WildUrb begegnet Robert Zikmund, dem sympatischen FM4 Moderator mit der roten Jacke und der eigenen Band namens »Neigungsgruppe Sex, Gewalt und Gute Laune«. Bei FM4 moderiert er FM4 Connected, Homebase, Charts; ansonsten gestaltet er oft Beiträge aus Politik und Wirtschaft; früher war er auch jahrelang Producer und Chef vom Dienst.
Die Band »Neigungsgruppe Sex, Gewalt und Gute Laune« ist zur Zeit in Deutschland wesentlich erfolgreicher als in Österreich. Das ist öfters mal so, meinen die URB`s. Denn was zählt schon der Künstler im eigenen Land? Da sind wir Ösis manchmal unurbig, aber das ist eine andere Geschichte. Zikmunds Band hat beispielsweise erst grad vor Kurzem in München vor ausverkauften 350 Leuten gespielt, während sie in Wien nicht mal beim Popfest auftreten dürfen, die Wiener-Dialekt-Welle haben hierzulande andere übernommen ;-) Was aber egal ist, wie Robert meint, weil Musik in Österreich eh nur immer Spass machen kann und soll, davon leben ist für fast alle ausgeschlossen – daher ist auch das Konkurrenzdenken absurd. Aber jetzt genug von der Musik, zurück zum Gehen... Im Gehen kann man den Geist sätteln. Das Gehirn neigt ja dazu herumzuflitzen, sagt Robert, und das Gehen zentriert. Auch atmet man ruhiger, wenn man geht ...das hört sich jetzt total esoterisch an... (GEHT so ;-)) Gehen ist jedenfalls wie Musik, es geht um den Rhythmus, meinen the wild, wild URBs. Robert nimmt uns mit in seine Welt des Stuwerviertels. Er zeigt uns sein Lieblingsplatzerl, dem angeblich heißesten Pflaster von Wien. Ganz entgegen mancher Stimmen, die da meinen, gerade hier wäre es wegen der Straßenprostitution kein Wohlfühlort, überzeugt uns Robert vom Gegenteil. Eine ganz liebevolle Wohngegend ist das hier, meint Robert. Das Stuwerviertel befindet sich ja in der Nähe der Prater Hauptallee und der Ausstellungsstraße und somit fast ums Eck zum urbigsten und unglaublich grünen Erholungsgebiet Wiens, dem Prater. Früher war das Stuwerviertel ein klassisches Arbeiterviertel, was sich zunehmend ändert. Viele Studenten ziehen hierher und bald, so Robert, wird man sich die Wohnungen auch hier nicht mehr leisten können. Wir gehen ein Stück weiter und urben vorbei an so manchen kleinen Vorgärten. Die Häuserfassaden sind wunderschön wienerisch und herrschaftlich und Robert Zikmund hat sicher Recht, wenn er meint, die Lebensqualität ist hier außerordentlich gut, denn es gibt viel Freiraum, Licht, Luft, Grün – wie Martin Blumenau sagen würde: Stadtnatur eben. Robert lebt seit immer schon im 2. Bezirk. Kurzfristiges Intermezzo in Floridsdorf, dann aber wieder zurück in die »Heimat«. Seit 1999 arbeitet er bei FM4, derzeit beendet er gerade nach 10-jähriger Pause sein WU-Studium. Und so wundert es auch nicht, wenn ihn jetzt, hier und heute gerade die Frage beschäftigt, wie korrupt der ganze Politzirkus wirklich ist, also ob Strasser Ausnahme oder Regel ist. Robert befürchtet ja eher Regel. Die Wirtschaft muss sich wieder auf den Menschen statt auf Renditen besinnen, der Shareholder Value Casino Kapitalismus führt zu: Leid und Elend von Milliarden zugunsten von 1% Superreicher, Zerrüttung aller sozialer Strukturen und schließlich zur Zerstörung