Es war am letzten Wochenende als ich das erste Mal wieder so richtig unterwegs war. Also so richtig, und damit meine ich nicht im Schneckentempo um den Häuserblock, so wie die letzten Wochen und Monate. Ich weiß nicht, wie es kam. Doch seit Jahresbeginn folgte eine Verkühlung auf die nächste und ein Virus dem Anderen und mein Körper war irgendwann nur noch erschöpft und ausgelaugt vom Durchhalten, vom Arbeiten und vom Warten dass es irgendwann besser wird. Möglicherweise auch, weil kein richtiger Winter bei uns Halt gemacht hat, und der Körper sich keine Zeit zur Erholung gegeben hat. Ich weiß es nicht.
Aber jetzt, jetzt ist es soweit, beim Gehen habe ich das Gefühl alle Menschen denen ich begegne lachen mich an und wir haben gerade etwas gemeinsam was und trägt. Und dann habe ich den Flieder gerochen, die feuchte Erde und das frisch gemähte Gras, ich war richtig high davon. Die Bienen, Hummeln und Schmetterlinge haben ein wenig verdattert und unkontrolliert Flugbahnen gegenseitig ihre gekreuzt, ein recht nettes Schauspiel, welches ein wenig an die Red Bull Flugshow erinnert. Die Bäume haben sich wieder ihr grünes Kleid angezogen und stehen nicht mehr nackig da. Die Vögel unterhalten sich lautstark über die Neuigkeiten im Wald, wobei der Kuckuck und der Specht die Beatbox übernehmen und die frisch gelandeten Störche die Überwachung von oben gesichert haben. Ich brauche keinen iPod im Wald, der Wald ist mein iPod. Meine Schritte auf Gras, Schotter, Steinen und Sand, sind Musik in meinen Ohren. Meine Füße haben mich zwar noch nicht so weit getragen wie ich es gerne gehabt hätte, doch das ist mir jetzt gar nicht mal so wichtig. Letztes Jahr hatte ich um diese Jahreszeit bereits die erste Weitwanderung hinter mir und war konditionell um einiges besser beisammen. Doch auch das ist mir jetzt egal. In diesem Moment, wo ich auf einem Holzzaun sitze und ein drei Wochen altes Hochlandrindbaby sehe, welches irgendwie aussieht wie ein Alpaka ist es mir egal. Auch ist es mir egal, dass mir die Sonne wie wild ins Gesicht scheint und ich morgen mit Sicherheit einen roten Rand um meine Augen und eine rote Nasenspitze auf meinem sonst eher bleichen Gesicht haben werde. Und wisst ihr auch warum? Weil ich das erste Mal seit langem das Gefühl habe, dass alles gut wird – alles gut werden darf. Beginnend mit diesem Moment hier und jetzt auf dem Holzzaun. Mit all dem was ich höre, sehe und fühle. Autorin: Bella Draxler |
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