Guerilla-Gardening mal drei: als Profi-Gärtner, Stadtbegrüner oder Gelegenheitsbesamer.
1. GSTETTEN-KULTIVIERUNG Legal ist es nicht, wenn du eine urbane Fläche in einen Kräutergarten verwandelst. Auch nicht, wenn du den Wegrand mit süßen Himbeerstauden bestückst. Doch wenn du den richtigen Ort findest, wird sich kaum jemand von deinem Mini-Erdbeerfeld neben verlassenen Gleisen oder deinem Zitronenmelisse-Beet unter der Autobahn bedroht fühlen. Recherche ist hier alles. Ein prominentes Beispiel für gelungenes Guerilla Gardening und Gstettn-Kultivierung ist der Längenfeldgarten im 12. Bezirk. 2010 wurde die verwilderte Grünfläche hinter der U4-Station Längenfeldgasse von Mitgliedern des KuKuMA Netzwerkes erobert und mit vorgezogenen Pflanzen die ersten Beete angelegt. Eine Genehmigung der Stadt Wien gibt es für das gärtnerische Treiben nicht, allerdings scheinen die Aktivitäten auch nicht auf beamteten Widerstand zu Stoßen, da die Linse Längenfeld (zwischen U-Bahn- und Wienfluss-Mauer gelegen) keine große Attraktivität für sonstige Nutzungen hat. Schaut euch das gelungene Projekt mal an! 2. GEHSTEIG-GÄRTNERN Pimp Your Pavement oder hierzulande das Gesteiggarteln gedeiht in den letzten Jahren immer prächtiger. Auch nicht legal, aber um einiges dezenter. Deine Bühne dabei ist der Straßenrand. Vor allem die öden Flächen rund um Baumeinfassungen sowie die versandeten Mittelstreifen einiger »Highways« sind ein beliebtes Ziel der subversiven Stadtbegrünung. Die Philosophie dabei: Den Betonwüsten der Stadt mehr Leben einzuhauchen. Besonders verändert hat sich in letzter Zeit die Reindorfgasse im 15. Bezirk. Nicht nur die bunten Blumen, sondern auch eine urige Bank –gefertigt aus einer alten Badewanne – lädt sich hier nun zum verweilen ein. Wenn ihr ein paar Anregungen möchtet, um Wien auf eine subtile Weise mitzugestalten dann surft einmal bei der Internetseite »Pimp Your Pavement« vorbei. Denn hier gibt es einige sehr gelungene Aktionen englischer Guerilla-Gärtner zu bewundern. 3. BLÜHENDE BOMBEN Für unzugängliche, trostlose Flächen gibt es auch eine geniale Lösung: Die sogenannten »Samenbomben«. Das sind getrocknete Gatschknödel mit untermengten Saatgut, die bequem über Mauern und Zäune geworfen werden können. Auch hier hat London die Nase vorne. Die Firma Kabloom kreiert sogar die unterschiedlichsten »Seed Boms« für ihre Kunden und Kundinnen. Da gibt es zum Beispiel »The London Honey Co Urban Beebom« – eine Mischung aus Wildblumen, die besonders förderlich für unsere Stadtbienen ist. Oder die »Cornflower Fieldbom«, um die selten gewordenen, blauen Kornblumen wieder ins Landschaftsbild zurück zu holen. »Samenbomben« kannst du aber auch selbst herstellen: »SEED BOMBS« SELBST GEMACHT Was dem tobenden Anarchisten der Molotow Cocktail, ist dem Garten-Guerillero die »Samenbombe«, die bequem über Mauern und Zäune geworfen werden können. Weniger explosiv in ihrer unmittelbaren Wirkung, dafür langfristig um einiges effektiver und vor allem erfreulicher im Ergebnis. Die Herstellung des Sprengstoffs ist denkbar einfach: Du brauchst: 1 Teil Samen, 3 bis 5 Teile Erde und 3 bis 5 Teile Tonpulver, dann das 1. Saatgut mit trockener Erde vermischen. 2. Danach Tonpulver zugeben und vorsichtig solange Wasser dazu gießen, bis eine Masse entsteht, die sich modellieren lässt. 3. Daraus »walnussgroße« Kugeln formen. 