Hinter den Apfelbäumen lag flach wie ein Brett die Ebene. Außer Kartoffeln und Rüben war in diesem Herbst nichts mehr zu ernten. Die verschleierte Sonne hing uralt über den Stoppelfeldern. Der Septembernachmittag war voller Spinnweben. „Stinkfad, dieses Marchfeld, eine Gegend, in der einem die Füße einschlafen“, meinte Mehlmann zu seinem Nachbarn im schäbigen Fond der Kalesche. „Mir gefällt jede Ebene“, erwiderte Petrik. „Überhaupt wenn sie so still und leer ist wie hier.“
So beschreibt Gerhard Fritsch, der Vater des Buchhändlers aus unserem letzten Walk, in seinem Roman MOOS AUF DEN STEINEN die Marchebene. Ich bin sehr beeindruckt von dieser flachen Gegend, ein reizvoller Kontrast zu den steilen Hügeln des Wienerwaldes. Aber noch sind wir nicht dort. Mit dem 31er vom Schottenring bis nach Floridsdorf gefahren, in den Bus der Linie 33B umgestiegen und bei der Station Schwarzlackenau ausgestiegen. Durch den Uhuweg und schon sind wir beim Schönungsteich. Herrlich. Der Leopoldsberg spiegelt sich im Wasser und der weiße Fleck im Gras entpuppt sich als Schwäne im Liebesnest. Ein Graffito mit Jimi Hendrix und seiner Gitarre lässt mein Streetartherz höher schlagen. Der Himmel ist knallblau, strahlendes Wetter, die Sonne scheint. Winterlicht. Wir gehen bis zum Ende des Teiches und auf der anderen Seite weiter. Der Marchfeldkanal fängt zwar bei der Donau an, aber den Weg neben der Donauuferbahn erspare ich mir und meinem Hund. Rote Beeren, Stachelbeeren, Schilf, Binsen und die Schwäne schwimmen in gleißendem Licht auf mich zu. Sie genießen es, photographiert zu werden und ihre schneeweißen Federn strahlen in ihrer ganzen Pracht. Sterne auf dem Wasser durch die Lichtreflexion. Ich bin selig. Wenn ich nur eine bessere Kamera hätte….aber die Realität ist immer viel schöner als die Photos, tut mir leid. Selber gehen, selber schauen! Überall BADEN VERBOTEN und PRIVATWEG Schilder. Muss das sein? Am Ende des Weges werden wir aber auf einen hübschen Badeteich treffen, der uns darüber hinweg tröstet. Weiter gegangen, bis wir zu einer Straße kommen. Das ist der Mühlweg, ich kenne mich nicht mehr aus, gehe aber geradeaus, denn ein Informant hat mir erklärt, dass ich über eine Holzbrücke muss. Die Holzbrücke kommt endlich, ein Schwarm Möwen fliegt darüber hinweg und kreischt. Auf der Brücke stehen Leute, die sie und die Enten füttern. Diese Brücke kreuzt den Graedenerweg. Jetzt sind wir endlich auf dem richtigen Weg, es gibt keine Autos mehr, keine Straße, nur noch beeindruckend ausgedehnte, flache Felder, die jetzt im Winter leer sind. In der Schule haben wir gelernt, dass das Marchfeld „die Kornkammer Österreichs“ genannt wird. Der Marchfeldkanal wurde gebaut, um Wasser aus der Donau ins Marchfeld zu leiten und es so zu bewässern. Ich sehe viele von Bibern gefällte Bäume, beeindruckende Bauwerke. Auf den Tafeln entlang des Weges steht auch, dass die von den Bibern angefressenen Bäume umfallen können. Sie dürfen und sollen hier Bäume umwerfen und das Ufer zu einem Dschungel umgestalten! Wir kommen zu einem flachen Ufer, das mich an die Sommer meiner Kindheit am Inn erinnert, das Wasser schaut so klar und sauber aus, dass ich am liebsten schwimmen ginge. Da, ich sehe nicht recht, meine Hündin setzt meinen Wunsch in die Tat um und steigt vorsichtig ins Wasser, sie geht immer weiter und schwimmt los bis ans andere Ufer, das aber nicht so weit weg ist. Ich rufe sie zurück, sie kommt und schüttelt sich, die Sonne scheint. Alles in Ordnung. Bei der nächsten Eisenbrücke will ich schon weiter gehen, da