Dynamit im Herzen – die vergessene Pulvermetropole ANREISE: 2602 Blumau-Neurißhof, NÖ ÖFFENTLICH Wien Meidling Bhf › Bad Vöslau Bhf oder Felixdorf Bhf, Dauer: 0:24 bzw. 0:34; R; fährt täglich Bad Vöslau › Neurißhof (A.-Rauch-Pl.), Dauer: 0:18; Bus 311; fährt Sa, So, Fei Felixdorf › Neurißhof (A.-Rauch-Pl.), Dauer: 0:12; Bus 326; fährt Mo-Fr ______________________ Würden wir uns auf Zeitreise begeben, befänden wir uns genau jetzt im Jahr 1917, während wir Niederösterreichs jüngste Gemeinde durch ein schmiedeeisernes Tor beträten und dabei den »Wohnrayon Blumau« und die prachtvollen Offiziers- und Beamtenwohnhäuser bewunderten, an Privatschule, Turnsaal, Spitalbauten, Labor, Dampfbad und Kasino vorbeischlenderten, um auf dem Gelände der Pulverherstellung zu landen. Damit handelte es sich um die erste Betriebsstätte der riesigen »k.u.k. Pulverfabrik«, die auch die erste staatliche Munitionsfabrik Österreichs war. Unser Weg führt uns weiter die Ballistitbrücke querend über die Piesting, dabei würden wir von weiteren Industriebauten, die der Sprengstoffproduktion, begrüßt. Wir wären neugierig und durchwanderten auch diese, dabei landeten wir im »Wohnrayon Neurißhof«, der mit einer gewaltigen Feuerwehr, einer mächtigen Kasernenanlage und einer außergewöhnlichen Kirche glänzte, die eigentlich ein Konsumgebäude hätte werden sollen. Der Anblick von rauchenden Schloten nimmt hier in Neurißhof auf unserer Reise durch die Vergangenheit kein Ende, denn auf vier weiteren Betriebsstätten der »k.u.k. Pulverfabrik« stößt der Zeitreisende noch: auf die Nitrozellulose-Abteilung, die TNT-Herstellung, die Pikrinsäure- sowie die Kunstsalpeter-Produktion. Um die 30.000 Beschäftigte schufteten 1917 hier in der »k.u.k. Pulverfabrik«. Die ArbeiterInnen waren größtenteils in Holzbaracken rund um das Gelände angesiedelt und einem hohen Risiko ausgesetzt, denn schwere Explosionen waren an der Tagesordnung. Das Aus kam mit dem Zusammenbruch der Monarchie: Das riesige Unternehmen zerfiel schlagartig und Versuche, die Fabriken für nichtmilitärische Erzeugnisse zu nutzen, scheiterten kläglich. Im Ⅱ. Weltkrieg wurden zwar einige Produktionsstätten wieder in Betrieb genommen, jedoch der größte Teil der Gebäude verweilte weiter im Dornröschenschlaf. 1945 wurde das Gelände von den Besatzungsmächten beschlagnahmt, das gesamte Inventar abtransportiert und gesprengt, was es noch zu sprengen gab. Seither zeugen über 100 Ruinen und Fundamente vom einstigen Umfang der »k.u.k. Pulverfabrik«. Zur Dokumentation des Jetztstandes hat Jine Knapp eine Karte gezeichnet, die unten zum Download bereitsteht. Interessierte können damit gezielt die Bauwerke wie z.B. das erhaltene Portalgebäude der Kunstsalpeterfabrik und die unzähligen Ruinen erkunden – wo dies eben erlaubt ist. Durch den größten »Lost Place« Österreichs Die Tour führt uns vom Ortsteil Neurißhof nach Blumau. Unterwegs begegnen uns die ab 1890 erbauten Gebäude bzw. Ruinen: Feuerwehrstraße › Kasernenstraße › rechts in Hauptallee (entlang dieser sind Ruinen der Pulvererzeugung zu sehen) › auf Hauptallee weiter durch Blumau › vor Kapelle rechts › nach Kindergarten rechts › Herrenhausweg › Gleiswiesenstraße › vor der Kurve geradeaus in Feldweg › Garnisonsübungsplatz Blumau* › nach 500m links › Piestingbrücke überqueren › geradeaus bis zu einem offenen Platz mit mehrern Ruinen (Sprengstofferzeugung) › rechts auf Weg in den Wald (entlang alter Depots) › nach 500m rechts halten und zurück nach Neurißhof. 