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Bunte Grätzl

28/5/2014

 
Durch den 15. und 16. Hieb, abseits von Brunnenmarkt und Yppenplatz!

  • Verlauf: Mareschsiedlung, Ottakringer Brauerei, Auf der Schmelz, Meiselmarkt
  • Art: Streckenwanderung, leicht
  • Tracklänge: 5,17km
  • Startpunkt: Kendlerstraße 38 (Steinbruchstraße), 1160 Wien
  • Öffis: U3, 10  Station Kendlerstraße

Ottakring, der ehemalige Prolobezirk, ist ja neuerdings Opfer des massenweisen Einfalls artfremder Individuen. Bobos, Hipster, Yuppies und ähnliche Gesellen haben die Viertel rund um Brunnenmarkt und Yppenplatz für sich entdeckt, was uns entdeckungsfreudige URBs zwingt, neue Wege zu gehen. Ottakring hat nämlich mehr zu bieten als mittlerweile überteuerte Cafés zum Sehen-und-Gesehen-werden. Wir kehren der Bussi-Bussi- Gesellschaft also den Rücken und erkunden die Grätzl des von galoppierender Gentrifizierung bedrohten Bezirks und schrecken auch nicht davor zurück, den 15. Hieb zu besuchen. Wer Ausgefallenes liebt, wird diesen Track mögen. Wo sonst gibt’s noch eine Brauerei, in der abgefahrene Events stattfinden. Lässig ist auch das Schutzhaus Zukunft mitten in einer Kleingartensiedlung. Und natürlich durchqueren wir auch die ersten Wiener Arbeiterwohnbauten, deren Freiflächen früher zum Teil als Gemüsegärten dienten, sowie den kuriosen Meiselmarkt, dessen Stände im Untergeschoß eines alten Wasserbehälters untergebracht sind.

TRACKVERLAUF
Von der Steinbruchstraße geht's rechts in die Kendlerstraße und kurz darauf nach links über den Sporckplatz, der mehr eine Gasse als ein Platz ist. Nun weiter durch die Ibsenstraße, anschließend nach rechts in die Schraufgasse einbiegen und durch ein überdachtes Portal den Mareschplatz betreten. Dort nach links, um durch die Mareschgasse und den Rohrauerpark zur Gablenzgasse zu gelangen. In diese nach links eintreten, und auf der andern Straßenseite nach rechts in die Zagorskigasse/Pfenninggeldgasse gehen. Anschließend nach rechts in die Hasnerstraße biegen (vorbei am Schuhmeierplatz), und danach links in die Brüßlgasse/ Eisnergasse marschieren. Neben der Brauerei nach rechts in die Ottakringer Straße biegen und zum Ottakringer Platz wandern. Nach Begehung der Feßtgasse die Thaliastraße in linker Richtung nehmen und über Richard-Wagner-Platz und Hyrtlgasse rechts in die Gablenzgasse biegen. Gleich darauf den Weg, der durch die Kleingartensiedlung führt, nehmen und danach links in die Oeverseestraße eintreten. Durch die Holochergasse geht's der Kirche entgegen, bei der sich die »Wasserwelt« befindet. Hier nach rechts in die Meiselstraße (Alte Schieberkammer) biegen und nun über die Johnstraße zur Hütteldorfer Straße schlendern.

DER ERSTE GEMEINDEBAU WIENS?
Die Wohnhausanlage Schmelz wurde als Arbeiterwohnbau während des 1. Weltkriegs geplant, aber erst 1920 fertiggestellt. Der südliche Teil (Mareschsiedlung) konkurriert daher mit dem Metzleinstaler Hof um den Titel des »ersten Wiener Gemeindebaus«. Die große Grünfläche im Inneren des vierseitigen Komplexes wurde zu Zeiten der Lebensmittelknappheit als Gemüsegarten genutzt und ist heute eine Grünoase inmitten der Siedlung. In der zweiten Baustufe (1921–1924)  kamen der sogenannte Hufeisenbau (aufgrund seines Grundrisses so benannt) und der Planschbeckenbau hinzu, der seinen Namen dem riesigen Pool verdankt, der sich einst im Hof befand. Im Planschbeckenbau wohnte der spätere Bundespräsident Adolf Schärf. Eine Gedenktafel erinnert heute daran.