4. Die fertigen Seedbombs für 2 Tage zum Trocknen auslegen, am besten an einem besonders hellen oder sonnigen Ort. 5. Nun kann die blühende Schlacht beginnen! Die Kugeln können aber auch noch über mehrere Tage gelagert werden, so fern sie gut belüftet werden, damit kein Schimmel entstehen kann. HISTORISCHES Seit 1970 ist »Guerilla Gardening« eine sanfte Protestform gegen die »Monokultur politischer Systeme«. Hierzu werden vor allem Blumensamen als Symbolträger eingesetzt, die heimlich auf öffentlichen Flächen ausgesät werden. Bei politisch motivierten Aktionen, kann dabei die Anordnung und Auswahl der Pflanzen eine gesellschaftskritische Aussage beinhalten, z.B. Anordnung der Blumen in Form eines Friedenssymbols, Dornbüsche auf Golfplätzen, oder das Zwischensäen von natürlichem Saatgut zu gentechnisch veränderte Samen. Parallel zu dieser Protestform hat sich aber auch das »Soft Guerilla Gardening« entwickelt, dem der Wunsch nach Selbstversorgung und die Verwandlung der Stadt in lebenswerten Raum zugrunde liegt. Hierzu zählen z.B. der Gemüseanbau auf Brachland sowie das Begrünen von »Betonwüsten«. Besonders das zweitere gewinnt in den letzten Jahren zunehmend an Bedeutung, da das Bewusstsein wächst, wieviel Einfluss Pflanzen auf das städtische Mikroklima haben – denn viele Grätzl mutieren im Sommer zu unerträglichen Hitzeinseln. INFOS ZUM THEMA KuKuMA Netzwerk: Guerilla Gardening in Wien Pimp your Pavement: Anregungen zur Gehsteig-Begrünung Seedbom: Die freundliche Samenbombe zum Werfen! Ein Point aus dem Buch WIEN GEHT Autorin: Jine Knapp Dunkle Stationen: Erschaudernd in Wiens schwärzeste Kapitel eindringen!
Ein düsterer Tag. Die Sonne schafft es nicht den Nebel zu vertreiben und die eigene Psyche treibt dasselbe Spiel – ein urbiger Grund, um Wiens dunkle Stätten zu begehen. 1. FOLTERMUSEUM WIEN Schwerpunkt dieser Sammlung sind mittelalterliche Foltergeräte, die teilweise anhand von gestellten Szenarien mittels Puppen demonstriert werden. Amerikanische- Gruselaction-Effekte darf sich der Besucher bei diesen Nachstellungen nicht erwarten, denn es sind stille Szenen, die das Grauen sämtlicher Foltermethoden übermitteln. Meine Urb-Phantasie beflügelt haben die Vielzahl an Schandmasken – denn zu gut könnte es mancher Banker-Psyche tun, einige Tage mit einem Schweinchenkopf herumzulaufen;-). Erwähnenswert ist auch der akustisch-simulierte Fliegeralarm in dem ehemaligen Luftschutzkeller. Ob das Sirenengeheul oder die eingeschlossene Panik der einst hier Verharrenden – in mir löste das Geschehen enorme Angst aus. 2. WIENER KRIMINALMUSEUM Beim Rundgang durch das Kriminalmuseum werden die Verbrechen der letzten dreihundert Jahre veranschaulicht. Nicht wie erwartet sind nur die Entwicklungen der Wiener Kriminaltechnik und die Geschichte der Polizei dokumentiert, sondern auch die Verbrechen an sich. Fotos von Tatorten (nichts für Sensible!), originale Tatwaffen und Presseartikel des jeweiligen Verbrechens sind ausgestellt. So trifft man in diesem malerischen Gebäude auf den Schädel des poetischen Dienstmädchenmörders Schenk genauso wie auf das diabolische Grinsen der Schwarzen Witwe Blauensteiner. 3. NARRENTURM Der Turm war das weltweit erste Spezialgebäude zur Behandlung von »Geisteskranken« – 1784 eine Revolution – heute ein Gruselkabinett. Die kargen Zellen können begangen werden, die Behandlungsmethoden wie z.B. Elektroschocks werden ausführlich erklärt. Auch Praxen und Gerätschaften damaliger Ärzte sowie die größte Sammlung an »Feuchtpräparate« stehen zum Studium bereit. Sprich jede Art menschlicher Missbildung. Für etwaige Besichtigungs-Nebenwirkungen wenden Sie sich bitte an Ihren Psychotherapeuten! DER MYSTISCHE GUGLHUPF