Der St. Marxer Friedhof ist gerade jetzt in der Flieder- und Kastanienblüte einer der bezauberndsten Orte in ganz Wien. Als letzter erhaltener Biedermeierfriedhof weltweit - welcher mittlerweile ein öffentlicher Park ist - lädt er zu sehr entspanntem „Urben“ ein. Dem war nicht immer so: In den 1970er-Jahren sollte ein großer Teil des Friedhofs der gerade im Bau befindlichen A23 zum Opfer fallen. Dagegen regte sich damals Protest. Unter anderem entwickelten Schülerinnen der nahe gelegenen BEA 3 ein Straßentheaterstück mit selbst geschaffenen Bühnenbildern. Inhalt und Zweck des Stückes war es, auf die vielen auf dem St. Marxer Friehof begrabenen berühmten Persönlichkeiten hinzuweisen. In diesem Stück implementiert war ein „Totengräber Gustl“, der als Conférencier die Toten aufrief und miteinander ins Gespräch brachte. Und nicht jeder dieser Toten war eine mutmaßliche Rampensau:
„Beppi, du bisd glei drau, bisd da Nexde!“ „Wos? Wos sui i duan? I bin seid iwa hundadfuchzg Joa hii. Hoat woa mei Lebm und schee da Tod. Kennz mi ned afoch moscherln?“ „Des geed heid ned, Beppi. A Autobaun wuins baun und di Gräwa do runieren. Deins aa. ’Sis daun vuabei mid deina Todnrua. Irgndwo am Zendral buddelns dii daun ei.“ „Deafz des iwahaubd? I man, des hed ma si amoi ealaubn suin. Da Mettanich häd uns in Marsch blosn, ois dass ma si bis aafs Kreiz auffe augschissn heedn. Teada spüün, wäus ka Autobaun wuin. I glaub i draam. Und eigandlich bin i jo scho soo laung hii. Ned amoi ois Leich lossns an in Rua, de junge Bagasch mid eanare künstlarische Ambitionen dodan.“ „Pudl di ned auf, Hustinettnbäa! Howi ee scho gsogd, dassd midspüün suisd, damidzd wieda dei Rua hosd.“ „Mei Rua sui i daun wieda hobm? Nu, wos glaubsd, wia leiwand des is, waun dei Grob in am Baak steed? Wo da di Tachiniera daun aafs Grob schiffn, weis ned segn, daas do dribm ee a Scheißheisl is. I waas ned, obs ned gscheida warad, mia olle do kammadn am Zendral. Dea sui schee groß und ruig sei. Do rennan wenigstns wiaglich nua am easchdn Nowemba hoid a boa oide Schaastrummin umnaunda“. „Jezz hob di ned aa so! Kumm, moch uns amoi a Freid. I heed heid ee fosd ned spüün deafn, wei i a bissl graung bin. Beddln hob i miassn, und meine Leerarinnen hobm a bei meine Oidn beedldn miassn, dass i a spüün deaf. Und jezznan mochsd ma suichane Oaschdanz.“ „Waunsd ma so kummsd, kaunsd grod amoi a Floschn hobm. A so a Rozzmensch, nodiges. Stead mei Todnrua und red vo Oaschdanz. Na, sowas howi no ned gsegn oda ghead.“ „Grmpf. Naa guad, des mid de Oaschdanz tuad ma laad. Schau, mia maanans jo nua guad.“ „Jo, owa wos brauchz do mi dazu? Neemz doch in Wuifal [W.A. Mozart]! Dea hod wenigsdns a Renommee! Im Grob singd a sogoa a große Nochdmusig, woos a z’Lebzeidn eh nie gschoffd hod. Oda den Madasperga [Joseph Madersperger], dea hod wenigstns d’ Naamaschin eafundn. Wos brauchds do wiaklich mi dazu? I woa jo nua da Pumpfinebara.“ „Nu, I spüü jo a nua den Pumpfinebara, dea hoid di Leichn aufruaft, wauns drau saan. Damid d’ Leid meakn, wea do olla liegd. Und oone di tadadns do ned liign. Du hosd jo do fosd di Haubdruin gspüüd! Und dii Brominenz loss ma eh ned aus.“ „Owa a Maut hobm ma trozzdem vüü z’weng kriagd. De ganzn Nodigen blaubliadign Heefischn, de gaunzn wichdign Weiwa, de eanare Hofräd und Geheimräd und wos wasn i nu ois ins Grob broochd hobm, dawäu draußn schoo da Musarich gwoad hod. Pfui Deife, kann i do nua soogn. Grod, dass mi griassd hobm. Und do wundad si wea, waun die Pumpfinebara vüü saufn?“ „Jo ee! Is sicha kaa Böana, de Hockn. Owa ebm: Wäusdas gmochd hosd, deswegn bisd jo wichdig! Deswegn brauch ma di joo heid!“ „Gee, kennz ned wiaklich die Pfeifferin [Ida Pfeiffer] nehman? De redd e so gean driwa, wos ned iwaroi woa? Oda den Ypsilanti [Alexander Ypsilanti]? Dea wüü ee di gaunze Zeid Kriag fian, dea fiad a gegn a Autobaun Kriag!“ „Heasd Beppi, mid da Pfeifferin suisd jo daun redn, und da Ypsilanti kummd a nu dran. Dea tatad, waun a ned hii waa, waarscheinlich scho auf die Taubm schiaßn zum üübn. Jezz scheiß di ned amoi. S’ is ewandöö dei lezzda große Auftridd!“ „Meinasöö. Grood mid da Pfeiffarin. Dea heedns jo wiaglich die Pappn nu extra eihaun suin. Nua waunsd ma vasprichsd, dass I daun mei Rua hob?“ „Sog I jo die gaunze Zeid, daun suisd wieda dei Rua hobm.“ Anm. des Autors: Herr Joseph Löffler, Totengräber allhier, starb am 16. April 1828. Der St. Marxer Friedhof ist der einzige der einstigen fünf communalen Friedhöfe, der nach seiner Schließung 1874 als Friedhof erhalten wurde. Der Biedermeierfriedhof wurde 1937 unter Denkmalschutz gestellt und einer Renovierung und Instandsetzung unterzogen. Heute ist der St. Marxer Friedhof der Wiener Bevölkerung als öffentliche Parkanlage zugänglich. Die wohl bekannteste Grabstätte auf dem St. Marxer Friedhof ist jene des Komponisten Wolfgang Amadeus Mozart. Mozart starb am 5. Dezember 1791 und sein Leichnam wurde nach der Aufbahrung im Stephansdom wahrscheinlich am 8. Dezember gemäß den geltenden Verordnungen in einem Schachtgrab ohne Kennzeichnung auf dem St. Marxer Friedhof beigesetzt. Obwohl der Friedhof heute von stark frequentierten Straßen und einer Stadtautobahn umklammert ist, bietet er den Besuchern Ruhe und Erholung. Quelle |
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