Ich sag’s gleich: Dieser Weg war einer der Besten, den ich und Ophelia bis jetzt gegangen sind! Mit dem 60er zum Ambrosweg, die Enten und Möwen im Rückhaltebecken bei der Liesing beobachtet, den Einlauf der Dürren- in die Reiche Liesing genau angeschaut und photographiert und dann dem Lauf der Dürren Liesing folgend weiter spaziert.
Zuerst die Pfitznergasse entlang, wo der Bach in einem Steinbett eingezwängt ruhig dahin fließt. Alle Häuser, die auf der anderen Seite des Baches liegen, haben eine eigene, private Brücke zum Gartentor. Wie nobel! Am Ende der Pfitznergasse überqueren wir die Ketzergasse und kommen zur Schillerpromenade. Hier ist auch die Endstation der Linie 60 und eine nicht zu übersehende Tafel zeigt die Wanderwege in der Umgebung genau an. Wir folgen nicht dem Stadtwanderweg nach, das tun wir nie, das tun nur Anfänger, sondern gehen an der Dürren Liesing entlang weiter. Die Dürre Liesing macht uns aber einen Strich durch die Rechnung, weil sie neben den Bahngeleisen entlang fließt und da dürfen wir nicht, weil das lebensgefährlich ist. Wir nehmen also einen Umweg, die Hochstraße hinauf, am Waldsanatorium Purkersdorf vorbei bis zur Waldmühlgasse. Diese Gasse führt bis nach Kaltenleutgeben, immer an der Dürren Liesing entlang, die neben den Bahngeleisen vorbei fließt. Ich sehe sie zwar nicht, aber ich höre ihr Plätschern. Einmal überquere ich die Bahngeleise doch und schaue mir das Bachbett an. Auch hier überall kleine, private Brücken, die zu den Gartentoren führen. Links eine verfallene Ruine und alle Sorten von Industriemüll….Auf der anderen Seite der Straße ist der Zugberg mit der Mizzi Langer Wand, den wir heute nur aus der Ferne anschauen. Wir kommen zu einer aufgelassenen, aber noch deutlich erkennbaren Waldmühle. Gleich dahinter ragt das riesige, verlassene Zementwerk in die Höhe und verdeckt die Aussicht auf den Wienerwald. Der Pfad führt gleich daneben durch den Wald weiter. Bei einem leicht zu übersehenden, grünen, schon morschen Stiegenabgang zweigen wir ab. Vorsicht, Rutschgefahr! Der erste Schock des Tages. Wo früher das Kalkwerk mit den Streetartwerken war, klafft ein riesiges Loch. Eine richtige Wunde. Nur noch Schotter überall und eine einzige, übrig gebliebene Mauer mit schon verblassenden Kritzeleien. Wir stehen vor einem Gitter, auf dem BAUSTELLE! BETRETEN VERBOTEN! steht und schlüpfen auf der Seite hinaus, an der Dürren Liesing entlang weiter. Hier gibt es einen netten kleinen Wanderweg, so dass man nicht auf der Straße gehen muss. Jetzt dürfen wir endlich ganz nah am Bach entlang spazieren, im Sommer die Füße kühlen oder durch das Wasser waten, ich beginne zu träumen und schon sind wir in Kaltenleutgeben am Dreifaltigkeitsplatz. Laut Stadtplan soll hier in der Nähe die Dürre Liesing entspringen, aber wir werden später erfahren, dass das nicht stimmt und ich sehe auch nirgends eine Quelle. Am Dreifaltigkeitsplatz führt die Flösselgasse steil nach oben bis in den Wald. Da gehen wir jetzt hinauf. Wir begegnen einer leisen Nordic Walkerin, die wir heute schon bei der Liesing gesehen haben. Sie fragt uns, ob wir geflogen seien, wir unterhalten uns ein bisschen und sie erzählt mir, dass sie in Kaltenleutgeben wohnt und das Kalkwerk schon im Oktober abgerissen worden sei. Dort sollen jetzt 250 bis 600 Wohnungen gebaut werden. Die Leute hätten Angst, weil dann zu jeder Wohnung mindestens 2 Autos gehörten, weil die