Der Narrenturm ist wohl das absonderlichste Gebäude Wiens. Erbauen ließ diese erste »Psychiatrie der Welt« Kaiser Josef II – nicht nur Reformer und Anhänger der Aufklärung, sondern auch Mystiker und Rosenkreuzer. So soll in der Konstruktion des Baus, der zum großen Teil aus privaten Mitteln des Kaisers finanziert wurde, sein Wissen um die Kabbala eingeflossen sein. Das als Ring (360°) angelegte Gebäude hat fünf Stockwerke, in denen jeweils 28 Zimmer untergebracht sind. In der Zahlenmystik steht die 360 für Vollkommenheit, die 5 für »Mensch, der du Gott suchst und findest« und die 28 für »Gott, der du Kranke heilst«. Das Quergebäude im Ringinneren ist auf den Nordstern ausgerichtet. Am Dach befand sich ein Oktogon – das Studierzimmer des Kaisers. Über sein Tun in dieser Lokalität, kann aber nur spekuliert werden. DIE RENAISSANCE DER FOLTER Der Akt des Folterns wird gerne mit dem Mittelalter verbunden. Aufgrund des Wahns der Bevölkerung vor dem »Bösen« hat – zum Großteil von der Kirche geschürt – in jener Zeit seinen Höhepunkt erreicht. Unter dem Deckmantel der Wahrheitsfindung wurde immer schon gequält. Ein fragwürdiger Prozess, denn ein Schuldbekenntnis ist für Misshandelte die einzige Erlösung. Durch die aktuellen politischen Entwicklungen rund um den Terrorwahn, laufen wir nun in Gefahr, den Prozess des Folterns wie z.B. mit Guantanamo wieder zu legitimieren. Regierungsmächte wissen, das Feindbilder das Volk lenkbar machen und es von den internen Problemen ablenken. Meist ist es eine fiktive Angst, die geschürt wird, und Beweise sind leicht zu beschaffen, denn unter Folter gesteht beinahe jeder Mensch einen Pakt mit dem »Bösen«. INFOS ZUM THEMA Foltermuseum Wien: Täglich von 10:00 bis 18:00, 1060 Wien, im Esterházypark Wiener Kriminalmuseum: Donnerstag - Sonntag: 10:00 bis 17:00, 1020 Wien, Große Sperlgasse 24 Narrenturm: (Pathologisches-anatomisches Bundesmuseum): Mittwoch 15:00 bis 18:00, Donnerstag 08:00 bis 11:00, Samstag 10:00-13:00, Feiertags geschlossen, 1090 Wien, Uni Campus, Spitalgasse 2, Zugang: Van-Swieten-Gasse Ein Point aus dem Buch WIEN GEHT Autorin: Jine Knapp
Den Schnee geniessen: Spuren hinterlassend über verschneite Wiener Hänge urben.
Schnee in Wien. Des Autofahrers Leid, des Urbs Freud! Sofort wird getestet, was diese Stadt an Schneevergnügen hergibt. »Rutschhügel« und »Schneemannbau-Wiesen« finden wir in beinahe jedem vierten Park – die Kids haben ihren Spaß! Auf der Jesuitenwiese im Prater, im Türkenschanzpark und am Kaffeehausberg (Donaupark) werden diese sogar ab -2°C Außentemperatur beschneit. Wo kann man allerdings wirklich durch den Schnee stapfen, Iglu bauen und über 200 Meter einen Hang hinuntergleiten? Drei Gebiete haben wir gefunden, in denen sich alle diese Vergnügen umsetzen lassen. Im Anschluss findet ihr noch eine Übersicht der längsten Wiener Hänge für spaßige Rodel-, Rutsch- und Gleitpartien. 1. HAGENBERG/HIMMELHOF Wiens ehemaliger Skiberg im 13. Bezirk ist auch heute noch, trotz seiner schleichenden Verbauung, ein guter Ausgangspunkt für Winterspaziergänge. Mit seinen drei großen Hängen – den Himmelhofwiesen – ist der Hackenberg auch ein kleines Rodel-, Rutsch- und Schneemannbau-Paradies. Über ihn führt auch die Mauer des Lainzer Tiergartens und marschiert man diese in Richtung Süden entlang, kommen nach dem Adolfstor weitere, kleinere Hänge. Einer davon ist die Dollwiese beim Gemeindeberg, auf dem sich noch heute ein Kinderschilift befindet, der bei entsprechender Schneelage vom dort ansässigen Gasthaus