1911: BÜRGERLICH-LIBERALES WOHNEN
Zu den besonderen Wohnanlagen im »Roten Wien« zählt der Heimhof,  der auf Ini-tiative von Auguste Fickert entstand. Um berufstätige Frauen von der Heimarbeit zu entlasten, wurden häusliche Arbeiten  wie Kochen und Wäschewaschen von Angestellten verrichtet, die von den Mietern bezahlt wurden. Voraussetzung für eine Aufnahme in den Heimhof war die Berufstätigkeit beider Partner. Dieses fortschrittliche Projekt barg jedoch einigen gesellschaftspolitischen Sprengstoff. Die unkon- ventionelle Wohnform stand im Gegensatz zu der von den Sozialisten gewünschten Reproduktion der Arbeiterklasse, während die Konservativen ein Zerbrechen klassischer Familienstrukturen befürchteten. Wegen finanzieller Probleme wurde der Bau 1924 von der Stadt übernommen.

Ein Track aus dem Buch WIEN GEHT 2
Autor: Loris Knoll
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Tiefe Gründe

28/4/2014

 
Ein Track auf Böden voller Historie, dunkler Geschichten und Geheimnisse!

  • Verlauf: Dehnepark, Steinhofgründe, Feuerwache, Otto-Wagner-Spital
  • Art: Rundwanderung, mittel
  • Tracklänge: 5.67km
  • Startpunkt: Dehnegasse, 1140 Wien, Dehnegasse Ecke Rosentalgasse
  • Öffis: 49 > Station Bahnhofstraße (4min. Fußweg zum Ausgangspunkt)

Die Ausstellung am Spiegelgrund – NS-Medizinverbrechen in Österreich – lockt die Urbs heute nach Penzing. Natürlich wird zu diesem Anlass gleich das umliegende Gebiet unter die Lupe genommen mit dem Resümee: Das Wandern auf diesem Track ist enorm abwechslungsreich: Steigungen, Gefälle, Tümpel, tiefer Wald, saftige Wiesen und eine Menge an Erforschbarem. Von der neugotischen Ruinen-villa, zu Jugendstil-Juwelen (Kirche und Theater am Steinhof) bis hin zu den tollen Naturformationen in den Steinhofgründen.

TRACKVERLAUF
Der Startpunkt ist am Beginn der Dehnegasse. Diese bis zur Hausnummer 15 entlang marschieren. Dort angekommen führt ein Tor direkt in den Dehnepark. Ab dem Spielplatz immer links halten (parallel zum Rosenbach), vorbei an Wasserfall und  Teich bis zum gegenüberliegenden Ende des Parks. Hier führt nun rechts ein serpentinenreicher Weg hinauf zum Dehnepark-Ausgang am Herschweg. Dort angekommen, befindet sich in Sichtweite, das Zugangstor zu den Steinhofgründen. Hindurch, dann geradeaus bis zum Pavillon Severin. Anschließend über den dort startenden Wiesenweg hinauf, bis zu einer Hütte am Hauptweg, die etwas an einen Heustadel erinnert. Rechts an der Hütte vorbei, in einem sanften Rechtsbogen (NNO) bis zu einer großen Wegkreuzung in unmittelbarer Nähe zur Feuerwache Steinhof. Diese in Richtung Spielplatz überqueren. Diesem Weg weiter folgen bis zu einer Abzweigung zur Kirche am Steinhof. Über die Treppe in das Areal des Otto Wagner Spitals und geradeaus bis zum Theater Steinhof. Nach diesem rechts in die Straße einbiegen, an den Pavillons 1, 3, 5 und Vindobona vorbei zum Ausgang des pulmologischen Zentrums. Rechts in die Sanatoriumstraße einbiegen und die Mauer entlang bis zur Abzweigung Dehnegasse. Diese nehmen, um nach einem kurzen Stück wieder in den Dehnepark zu kommen. Nun geradeaus zur Ruinenvilla, bei der ein abschüssiger Weg nach links abzweigt und zum Spielplatz am Trackbeginn zurückführt. Nun wieder in die Dehnegasse, um zum Ausgangspunkt zu gelangen.