sehe ich einen Mandarinerpel im Prachtkleid aus dem Schilf schwimmen. Bei so herrlichem Licht werden seine Farben ganz besonders schön leuchten. Leider ist er schüchtern und zu weit weg, er versteckt sich auch noch unter einem Astgewirr. Seltsam, dass er ganz allein ist. Verstecken sich die anderen oder ist er ausgestoßen worden? Ich sehe überhaupt keine anderen Mandarinenten. Folge ihm, unglaublich, wie schnell er ist. Ich muss mir ja den Weg durch das Gestrüpp bahnen und er schwimmt geradeaus. Er pfeift, so dass ich immer höre, wo er ist. Wegen den Mandarinenten habe ich vor mehr als zehn Jahren ernsthaft zu photographieren angefangen, deshalb ist es für mich immer eine Herausforderung. Bin eigentlich kein Hundemensch und kein Katzenmensch, sondern ein Entenmensch. Ich liebe alle Wasservögel, weil sie schwimmen und fliegen können. Sollte öfter hierher kommen, damit er sich an mich gewöhnt. Wir gelangen zu einer runden Kirche. Da ist die Brünner Straße und die Straßenbahnlinie 31, die uns zum Schottentor zurück bringt. Der Marchfeldkanal hat mir so gut gefallen, dass ich am Sonntag wieder hingefahren bin. Er wurde 1983 geplant und war in den 80er Jahren das größte Bauprojekt in Österreich. 1992 wurde das ökologische Vorzeigeprojekt offiziell eröffnet. Der Kanal ist ungefähr 20km lang und bedenkt man, dass sich auf beiden Seiten fast ohne Unterbrechung Wege ohne Autos befinden, ist das ein Riesenwegenetz für WILD URBs zum Wandern und Radfahren und Erforschen. Am Sonntag sind wir dort ausgestiegen, wo wir gestern eingestiegen sind, bei der Station Anton-Schall-Gasse der Straßenbahnlinie 31 und in Richtung Gerasdorf weiter gewandert. Das ist der wohl schönste Abschnitt. Riesige Sanddornbüsche, Feldhasen und Fasane fühlen sich hier wohl. Der Badeteich kurz vor Gerasdorf hat mich am meisten beeindruckt. Wunderschön im winterlichen Sonnenlicht. Im Mai komme ich sicher wieder zum Schwimmen! In Gerasdorf sind wir bei der Kapellerfelderstraße auf die Straße abgebogen und bis zur Schnellbahn gegangen. Sie ist leicht zu finden, weil daneben das Raiffeisen Silo aufragt. Beim nächsten Mal gehen wir von Gerasdorf nach Deutsch-Wagram, dann haben wir den ganzen Kanal besichtigt. Darauf freue ich mich schon! Autor und Bilder: A. Fink Auf der Johnstraße gibt es ein Geschäft, das EXOTIC GREEN heißt. Es gehört Herrn Nilavoor, ich nehme an, er ist Inder, jedenfalls gibt es dort jeden Morgen frische Samosas, vegetarische Teigtaschen, gefüllt mit Erdäpfeln, Gemüse und köstlichen Gewürzen. Hier findest du exotische Lebensmittel und Gewürze aus aller Welt wie Safran, Sojamilch, Sojasauce, Kokosmilch, TILDA Basmatireis, den besten Reis der Welt, und tiefgekühlte Fische. Ein paar Schritte weiter um die Ecke, nach der Kreuzung Johnstraße/Hütteldorfer Straße, befindet sich der Laden meiner geliebten kurdischen Bäckerin, bei der ich anschreiben darf.
Feli, meine vierbeinige Begleiterin und ich gehen am hässlichen, aber nützlichen Meiselmarkt vorbei zur zugepflasterten Wasserwelt. Es gibt eine Petition, dass die Wasserwelt und die Schmelz wieder in Grünflächen umgewandelt werden sollen. Am Elisabethspital vorbei, das monatelang dem Erdboden gleichgemacht und dann in ein paar Wochen wieder aufgebaut wurde, zum Rustensteg hinunter, einer Fußgängerbrücke über die Gleise des Westbahnhofs, auf der Straßenkünstler viele Botschaften hinterlassen haben, zum Beispiel READING AS BREATHING oder AM ANFANG WAR DIE TAT. Die Berge im Westen sind von hier gut zu sehen, ein romantisches Plätzchen, um den Sonnenaufgang zu