zugeschneit und drüber freut sich ein URBsie wie ich ja gleich sehr. Schnee in Wien ist wie Glasur auf der Torte. Nur dass sich keiner drum reißt und Jahr für Jahr das Gezetere über die unbewältigbaren Schneemassen von neuem losGEHT. Drum bin ich heute wie von einem Impuls gestochen losgegangen und hab mich auf den Weg zum Wienfluss hinunter gemacht.
Unterwegs begegnen mir hysterische SchneeschauflerInnen und tonnenweise Salz, welches den ganzen schönen Schnee in braunen Gatsch verwandelt. Die Logik aus dieser Pflicht erschließt sich mir nach 20 Jahren in Wien lebend immer noch nicht. An Tagen wie diesen zeigen uns Autofahrer in Wien ihr breites Spektrum an Fahrkünsten. Es scheint fast, wir würden alle unter den Schneemaßen versinken und natürlich alle sterben. Wenn uns schon der Weltuntergang nichts anhaben konnte, dann bestimmt solche im Winter unerwarteten Wetterverhältnisse. Ich gehe also Richtung Wienfluss, dort wo sich mein persönlicher Lieblingsweg befindet. Jetzt hab ichs euch verraten, bitte nicht weitersagen! Leider darf ich es hier nicht dokumentieren wohin er genau führt und wo der Ausgangspunkt liegt, weil strengstens verboten und ich sonst per Gesetz eine Aufforderung zum UnGEHorsam aussprechen würde. Die Punkseele in mir kann es sich aber dennoch nicht verkneifen, ein wenig frech zu sein und Dinge zu tun, die zwar verboten, aber weder gefährlich sind, noch irgendjemandem oder irgendetwas Schaden zufügen. Ausserdem weiß ich ja, dass ihr viel schlauer seid und nicht so schlimm wie ich und überhaupt viel vernünftiger. Vor einigen Wochen habe ich zu einem spontanen Twittertspaziergang eben dorthin aufgerufen. Ganz phöse! Wir verabredeten uns am Treffpunkt, den ich hier nicht nennen darf. Es kamen zwei mutige Mädels, die bereit waren, das unglaublich Wilde zu tun: sie gingen mit Taschenlampe bewaffnet mit mir den Wienfluss hinunter. Eine unglaubliche HeldInnentat! Als ich frisch in Wien angekommen war, gingen Jine und ich oft hinunter zum Wienfluss. Im Sommer machten wir dann und wann ein Picknick, wir ließen Schiffchen schwimmen und freuten uns, weils so herrlich ruhig und entrisch war, obwohl fast im Zentrum der Stadt. Ups. I did it again! Heute morgen nämlich. Ich wollte wissen, wie es aussieht, wenn sich mein wild Place in ein Schneebett verwandelt. Ich mag die Stille und ich mags, dass mir keiner entgegenkommt. Heute wars besonders schön, denn ich war diejenige, die die ersten Spuren in den Schnee gedrückt hat und es hat so fein unter meinen Stiefeln geknirscht. Wunderbar auch, wenn ich durch die Tunnel gehe und mir das Licht vom anderen Ende des Tunnels entgegen leuchtet. So werden angeblich Nahtoderlebnisse beschrieben. Innen dunkel, aussen durch die Röhre hell. Hier hat man das Gefühl, dass alles gut wird, auch wenn es realistisch betrachtet, oft nicht den Anschein macht. Vermutlich sind wir so simpel gestrickt, dass solche Lichtverhältnisse, positive Gedanken bei uns auslösen. Zumindest bei mir funktioniert das. Wenn ich den Wienfluss entlang gehe, kann ich in eine meditative Stimmung eintauchen. Hier ist dann Zeit und Raum kein messbarer Faktor, auch wenn mich manchmal von oben verwunderte Blicke treffen und ich spätestens dann wieder weiß, dass ich mich unter den grantelnden WienerInnen befinde, die mit Schnee nichts anfangen können oder mögen. Dieser Beitrag ist natürlich völlig frei erfunden und darf nicht nachgeahmt werden! |
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