HISTORISCHES
Der Dehnepark und die Steinhofgründe liegen in einem Gebiet, das über die Jahrhunderte hinweg, viel Leid gesehen hat. Bei der ersten Türkenbelagerung wurden, laut Meldeman, tausende Männer, Frauen und Kinder in diesen Wäldern erbärmlich erwürgt. Das dreimalige Wiederkehren der Pest und einer Choleraepidemie forderte darauf weitere unzählige Opfer. Beim Einmarsch der Franzosen kam es zu grausamen Gefechten, die wiederum etliche Menschenleben forderten. Das Gebiet hat sogar eine für diese Breiten ungewöhnliche Heuschreckenplage zu verzeichnen. Der Höhepunkt des Leidens wurde aber sicher in der Zeit des NS-Regimes erreicht, in der das heutige Otto Wagner-Spital zum Zentrum der nationalsozialistischen Tötungsmedizin wurde und unzählige PatientInnen ihr Leben lassen mussten.

EIN DUNKLES GEHEIMNIS
Die Idee, dass Menschen mit Behinderungen eine Gefahr für die »Volksgesundheit« darstellten, entstand um 1900. Ausschlaggebend für dieses Gedankengut war die Darwinsche Evolutionstheorie. So begann die damalige Medizin die Ansicht zu vertreten, dass »Erbkranke« aus dem Genpool der Menschen entfernt werden mussten. Im Nationalsozialismus fiel diese Idee auf fruchtbaren Boden. Das heutige Otto Wagner Spital war damals einer der dunklen Schauplätze. Im linken Bereich befand sich die Nervenklinik für Kinder, genannt »Am Spiegelgrund«. In Pavillon 17 wurden die kleinen Patienten untersucht und mit einem Gutachten »unbrauchbar« in den Pavillon 15 verlegt. Hier wurden etwa 800 Morde vollzogen. Viele der Kinder wurden davor als Versuchskaninchen für Impfstoffe oder Infektionskrankheiten missbraucht.

Ein Track aus dem Buch WIEN GEHT
Autorin: Jine Knapp
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Reizende Rendezvous

26/2/2014

 
Polymorphe Begegnungen auf dem Weg durch die Hietzinger Berg- und  Talwelt.

  • Verlauf: Marillenalm, Gloriette, Küniglberg, Roter Berg
  • Art: Streckenwanderung, leicht
  • Tracklänge: 7,74km
  • Startpunkt: U4 Center, 1120 Wien, Schönbrunner Straße 222-228
  • Öffis: U4 > Meidling Hauptstraße (Ausgang Meidlinger Hauptstraße)

Scheinbar ziellos bewegen sich zwei aufmerksam beobachtende Urbs auf den Gassen durch diesen gewitterschwangeren Tag. Ziellos? Nein, es gibt ein Ziel: Begegnungen. Das Treffen auf Menschen in verschiedensten Situationen – am Würstelstand pausierende, Sehenswürdigkeiten frönende, Gräber pflegende, Business getriebene oder Freizeit genießende. Auf diesem Track stolpert der Begeher von einer Kulisse in die nächste – die einerseits historisch gewachsen und andererseits exakt konstruiert wurden – und trifft auf Darsteller und Statisten dieser realen Bühnen. Nicht nur Schönbrunn ist ein perfektes Ensemble aus Bauwerken, um sich darin wie in einem Film zu fühlen, sondern auch kleinere Orte erzeugen diese Atmosphäre. Klappe die Erste: Marillenalm – der Garten eines ehemaligen Bordells der Jahrhundertwende – heute ein düsterer Park. Weitere Kulissen: Altwiener Würstelstand, Freitodbrücke Tivoli, majestätische Gloriette, original Tiroler Almhütte, Hochsicherheitstrakt ORF-Zentrum, grünes Vorstadtparadies,...