Lindwurm (Ghelengasse 44) betrieben wird. Für die »Geher« ist hier noch lange kein Ende in Sicht, denn an der Tiergarten Mauer entlang in Richtung Süden führt ein Weg über den Wilden Berg nach Kalksburg und weiter bis Laab im Walde. Der Hackenberg hat auch innerhalb des Tiergartens zwei tolle Hänge, die Nikolai- sowie die Baderwiese. Aber Achtung, diese sind in den Schneemonaten nur durch das Lainzer Tor zu erreichen, was ein ziemlicher Marsch ist, da die näheren Eingänge im Winter meist geschlossen sind – dafür ist man alleine. 2. STEINHOFGRÜNDE/SATZBERG Das nächste urbane Winterparadies befindet sich auf und um die Steinhofgründe im 14. Bezirk. Hier ist zwar das Angebot an Hängen nicht so groß wie am Hackenberg, aber die Abfahrten mit Rodel & Co sind genauso toll. Den ersten Hang erreicht man durch das Tor beim pulmologischen Zentrum (Sanatoriumstraße 2). In Richtung Norden streckt er sich hinauf bis zu den großen, flachen Wiesen der Gründe. Hier befindet sich, man mag es kaum glauben, eine Langlaufloipe oder auf urbisch gesagt – eine »Langgehloipe«. Denn Gehen kann man lange im Erholungsgebiet Steinhof. Entweder kreuz und quer durch den Schnee, in Richtung Norden zur Feuerwache und weiter auf den Wilhelminenberg oder entlang des nördlichen Endes des Dehneparks über den Hüttelberg zum Satzberg. Hier findet sich auch die zweite große Rodelwiese dieser Gegend, direkt an der Steinböckengasse (bis Nr. 116) gelegen. 3. WILHELMINENBERG/HEUBERG Nun schwenken wir zum Gallizinberg im 16. Bezirk. Diese Ottakringer Erhebung, auch Wilhelminenberg genannt, bietet Winter-URBs ein vollkommen anderes Terrain als die beiden anderen, beschriebenen Berge. Denn vom Schloss Wilhelminenberg, das übrigens einen Eislaufplatz mit tollem Fernblick hat, führen die unzähligen kleinen Pfade in Richtung Jubiläumswarte durch tiefen, zauberhaften Wald. Eine Wiese findet man auf dem Weg dorthin allerdings schon, nämlich die Steinbruchwiese (Johann-Staud-Straße), die zwar abfahrtstauglich ist, aber nicht zu vergleichen mit unseren anderen Hängen. Schneeschuh-Urbs können übrigens von der Jubiläumswarte in NNO Richtung über den Heuberg bis nach Neuwaldegg gehen. Ein wunderschöner »Winterwald-Hatscher«! GEHEN IM SCHNEE Durch frischen Schnee stapfen, ist ein herrliches Gefühl. Durch das Einsinken wird das Gehen von weiteren Strecken mit der Zeit recht anstrengend und kräfteraubend. Die Trapper des Nordens gebaren aus diesem Grund eine tolle Erfindung: den Schneeschuh. Das Original besteht aus einem zusammengebundenen Holzrahmen, der mit einem Netz aus Haut und Sehnen bespannt wird. Dieser Schuh hinterlässt Biberschwanz ähnliche Spuren (Beaver-Tail-Shoes). Heute werden drei Gruppen von Schneeschuhen angeboten, die oben beschriebenen »Originals«, die »Classics« mit Alurahmen und Kunststoffbespannung sowie die neuen »Moderns« aus Plastik. Für das Gehen im Wiener Umland gibt es keinen klaren Favoriten – hier ist es eine reine »Anfühlsache« – denn ihren wahren Charakter zeigen die Schneeschuhe erst im alpinen Gelände. DAS SNOWBODYBOARD Das Snowbodyboard ist ein aufblasbarer Luftkissenschlitten mit Griffen, an denen man sich, auf dem Bauch liegend und mit dem Kopf voraus, festhält. Gelenkt wird durch Verlagerung des Gewichtes, gebremst durch Querstellen des Boards (90° zur Fahrtrichtung) oder mit den Füßen. Das Snowbodyboard hat gegenüber der Rodel einige Vorteile, da es aufgrund seiner großen Gleitoberfläche sowohl mit Tiefschnee als auch mit Harsch gut zurechtkommt und das ist in der Stadt recht