des Planeten. Das bewegt Stèphane Hessel, Robert Zikmund und die URBs, die bewegt und berührt das übrigens auch. Robert liest uns im Videobeitrag eine Stelle aus Hessels Buch »Empört Euch« vor. Der 93jährige Berliner Stèphane Hessel war Mitglied der Rèsistance, hat das KZ-Buchenwald überlebt und ist einer der Mitautoren der Menschenrechtserklärung der Vereinten Nationen. Mit emphatischen Worten ruft der ehemalige französische Diplomat zum friedlichen Widerstand gegen die Unzulänglichkeiten unserer Gesellschaft auf. Dagegen zu kämpfen wird die schwierige Aufgabe der Menschheit für die nächsten Jahre und steht in Sachen Bedeutung auf einer Stufe mit der französischen Revolution. Ansonsten würd Robert Zikmund persönlich gern besser loslassen können und weniger Sorgen-getrieben sein, verrät er uns. Wünschen tut er sich, dass alle fühlenden Wesen in Frieden und wohlauf sind. Danke Robert! BUCHTIPPS Empört Euch! von Stéphane Hessel und Michael Kogon, ISBN 978-3550088834 Der Weltgesellschaftsvertrag: Eine soziale Relativitätstheorie von Paul Gschwend, ISBN: 978-3831130818 Das Imperium der Schande von Jean Ziegler, ISBN: 978-3-570-55019-9 Uns gehört die Welt Macht und Machenschaften der Multis, von Klaus Werner-Lobo, ISBN: 978-3-423-62452-7 LINKS Neigungsgruppe Sex, Gewalt und Gute Laune, www.myspace.com/neigungsgruppe/music Musikdownloads auch unter www.amazon.de/Neigungsgruppe-Sex-Gewalt-gute-Laune/dp/B002KNQ72K Ernst Gehmacher ist überzeugt: gehen macht glücklich! Der 1928 in Salzburg geborene Sozialwissenschaftler erzählt von Sozialkapital und von Liebe und davon, wie er mit seiner Frau fremde Gegenden in der eigenen Stadt auskundschaftet. Dabei begegnet er Menschen und lernt sie kennen. Sozialkapital entsteht, wenn Menschen einander begegnen und gemeinsamen Interessen nachgehen.
DIE SOZIALE SEITE DES GEHENS Zu Fuß Gehen macht gesund. Es ist die Urform menschlicher Fortbewegung – ja, die Entwicklung des Menschen schulden wir dem aufrechten Gang, der sich durch einen Klimawandel und der damit verbundene Austrocknung von Urwald zur Savanne in Afrika ergeben hat und der die Hände freimachte fürs Sammeln und den Werkzeuggebrauch. Auf allen vieren, auf urtümliche Weise, bewegen wir uns nur mehr beim Schwimmen und Klettern – vielleicht ist das sogar noch gesünder. Aber zweifellos können wir das Gehen und Laufen besser. Die nachhaltige präventivmedizinische Wirkung des Gehens bedarf kaum eines Plädoyers, an die glaubt der moderne Mensch schon weitgehend. Doch an der Praxis fehlt es weit. Da klafft zwischen Glauben und Praxis die berüchtigte Wort-Tat-Lücke, im Fachjargon „belief-behaviour-gap“. Aber immer mehr Gesundheitsbewusste in unsrer Fahrzeug-Kultur wagen den Sprung über diese Kluft und werden wieder natürliche Fußgänger. Dabei helfen zwei Einsichten in gut belegte wissenschaftliche Wahrheiten, die aber in unsrer Konsumgesellschaft schwer zu verkaufen sind: Gehen macht glücklich, ist also ein Genussmittel – Gehen fördert Gemeinschaft, bringt Sozialkapital. VIEL ZUWENIG ERKANNT, IST ABER DER SOZIALE GEWINN DURCH DAS GEHEN. Selbst wer allein geht, hat viele Chancen, unterwegs Bekannte zu treffen, mit anderen Fußgängern in