Wie beim letzten Walk versprochen, geht`s heute wieder zur Liesing. Der Name "Liesing" kommt aus dem Slawischen, Lieznička, und heißt Waldbach. Ich finde das sehr treffend. Die Sonne strahlt, es ist warm, Gegenlicht, was für ein Tag!
Über den Rustensteg zum Auer-Welsbach-Park, durch den Hadikpark zum 60er bis Kaiser-Franz-Josef-Straße. Auf dem Ambrosweg zum Bach. Da gibt es eine ganzheitliche Astrid Lindgren-Schule, die ist rot und schaut daher aus wie ein schwedisches Gebäude. Ich finde ein Kilo Mandarinen am Ufer der Liesing, gefroren, aber nicht verfault und nicht verschimmelt. Ein Sorbet, wie köstlich! Der Graureiher ist nicht zugegen, ich bin enttäuscht. Dafür schaue ich mir die Mündung der Dürren Liesinggenauer an. Wo kommt sie her? Das wird mich jetzt noch länger beschäftigen… Die Dürre Liesing ist der Bach an der Endstelle der Straßenbahnlinie 60 in Rodaun, sie kommt aus Kaltenleutgeben, oft ist sie aber gar nicht vorhanden, weil sie so wenig Wasser mit sich führt, im Sommer zum Beispiel. Sie fließt am Zementwerk vorbei, da, wo der Kaltenleutgebner Teich ist, in dem Baden verboten ist. Hier, wo ich gerade stehe, am Zusammenfluss von Dürrer und Reicher Liesing, bildet sich ein tiefes Bassin, in dem Schwimmen sehr angenehm wäre. Warum ist jetzt nicht Sommer? Die Dürre Liesing ist im Moment nämlich gar nicht arm und dürr, sondern ziemlich fett. Sie scheint das Schneewasser zu transportieren von dem Schnee, dem wir bald begegnen werden. In dem Bassin schwimmen Enten und Möwen, sonst ist der Teich zugefroren. Ich gehe über die Holzbrücke weiter in Richtung Kalksburg, vorbei an den Stellen, wo ich im Sommer gebadet und Blauflügelprachtlibellen photographiert habe. Wir befinden uns auf der Hofmannsthal Promenade, der Dichter hat ganz in der Nähe im Fuchsschlössel gewohnt, wenn wir bei der nächsten Holzbrücke zur Ketzergasse abbögen, fänden wir es auf Nummer 471. Wir gehen jetzt unter der Brücke über die Straße durch, oben dürften wir gar nicht, denn da steht WINTERSPERRE. Unten steht: FUCK FOR INFORMATION und das Wasser, das aus dem undichten Betonpfeiler spritzt, unterstreicht diese Aufforderung lautstark. Wir kommen zu einer Furt, diese seichte Stelle ist im Sommer bei Kindern und Hunden sehr beliebt, weil man wunderbar über Steine im Wasser klettern kann. Dann sind wir vor einer Kapelle, auf deren Innenwand lese ich, dass hier vormals ein BADEHAUS stand! Das ist des Rätsels Lösung auf Seite 197 im Buch MISSION WIEN ;) Wenn wir jetzt über die Brücke gingen, kämen wir zur Hochstraße und zur Dürren Liesing, das tun wir nächstes Mal, denn das ist der Plan für den nächsten Walk. Wir gehen über die Haselbrunnerstraße zum Forstweg in Richtung Wiener Hütte. An der Mauer des Jesuitenkonvikts entlang, aber nicht zur Hütte, denn die ist jetzt geschlossen und überhaupt pfeife ich auf sie, seit ich einmal in einem heißen Sommer mit meinem alten Dalmatiner dort war und sie uns nicht einmal Wasser gegeben haben. Es war zwar geschlossen, aber sie waren ja dort. Wir hätten so gehen sollen wie jetzt, dann wären wir zur Liesing gekommen, wo es genug Wasser zum Trinken gibt! Nämlich geradeaus weiter bis zum Ende der Mauer, das Jesuitenkonvikt ist deutlich sichtbar, sonst wird es von den Bäumen verdeckt, die jetzt kahl sind. Links ginge es zum Zugberg und zur Mizzi Langer Wand, ein Tip für Klettermäuse. Auch schön! Auf dem Weg liegt Schnee, immer mehr, je höher wir gehen. Also beschwert euch nicht darüber, dass es keine weißen Weihnachten gibt, sondern geht in den Wald! Auf dem Moos glitzern Wassertropfen, weil es so warm ist, dass der Schnee schon wieder schmilzt. Der Weg ist schön und lang und ich verfalle in Gehtrance. Nach einem Holzstoß treffen wir auf Orientierungspfeile, wir gehen in Richtung Kalksburg. Die Sonne verwöhnt mich mit Gegenlicht, das ich so liebe, nur meine Kameras nicht. Was für ein herrlicher Tag! Wir sind im Leopoldsdorfer Wald und der breite Weg, der den Berg wieder hinunter führt, hat sogar einen Namen: Liechtenstein-Höhenstraße. Das gibt’s doch nicht! Ist schon Frühling? Am Wegrand wachsen Schlüsselblumen im Schnee! Unglaublich. Ein Christbaumverkäufer hat mir erklärt, warum: Es war kalt, dann wieder warm und durch das geschmolzene Wasser hatte die Pflanze genügend Nährstoffe, um zu wachsen. Der Weg endet bei einem Tennisplatz und wir treffen wieder auf die Reiche Liesing, die die Leute hier einfach Liesingbach nennen. Sie kommt dieses Mal aus Breitenfurt. Über eine Holzbrücke gehen wir auf die Otto- Edelmann-Promenade, die einem Kammersänger gewidmet ist. Hier fließt der Gütenbach in die Liesing. Ich ärgere mich, weil die Gstätten, die es früher hier gab, eingezäunt und zugesperrt ist. Wir stehen vor dem Kollegium Kalksburg, eine goldene Madonna leuchtet hinter dem versperrten Tor beim Eingang. Hier hat André Heller im Internat gewohnt und die Grausamkeiten der österreichischen Seele kennen gelernt. Mein Hund jagt Enten und springt ins Wasser und findet nicht mehr zurück, weil die Mauern so hoch sind. Hunde bitte an die Leine nehmen, damit so etwas nicht mehr passiert. Außerdem sollten HundebesitzerInnen zuallererst Rücksicht auf Wildtiere nehmen, sag ich immer und tu es selber nicht. Naja, meistens schon. Wir kommen zur Promenade, spazieren an der Liesing entlang zurück zum Ambrosweg, von wo wir gekommen sind. Die Sonne geht gerade unter und beleuchtet den Teich, wo die Dürrein die Reiche Liesing fließt und in dem Enten schwimmen. Die Sonne hat sich von ihrer besten Seite gezeigt an diesem kürzesten Tag des Jahres. Sehen wir uns ab morgen wieder öfter? Autor und Bilder: A. Fink |
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