4,5km (2h) | RW | 60hm | einfach Start: Anton-Rauch-Platz (Gemeindeamt) *Öffnungszeiten und Schilder des Garnisonsübungsplatz Blumau beachten: Meist Sa, So und feiertags zugänglich. Eine Begehung ist nur auf gekennzeichneten Strecken erlaubt. ______________________ Umgebungstipps Soldatenfriedhof Blumau: Eindrucksvolles Denk- bzw. Mahnmal für die gefallenen Soldaten beider Weltkriege. Friedhofsweg, 2602 Blumau-Neurißhof Schlossruine Pottendorf: Lost Place in außergewöhnlichem Ambiente und exzellente Fotokulisse, die Kapelle darf betreten werden! Bioselfstore: Biosupermarkt mit regionalen Produkten, der 24/7 offen hat – betretbar mit Bankomat- oder Kreditkarte. Raiffeisenplatz 1, 2523 Tattendorf Weinort Tattendorf: Sooo viele gute Heurigenlokale ______________________ Eine Tour aus dem Buch ENDLICH WOCHENENDE 2 Autoren: Jine Knapp, Doris Rittberger ![]()
Download Plan A1 der k.u.k. Pulverfabrik Blumau Neurißhof:
Nur für private die Nutzung! Ansonsten Anfrage unter: office@rittbergerknapp.com Kultur- und Naturjuwel an der Mährischen Adria
ANREISE 671 03 Vranov nad Dyjí, Tschechien ÖFFENTLICH Wien Praterstern Bhf > Znojmo Bhf; Dauer: 1:32; fährt täglich Znojmo Bhf > Vranov nad Dyjí; Dauer: 0:30 (Bus 816); fährt täglich ______________________ Stolz, auf einem mächtigen Felsen über der Thaya thront Schloss Frain (Zámek Vranov nad Dyjí), das niemand geringerer als der Schöpfer der Wiener Karlskirche, nämlich der Architekt und herausragende Geist seiner Zeit, Johann Bernhard Fischer von Erlach, erschaffen hat. Anstelle einer gotischen Burg, die 1665 einem Brand zum Opfer gefallen war, gestaltete Fischer von Erlach an deren Stelle das mächtige Barockschloss, in dem auch der Kaiser Karl VI ein- und auszugehen pflegte. Tipp: Eine Besichtigung oder der Besuch von Ausstellungen im Sommer, in denen traditionelles Kunsthandwerk bis hin zu modernen Plastiken gezeigt wird. Über einen Pfad, der im Zentrum des Ortes Vranov nad Dyjí (dt. Frain an der Thaya) beginnt, gelangt man zur Burg hinauf. Von hier aus genießen wir eine grandiose Aussicht auf den Ort und die umliegende Landschaft. Eiskaltes Naturjuwel Als einzigartiges Naturwunder gilt der Ort »Ledové sluje« (Eisleiten), in dem man im Hochsommer während der Durchwanderung des geheimnisvollen Labyrinths aus Felsen, Grotten und zweier Höhlen durchaus auf eine Eisschicht stoßen kann. Die beiden Höhlen sind allerdings nur mit einem Führer zu besichtigen, dennoch ist der »Stichweg« schon ein Erlebnis für sich. Bei passendem Wetter genießen wir beim »Obelisken« den wohl aufregendsten Ausblick hinunter ins Thayatal. Ausgangspunkt, um das Naturjuwel »Ledové sluje« zu erreichen, ist die »Touristeninformation« in Vranov. Hier gehen wir nach rechts, bleiben bis zur Abzweigung, die bergwärts