TRACKVERLAUF
Die Schönbrunner Straße überqueren und in die Theresienbadgasse (Bücherzentrum) einbiegen. Rechts am Bad vorbeispazieren. Anschließend über die Ruckergasse in die Rosasgasse bis zur Bischoffgasse gehen. In diese links einbiegen. An deren Ende stößt man auf die Tivoligasse – in diese rechts hinein und bis zum Eingangstor der Marillenalm marschieren. Nun geht es durch diesen Park bergauf bis zur Brücke an der Hohenbergstraße, die direkt zum »Maria Theresia Tor« des Schönbrunner Schloßparks führt. Danach geradeaus, vorbei an der Gloriette zum Tiroler Hof. Kurz vor diesem links in den Schotterweg einbiegen, der zum »Tiroler Tor« führt. Hier befindet sich der Maxingpark und der Friedhof Hietzing. Nach derem eventuellen Besuch stadtauswärts die Elisabethallee entlang, direkt auf den Küniglberg. Anschließend durch den kleinen Wald hinab zur Lainzer Straße. Diese ein Stück nach links wandern, dann überqueren und in die Veitingergasse eintreten. Weiter bis zur Josef-Gangl-Gasse, die auf den Roten Berg führt. Hier über einen der Wiesenwege hinunter zur Hietzinger Hauptstraße und durch die Testarellogasse bis zur U-Bahn Station Ober Sankt Veit.

HISTORISCHES
Es ist nicht leicht etwas über Schönbrunn zu erzählen, das unbekannt ist. Doch auch diese Anlage hat Geheimnisse. Der Tiergarten, der übrigens der älteste Zoo der Welt ist, beherbergt ein Kerngebäude: den achteckigen Kaiserpavillon. Sein Erschaffer, Kaiser Franz Stephan, ließ bei der Planung seine Kenntnisse um die Zahlenmagie (Kabbala) einfließen. So illustriert z.B. das Deckengemälde die alchemistische These, dass alles in der Welt der Wandlung unterworfen ist. Kreisförmig um den Pavillon wurden 12 Logen für Tiere angeordnet, genauso viele, wie es Tierkreiszeichen gibt. Geht man ins Detail, wird klar, dass die gesamte Menagerie ein einziger »magischer Schaltplan« ist und das Konzept sich bis in den Schloßgarten zieht. Jedem »Mystik«-Interessierten sei das Buch »Tiergarten Schönbrunn« von Gerhard Kunze sehr ans Herz gelegt.

(K)EIN(E) ALLESFRESSER
Auf diesem Track findet bestimmt ein Rendezvous statt: eines mit Eichhörnchen. Sowohl in Schönbrunn – hier sind sie besonders frech – als auch am Friedhof und am Roten Berg. Biologisch gesehen, gehören die Hörnchen zu den Allesfressern. Doch wenn so ein Tierchen mit einer Rumkugel im Gebüsch verschwindet, muss ich mein Vertrauen in den Menschenverstand der Fütterer revidieren. Weißbrot, Kekse und Schoko würde der Magen des Eichhörnchens zwar verdauen, doch diese Genussmittel führen zu Zahnschäden. Für einen frei lebenden Nager ist das der Tod. Gegen Füttern ist im Gegensatz zu anderen Tierarten kaum etwas einzuwenden, denn die Hörnchen überfressen sich nicht, der Rest wird versteckt. Die richtigen Leckerbissen sind: Hasel- und Walnüsse, Sonnenblumenkerne, Apfelstücke, Trauben und Rosinen.

Ein Track aus dem Buch WIEN GEHT
Autorin: Jine Knapp
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Oide G'schichten

26/2/2014

 
Quer durch das Herz von Wien, umgeben von Auren der Vergangenheit.