nützlich. Leicht zu transportieren ist es ebenfalls, weil er faltbar ist und sich im Rucksack gut verstauen lässt. Für ausgewachsene Urbs ein richtiger Spaß zum Austoben. Skibrille und Helm sollten mit ins Gepäck, denn das Ding kann sauschnell werden. Übrigens: Mit einer alten Luftmatratze geht es zwar nicht lange, aber sie gleitet auch spitze! INFOS ZUM THEMA Die längsten Hänge Wiens zum Rodeln und Rutschen Heubergstätten Wienerberg: 1100 Wien, Heubergstättenstraße 20, (300m lang) Perchtoldsdorfer Heide: 2380 Perchtoldsdorf, Schutzhausstraße, (2x 300m lang) Roter Berg: 1130 Wien, Trazerberggasse 57, (3x 280m lang, tolles Gefälle) Am Himmelhof: 1130 Wien, Carolaweg 8, (3x 250m lang, tolles Gefälle) Georgen Berg: 1230 Wien, Anton Kriegler Gasse 204, hinter dem Sterngarten (220m lang) Löwygrube: 1100 Wien, Löwyweg 2, (220m und 150m lang, tolles Gefälle) Steinhofwiese: 1140 Wien, Sanatoriumstraße 2, nach dem Pavillon Severin, (220m lang) Jägerwiese: 1230 Wien, Gütenbachstraße 36, (220m lang) Lagerwiese Satzberg: 1140 Wien, Steinböckengasse, gegenüber Silbersee (220m lang) Kurpark Oberlaa: 1100 Wien, Filmteichstraße 1, (200m lang) Wolfersberg: 1140 Wien, Venusweg 42, (200m lang) Sterndlwiese: 1230 Wien, Gütenbachstraße 18, (150m lang) Dehnepark: 1140 Wien, Nähe Ruinenvilla und Dehneparkteich, (2x 60m lang, steil und bewaldet) Pötzleinsdorfer Schlosspark: 1180 Wien, Pötzleinsdorfer Straße 65, (50m) Ein Point aus dem Buch WIEN GEHT Autorin: Jine Knapp PLAN WildUrb_Rodelwiesen auf einer größeren Karte anzeigen Erst kürzlich der Öffentlichkeit zugänglich gemachte Grünoasen durchstreifen.
Beim Gehen durch die Stadt stößt du manchmal auf Areale, die nicht öffentlich zugänglich sind. Je größer diese Flächen, desto neugieriger werden die, die keinen Zutritt haben. Was sich wohl dahinter verstecken mag? Die kuriosesten Dinge stellt man sich vor, und der Fantasie sind kaum Grenzen gesetzt. Ob es sich wohl um ein gefährliches Gebiet handeln mag, ob hier Leichen versteckt wurden oder gar ein Schatz vergraben liegt – all diese unbeantworteten Fragen führen zu allerlei Mutmaßungen. Meistens fristen solche Gebiete ein absolutes Schattendasein. Keiner weiß, dass es sie gibt, und manchmal ist ihr Wegenetz nicht einmal in Online-Karten wie Google Maps oder der OpenStreetMap verzeichnet. Ein paar Argumente, die Tore geschlossen zu halten, gibt es trotzdem. Allerlei nützliches Getier und wertvolle Baumleichen, in denen sich Lebensräume und Nistplätze befinden, können so nämlich erhalten bleiben. In letzter Zeit kam es in Wien trotzdem gleich mehrmals vor, dass zuvor versperrte Flächen für alle geöffnet wurden. 1. STERNWARTEPARK Als man die Universitätssternwarte im 19. Jahrhundert eröffnete, war die Lichtverschmutzung des Nachthimmels über Währing noch gering. Die dicht bewachsene, von einer Mauer umgebene Grünfläche sollte für eine zusätzliche Verdunkelung sorgen. Sie erstreckt sich rund um das Gebäude und ist der Ursprung des heutigen Sternwarteparks. Während im Laufe der Jahrzehnte die Bebauung rund um das Areal fortschritt, entwickelte sich im Inneren eine Wildnis. 