führt, immer am linken Thayaufer. Unsere Strecke liegt auf dem Rundwanderweg »Vranov-Hardegg« (rote Markierung, D) und Ledové sluje ist nach etwa 1½h Gehzeit zu erreichen. Wegen der streckenweise steilen Abschnitte sind für diese Tour unbedingt Bergschuhe nötig. Allen, die richtig weit gehen wollen, empfehlen wir, da Ledové sluje schon am Rundweg »Vranov-Hardegg« (D) liegt, die gesamte Strecke in Angriff zu nehmen. Die ist zwar 23km lang und herausfordernd, jedoch abwechslungsreich und lohnenswert. Den Plan dazu, sowie eine ausführliche Beschreibung der Tour durch den schönen »Nationalpark Thayatal-Podyjí« gibt es gratis in der örtlichen Touristeninformation. Wichtig: Reisepass mitnehmen! Ledové sluje: 5,2km (2h), Rundweg: 23km (9h), Start: Infozentrum Vranov, Náměstí 47 An der Mährischen Adria Vranov gilt unter den Landsleuten als ein beliebter Urlaubsort, der in den Sommerferien an das ausgelassene Treiben italienischer Orte wie Lignano, Bibione oder Jesolo erinnert. Der 762,5 Hektar große Stausee mit für die Region überdurchschnittlich warmem Wasser und abschnittsweise Sandstrand, lädt zum Baden, Surfen und Angeln ein. Per Boot kann auch die Talsperre besichtigt werden. Vom Vranover Zentrum zur mächtigen Staumauer sind es per pedes etwa 2km. Ist dieses Betonmonument erst einmal überquert, kann man vorbei an Restaurants und regem Strandleben entlang des Ufers einen ausgedehnten Spaziergang unternehmen. Spaziergang, Start: Vranov Zentrum ______________________ Umgebungstipps Nový Hrádek: Die Ruine liegt ebenfalls am Steilufer der Thaya und bietet einen zauberhaften Einblick ins Tal. Von Vranov führt ein 17km langer Radweg direkt zur Ruine Neuhäusel (Nový Hrádek). Půjčovna elektrolodí Hráz: Verleih für schnittige Elektroboote, direkt an der kleinen »Golden Gate Bridge« kurz nach der Staumauer Vranov gelegen. Radfahren in Vranov: Im Bereich des Nationalparks gibt es drei (mit weißer Blume auf grünem Grund) markierte Touren: 40, 32 und 13 Kilometer. Die meisten Unterkünfte verleihen Fahrräder und mittlerweile auch E-Bikes. Infos und Pläne vor Ort: Turistické informační centrum, Náměstí 47, Vranov nad Dyjí ______________________ Eine Tour aus dem Buch ENDLICH WOCHENENDE Autoren: Jine Knapp, Doris Rittberger
Die hitzegeplagten Füsse in Wiens Gewässern abkühlen und verwöhnen!
Heiß kann's werden in der City. Wenn der Asphalt zu glühen droht und sich kein Lüftchen mehr regt, dann ist es auch für die Urbs an der Zeit, die Beine – anstatt in Gehmodus – in Schwimmstellung zu bringen. Für eine Binnenstadt hat Wien – dank der Donau – Bademöglichkeiten, wie sie kaum in einer anderen Metropole zu finden sind. Von Greifenstein und Kritzendorf über die Strandbäder der Alte Donau sowie Donauinsel bis in den Nationalpark Donauauen ziehen sich die Einstiegsstellen ins kühle Nass. Die beträchtliche Zahl an öffentlichen Schwimmbädern wäre ebenfalls eine Alternative – sofern keine Tendenz zu Platzangst besteht – um der Hitze zu entfliehen. Doch diesmal gelüstet uns nach einem stehenden Gewässer. 