  • Verlauf: Michaelerplatz, Ballgasse, Stephansplatz, Fleischmarkt
  • Art: Streckenwanderung, leicht
  • Tracklänge: 3,51km
  • Startpunkt: Michaelerkirche, 1010 Wien, Habsburgergasse 12
  • Öffis: U3 > Station Herrengasse (5min. Fußweg zum Ausgangspunkt)

Urbs durchforsten alles. Diesmal ist es die »Innere Stadt«, sozusagen das Herz von Wien, das kräftig und schnell pocht. Reges Leben schlängelt sich durch die Hauptschlagadern und die vielsprachige Geräuschkulisse, die von regelmäßigen Hufklängen begleitet wird, rauscht sanft bis in die kleinste Seitenarterie. Ein Hauch von Mystik fließt durch Vor- und Hinterhöfe historischer Bauten, uralte Geschichten klammern an den kräftigen Wänden und der Hauch eines vergangenen Jahrhunderts durchströmt die starken Herzkranzgefäße. Solange bis dieser sich durch die Klappen am Ring in die umliegenden Organe verteilt und sich dort langsam verflüchtigt. Dieser Track dringt tief in dieses alte »Wiener Herz« ein und mit einem bisschen Feingefühl lässt sich so manche vergangene Begebenheit oder Legende erahnen. Für das Erleben dieser Tour ist es von Vorteil, sie bei Nebel oder Dämmerung, mit einem Sagenbuch im Rucksack zu unternehmen, um ganz eintauchen zu können.

TRACKVERLAUF
Am Michaelerplatz befindet sich nicht nur eine Grabung, die Einblicke in die römische Zeit des Platzes erlaubt, sondern auch die unscheinbare Michaelerkirche. Der Schein trügt, denn unter den Gewölben befindet sich die wohl unheimlichste Gruft Wiens. Die konstante Temperatur unter der Erde hat einige der Leichen mumifiziert und diese blicken nun die Besucher aus offenen Särgen an. Weiter geht es durch die Reitschulgasse zum Josefsplatz. Hier durch die Pforten der Augustinerkirche treten, an dem pyramidenförmigen Canovadenkmal – man beachte sein Grabtor ins Totenreich – vorbei, zur Loretokapelle, die 1784 in den Untergrund verlegt wurde. Schon der Eingang – bemalt mit Totenköpfen – lässt erahnen, dass hier an ihrer Stelle einst die Wiener Totenbruderschaft ihren Sitz hatte. Die angrenzende Herzerlgruft beherbergt 56 Herzen von Habsburgern, die in Urnen aufbewahrt werden. Wieder vor der Kirche, geht es nun in die Augustinerstaße über den Lobkowitzplatz in die Gluckgasse, an deren Ende sich die Kaisergruft befindet. 

Wer noch nicht genug hat von Untergründen, findet hier die prachtvollen Sarkophage mit den sterblichen Hüllen der Habsburger (ohne Herzen & Eingeweiden). Das prunkvollste Mausoleum ist, wie könnte es anders sein, die Maria Theresien Gruft. Nun den Neuen Markt passieren – in die Donnergasse einbiegen, dann die Kärntner Straße überqueren, damit man in der Himmelpfortgasse landet. Gleich links geht es in die Rauhensteingasse. Bei Nr. 10 stand ein Gebäude, das den Namen »Malefizspitzbubenhaus« trug. Leider ist nichts mehr davon erhalten, denn ein Konsumtempel steht an seiner Stelle. Welch Ironie, wenn man bedenkt, dass hier einst Wiens grausamstes Gefängnis stand. Jetzt rechts in die Ballgasse spazieren, eine der innerstädtischen Gassen, die ihren mystischen Reiz noch in den Mauern trägt. Ebenso wie die reizvollen Innenhöfe der Singerstrasse 7, 16 und der Blutgasse 3 (Pawlatschenhäuser), die über den Franziskanerplatz erreicht werden. Von der Blutgasse nun links in die Domgasse, geradeaus durch die Passage bis zum Stephansplatz und durch das Seitenportal (Bischofstor) in den Stephansdom. 