1973 verhinderte eine Volksbefragung zum Glück die Umsetzung der Verbauungspläne. Heute ist der Park ein Naturdenkmal. Seit 2013 öffentlich zugänglich, kann er über einen Rundweg begangen werden. Nicht alle sind damit zufrieden, denn so mancher befürchtet eine Bedrohung für die Tier- und Pflanzenwelt im Park. Montag – Freitag ab 8:00; Schließzeit zwischen 15:30 und 20:00, je nach Jahreszeit 2. ERHOLUNGSGEBIET PARADIES Zwischen Hüttelbergstraße und Satzberg erstreckt sich ein riesiges, von Wald und Wiesen gesäumtes Gelände: die Paradies-Gründe. Einst befand sich ein Ferienheim für Kinder darin, später wurde es als Flüchtlingsquartier genutzt. Die Gebäude wurden abgerissen, doch der Zaun blieb bestehen. Von Restaurants bis zu Skulpturenparks reichten die Pläne, die jedoch nie umgesetzt wurden. So beschloss die Stadtverwaltung, die Tore des Paradieses für alle zu öffnen. Verschlungene Wege und ein kleiner Abenteuerspielplatz in dem bezaubernden, naturbelassenen Gelände lassen die Herzen für alle Paradiessuchenden höher schlagen. Täglich und rund um die Uhr geöffnet. 3. VIKTOR-FRANKL-PARK Auch in dicht verbauten Gegenden dürfen noch Parks entstehen: am Standort der früheren Poliklinik im 9. Bezirk etwa. 2010 entstand hier eine kleine, nette und abwechslungsreich gestaltete Grünoase. Durch den Altbaumbestand schlängeln sich nun Wege, gesäumt mit Sitzgelegenheiten, die nicht nur Verliebte zum Verweilen einladen. Das URB-Highlight dieser Parkanlage ist jedoch das urige Baumhaus! Täglich und rund um die Uhr geöffnet. 4. RUDOLF-BENDAR-PARK Die sogenannte »Grüne Lunge des 2. Bezirks« besticht durch eine äußerst abwechslungsreiche sowie in die Umgebung eingebundene Planung. Hier begegnen einander Jung und Alt, hier darf generationenübergreifend ausgeruht oder getobt werden. Ganz nach Lust und Laune. Wesentliches Charaktermerkmal ist der zusammenhängende Baumschleier aus 280 Bäumen, der den modernen Park als zentralen Platz des ehemaligen Nordbahnhofs kennzeichnet. Mit seinen rund 31.000m2 an Grün- und Erholungsflächen ist er der größte seit 1974 errichtete Park Wiens. Täglich und rund um die Uhr geöffnet. ÖFFNET DIE GRÜNOASEN! Zahlreiche Parkanlagen waren in der Vergangenheit nur »Privilegierten« zugänglich, wie zum Beispiel die weitläufigen Auen des Praters und des Augartens, die auschließlich dem Adel vorbehalten waren, damit diese ungestört ihren Jagdgelüsten nachgehen konnten. Beide Gebiete wurden im 18. Jahrhundert für die Allgemeinheit geöffnet. Manche Parks in den heutigen Außenbezirken waren prachtvolle Privatgärten, ehe sie aus den unterschiedlichsten Gründen in den Besitz der Stadt Wien übergingen. Der Wertheimsteinpark, der Pötzleinsdorfer Schlosspark und der Dehnepark gehören zu diesen Vermächtnissen. Noch heute gibt es private Areale, deren öffentliche Zugänglichkeit wünschenswert wäre, wie etwa der Theresianum-Park im grünflächenarmen 4. Bezirk. Oder die riesigen ASKÖ- und USI-Sportstätten wie auf der Schmelz oder im Auerwelsbach Park, die bisher nur ein kleiner Personenkreis nutzen darf. NEUE VIERTEL – NEUE PARKS 850 Parks darf Wien sein Eigen nennen. Neben den schon lange bestehenden Grün-oasen – von kleinen Beserlparks bis hin zu riesigen Erholungsgebieten – werden gegenwärtig einige Parkanlagen neu geschaffen, wobei bei der Planung durchaus Rücksicht auf die jeweilige Geschichte des Erichtungsortes genommen wird. Am ehemaligen Aspangbahnhof wird es in Zukunft einen Leon-Zelman-Park geben. Der Namensgeber überlebte als Einziger seiner Familie das KZ Auschwitz. Seine Reise dorthin startete am Aspangbahnhof. Auch beim Hauptbahnhof entsteht eine große Grünfläche: der Helmut-Zilk-Park. Das Thema der Anlage wird unter dem Motto »Sehnsucht nach Ferne (Bahnhof) und traditionelle Verbundenheit (in Anlehnung an das nahegelegene Belvedere)« stehen. Man/Frau darf gespannt sein! MEHR INFOS ZUM THEMA Leon-Zelman- & Ziak-Park Zweigeteilter Park, die eine Seite zu