Meine Beziehung zu Wien ist ambivalent. Wenn Sie verstehen, was ich meine. Lieber bin ich nicht dort, als ich dort bin. Westbahnhof, Cafe Westend (man muss sich ja stärken) und dann Richtung Mariahilferstraße. Das Ritual, wie ich es schon als 6jähriger von meinem Vater erlernte. So begegnet man der Hauptstadt als Oberösterreicher.
Irgendwann wurde der direkte Transfer zu einem Termin wichtiger als das Stadterlebnis Wien. Taxi, geht scho' und kurzer Zeit ist man in Liesing, oder sonst einem Ort, an dem man eigentlich gar nicht sein mag. Dort hielt ich mein Meeting und fuhr auf selbem Wege zurück zum Bahnhof. Auch so kann man Städte erleben. Paris und Zürich kenne ich auf genau dem selben Weg. Ein Jammer. Aber ich blieb ein großer Verehrer der Wiener City. Diese durfte ich länger erkunden. So es meine Zeit zuließ, marschierte ich in der Gegend rum um die Burg, besuchte schöne Kaffeehäuser und fühlte mich – im Angesicht der ganzen Ministerien und Palais recht feudal. Da ich stets Anzug trug, hätte ich Lust gehabt, mich als herrschaftlich-höfische Kraft anzudienen. Als Kammerdiener des Bundespräsidenten oder dergleichen.. So weit kam es dann doch nicht. Obwohl ich nicht der Tourist bin, wie man ihn so kennt, beschloss ich eines Tages – ich musste wohl viel Zeit gehabt haben – den Stephansdom zu erklimmen. Also hinauf in den Südturm. 343 Stufen hinauf. 137 Meter Höhe, sagt man. Der so genannte Drehwurm und unliebsame Entgegenkommende, an denen man sich reiben muss können nicht über das Gefühl hinwegtäuschen, wenn man mal da oben ist, und die Ameisen dort unten belächelt. Aber zuvor muss man gehen und die Oberschenkel schmerzen lassen, dieses Unterfangen ist nicht schnell erledigt. Es gäbe dort zwar einen Lift, aber diesen wollen wir doch den älteren oder gehbehinderten Personen vorbehalten. Wer Wien zu Fuß erkunden will, sollte dies auch nach oben hin tun. Wandern geht eben nicht nur horizontal. Was mich nach dieser Anstrengung sehr erfreute: ich war damals ganz alleine, war jener, welcher die Stadt unter sich hatte. Es war schön und einsam. It's lonely at the top. Ich weiß nun, wie sich Herrscher fühlten, die über ihr Reich blickten, war wie ein Fürst, der zu seinem Sohn sagt: „DAS alles wird einmal DIR gehören!“. Und so steht man da, erhaben, und blickt hinab. Am höchsten Punkt des Mittelpunkts der Bundeshauptstadt. Der Stephansdom ist ja nicht das höchste Gebäude Wiens, man hat in den Jahren ja den einen oder anderen, weitaus höheren Büroturm errichtet. Diese mögen ihren Reiz haben. Aber dieser Dom bietet die schönste Aussicht, die man sich wünschen kann. Und die hat man sich erarbeitet, mit den eigenen Beinen. Nach diesem „hohen“ Erlebnis verlor ich mich in der Rotenturmstaße. Bei all den anderen Ameisen. Dort, wo ich immer den Punkt unter einer Erzählung über Wien setze. So wie hier. Punkt. HOCH HINAUS Auszug aus dem Buch mit dem Titel "Unglaubliches Wien" von Harald Havas, Seite 150 bis 162. Der Donauturm weist eine Absprunghöhe von 152 Metern auf und ist früher durch Selbstmörder, heute durch Bungeejumper sehr popluär. Beim Treppenlauf zählt man 779 Stufen. Mit 252 Metern ist der Donauturm nicht nur das höchste Gebäude Wiens, sondern ganz Österreichs. Der höchste Punkt Wiens allerdings ist der Hermannskogel (höchste Bergspitze Wiens - 542m), der höchste unter sieben 500ern. Weitere hohe Türme neben dem Donauturm sind der > Kamin des Kraftwerks Simmering (200m) > Sendemast Kahlenberg (165m) > Funkturm Arsenal (155m) > Praterturm Wien (117m = das höchste Karussell der Welt) Auf der Donau City, vor dem Vienna International Center, wächst derzeit der DC1 Tower heran, der mit 220 Meter ab heuer das höchste Hochhaus Wiens sein wird - samt Antenne mit 248 Meter auch das höchste Österreichs. Bilder © T. Hauser und © http://www.viennadc.at/ Autor: Franz Kratochvil |
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