Kontakt zu kommen, Menschen zu beobachten. Und mit jemanden ein Stück zu Fuß zurückzulegen oder eine Wanderung zu machen, bietet Gelegenheit, einander näher zu kommen. Das ist alles noch weit weg von den intensiven Gemeinschaftserlebnissen bei einer längeren Bergtour oder einer Weitwanderung. Doch in der Summe verbinden alltägliche gemeinsame Wege – etwa mit Kolleginnen nach der Arbeit oder mit Kindern zur Schule – noch mehr. Die Sozialkapital-Theorie schreibt die seelischen Bindungen an einen Bekanntenkreis den biologischen Instinkten des Herdentriebs zu. Das leuchtet ein. Denn wenn eine Gruppe eine mehrtägige Tour unternimmt, bilden sich bald nach Begabung und Lust Rollen heraus – die Wegfinder und Kartenleser, die Wirtshauskundigen und die mit der Rucksack-Apotheke, die Geschichtenerzähler und die Sänger. Die Gemeinschaft schließt gerade auch die Schwächeren ein, die Fußmaroden und die Erschöpften – und gibt den in Rang und Stellung Geringeren oft die Chance, sich als Helfende und Führende zu bewähren. Schließlich wussten die Religionen seit jeher um die große Macht des gemeinsamen Gehens, wenn es mit einer ideellen Glaubensgemeinschaft und spiritueller Symbolik verbunden ist. Wallfahrten gehören zu den stärksten Erlebnissen der großen Gefühle von transzendenter Eingeschlossenheit in ein höheres Ganzes. Ob das Rom, Jerusalem oder Mekka ist, das zu Fuß erwandert wurde, ob der Jakobsweg oder der Berg Kailas – neben den vielen geringeren Wallfahrtsorten - , immer stellen sie Höhepunkte religiösen Erlebens dar, wenn sie zu Fuß erwandert werden. Und immer schließen sie das Gemeinschaftserlebnis mit ein. Dafür hat die neue Sozialkapitaltheorie wiederum eine Erklärung aus der Urgeschichte des Lebens; sie leitet diese Makro-Ebene sozialen Erlebens von den Urinstinkten des Schwarmtriebs ab, wie er sich in den gewaltigen Bewegungs-Gemeinschaften der Fisch- und Vogelschwärme äußert. Die Gemeinsamkeit der Bewegung wird von einer überindividuellen Energie übereinstimmender Ausrichtung geleitet, die sowohl in der Geschlossenheit wie der Intensität der Verbundenheit etwas Überwältigendes an sich hat. Autor: Ernst Gehmacher Gestatten, mein Name ist URBert.
Ich bin, wie mein italienischer Kollege, auf der Suche nach dem Glück. Deswegen urbe ich durch die Stadt. Mariahilferstraße, wie man im Video unschwer erkennen kann. Ich wollte ja sogar ein Mädel ansprechen, war aber dann doch zu schüchtern. Leider. Denn ein bisschen Liebesglück wäre mir schon vergönnt, finde ich. Wie ich also so die Mariahilferstraße entlang gehe, erlebe und entdecke ich die merkwürdigsten Dinge. Metallteile, die aus dem Asphalt ragen, händeverschlingende Postkästen, Menschen, die mir Pizzareste anbieten und sogar wildgewordene Frauen, die um ihre Einkaufssackerln bangen, obwohl ich ihnen nur meine Hilfe anbieten wollte. Naja. So sind Städter eben. Komische Leut. Irgendwie Wilde. Ich bin also auf der Suche nach dem Glück. In der Tiefgarage habe ich es nicht gefunden. In der Kirche auch nicht. Dann war da noch das Museumsquartier. Schön groß ist es dort. Soviel freie Fläche zum rumurben. Leider hat mich ein uniformierter Typ von dort verjagt... finde ich nicht