Ehren Karl Ziaks, die andere zum Gedenken an Leon Zelman 1030 Wien, Eurogate Helmut-Zilk-Park (ab 2017/18) Benannt nach dem Altbürgermeister und unter dem Motto »Sehnsucht & Verbundenheit« geplant 1100 Wien, Sonnwendviertel Seepark Aspern Der erste fertiggestellte Park (fünf sind geplant) im Zentrum des neuen Stadtviertels 1220 Wien, Seestadt Aspern Emil-Maurer-Park Ein kleiner Park, der lange keinen Namen hatte. Projekttitel für seine Gestaltung war »Landschaft im Fluss«, wobei mit Fluss wohl die beiden Gürtelspuren, zwischen diesen er sich befindet, gemeint sein müssen; 1070 Wien, Neubaugürtel Ein Point aus dem Buch WIEN GEHT 2 Autor: Loris Knoll Zu Besuch bei den letzten Bauernhöfen und den neuen landwirtschaftlichen Projekten Wiens.
Den traditionellen Bauernhof, bei dem du täglich frische Milch, ein paar Eier und gleichzeitig selbstgemachte Hauswürstel holen kannst, gibt es fast nur noch in Werbespots. Einerseits, weil der Ab-Hof-Verkauf – vor allem bei Fleisch- und Milchprodukten – hohen Auflagen unterliegt, die enorme Investitionen nötig machen. Andererseits wegen der niedrigen Preise für Agrarprodukte, wo sich nur die Massenproduktion rentiert. Bedingungen, die Bauern und Bäuerinnen mit kleinen Feldern, nach deren Größe die EU-Förderung bemessen wird, kaum erfüllen können. Was bleibt dem Kleinbauern des 21. Jahrhunderts, der nicht einsam weiter ackern möchte, um wenigstens den Eigenbedarf zu decken, Geld aber eigentlich nur bei seinem Zweitjob verdient? Lehrtätigkeit, Spezialisierung oder Vermietung ist die Antwort. So landen meist Pferde statt Kühe in den Ställen, die Felder werden von Privatpersonen bewirtschaftet, findige Bauern und Bäuerinnen entwickeln Erzeugnisse, die sich von der fahlen Masse abheben oder geben ihr umfangreiches Wissen an uns weiter. 1. NEUE BAUERN & BÄUERINNEN Einer der landwirtschaftlichen Betriebe, die es bis ins 21. Jahrhundert geschafft haben, ist der Haschahof. Schon 1987 kehrte Rudolf Hascha der konventionellen Wirtschaftsweise den Rücken und stellte auf biologischen Landbau um. Nicht nur frisches Gemüse und Getreide wird hier kultiviert, sondern auch Kärntner Brillenschafe und Lohmann-Braun-Legehennen bevölkern das Gut. Die Produkte kannst du sowohl am Hof als auch am Karmeliter-, Floridsdorfer- und Bruckhaufenmarkt erwerben. Rosen aus ökologischem Anbau, diese Nische hat Petra Neuwirth für sich entdeckt. Ihre Blumen sind nicht nur zum Verschenken da, sondern aus den getrockneten Blütenblättern kannst du auch Tee zur Stärkung des Herzens brühen sowie Marmelade, Sirup, Schnaps oder Essig herstellen. Petra's Rosengarten liegt im 21. Bezirk, und die edlen Gewächse werden auch dort verkauft. Am Himmelreich in Simmering steht der Feigenhof, und, nomen est omen, hier werden 25 verschiedene Feigen-Sorten kultiviert. Doch auch saisonale Gemüseraritäten und etwa 200 erlesene Kräutersorten bekommst du auf dem Anwesen. Natürlich waren das noch nicht alle Öko-Landwirtschaftsbetriebe Wiens, mehr davon findet ihr am Artikelende. 2. SCHULE BAUERNHOF Als Vorbild für die City Farm Schönbrunn diente der »Children's Garden« in New York. Doch auch für Erwachsene gibt es tolle Programme. »Urban Gardening - essbarer Balkon«, die »Pflanzen- & Samentauschbörse«, »ab ins Glas« oder die »essbare Wildnis« sind nur einige davon. In diesem städtischen »Erlebnisgarten der Gemüsevielfalt« erfährst du wirklich einiges. Das Landgut Cobenzl hat sich vor allem auf Eltern mit Kinder spezialisiert. Brot backen, Butter schlagen und Kräuter sammeln lernst du dort. Doch die Ställe und Gehege der süßen Bauernhoftiere können von URBs aller Altersgruppen besucht werden (Eintritt kostenpflichtig). 