Aus einem beidfüßigen Ausgangsstand wird ein Fuß angehoben und um einen Schritt vor den anderen gesetzt. Die eigentliche Positionsveränderung geschieht im Grunde durch ein »verhindertes Fallen« auf der zeitweise bodenkontaktfreien Seite. Unsere naturgegebene Fortbewegungsart ist also ein permanentes gerade-nicht-umkippen, weshalb der aufrechte Gang eine Fehlleistung der Evolution zu sein scheint; wir haben jetzt zwar die Hände frei, um ein Lenkrad zu halten, der Bequemlichkeit vierbeiniger Fortbewegung sind wir hingegen beraubt.
Die neokreationistische Auffassung, dass sich bestimmte Eigenschaften des Universums und des Lebens auf der Erde am besten durch einen intelligenten Urheber erklären lassen, scheint widerlegt, denn „Intelligent Design“ geht anders: intelligent wäre es gewesen, hätte uns die Natur zusätzlich zu unseren ursprünglichen vier Beinen mit einem weitern Paar Gliedmaßen versorgt. Die Vorteile wären beträchtlich: doppelt so lange an der Supermarktkassa stehen ohne zu ermüden, Marathonlauf so nebenbei, vier Beine auf dem Schreibtisch und vier verschiedene Socken bei verrückten Professoren – um nur einige zu nennen. Der aufrechte Gang ist also ein Missgeschick der Natur und könnte der endgültige Beweis für die Nichtexistenz Gottes sein. Nun haben sich die klügsten Köpfe der Menschheit ja allerhand einfallen lassen, um die Nachteile der bipeden Fortbewegung zu egalisieren: Eisenbahnen, Autos, Flugzeuge, Kreuzfahrtschiffe, Spaceshuttles und vieles mehr. Wenn allerdings in wenigen Jahren der letzte Tropfen Öl aus dem Schiefersand gepresst sein wird, bleibt die Langstreckenrakete für immer in der Garage und es gibt lange Gesichter. Man wird sich wieder vermehrt althergebrachter Fortbewegungskonzepte erinnern und mitunter auch die Beine wieder für das verwenden, wofür sie die Evolution hat wachsen lassen. Wir kennen das aus dem Fernsehen, dieses Gehen. Und auch wenn die Natur mit dem zweibeinigen Gang einiges versiebt hat - energieeffizient ist er, wie Biorobotiker der Cornell University in Ithaca, New York errechnet haben. So energieeffizient, dass sogar noch etwas übrig bleibt um damit Strom zu erzeugen. Die Firma Pavgen zum Beispiel hat ein System zur Umwandlung der kinetischen GEH-Energie in Elektrizität entwickelt, bei dem Kleinstkraftwerke in Bodenplatten den Strom für Straßenbeleuchtungen liefern. Ein anderes Konzept ermöglicht die Stromerzeugung für Handy und Laptop durch Minigeneratoren in den Schuhsolen. Die Umweltprobleme der Welt werden so voraussichtlich zwar nicht gelöst, sollte der eine oder andere aber die 500m zum Bäcker zu Fuß zurücklegen, weil der Akku im Smartphone keinen Saft mehr hat, anstatt dafür ins Auto zu steigen, wäre das zumindest ein Beitrag für mehr Lebensqualität in unseren Städten und das ist doch schließlich auch etwas wert. |
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