ok. Schließlich darf man doch noch urben gehen, oder etwa nicht? SCARAMOUCHE – THEATER MIT MASKEN Scaramouche ist ein vom Schauspieler, Regisseur und Maskenbauer Martin Schwanda gegründetes Theater, das sich ganz auf das Spiel mit Masken fokussiert. Das Theater arbeitet spartenübergreifend und vereint Bildende Kunst (Maskenbau), Musik, Bewegungstheater und Schauspiel. Die erarbeiten Produktionen werden nationalen und internationalen Festivals als Gastspiel angeboten. Da sie ganz ohne Sprache auskommen, sind sie weltweit zu verstehen. SCARAMOUCHE URBT Neue Masken werden auf eine Art »Testmission« auf die Strassen geschickt. Beobachtet wird dabei, wie die Leute auf sie reagieren. Die Maske geht. Durch Strassen, über Plätze, in Lokale und Geschäfte - immer in Kontakt zu den Menschen, immer mit der Lust Neues zu entdecken. Mit einer Maske auf den Strassen unterwegs zu sein ist eine aufregende Art, Wege und Dinge (neu) zu entdecken - Dinge und Situationen, an denen man ohne Maske vorbeigehen würde. Durch das extrem eingeschränkte Sichtfeld sind Blick und Bewegungen automatisch geführter, vorsichtiger und fokussierter - Entschleunigung pur. Und erst durch den Blick und die Bewertungen der Betrachter, mit denen man interagiert, erfährt man, wie die Maske wirkt und was für ein Typ/was für Typen die Maske eigentlich sein könnte. Außerdem ist man ein wenig inkognito unterwegs und die Tatsache, dass niemand das Gesicht hinter der Maske sieht, macht frei und frech - sehr zur Freude der Passanten. Die Masken sind kleine Irritationen im gewohnten Alltags-Trubel und lassen auch ihre Betrachter ihre Umwelt wieder mit frischerem Blick begegnen... MARTIN SCHWANDA hat am Max Reinhardt Seminar Schauspiel studiert und machte dort bei seinem Lehrer Samy Molcho die ersten Erfahrungen mit Theatermasken und Maskenspiel. Nach Engagements an verschiedenen Theatern in Deutschland und Österreich lebt er seit 2003 mit seiner Familie wieder in Wien. Nach einer großen Theatersinnkrise hat er mit seinem Scaramouche-Projekt seine Nische gefunden. Daneben spielt er als freiberuflicher Schauspieler sehr erfolgreich bei ausgesuchten Theaterproduktionen mit. Als Maskenbauer ist Martin Autodidakt – seit zwei Jahren beschäftigt er sich intensiv damit. Der Herstellungsprozess ist aufwendig und besteht aus mehreren, teilweise sehr zeitintensiven Arbeitsschritten: auf einem Gipskopf wird ein Modell geformt, von dem dann mit Silikon ein Abdruck genommen wird. Dieser Abdruck wird mit einer Stützform aus Gips stabilisiert. In diesem Negativ wird dann mit einem speziellen Maskenpapier (aus Florenz) ein Positiv hergestellt. Wenn dieses trocken ist, kann es aus der Form genommen und nachbearbeitet werden: zuschneiden, schleifen, bemalen, innen lackieren und mit Lederpölstern ausstatten.... und zu guter Letzt bekommt die Maske dann auch noch eine Perücke. Das alles macht Martin in seinem Atelier im 8. Bezirk selbst – die URBs sind fasziniert! Scaramouche - Theater mit Masken, www.scaramouche.at Anna Maria Krassnigg zeigt uns den salon5. Ein Theaterclub im Herzen des 15. Bezirks. Solche Clubs gibt es nicht in jeder Stadt – in Wien gibt es einen, in New York gibt es sie auch.