1. BADETEICH SÜSSENBRUNN Klares und erfrischendes Wasser ist diesem Teich eigen, der aus einer der vielen Schottergrabungen in diesem Grätzel entstanden ist. Lagerwiesen und Schattenspender umsäumen das Seeufer genauso wie auch ein naturbelassener Vegetationsbereich an dessen Südseite. Etwas östlich des Badeteichs liegt übrigens ein weiterer – etwas größerer See – der zum Angeln gepachtet ist, auf dem aber auch gesurft wird. Leider werden die Teiche durch eine geplante Wohnanlage bedroht. Dadurch würde nur noch ein kleiner Einstiegsbereich der Öffentlichkeit zugänglich sein. Hunde sind am Süssenbrunner Teich übrigens offiziell willkommen. 2. DECHANT-, PANOZZALACKE UND DONAU-ODER-KANAL Die Dechantlacke liegt inmitten des Auwalds der Lobau und hat eher schon die Dimensionen eines Sees. Daher ist die Wasserqualität auch den ganzen Sommer über richtig gut und erfrischend. Badekleidung ist nicht unbedingt von Nöten, denn die meisten Schwimmer frönen hier der Freikörperkultur. Eine Menge Schatten spendender Bäume sowie eine sonnenbeschienene Liegewiese mit einem sanften Wassereinstieg hat die Lacke zu bieten. Einziges Manko: An sehr schwülen Nachmittagen können die Gelsen lästig werden! Die Schwester der Dechantlacke ist die Panozzalacke, ebenfalls in der Lobau gelegen. Dennoch ist ihr Charakter ein völlig anderer. Der Auwald umrundet nicht mehr den ganzen See und das Wasser ist wesentlich seichter. So kann die Lacke im Hochsommer recht warm werden. Dafür liegt eine riesige Spiel- und Liegewiese an ihrem Ufer und »am Knusperhäuschen« können Erfrischungen sowie kleine Imbisse erworben werden. Auch die leidigen Gelsen zeigen sich wesentlich weniger an dieser Lacke. Ein weiterer, freigegebener Badebereich des Nationalparks ist der Donau-Oder-Kanal – einladend mag der Name zwar nicht klingen, aber Baden kann man an Abschnitt 2 (DOK2) hervorragend. Der Einstieg – an einer naturbelassenen Liegewiese legend – befindet sich an der Nordseite (Nähe Groß-Enzersdorf). Der Kanal – insgesamt in vier Abschnitte geteilt – ist ein ausgesprochen ruhiges Platzerl und überzeugt durch seine Wasserqualität. Allerdings musst du einen ca. 5km langen Fußmarsch einplanen, um ihn zu erreichen (Wegbeschreibung siehe unten). 3. WIENERBERGTEICH Freilich – mit einem Gebirgssee ist er nicht verwandt – der Wienerbergteich. Wie denn auch, war er lange Zeit eine Abbaustätte für Lehm. Daher hat auch sein Wasser die fahle Farbe. Die Qualität dieses, ist aber laut Auskunft der Stadt Wien keineswegs bedenklich, auch nicht wenn der Wasserstand aufgrund aufeinander folgender Hitzetage sinkt. Einstiegsstellen ins Nass sowie Liegewiesen und Bankerl gibt es um den ganzen Teich verteilt. Der Wienerberg ist übrigens Landschaftsschutzgebiet, also nicht erschrecken, wenn beim Baden mal eine Sumpfschildkröte vorbeischwimmt. BADETRENDS AB 1900 Abgesehen von mittelalterlichen Badehäusern zog der Wiener bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts die trockene Sauberkeit dem »Plantschen« vor. Ein Umdenken begann erst, als Seuchen und Epidemien die Großstädte heimsuchten. Damals entstanden für das gemeine Volk die »Tröpferl- bäder« – meist Duschanlagen, bei denen es oft zu Engpässen der Wasserversorgung