beobachten. Gleich daneben auf der Felberstraße ist der Straßenstrich und ein großes Bordell, hab den Namen vergessen, ich glaube es ist eine Zahl. Hier ist der Westbahnhof noch aus Ziegelwerk und nicht aus Beton und Glas. Auch Gottesanbeterinnen wurden schon gesichtet. Wir gehen unter der Unterführung durch auf die Avedikstraße und weiter zum Schwendermarkt, den lassen wir links liegen, nein rechts, und gehen zur Volkshochschule in der Dreihausgasse. War das nicht der Anfang von Fünfhaus? Dreihaus, Fünfhaus, Sechshaus oder so. Das steht alles genauer im Buch WIEN GEHT. Ich interessiere mich für das Vergnügungsetablissement, das es hier einmal gegeben hat. Auf einer Tafel steht: Im Bereich der heutigen Schwendergasse befand sich SCHWENDERS COLOSSEUM, in dem am 15. 12. 1867 der erste Wiener Arbeiterbildungsverein gegründet wurde. Dieses Colosseum war ursprünglich ein Kaffeehaus, dann ein Riesenkomplex aus Tanzsälen, Gaststätten und einem Gartenrestaurant, bis es 1897 geschlossen und 1898 abgerissen wurde. Wir gehen weiter, an der Straßenbahnremise vorbei, die gerade von der Sonne angestrahlt wird, auf die Hundewiese im Auer Welsbach Park. Hab noch immer nicht herausgefunden wie die zweite Flammenfrau dort heißt, weil die Informationstafel unauffindbar ist. Oder kennt ihr die Lösung? Meine Hündin läuft mit anderen Hunden um die Wette und ich unterhalte mich mit dem Hundeflüsterer, der mit seinen zwei italienischen Hunden Lulu und Nana um die Welt zieht und auf der Mariahilferstraße für seinen Unterhalt, ähm, arbeitet. Unsere Route führt am Schloß Schönbrunn vorbei in den Hadikpark. Ich schaue mir den Wasserstand des Wien Flusses an, heute nicht dramatisch, aber wenn der Schnee schmilzt, kann sich die kleine Wien in einen reißenden Wildbach verwandeln. Im Hadikpark begleiten uns Saatkrähen und Nebelkrähen, sie wissen nämlich, dass HundehalterInnen meistens Leckerlis bei sich haben und warten, dass auch für sie etwas abfällt. In diesem Park kennen sich fast alle, das ist fein. Hier steht jetzt immer öfter eine Gruppe der "nicht anonymen Alkoholiker", die findet es hier im Hundepark schöner, als bei der nach Urin stinkenden Ubahnstation. Apropos Ubahnstation: Das Jugendstilubahnhäuschen, das von hier zu sehen ist, war die der kaiserlichen Familie vorbehaltene Station. Kaiser Franz Joseph soll sie ein einziges Mal benützt haben. Im Hadikpark steht auch ein uralter japanischer Schnurbaum, der ohne Blätter aussieht wie eine alte Hexe, weil er so verkrümmt und eingedreht ist. Im letzten Frühjahr hat er ganz viele neue Äste bekommen, die innerhalb von ein paar Wochen dicke Stämme wurden, ein Wunder. Gleich daneben wächst eine schöne, alte Paulownia, ein Blauglockenbaum. Jetzt sind wir bei der Kennedybrücke angelangt. Das Café Wunderer, ein von Josef Hofmann gestaltetes Jugendstilcafé mit hohen Spiegeln und Jugendstillampen, wurde verkauft und wird gerade zu einem McDonald’s umgebaut. Gleich um die Ecke, in der Dommayergasse, befindet sich mein heiß geliebtes Café Dommayer, das eigentlich eine Filiale der Konditorei Oberlaa ist, da trinke ich jetzt einen Capuccino. Am Anfang der Auhofstraße steht das Pallottihaus, meine allererste Begegnung mit Wien, denn hier haben wir gewohnt, als wir mit der Schule die Hauptstadt von Österreich besichtigten. Ich war 17 und zum ersten Mal in der Oper. Damals fand ich es langweilig. Das Pallottihaus hat einen verwunschenen, zugewachsenen Garten mit einer riesigen alten Platane. Jetzt kommt das Highlight des Tages, mein Traumhaus in der Wenzgasse 12. The