Hier gibt es nun eine Vielzahl an Legenden. Schon beim Bau des Nordturmes (unvollendet) war der Teufel mit dabei und die Fratzen der dämonischen Wasserspeier grinsen von der Fassade. Im Inneren angekommen, befindet sich links der Abgang zu den Katakomben – der »Totenstadt« unter dem Stephansdom – in der man unter anderem noch ein Einwurfsloch zu einer Pestgrube findet. In der nördlichen Turmhalle begegnet man dem leidenden Zahnwehherrgott, der angebetet wurde, um Zahnschmerzen zu heilen und in der Nähe der Katharinenkapelle die Dienstbotenmuttergottes, die der Sage nach eine Magd vor der Verurteilung gerettet haben soll. Besonders ist auch das Hündlein Ohnefurcht, das ganz oben auf der Kanzel liegt. Es half Kindern, die Ängste zu überwinden und das Böse fernzuhalten. Durch das Hauptportal (Riesentor) hinausgetreten befinden sich rechts an der Fassade zwei waagrechte Stangen – die Ellen – die dazu dienten, Maße von gekauften Waren zu überprüfen und links ist »05« in die Mauer geritzt – das Zeichen des österreichischen Widerstands gegen den Nationalsozialismus. Interessant am Stephansplatz ist noch der sagenumwobene Stock im Eisen und die Virgilkapelle, die von der U-Bahn Station aus betrachtet werden kann. 

Weiter geht es in die Rotenturmstaße, dann Lichtensteg über den Hohen Markt (im Mittelalter der wichtigste Ort des Handelns und zusätzlich Hinrichtungsstätte mit Galgen und Pranger) unter der Ankeruhr hindurch in die Judengasse bis zur Ruprechtskirche. Diese älteste Kirche Wiens, entstanden etwa um 800, steht auf dem Boden des ehemaligen, römischen Vindobona. Ihr Inneres ist sehr schlicht, aber atmosphärisch sehr reizvoll, schließlich sind ihre Mauern die ältesten der Stadt, die noch benutzt werden. Nun zurück in die Seitenstettengasse, dann rechts in den Rabensteig. Mit diesem Eck hat es eine besondere Bewandtnis, denn es lag einst direkt an der Donau und aufgrund einer leichten Biegung des Flusses wurden hier regelmäßig Wasserleichen angespült, die den Wiener Wäscherinnen ins »Tuch« gingen. Nun links in den Fleischmarkt, dann über die Köllnerhof- und Sonnenfelsgasse in die Schönlaterngasse. Hier finden wir bei Nr. 7 das legendenbehaftete Basiliskenhaus. Am Ende der Gasse rechts in den Fleischmarkt biegen und schon sind wir beim Griechenbeisl, eine der ältesten Gaststätten Wiens, mit dem lieben Augustin im Keller ;-) Anschließend die kleine Griechengasse hinunter bis zum Schwedenplatz und nun ist es Zeit, wieder aus der Vergangenheit aufzutauchen.

NEKROPOLE WIEN
»Der Tod muss a Weaner sein« – denn nirgendwo schien er sich wohler zu fühlen, als in dieser Stadt. Sehr nachvollziehbar, denn ob in Heurigenliedern besungen oder in der Literatur beschrieben – er war stets ein enger Freund des Wieners. Herz-, Michaeler- und Kaisergruft sowie die Katakomben lassen erahnen, wie nahe die Hinterbliebenen ihren Toten sein wollten. So mancher Reformer biss sich die Zähne an dem Vorhaben aus, die Bestattungen unter den Kirchen im Zentrum der Stadt zu verbieten. Im 19. Jahrhundert begann sich ein wahrer Begräbniskult zu entwickeln, denn nicht nur der Adel, sondern auch die Bürger trachteten nach einer »schenen Leich« – dem letzten großen Auftritt – und sparten schon zu Lebzeiten auf ihren Abgang. Heute verdrängt auch die Wiener Gesellschaft die Auseinandersetzung mit dem Tod, aber »einmal macht's an Plumpser und aus is...« 