Als ich mit meinem Sohn in New York war, hab ich keinen dieser Theaterclubs besucht. Wir standen am Times Square. Ich fragte ihn, ob er sich eine Show am Broadway anschauen möchte. Die Menschenschlange am Ticketschalter war lang. Ich wollte ihm die Welt zeigen. Zumindest einen kleinen Ausschnitt dieser verrückten Welt, dort in dieser verrückten Stadt. Er aber meinte: »Nicht nötig, hier ist eh alles Show«. Wie Recht er damit hatte. Hier im 15. Bezirk im »salon5« hat man ebenso einen Einblick in eine andere Welt. Anna Maria Krassnigg spricht im UrbTV - Beitrag von dieser Welt, die sich von so manch anderer Wiener Welt abhebt. Weil der 15. Bezirk – ich habe es schon einmal erwähnt – ein ganzes Universum an Besonderheiten bietet. Der salon5 befindet sich in der Fünfhausgasse 5 in einem wunderschönen Gebäude. Der Besitzer ist Dr. Thomas Haffner, ein Kulturfreund und großzügiger Mensch mit Lebensart, den das völlig heruntergekommene Gebäude so sehr fasziniert hat, dass er es vor 10 Jahren wieder aufgebaut und liebevoll renoviert hat. Er wollte eine Brutstätte der unkomplizierten, aber atmosphärischen Art für Kreative aller Richtungen ermöglichen. Das Kunstarchiv »basis wien« zählt z.B. zu den Nachbarn des salon5. Den Namen »brick5« hat das Gebäudeensemble aufgrund der Ziegelbauweise der alten Erbsenschälmühle erhalten. Dieser bedeutende Teil des 15. Bezirks war früher die Hauptmeile des vorstädtischen jüdischen Lebens in Wien. Dazu gehört auch die Herklotzgasse, die Reindorfgasse, die Sechshauserstraße bis zur Arnsteingasse. Oben in der Reindorfgasse befindet sich das Wirtshaus Quell. Ein Wiener Wirtshaus, mit besonderem Flair und gutem Essen. Krassnigg weiß, dass Poldi Quell, der frühere Besitzer, es immer zu verstehen wusste, interessantes Publikum anzuziehen. Es kamen vor allem Theaterleute und Studenten dorthin. Selbst Kurt Ostbahn hat ein Buch geschrieben, welches von diesem Ort hier handelt (Blutrausch). Die Wiener Stadtzeitung Falter schrieb vom »besten Gulasch Wiens«. Die Frau vom »Quell« war dafür verantwortlich. Heute wie damals, auch wenn Poldis Frau nicht mehr dort kocht und Poldi selbst, bereits in wohlverdienter Rente, nicht mehr grummelnd nachfragt, ob man alles habe, lohnt es sich zum »Quell« zu gehen und vielleicht ergattert man ja sogar den beliebten Platz neben dem Kachelofen. Und dann erzählt Anna Maria Krassnigg vom armen jüdischen Viertel und von den Menschen, die es trotz ihrer Armut sehr wohl verstanden, zu leben, zu denken und ihre Feste hier zu feiern. In der ehemaligen Erbsenschälmühle, dem heutigen »salon5 im brick5«, wird wieder gefeiert. Das Publikum wird in eine Welt entführt, eine Welt der Musik, der Geschichten, sogar des Films, immer sehr nahe am Publikum. Eine Welt, die so in dieser Form von anderen Theatern nicht angefasst wird. Hier kann man ein kleines Stück New Yorker – gemischt mit wien-jüdischem Flair genießen. Daniel Kehlmann, Autor des Buches »Die Vermessung der Welt« meinte bei einem Besuch im salon5, er hätte nicht gedacht, dass es mitten im 15. einen so »newyorkerischen« Ort gäbe. Interessant sind im Hinterhof des Gebäudes die Buchstaben über der Türe: Turn-Halle, denn hier wurde sogar in den wildesten Kriegs- und Vorkriegszeiten noch geturnt, man hat sich getroffen, Menschen fanden Rat und Trost. Es