door was open…. Es wurde 1930 von Josef Frank und Oskar Wlach entworfen und war jahrelang dem Verfall preisgegeben. Seit kurzem ist es eine Baustelle und ich freue mich sehr, dass es endlich renoviert wird. Es hat acht Terrassen, sehr große Fenster, hohe, luftige Räume und gilt als Lehrbeispiel eines frei durchkomponierten Hauses. Im Garten gibt es ein verlassenes Schwimmbad, das mich magisch anzieht. Die herbstlich kahlen Bäume, die sich im Schwimmbadblau spiegeln, geben einen reizvollen Kontrast. Wir biegen um die Ecke, denn hinter der Gloriettegasse ist die Alois Kraus Promenade, da beginnt der Küniglberg, ein richtiger Wald mitten in der Stadt. Da in diesem Wald viel Totholz liegt, wächst hier der beste Bärlauch von Wien und auch ein paar Prachtexemplare des beliebten Parasol wurden hier gefunden. Feli tobt sich mit ihren Hundefreunden aus und dann gehen wir gegenüber vom Heurigen Wambacher die Veitingergasse bergauf, biegen in die Ratmannsdorfgasse ein und schon sind wir am Roten Berg. Es beginnt zu schneien. Wie schön! Auf der anderen Seite ist die Otto Wagner Kirche im Schneesturm noch zu sehen, wir gehen eine Runde über die Wiese und dann beim Wimpissingerweg zur Hietzinger Hauptstraße. Die Familie Wimpissinger stammt aus einem alten Adelsgeschlecht und hat den Roten Berg der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt. Es schneit immer stärker, wir gehen die Hietzinger Hauptstraße entlang stadteinwärts. Wir halten bei Nummer 114, denn da steht auf einer Tafel, dass hier Egon Schiele gestorben ist. Alfred Strauch, der hier wohnte, hat mir erzählt, dass in der Nacht der Parkettboden immer geknarrt hat, weil der Maler hier herum gegeistert ist. Wir überqueren die Bahnschranken und steigen in den 58er ein, der uns zum Rustensteg zurück bringt. Autor und Bilder: A. Fink Vom Schafbergbad zum Schloß Laudon auf der Suche nach einem Wasserfall. Aufgewacht mit einer glänzenden Idee: mein genialer Schuster aus dem Waldviertel kann das Hundehalsband sicher reparieren. Er kann alles. Nach dem Frühstück die Hütteldorfer Straße hinunter zum Schuster gegangen. Er sagt, dass man nur ein kleines Stück Leder zur Verstärkung brauche und morgen am Abend sei es fertig. Wilde Freude.
Wie letztes Mal versprochen, habe ich mich heute auf die Suche nach dem mysteriösen Wasserfall gemacht, den das GPS Gerät anzeigt. Über die Schmelz zur Straßenbahnlinie 9 spaziert, bei der Simonygasse in den Bus der Linie 42A umgestiegen und bis zum Schafbergbad gefahren. Beim Schafbergbad klettert gerade ein Techniker aus dem Nebel den Sender oder Lichtmast hinunter. Bringt das Glück? Er schaut jedenfalls so aus wie ein Kaminkehrer. Hinter dem Schafbergbad gibt es einen Fußweg in den Wald hinein. Heute ist alles ganz anders als am Samstag: Auf den Blättern und Knospen Raureif, Bäume kaum sichtbar im Nebel, letzte Blüten erfroren. Das Rot der Hagebutten, Hetschi Petsch - danke Lia Wolf - ist die einzige Farbe in dieser Winterlandschaft. Ich werde melancholisch und höre in meinem inneren Ohr Christine Schäfer, wie sie die WINTERREISE singt: Fremd bin ich eingezogen, fremd zieh ich wieder aus, keiner war mir gewogen mit einem Blumenstrauß…. Den steilen Waldweg hinunter auf die Neuwaldegger Straße und in die Schwarzenberg Allee hinein. Beide Teiche sind von Zaun und Umfriedung befreit, der Park bzw. Eckbach soll renaturalisiert werden, steht auf einer Tafel am Eingang. Die Straße kommt immer näher, ich hoffe sehr, dass hier nicht alles zugebaut wird. Langsam kommt die Sonne zum Vorschein und der Raureif