MORBIDE GESCHÄFTE
Eine dunkle Gestalt nähert sich dem unter dem Gewicht eines Gehängten ächzendem Galgen. Nervös blickt der Eindringling sich um und die Bewegungen der Lippen lassen das Murmeln eines Gebetes vermuten. Bei dem frischen Toten angekommen, zieht der Verhüllte einen scharfen Gegenstand aus seinem Mantel, ergreift die Hand des Gehängten und plötzlich erfüllt ein dumpfes Knacken die nebelige Nacht... Wir befinden uns auf einer mittelalterlichen Hinrichtungsstätte. Der Eindringling begehrt den Daumen eines Diebes, denn am Markt bekommt er eine beträchtliche Summe dafür. Diebesknochen waren begehrte Glücksbringer. Im Geldbeutel aufbewahrt, bescherte er dem Besitzer Reichtum. Auch die Medizin machte vor den Toten nicht halt. So half Totenschweiß gegen Geschwüre, Knochen von Geliebten bei Potenzproblemen und das »Mumienpulver« bei Herzbeschwerden.

ARME SÜNDER
Das erste Kriminalgefängnis Wiens (Rauhensteingasse 10) wurde unter dem Namen »Malefizspitzbubenhaus« geführt. Es gibt keinen anderen Ort in Wien, an dem die Grausamkeit so geballt war, wie hier. Das Kellergewölbe ging nicht nur mehrstöckig in die Tiefe, sondern reichte auch bis unter die benachbarten Häuser. Den Gefangenen wurden Ringe um den Leib geschmiedet, sie lagen auf Strohmatten und Folter war an der Tagesordnung. Dabei wurden Gelenke ausgerenkt, Knochen gebrochen und die Inhaftierten warteten monatelang verletzt in den eisigen Zellen auf ihr Urteil. Überlebende sahen das Tageslicht nur kurz, entweder als Krüppel mit kurzer Lebenserwartung oder am Weg zur Richtstätte. Der traditionelle Gang der »armen Sünder« führte durch die Rauensteingasse in die Liliengasse bis zum Galgen am Hohen Markt, begleitet von zahlreichen Schaulustigen.

TEUFEL, TOD UND WEIN
Bündnisse mit dem Teufel waren in Wien keine Seltenheit. Er war am Bau des Stephansdoms ebenso beteiligt, wie auch bei der Entstehung des »Stock im Eisen«. Aber auch seltsame Kreaturen wie den Basilisken in der Schönlaterngasse 7, beherbergt diese Stadt. Eine gespenstische Katze geht nachts auf den Dächern um und der Tod lässt sich mit dem Fiaker durch die Gassen kutschieren. Nicht zu vergessen die Legende um die mythische Figur des Sängers Augustin, der trunken in eine Pestgrube fiel, dort seinen Rausch ausschlief und am nächsten Tag dann vollkommen gesund weitersang. Eine schöne Metapher, dass mit Gesang, morbidem Schmäh und einem Glaserl Wein sich in Wien jede schwere Zeit überstehen lässt. Durch ein Gitter am Eingang des Griechenbeisels erhält man auch Einblick in die Kellernische, in dieser der liebe Augustin noch als Skulptur munter weitersäuft.

Ein Track aus dem Buch WIEN GEHT
Autorin: Jine Knapp
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Heitere Vielfalt

26/2/2014

 
Sich weg von der Geräuschkulisse des Wurstelpraters in die Stille des Grünen Praters führen lassen!

  • Verlauf: Wurstelprater, Krieau, Heustadelwasser, Lusthaus, Freudenau
  • Art: Rundwanderung, mittel
  • Tracklänge: 10km oder 13km
  • Startpunkt: Bitzinger Würstelstand, Gabor-Steiner-Weg (Praterstern)
  • Öffis U1, U2, 5, O > Station Praterstern (5min. Fußweg zum Ausgangspunkt)

Der »Wurstelprater« hat es in sich, ohne Frage. Hier kann man sich das Großhirn von Schwungkräften ordentlich durchbluten oder den Mageninhalt von enormen Drehkräften durchmixen lassen. Mit leichtem Tinitus und fettigen Lángosfingern treibt es die meisten Zeitgenossen bald erschöpft heimwärts. Nicht so den Urb, denn für ihn beginnt das wahre Vergnügen erst. Gehen. Kilometerlange Alleen, breite Kies- und Wiesenwege bis zu schmalen, feuchten Pfaden durch dichtes Au-Buschwerk wollen im »Grünen Prater« bewältigt werden. Zügig geht's ohne Steigungen dahin und man könnte leicht in eine »Gehtrance« fallen, würden unterwegs nicht immer nette Plätze, wie zum Beispiel zum Bootfahren oder Spielen einladen. Nach der langen Tour haben wir Urbs uns übrigens in den weichen Sesseln des Planetariums regeneriert und dabei das All bewundert. Tipp: An schwülen Sommertagen wüten um die Gewässer die Gelsen – also etwas Langärmliges im Rucksack wäre ideal!