3. SELBSTANBAU & ERNTE Gemeinschaftsgärten sprießen zur Zeit wie die Schwammerln aus den urbanen Böden, denn die Sehnsucht nach einem Stückchen Erde steckt in vielen von uns. Sogar die Stadt Wien vergibt bereits Beete. Aber auch Landwirte vermieten Parzellen, die oft schon professionell vorbereitet übergeben werden und mancherorts bereits bepflanzt sind. Du bist anschließend für Bewässerung, Pflege und das Essen der Ernte zuständig. Einige Adressen findest du ebenfalls am Ende des Artikels. 4. SOLIDARISCHE LANDWIRTSCHAFT Zu viele Skandale, zu wenig Garantien: Das Vertrauen in die Lebensmittelindustrie sinkt wie der Meeresspiegel zur Eiszeit. Kein Wunder also, dass sich immer mehr Vereine bilden, die Felder pachten, um sie gemeinsam zu bestellen. Wer nicht selbst in der Erde wühlen möchte, dem sei »community-supported agriculture« ans Herz gelegt. Entstanden im Japan der 1960er-Jahre, beziehen heute etwa ein Viertel der Haushalte ihre Lebensmittel aus dieser Landwirtschaftsform, die so funktioniert: Die Mitglieder geben dabei dem Bauern oder der Bäuerin eine Abnahmegarantie für ihre Produkte und erhalten im Gegenzug Einfluss auf den Anbau. Diese Partnerschaft unterstützt lokale Produktion und Ernährung. Der »Gärtnerhof Ochsenherz« arbeitet schon nach diesem Prinzip. Ganz neu sind die »Foodcoops«. Hierbei schließt sich eine Gruppe zusammen, um Lebensmittel direkt bei lokalen Höfen einzukaufen. Diese werden dann in Eigenorganisation an die Mitglieder verteilt. BAUERNHOF-PRODUKTE AM MARKT Mit Ausnahme der Wintermonate stehen am Meidlinger Markt (an der Reschgasse) stets mehrere Bauern und Bäuerinnen mit ihren frischen Produkten. Wer gerne freitags oder samstags mit Innenstadtatmosphäre marktstandln geht, der besuche den Biomarkt auf der Freyung. Bäuerliche Familien, kleine Manufakturen und Produzenten bieten die köstlichsten Köstlichkeiten. Leider zählt dieser Markt nicht zu den günstigsten. Auch Floridsdorf punktet: Neben den Bio-Samstagsmärkten in der Gerasdorfer Straße 61, in der Kugelfanggasse 29–31 am Bruckhaufen und in der Autofreien Siedlung im Hof der Nordmanngasse 27, zeichnet sich der Floridsdorfer Markt jetzt auch dienstags (Bio-Dienstag) in kulinarischer Lebensqualität für den gesundheitsbewussten URB aus. BESONDERE SAMEN Wer etwas Gutes will, sollte auch gute Samen säen. Der Verein ARCHE NOAH setzt sich für Erhalt und Entwicklung der Kulturpflanzenvielfalt ein. 6.000 verschiedenen Sorten lagern in deren Archiv. Natürlich kannst du einige davon auch käuflich erwerben, beziehungsweise dazu beitragen, dass die Artenvielfalt erhalten bleibt. Die ARCHE NOAH hat auch einen Schaugarten in den du sowohl zahlreiche »alten Sorten«, als auch auch Exotisches aus aller Welt wie Knollenziest, Erdmandel oder Melothria kennen lernen kannst. INFOS ZUM THEMA Ab-Hof-Verkauf von Wiener Produkten: Gärtnerhof-Gin, Haschahof, Schottengüter, Rosengarten, Annahof, Feigenhof, Bauernhof Steindl, Bauernhof Prohaska, Pilzbau Liebenberger, Selbstanbau, Selbsternte & Selbstversorgung; Haschahof, Biohof Radl, Öko-Ernteland, Selbsternte®, Ochsenherz, LoBauerInnen, Foodcoops Höfe mit Lehrtätigkeit: Seminare: Cityfarm Schönbrunn, Arche Noah, Stadtimker, Feigenhof (Kochkurse) Für Kinder: Kidsfarm Vienna, Landgut Cobenzl Besichtigungen: Gärtnerhof-Gin, Annahof, Feigenhof, Arche Noah Ein Point aus dem Buch WIEN GEHT 2 Autorin: Jine Knapp |