beginnt zu glitzern. Herrlich. Weil ich nicht schon wieder den faden Forstweg zum Hameau hinauf klettern will, frage ich eine Dame mit ein paar Hunden, wo der Weg hinführt, auf dem sie mir gerade entgegen gekommen ist. Sie rät mir ab, dort zu gehen. Das macht mich erst richtig neugierig. Es gäbe aber noch einen Weg, den Weg nach dem oberen Teich mit der blauweißen Markierung, ich solle nur dorthin gehen, ich könne ihn nicht verfehlen. In mir sträubt sich alles, aber ich gehe. Zwei Nordic Walker kommen gerade von dort, der Weg schaut sehr steil aus und ich frage sie, ob der Weg nicht zugewachsen ist. Nein, aber gatschig! Das stört mich gar nicht. Der Weg ist zauberhaft! Wie kommt es, dass du jahrelang an einem Weg vorbei gehst und welche Schranken hast du im Kopf, dass du etwas nicht ausprobierst, das vor dir liegt? Jetzt wohne ich schon seit 30 Jahren in Wien und es gibt immer noch Wege, die ich noch nie gegangen bin! Ein alter Freund von mir, ein Maler, sagt: Die hast du dir aufgehoben! Der Weg geht immer steiler nach oben, bis ich nur noch Berge und Bäume sehe. Meine Hündin ist selig, sie ist ja im Herzen eine griechische Bergziege. Der Nebel hat sich gelichtet und die Sonnenstrahlen brechen durch den Dunst. Nach und nach werden alle Bäume und Sträucher beleuchtet, die Tautropfen glänzen in der Sonne und mein Herz klopft vor Glück. Unmöglich, dieses Naturschauspiel annähernd mit der Kamera festzuhalten. Ich gebe es auf, werde ganz ruhig vor Glück und bewundere die Pracht. Der Nebel ist endgültig verschwunden und die Sonne wärmt meine verletzte Seele. Nun führt der Weg durch einen Buchenwald zu dem Weg, auf dem ich immer vom Hameau zur Sophienalpe gegangen bin. DAS war also der Weg, den ich nie ausprobiert habe und ich frage mich, warum. Immer noch auf der Suche nach dem vermaledeiten Wasserfall, den mir das GPS Gerät ständig vor die Nase hält wie eine Karotte, wandern wir weiter zur Sophienalpe. Das Licht ist so stark, dass die Berge in allen Blautönen leuchten. Hier war ich schon oft, aber dieses Blau habe ich noch nie gesehen. Vielleicht ist mit dem Wasserfall ja das Dianabrünndl gemeint und da es sowieso auf meiner To Do Liste steht, gehen wir am Hotel vorbei und weiter die Forststraße an der Franz-Karl-Fernsicht entlang. Bei der Quelle trinkt der Hund gierig Wasser und ich raste und beobachte die Vögel, die das frisch gefüllte Futterhäuschen besuchen. Jeden, der vorbei kommt, interviewe ich, ob es hier einen Wasserfall gibt. Unbekannt. Es gäbe auch kein Gefälle, wo ein Wasserfall sich hinunter stürzen könnte. Was habe ich heute gelernt: Ein GPS Gerät sagt nicht immer die Wahrheit. Der Wasserfall ist immer ein paar Meter vor dem Weg, denn ich gehe so wie der Igel dem Hasen immer voraus. Es ist wie in dem philosophischen Rätsel. Statt einem Wasserfall habe ich aber zwei eingesperrte Teiche gesehen. Der Weg zur Mauerbachstraße führt am WALD DER EWIGKEIT vorbei, das ist ein Friedhof, in dem deine Asche unter einem Baum begraben wird. Es gibt auch einen Baum für gestorbene Tiere. Es gefällt mir, dass keine Namen und keine Daten auf den Bäumen stehen, du wirst wieder zu Erde, zu Wald, dem endlosen Kreislauf zurückgegeben, wenn deine Seele dem Körper entflohen ist. Weiter am Kasgrabenbach entlang, jetzt ist der Bach endlich sichtbar, weil er nicht mehr von Blättern verdeckt wird und das Rauschen des Baches tut mir wohl. Wir sind schon ziemlich müde und gehen nicht wie sonst immer über die Mauerbachstraße zum Mauerbach, sondern an den Laudongräbern und dem Dodererbrunnen vorbei