Meine Zuneigung zu und die Freude an Wien wächst stetig. So wie ich an der Aufgabe wachse, mich momentan sehr intensiv mit dieser Stadt, durch die ich, fast täglich, seit über 33 Jahren gehe, wenn auch bisher nicht sehr bewusst, zu beschäftigen. Dass der Südturm des Stephansdoms 343 Stufen zählt und 127m hoch ist, lernt man schon in der Volkschule. (Siehe dazu „It's lonely at the top“) Aber mal ehrlich – wer außer den hartgesottenen regelmäßigen Trivial Pursuit Spielern weiß das aus dem FF? Und wie viel wissen WienerInnen sonst so von Wien?
Für mich war Wien immer eine Selbstverständlichkeit. Ich bin hier geboren, hier aufgewachsen, hier in die Schule gegangen und habe Jahr für Jahr hier gelebt, ohne viel darüber nachzudenken. Eine Zeit lang fühlte es sich an, als würde ich in Wien jeden Winkel und jede Ecke kennen, ein Grund, warum ich auch irgendwann den starken Drang verspürte, endlich mal aus Wien raus zu müssen. Und nach einem recht intensiven Lebensabschnitt, in einem der „südlicheren Gefilde“ Österreichs, bin ich dann - ziemlich sehnsüchtig - wieder nach Wien zurückgekommen und lebe nun freiwillig und erstmals auch sehr gerne hier - mit dem Wissen, definitiv ein Großstadtkind zu sein. „Komm mit mir! Irgendwohin. Lass uns Großstadtkinder sein! Irgendwohin, endlich frei!“[1] Wien kann durchaus ein hartes Pflaster sein. Vor allem für jene, die es nicht gewohnt sind, dauernd (fremde) Menschen, dauernd Action, dauernd Hektik, pulsierendes Leben und den krassen Alltag in so einem heftigen Ausmaß um sich herum zu haben. Wien ist brutal, Wien hat Kriminalität, Drogenprobleme und Punks auf den Straßen. Aber Wien ist meine Stadt. Und ich schreibe hier zum ersten Mal die 3 (also eigentlich 4) magischen Worte: Wien, ich liebe dich! Aber zurück zum Thema „Was wissen wir eigentlich von dieser Stadt, auf deren Boden wir Tag für Tag unsere Wege zurücklegen?“ Apropos Boden: Weißt du, warum manche Pflastersteine, die man (aus optischen Gründen leider – aus bewegungstechnischen Gründen Gott sei Dank) nur noch selten in Wien findet - wie z.B. im Bezirk meiner Kindheit in Hietzing in Ober St. Veit am Wolfrathplatz [2] - manchmal eine Querrille in der Mitte des Steins aufweisen? Als noch viele Hauptverkehrsverbindungen gepflastert waren, hatten steile Bereiche Steine mit einer Ritzung in der Mitte (man nannte sie "Geritzte" oder auch "Wiener Pferdepflaster“). Der einfache Grund für diese meist quaderförmigen Steine, die quer zur Fahrrichtung verlegt wurden, war ausschließlich, Pferden auf diesen Wegen einen besseren Halt zu geben. Na, gewusst? Wir wissen eindeutig viel zu wenig von Wien, selbst wenn wir seit Lebzeiten hier wohnen. Das liegt wahrscheinlich auch daran, dass der Bildungsauftrag in Geographie und Geschichte in einer Zeit passiert, wo wir meist mit viel wichtigeren Dingen im Leben beschäftigt sind, als uns mit so viel „unnötigen“ Informationen das Hirn vollzumachen. Das können wir doch später nachholen, wenn es vorbei ist mit der spannenden Kindheit, der Pubertät, der Teen- und Twenzeit, der Midlife-Crisis, den Wechseljahren, dem Ruhestand, dem Neuanfang, der Pension, dem Alter und den goldenen Jahren, … Ja wann eigentlich? [1] Peilomat – Großstadtkinder, Lyrics [2] Im Rahmen der Sanierung dieser Verkehrsfläche 2012 wurden Pflastersteine neu verlegt Text: T. Hauser |
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