kam, sodass es nicht mehr floss, sondern nur noch »tröpfelte«. Bis zum 1. Weltkrieg entstanden 19 dieser Bäder. Im »Roten Wien« wurde der Ausbau fortgesetzt, bis in den 60er Jahren das Interesse an den Einrichtungen – durch Einkehr des Badezimmers in die Haushalte – zurückging. Erst die Transformation der Bäder von Hygiene- zu Freizeitoasen füllte diese erneut. Baden in Naturgewässern entwickelte sich ebenfalls um 1900, davor galt dies als ungesund. TEXTILLOSES BADEN Vorreiter Florian Berndl – der 1900 das Gänsehäufel pachtete – scheiterte mit seiner »Idee vom naturnahen Baden« genauso, wie andere Freidenker der Monarchie. Die erste Genehmigung erhielt 1927 der »Bund freier Menschen«, dem die sozialistische Stadtverwaltung ein Gelände in der Lobau zu Verfügung stellte. Dieser in »Sport- und Geselligkeitsverein« umbenannte Bund konnte auch den Nationalsozialismus überstehen, denn diese hatten nichts gegen die Freikörperkultur. In der 2. Republik traten wieder verschärfte Gesetze in Kraft, die »Nacktbader« in ihre Schranken wies. Erst 1968 konnten diese endgültig gebrochen werden. Nun wäre nur noch ein Problem zu lösen und das liegt im kollektiven Hirn vergraben: Denn gerne gesehen wird ein »Nackter« nur, wenn er schlank, jung und goldbraun gebrannt ist, oder?! INFOS ZUM THEMA Zu den Badeplätzen der Lobau Donau-Oder-Kanal II: 1220 Wien, Lobau (92B > Station Lobgrundstraße). Die Lobgrundstraße bis zu ihrem Ende wandern (zwischen OMV-Lager hindurch), danach links in die breite Allee am Ölhafen nehmen und kurz darauf dem Wegweiser (links) in Richtung Groß-Enzersdorf folgen (5km). Dechantlacke: 1220 Wien, Lobau (92B > Station Roter Hiasl/Raffineriestraße). Vom Biberhaufenweg nach rechts in den Dechantweg biegen, am Nationalparkhaus vorbeiwandern und weiter geradeaus spazieren, bis nach kurzer Zeit die Dechantlacke (links) sichtbar wird (1km). Panozzalacke: 1220 Wien, Lobau (92B > Station Lobgrundstraße). Von der Lobgrundstraße nach ein paar Metern links in den Pfad einbiegen, der dich zu einem Parkplatz bringt. Diesen überqueren und dem Wegweiser in Richtung Panozzalacke/Napoleons Hauptquartier folgen (800m). Weitere Naturbadeplätze ohne Eintritt Badeteich Hirschstetten: 1220 Wien, Ziegelhofstraße 64 (26 > Station Ziegelhofstraße) Badeplatz Kaiserwasser: 1220 Wien, Weissauweg/Kaiserwiese (U1 > Station Kaisermühlen-VIC) Donauinsel/Neue Donau: 1210 Wien bis 1220 Wien, gesamter Verlauf (U1, U2, U6) Dragonerhäufel: 1210 Wien, Romaplatz über Birnersteig (33A > Station Morelligasse) Unteres Mühlwasser: 1220 Wien, Kanalbrücke/Maschanzkagrund (93A, 96A > Station Kanalstraße) Badeteich Süssenbrunn: 1220 Wien, Wagramer Straße 269 (25A > Badeteich Süssenbrunn) Wienerbergteich: 1100 Wien, Triester Straße 91 oder Otto-Probst-Straße (67 > Otto-Probst-Straße) Strombad Kritzendorf: 3420 Kritzendorf, Badgasse (S40 > Station Kritzendorf) Strandbad Greifenstein: 3422 Greifenstein, Am Damm (S40 > Station Greifenstein) Ein Point aus dem Buch WIEN GEHT Autorin: Jine Knapp PLAN WildUrb_Badeplätze auf einer größeren Karte anzeigen 892km² Gesamtfläche und knapp die Hälfte grün. Berlin, bleib so!