TRACKVERLAUF
Am Riesenrad den Eduard Lang Weg (zwischen Donau-Jump und Park-Casino hindurch) nehmen. Bei Kolariks-Luftburg am Würstelpraterende nun links (Messe) und gleich wieder nach rechts in die Kaiserallee biegen. Diese immer geradeaus bis etwa zur Mitte der Trabrennbahnanlage Krieau, an der ein Pfad nach rechts zur Hauptallee führt. An der Kreuzung Haupt-/Stadionallee beginnt das Heustadelwasser, an dessen Ufer man entlang spaziert, bis man erneut auf die Hauptallee trifft, die in südlicher Richtung bis zum Lusthaus führt. Wer den Track um 3km verlängern möchte, kann nun das Lusthaus-/Mauthnerwasser umrunden. Der Pfad in den Auwald beginnt etwas versteckt in der Rennbahnstraße kurz vor dem Golfklub. Wieder am Lusthaus führt ein schmaler Weg in Richtung Westen. Diesen bis kurz vor dem Donaukanal folgen und anschließend in einer großzügigen Kurve unter der A23 hindurch, bis man auf den Wasserwiesenweg und anschließend auf die Lusthausstraße stößt. Nun strikt nach Nord-Westen gehen, vorbei an der Jesuitenwiese über den Konstantinhügel bis zur Hauptallee, die direkt zum Praterstern führt.

HISTORISCHES
Wieder einmal war es der Menschenfreund Kaiser Joseph II, der den Prater 1766 für das gemeine Volk öffnen ließ. Zuvor war das umzäunte Gelände nur Adeligen zugänglich, die durch die Kastanienallee bis zum Lusthaus kutschieren durften. Nach der Öffnung siedelten sich an der Hauptallee Kaffeehäuser an, die zum Treffpunkt des Bürgertums wurden. Zu dem einstigen Puppentheater am heutigen Praterstern, in dem der Hanswurst (daher der Name Wurstelprater) die Kinder belustigte, gesellten sich immer mehr Attraktionen und ließen den Vergnü̈gungsort rasant wachsen. 1839 entstand im Süden des Praters die Rennbahn-Freudenau und im Osten die Trabrennbahn Krieau, Treffpunkte für Pferdesportliebhaber. Der grüne Kern des Praters blieb den Naturgenießern vorbehalten und das ist bis auf den Einschnitt der A23 heute noch so.

KOMM GEMMA HEUT NACH VENEDIG
Im Mai 1895 eröffnete auf der heutigen Kaiserwiese im Wiener Prater der erste Themenpark der Welt, »Venedig in Wien«. Auf einem Areal von etwa 5.000m² fanden die Besucher begehbare, originalgetreue Nachbauten von Palazzi und italienischen Cafés sowie Attraktionen, wie der »Turm von Murano«, in dem Glasbläser zu beobachten waren, oder die angelegten Kanäle auf denen romantische Fahrten in venezianischen Gondeln, angetrieben von italienischen Gondolieri, unternommen werden konnten. Die im Park untergebrachten Bühnen zeigten Lustspiele, Operetten und Ballette mit namhaften Darstellern. Die Illusionenlandschaft zog Menschen aller Schichten an – so verzeichnete das erste Jahr ca. 2 Millionen Besucher. Jährlich wurde um neue Attraktionen erweitert, eine davon war unser Wiener Riesenrad im Jahr 1897.

Ein Track aus dem Buch WIEN GEHT
Autorin: Jine Knapp
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