wurden Briefe gefunden, in denen Menschen von auswärts, den Menschen hier Fragen stellten wie: Wie geht es euch? Turnt ihr noch? Die Autorin des Buches »Nachricht vom Verlust der Welt« Inge Rowhany, fand hier bei Recherchearbeiten zu ihrem Buch durch Zufall das letzte Viertel der Auswanderungskartei der jüdischen Kultusgemeinde. Anna Maria Krassnigg ist für Regie und künstlerische Leitung des salon5 verantwortlich, und arbeitet ausserdem noch seit 1999 als Rollenlehrerin und Gastprofessorin für Regie am Max-Reinhardt-Seminar. Sie verrät uns im UrbTV-Beitrag, dass sie es als Luxus empfindet, zu Fuß zu gehen. Sie genießt es von Tag zu Tag mehr, sich die Zeit dafür zu nehmen, in diesem anachronistischen Tempo, dass das Gehen ja heute darstellt, die Stadt als Universum zu erleben. Man kann sich in abgelegene Gegenden begeben, die man sonst niemals sehen oder wahrnehmen würde. Die Stadt wird groß und man muss sich nicht mehr darüber beschweren, dass Wien keine Weltstadt ist. Denn beim Gehen kann man sie sich ergehen, die Weltstadt. Veranstaltungsprogramm salon 5: www.salon5.at Verein zur Förderung multimedialer Kunst und Technik: www.brick-5.at Seit 1862 gibt es ihn, den österreichischen Alpenverein. Anfangs so steht es in der Historie geschrieben, will der Verein die Kenntnis von den Alpen verbreiten, sowie die Liebe zu ihnen fördern und ihre Bereisung erleichtern". Als Mittel dazu dienten Vorträge und Publikationen. Franz Senn war das nicht genug. Der Ötztaler Pfarrkurat wollte mehr. Er wollte weniger reden, mehr tun. Senn schwebte eine Partnerschaft von erholungssuchenden Städtern und den Bergbewohnern vor. Wege und Unterkunftshütten, ausgebildete Bergführer sowie Karten und Führer sollten dazu dienen.
Heute zählt der Österreichische Alpenverein 415.000 Mitglieder. Wirklich bemerkenswert finden die URBs die 238 Schutzhütten mit 13.000 Schlafplätzen, die den Alpenverein zum größten Beherbergungsbetrieb in Österreich machen. Und bei 40.000 Kilometern betreuter Alpenvereinswege werden dem Urb allein von der Vorstellung daran die Füße schon ganz kribbelig... Interessant: 1685 wurde hier das erste Kaffeehaus in Wien von Johann Diodato eröffnet. Ein nur mit einfachen Holzbänken und kleinen Tischen ausgestattetes Zimmer wird zur besonderen Attraktion. Das damalige Hachenbergischen Haus ist heute das Haus Rotenturmstraße 14, in dem sich nicht nur das Cafè Daniel Moser befindet, sondern eben auch die Servicestelle und Kletterhalle des Alpenvereinshauses der Sektion Austria. Das Haus steht seit 1980 unter Denkmalschutz. Und genau hier begegnet UrbTV den beiden Kletterprofis Harald Herzog und Andi Renner. Andreas Renner studiert im 5. Semester Medizin. Seit etlichen Jahren klettert er und ist in den Bergen unterwegs. Weil Bergsteigen nur anspruchsvolles spazierengehen ist, wie er meint, hat auch er einen sehr starken Bezug zum zu Fuß gehen in der Stadt. Aber auch abseits des Berg- und Klettersports hilft ihm das "gehen“, weil er dadurch Gedanken sammeln und reflektieren kann, was speziell nach belastenden Krankenhauspraktika sehr wichtig ist. Harald Herzog studiert Philosophie seit 2004, entwickelt und betreut Bauprojekte und schreibt zur Zeit seine Diplomarbeit über den Zusammenhang von Bildung und Wissen in der Philosophie. Wie kam er zum