Der Publizist Scheffler schrieb einst über Berlin: »Berlin aber will Liebe auch gar nicht von seinen Bewohnern. Ist der Geist der Stadt nicht im tiefsten national, so ist er doch auch nicht sentimental. Wie mit einem Witzwort der Selbstironie hilft sich dieses hart determinierte Stadtindividuum über die verborgene Tragik seines Daseins hinweg (...) über die Tragik eines Schicksals, das (...) Berlin dazu verdammt: immerfort zu werden und niemals zu sein.« Für viele Besucher ist diese Stadt eine ewige Baustelle, die zwar mit Historie und Denkmälern punkten kann, aber der Weg zu selbigen ist gepflastert mit…oder besser: wird gerade gepflastert. Preßlufthämmer, hupende Autos, donnernde Lkws – das ist der Sound der City. Aber nicht für uns URBs. Wir wissen, wo die Stadt zart wird, wo sie sich sanft dem Besucher anbietet, wo sie zum Chillen einlädt. Berlin GEHT grün! Achtung: Das Südgelände Schöneberg ist kostenpflichtig und hundefrei. Die nachfolgenden Points sind aber alle gratis und hundetauglich. 1. Natur-Park Schöneberger Südgelände Warum ist das so leer hier? Es wundert mich doch sehr, denn ich finde es fantastisch hier. Bis in die 1960er Jahre war dieses Gelände der Rangierbahnhof Tempelhof, in dessen Natur Chic und Charme nur bedingt zugegen waren. Nach dessen Schließung wurde der Landschaft die Chance gegeben, sich hier wieder breit zu machen. Und diese hat sie genutzt. Im Sommer erinnern Teile des Geländes an einen Urwald, in dem sich verrostete Schienenstränge, Kunstobjekte und Bahnrelikte verbergen und darauf warten, entdeckt zu werden. Puh... der letzte Satz ist doch recht abgegriffen, aber so ist es nun einmal. 2. Volkspark Rehberge Achtung! Hier kommt ein Déjà-Lit: Warum ist das so leer hier? Es wundert mich doch sehr, denn ich finde es fantastisch hier. Ja, das gilt auch für den Volkspark Rehberge. Ob Sommer oder Winter, hier ist selten viel los. Während sich der ein oder andere durch den Tiergarten schlängelt, bietet der Volkspark Rehberge jedem Platz zum Was-auch-immer: Joggen, schlendern, urben, Tiere gucken, Gassi gehen, rodeln, Kino, essen, trinken, nackedeiliegen. Graffittibegeisterte URBs gehen hinter dem Plötzensee Richtung Kanal. Am Schwarzen Graben stehen Mauerteile. Ein bißchen Klettern und Du gelangst auf deren Rückseite. Hier lassen Sprayer ihrer Kreativität freien Lauf. 3. Viktoriapark Dieser Park ist schön übersichtlich und kommt ohne große Beschreibung aus. Aber hast Du schon das nette Café von Philipp hinter dem Denkmal auf dem Gipfel entdeckt? Die X-Berghütte ist bei gutem Wetter ideal für das Aprés-Bergsteigen. 4. Plänterwald Ein Besuch im Plänterwald ist im Frühling von Bärlauchduft begleitet. Teppiche dieser mit dem Knoblauch verwandten Pflanze machen sich hier breit. Bei wem dieser Duft ein Hungergefühl auslöst, ist hier goldrichtig. Restaurantschiffe und Fressbuden warten an der Rummelsburger Bucht auf den, der sich den Magen vollschlagen möchte. Eine Zaunbesichtigung des vom Zerfall bedrohten Spreeparks ist ein Muss. Die besondere Patina, die diesem Park durch die Nichtnutzung auferlegt wurde, macht ihn erst richtig interessant. Weitwandern: der Mauerweg Das könnte eine URB-Jahresaufgabe werden: den kompletten Berliner Mauerweg mit seinen 160 Kilometern in Etappen abzulaufen. Der Weg ist größtenteils asphaltiert und seit 2005 fertig gestellt. Lange Abschnitte führen über die Straßen, die zu DDR-Zeiten von den Ostsoldaten für ihre Grenzkontrollfahrten genutzt wurden. Einige wenige Abschnitte mussten allerdings neu angelegt werden, da