Busverbindung so schlecht sei. Was für Aussichten! Dann zeigt sie mir noch den Weg zum Goldfischteich, gleich rechts am Ende der Flösselgasse in den kleinen Pfad hinein. Vor uns liegt ein entzückender türkiser Teich, wo sie im Sommer immer sitze, weil es dort so ruhig und friedlich sei. Die nette Dame hat mich noch gewarnt, dass die Jäger hier auf alle frei herumlaufenden Katzen und Hunde schießen. Mein Hund rennt voller Begeisterung um den Teich herum und schlabbert Wasser. Das Gelände um den Teich ist eine richtig trockene Heidelandschaft. Wir befinden uns ja im Kalkwienerwald, die Dürre Liesing heißt deshalb so, weil ihr Wasser so schnell im Kalk versickert. Wir gehen bergauf und kommen zu einer riesigen Fläche, wo Kalk abgebaut wird. Überall Schilder mit Instruktionen, was bei Sprengungen zu tun ist. Da aber Samstag und kein Mensch zu sehen ist, nur ein parkender Bagger, gehen wir weiter. Der Weg daneben wäre nämlich ein Irrweg, der ins Nichts führt. Jetzt stehen wir auf einer Lichtung: Das ist die Seewiese, die war früher auch einmal ein Teich und sie hat immer noch viele feuchte Stellen. Hier ist auch irgendwo die Vereinsquelle, aber die suche ich gar nicht, weil sie schon lange vertrocknet ist. Wir kommen zur Kugelwiese und einem Gasthaus, die Wanderer sitzen im Freien in der Sonne. Was für ein Frühlingstag mitten im Winter. Herrlich! Heute sehe ich ununterbrochen seltsame Luftspiegelungen, Lichtflecken, in denen sich die Spektralfarben spiegeln. Was das wohl bedeutet? Außerdem sprießen überall Schlüsselblumen aus dem Boden. An der Waldandacht vorbei, weil ich dort noch nie war und es dort so schöne moosbewachsene Kalksteinstufen gibt, klettere ich hinauf und schaue den Abhang hinunter. Buchenwald. Wir spazieren weiter am Weg zur Kammersteiner Hütte vorbei bis zum Wegweiser, der zum Buchbrünndl zeigt. Da steigen wir hinunter. Das Buchbrünndl rauscht, es gibt Trinkwasser, mitten im Winter. Hinter dem Namen Buch verbirgt sich etwas Geheimnisvolles: Das Wort Buchstaben kommt von den Buchenstäben, auf denen die Kelten Inschriften eingeritzt und weiter transportiert haben. In fast jedem Wiener Wald gibt es einen Buchberg, weil es dort so viele Buchen gibt. Woher wohl der Name Buchbrünndl kommt, von den Buchen oder von den Büchern? Jedenfalls ist das im Sommer ein idyllischer Platz, um ein Buch zu lesen! Zur Kammersteiner Ruine, der Weg ist steil und rutschig, aber als Belohnung lockt der Teich. Hier habe ich einmal im Sommer geglaubt, ich sehe eine Fata Morgana, es war unerträglich heiß, habe mir nichts sehnlicher gewünscht, als mich irgendwo abzukühlen und plötzlich sah ich durch die Bäume Wasser schimmern. Es war keine Fata Morgana, dort waren viele Menschen, die nackt gebadet haben und ich bin auch ins Wasser gesprungen. Heute schaue ich mir nur den Sonnenuntergang an, der sich im Wasser spiegelt. Wir sind nicht allein, ein alter Herr erklärt mir, dass der andere Teich Flösselteich heißt und dort viele Goldfische waren, nur hätte ein Zoohändler die alle ausgefischt und verkauft. Es gäbe noch eine Schildkröte dort und vor ein paar Tagen habe er ein Brandentenpaar gesehen! Er sagt mir auch, dass die Dürre Liesing nicht am Dreifaltigkeitsplatz, sondern ein Stück weiter aus zwei Quellen entspringe. Die suche ich im Sommer, wenn es nicht mehr zu kalt ist zum Schwimmen! Autor und Bilder: A. Fink |
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