Klettern? Klassisch: er wollte es schon lange probieren, aber kannte niemanden, der klettert. Über einen Studienkollegen ist er dann vor drei Jahren dazugekommen. Das Klettern bedeutet für ihn körperliche Betätigung, die nicht im Auswendiglernen von Übungen besteht und damit immer interessant bleibt. Gegensatz und Ausgleich zum Studium. Was noch? Mit Freunden aktiv sein. Klettern bringt Erholung, Reiz, Anspannung, Entspannung, die eigene physische Präsenz zu spüren, Spaß, Freunde, Wettbewerb mit sich selbst und anderen, Grenzerfahrung, Nervenkitzel, unmittelbar zu sein. Harald trainiert oft und hart ;-), meistens zweimal die Woche, zum Freunde treffen. Dann werden gegenseitig "Probleme" gezeigt, das ist der Ausdruck beim Bouldern für selbst gesetzte Routen. (Bouldern = klettern ohne Seil in Absprunghöhe) Beim Klettertraining arbeitet man mit Schwerpunkten für einzelne Sequenzen d.h. man übt besonders klein zu greifen z.B. oder bewusster seine Tritte zu wählen (vertikale Schritte sind Tritte) und Ruhepositionen zu finden - nur mit den Füßen ohne Zuhilfenahme der Hände in der Wand stehen zu können. Harald verrät uns: „Es ist für mich neu und interessant mein Augenmerk auf diese alltägliche Tätigkeit „gehen“ zu richten. Gehen ist für mich im Alltag das "Dazwischen". Ich habe selbst kein Auto und daher ist es für mich wesentlich. Im Gehen kann (selbst) man(n) seine Multitaskingfähigkeit beweisen indem man(n) telefoniert und gehen ist für mich sammeln, den nächsten Schritt vorbereiten. Klettern ist seinen Spielraum erweitern, gehen auch (oder umgekehrt). Beim Bergsteigen ist gehen das Mittel meiner Erholung, aber darin weniger Mittel, da "ich" gehe.“ Andi und Harald tun`s. Luis, Reinhold und Gerlinde tun`s. Und ich war auch oben. Nicht freiwillig. Man hat mich gezwungen, in der Kletterhalle ganz rauf zu klettern. Da nützt es auch nix, wenn man gesagt bekommt, dass man ein anderer Mensch sein wird, wenn man wieder unten angekommen ist. Aber ich will kein anderer Mensch sein, denn in Anbetracht von 11 Metern, einem Seil und komischen Hacken, die von der Wand lachen, bin ich doch eigentlich recht zufrieden mit mir und der Welt. Also nix hat`s genützt, dass ich nicht wollte. Weil die Profitruppe von der Rotenturmstraße mich motivieren: trotz Höhenangst soll ich rauf. Ich bin wiedermal zu feig „nein mach ich nicht“ zu sagen. Diese Supermänner wollen mich sicher nicht sterben lassen, mache ich mir selbst Mut. Sie wollen mich schwitzen sehen. Hier der Beweis. Jede Farbe der angeschraubten Klötzchen steht symbolisch für einen vorgegebenen Weg in unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden, bekomme ich erklärt. Der Weg in Blau, den ich mir ausgesucht habe, ist den 5-Jährigen schon zu leicht, meint Hannes und grinst. Mein Herz klopft trotzdem oder gerade deswegen und ich bin nicht sicher, ob die vom Alpenverein nicht doch das eine oder andre Steinchen vergessen haben hinzzuschrauben. Oben angekommen, ist es einfach nur geil. Also urbig-geil, um es im WildUrb-Chargon auszudrücken. Denn wir befinden uns ja schließlich nicht irgendwo, sondern mitten in der City. Also Urb`s, (r)auf geht`s! Kletterzentrum Austria: http://www.oeav-events.at Klettergruppe Pretty Kitty: www.codeli.net/prettykitty |
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