Eigentumsrechte dem Weg im selbigen standen. In Berlins Mitte finden sich nur noch drei Original-Mauerabschnitte. Weiter außerhalb allerdings sind noch deutlich mehr Abschnitte der etwas niedrigeren Hinterlandmauer erhalten. Außerdem trifft man entlang der alten Grenze auch auf den einen oder anderen Wachturm, die sogenannten Führungsstellen. Auch in Zukunft mobil »Mobilität verantwortlich sichern – Verkehr zukunftsfähig gestalten« so steht es in der Präambel des Stadtentwicklungsplanes 2025, dem Kursbuch der Berliner Verkehrspolitik. Die Ziele sind eine Gewährleistung der Mobilität im Einklang mit Umwelt und Natur. Eine schwer zu lösende Aufgabe in einer Millionenstadt, die stetig wächst. Aber es gibt gute News: Das Verkehrsaufkommen ist rückläufig, während Rad- und Fußverkehr zulegen. Und wir arbeiten daran, dass das noch mehr wird. URBs, auf die Füße, fertig, go! Unter Punkt 2 des Planes sind die Punkte zusammengefaßt, Berlin rad- und fußverkehrfreundlich zu gestalten. Unter anderem steht dort auch, dass bis 2016 der Fußgänger langfristig als gleichberechtigte Verkehrsart etabliert werden soll. INFOS ZUM THEMA Marienhöhe Zahlreiche Eichhörnchen besiedeln den trigonometrischen Punkt am Gipfel der Marienhöhe. 12105 Berlin, Marienhöher Weg Gemeindepark Lankwitz Wildgehege, Vogelvolieren, ein See, Rasenflächen, ein Trimm-Dich-Pfad, Kinderspielplätze... 12249 Berlin, Malteserstraße Schlosspark Schönhausen Es muss ja nicht immer das Schloss Charlottenburg sein. 13156 Berlin, Tschaikowskistraße 1 Volkspark Schönholzer Heide Weitgehend naturbelassen, inklusive altem Bunker, wilden Gräbern & Ehrenmal 13156 Berlin, Friesenstraße Freizeitpark Lübars 85,3m Höhenunterschied sind es bis zum Gipfel (Lübarser Höhe), einer begrünten Müllhalde. 15827 Berlin, Karl-Marx-Straße Park Am Gleisdreieck Kinderzimmer, Stangenwald,Rosenduftgarten, Boulebahnen und Tanzfläche 10965 Berlin, Monumentenstraße Ernst-Thälmann-Park Platte im Hintergrund, Grün vorne. Highlight: die Skulptur des Namensgebers 10405 Berlin, Danziger Straße Ein Point aus dem Buch BERLIN GEHT Autorin: Melanie Knies Die schönsten U-Bahnhöfe der Stadt.
Einen Coffee to go in der Hand, das Frühstück in der Tüte einer Bäckerei in der Tasche, ein Blick auf die Uhr, die Türen des Zuges gehen auf und die U-Bahn spuckt mich mit zig Menschen auf den Bahnsteig. Ich hetze wie alle anderen Richtung Treppe, stupse jemanden an, der beim Gehen auf dem Tablet liest, schnaufe hinauf, stehe auf der Straße. Das Gedränge wird weniger, meine Schritte werden langsamer. Eigentlich habe ich es gar nicht eilig. Aber wenn alle so einen auf »schnell, schnell« machen, kann ich mich irgendwie nicht wehren. Die Schönheit des U-Bahnhofes wird auf seine pure Funktionalität reduziert und rauscht ungesehen an mir vorbei. Wie schade. 1. U-Bahnhof Heidelberger Platz Genauso wie der Bahnhof Rüdesheimer Platz, Wittenbergplatz, Fehrbelliner Platz und Dahlem-Dorf liegt der Heidelberger Platz auf der U-Bahnlinie 3. Die Stadt Wilmersdorf, die für den Bau zuständig war, hat sich große Mühe gegeben, ihren Wohlstand im Bau auszudrücken. 1913 eröffnete die Station, die einer Kathedrale ähnelt. 2. U-Bahnhof Rüdesheimer Platz 1987/1988 wurde dieser Untergrundbahnhof in einer aufwendigen Sanierung wieder fast in seinen Originalzustand zurück versetzt. Die alten Weinmotive wurden mit modernen Graffitis ergänzt. Granitsäulen stützen das Dach und Deckenleuchten freuen sich über handgemalte Verzierungen. Am Ausgang erinnert das Bild der Familie von Breitenbach an die Geschichte der Preußischen Eisenbahn mit von Breitenbach als Eisenbahndirektionspräsident. 