Ich treffe mich mit Philippe Andrianakis im Stadtpark. Hier ist sein emotional Place, sein WildPlace, wie wir URBs zu sagen pflegen. Hier ist es so herrlich romantisch meint er, er wäre ja im tiefsten Inneren seines Herzens ein Romantiker. Und weil Philippe (so wie ich) in Graz in die Ortweinschule gegangen ist und dort Bildhauerei studiert hat, schätzt er die Arbeit der Bildhauer und Architekten des alten Wiens in diesem Park besonders.
Philippe ist der junge Mann, der vor gut einem Jahr von Bregenz nach Wien GEHgangen ist. Für eine T-Mobil Kampagne. NEIN! Gegen Aids und für mehr Aufklärung über diese stigmatisierende und tödliche Krankheit. Der 20-jährige Philippe Andrianakis wanderte also binnen sechs Wochen - vom 30. Mai bis 4. Juli 2010 von Bregenz nach Wien. Heute vor einem Jahr und 7 Tagen kam er in Wien an. Ich will wissen, was ihn damals bewegt hat und was aus seiner Idee: Gehen für den guten Zweck geworden ist. Ich frage mich nämlich schon die ganze Zeit, warum wir nach der T-Mobil Kampagne nichts mehr von Philippe gehört haben. Schade eigentlich. Schade, dass gute Inhalte, die die Werbung hochspielt immer kurzlebiger und oberflächlicher werden. Das soll aber in keinster Weise die Leistung von Philippe schmälern. Im Gegenteil: von Bregenz nach Wien zu Fuß zu gehen – ja, das wissen die URBs – ist eine geniale Sache. Ich weiß auch, diese lange Strecke zu gehen ist kein „Bemmerl“. Selbst bin ich in 4 Tagen von Perchtoldsdorf nach Mariazell gegangen. Als ich mir einbildete, ein Spaziergang alleine sei zu wenig, um auf irgendetwas Sinnvolles draufzukommen, ging ich nach Mariazell. Nicht wegen der Kirche dort, die war mir egal, aber der Weg war gut beschrieben. Ich ging los, die Füße taten mir weh, aber der Kopf war so herrlich frei. Ich war frei. Am ersten Tag nach 10 Stunden Fußmarsch dachte ich, ich könnte nie wieder einen Schritt tun. Doch in der Früh stellst du dich auf deine beiden Beine und gehst weiter. Am dritten Tag begann es zu regnen und mir war klar, dass ich nicht umdrehen würde. Am vierten Tag bin ich in Mariazell angekommen und war enttäuscht, weil der Weg zu Ende war. Ich habe erkannt, dass das Sinnvolle am GEHEN ist, dass du merkst, es geht immer weiter, egal wie weh die Füße tun, egal wie schwierig alles gerade scheint. Es ist wie im richtigen Leben. Wieviele Schritte mögen das wohl gewesen sein? Von Bregenz nach Wien. Vom einen Ende zum anderen Ende Österreichs. Was war die Zündung für seine Idee? Philippe erzählt mir, dass er seinen Zivildienst in Graz bei der Aidshilfe gemacht hat. Dort wurde ihm erst so richtig bewusst, wie schrecklich isolierend und ausgrenzend diese Krankheit ist. Wenn du Krebs hast, dann bemitleiden sie dich wenigstens, wenn du Aids hast, hast du und bist du nichts mehr. Dagegen wollte Philippe ein Zeichen setzen, sich für mehr Aufklärung vor allem bei den jungen Leuten einsetzen. Und als die Kampagne startete, waren wir alle neugierig. Ob er es schafft? Ob er durchhält? Und er hat durchgehalten. Auch wenn viel Handywerbung im Vordergrund stand, auch wenn die Knie unendlich wehtaten, auch wenn heute die Website über das Projekt stillgelegt ist, deine zigtausend Fans erinnern sich an dich und deinen Weg. Kannst stolz sein auf dich Philippe! Ehrlich. Aber wer ist der Mensch Philippe Andrianakis eigentlich? Ein kreativer Geist, ein Romantiker, einer der Visionen hat und sich nicht scheut auch einmal über den Tellerrand zu schauen und Dinge zu tun, die andere so schnell nicht tun würden. Einer der seine Freundin liebt und das auch sagen kann. Einer der in Wirklichkeit gar nicht so gern zu Fuß geht. Geht’s uns nicht allen ein bisschen so? Mir schon. Aber wenn ich es doch tu, geht’s mir gut. Lasst´s es euch gut GEHEN! LINKTIPPS Jakobs- und andere Weitwanderwege in Europa, http://www.alpenverein.at/weitwanderer/Weitwanderwege/Fernwanderwege/ Pilgercommunity, http://www.pilgern.at Pilgern in Österreich, http://www.pilgerwege.at/cms/index.php?page_new=2 Philippe Andrianakis auf Facebook Gregor Sieböck, http://www.globalchange.at |
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