3. U-Bahnhof Fehrbelliner Platz Dieser U-Bahnhof ist schon von außen ein Highlight: ein modernes, ein skurriles, ein auffallendes. Ein starker Kontrast zur Umgebung. Steigst Du hinab in den Untergrund, landest Du in einem Mix aus Geschichte und Retro. Dieser Mix hängt natürlich auch mit einer Umgestaltung in den 1970er Jahren zusammen. 4. U-Bahnhof Dahlem-Dorf Kaiser Wilhelm II hatte den Wunsch, dass hier an dieser Stelle ländliche Idylle geschaffen werden sollte, und das hat ziemlich gut geklappt. Dieses reetgedeckte Fachwerkhaus könnte auch an einem Deich stehen, auf dem Schafe weiden. 1987 haben die Japaner den Bahnhof zum schönsten Europas gekürt. Interessant sind die Sitzbänke auf dem Bahnsteig. Schau doch mal genauer und wenn Du magst, nimm‘ Platz. 5. U-Bahnhof Wittenbergplatz Dieser Bahnhof wurde im März 1902 als einer der ersten Berlins eröffnet. 1913 hatte er bereits drei Bahnsteige und fünf Gleise mehr. Und heute erinnern noch kleine Holzbuden, aus denen einem Schokoriegel verkauft werden, ebenso an längst vergangene Zeiten wie die alten Werbetafeln an den Wänden oder der neoklassizistische Eingang. Trubelig ist es hier, denn auch für die Berliner Touristen ist dieses Kleinod ein To-See auf der Liste. Vor dem Bahnhof steht eine graue Tafel mit gelber Aufschrift. Hier sind die Orte des Schreckens der Nazi-Zeit aufgelistet, um nie zu vergessen. Geschichte der U-Bahn Zehn U-Bahnlinien, über 700 Fahrer und knapp 150km Schienenstrang machen die Berliner U-Bahn zur größten Metro Deutschlands. Täglich werden im Schnitt 1,5 Millionen Fahrgäste an den 169 Stationen ein- oder ausgeladen. Hier treffen sich Schwarzfahrer, Sänger, die das Fahrgastpublikum erfreuen, das erfreulicherweise nicht flüchten kann, Mütter, Väter, Kinder, Obdachlose, Reiche, Arme, Touristen und Bettler. Ein Querschnitt Berlins in einem Waggon. Die größte U-Bahnstation ist der Alexanderplatz. Zehntausende sind hier in den Morgenstunden unterwegs auf dem Weg zur Arbeit. Übrigens, noch ein Wort zu den Musikkünstlern: am Rathaus Steglitz befindet sich die BVG Musikgenehmigung. 7,20€ kostet die Erlaubnis, für einen Tag auf einem Bahnhof zu musizieren. Mit der U-Bahn ins Hotel »Nächster Halt: Im Scandic Hotel«. Das ist nun wirklich wild. Für eine Untergrundbahn fährt die Berliner U-Bahn erstaunlich viel über der Erde. Das wird sich zumindest an der Station Mendelssohn-Bartholdy-Park ändern. Diese Station oberhalb des Grundwasserspiegels verschwindet schon heute zum Teil im Erdgeschoss des darüber gebauten Scandic Hotels. Über den anderen Teil soll ein Komplex mit ungefähr 200 Wohnungen erwachsen, so dass von dem U-Bahnhof nichts mehr zu sehen sein wird. Der Wohnbereich wird auf Ebene Vier beginnen und der U-Bahnhof im Erdgeschoss bekommt Gesellschaft durch eine kleine Einkaufspassage und ein übersichtliches Hotel. So bekommt man die U-Bahn auch in den Untergrund. Verrückt. INFOS ZUM THEMA U-Bahnhof Märkisches Museum Altes Pariser Métro Flair – denkmal-gerecht saniert und stuckverziert 10179 Berlin, Wallstraße U-Bahnhof Bundestag Modern und aalglatt – durchgehend polierter Sichtbeton ohne Ausschmückungen 10557 Berlin, Konrad-Adenauer-Straße U-Bahnhof Mohrenstraße Ein Bahnhof, der viele Namen hatte und einen Hauch Moskauer Metro versprüht. 10117 Berlin, Mohrenstraße U-Bahnhof Rathaus Schöneberg Mitten im Park aus dem Untergrund aufsteigen 10825 Berlin, Rudolph-Wilde-Park Ein Point aus dem Buch BERLIN GEHT Autorin: Melanie Knies |