zur Bushaltestelle beim Schloß Laudon. Autor und Bilder: A. Fink Mit der Straßenbahn der Linie 9 bis zur Endstation gefahren, weil ich heute abenteuerlustig und neugierig war. Wollte wissen, wohin diese Straßenbahn eigentlich fährt, auf der GERSTHOF steht, und ob es hier etwas zu entdecken gibt. Die Endstation der Linie 9 hält also irgendwo auf der Wallrissstraße, die steil bergauf führt. An der Kreuzung zur Scheibenbergstraße ist mir eine alte Schrift aufgefallen: DAMPFBÄCKEREI. Weil ich solche alten Schriften sammle, war ich entzückt. Die Dampfbäckerei heißt jetzt Cafè Konditorei Mayer und ist sehr gemütlich und kuschelig. Hab eine Rote-Rüben-Kokos-Suppe gegessen, um mich für die bevorstehende Wanderung zu wärmen, und Zeitungen gelesen.
Nach dieser Stärkung sind Feli und ich die Wallrissstraße bergauf weiter gegangen und zur hochherrschaftlichen ukrainischen Botschaft gekommen. Dort habe ich einmal gearbeitet, nicht direkt in der Botschaft, aber in einem ukrainisch-russischen Übersetzungsbüro und deshalb musste ich oft hierher in die Naaffgasse fahren. Schöne Gegend! Nach der Naaffgasse sind meine vierbeinige Begleiterin und ich in die Brunnenfeldgasse eingebogen und vorbei an Kleingärten und einem Wasserweg, der aber versperrt war, zum Schafbergbad hinauf geklettert. Nach ein paar Irrwegen und Sackgassen standen wir auf der Schafberghöhe. Hierher fährt auch ein Bus, die Linie 42A, mit dem hätte ich fahren können. Wer die Josef-Redl-Gasse entlang geht, so wie ich, kommt aber auch ans Ziel! Ab jetzt gab es nur noch Wiesen, Waldwege und eine herrliche Aussicht auf das dunstige Wien, aus dem ein paar Dächer hervor leuchteten. Das coole GPS-Gerät, das mir Doris und Jine von Wild Urb gegeben haben, zeigte an, dass wir auf der Ladenburghöhe waren; es zeigte aber auch einen Wasserfall an und wo der sein soll bleibt mir ein Rätsel! Diesen Wasserfall suche ich beim nächsten Walk. Nach ein paar Runden um den Schafberg neben einer geheimnisvollen Ruine und gefällten Bäumen vorbei und durch einen spannenden Weg durch das Dickicht gingen wir über die Pötzleinsdorfer Straße zum Michaelerberg und den Pfad neben der Straße abwärts. Ich wollte schon in den Weg mit der gelben Markierung einbiegen, da fiel mir eine dieser halbovalen Tafeln auf, an denen immer angeschrieben steht, welcher Bach das ist. Das musste ich mir anschauen und ging noch einmal zurück. Darf ich vorstellen: KRÄUTERBACH. Nie gehört, aber der Kräuterbach sah nett aus und funkelte in den letzten Sonnenstrahlen dieses Tages. Fragte einen Jogger, wo der Weg hinführt, denn es war nur eine Richtung angeschrieben, die führt zur Geroldsbank und zum Pötzleinsdorfer Park, aber dahin wollten wir nicht. Im Park ist nämlich strenges Hundeverbot, weil es dort Rehkitze und Gänse gibt. Gut so. Der Jogger war freundlich und sagte: „Nach Neustift am Walde!“ Auf diesem Weg war ich noch nie und das gefiel mir besonders. Der Waldweg führt zwar meistens neben der Höhenstraße entlang, aber er ist sehr schön und steil und sehr bald kamen wir zum Zaun, der den Waldfriedhof begrenzt. Ist hier nicht Willi Forst begraben? Ich glaube, ich habe sein Grab sogar schon einmal besucht. Wir gingen am Friedhofszaun entlang nach oben bis wir zu einem Türmchen kamen. Wieder in den Wald hinein und links neben der Bulldoggenzucht an den Häusern vorbei auf einem romantischen Pfad bis zu einem Parkplatz. Da war eine Bushaltestelle, der Bus fuhr nach Pötzleinsdorf, von wo wir mit dem 41er nach Gersthof zurück kamen. Schee woars. Autor und Bilder: A. Fink Kennst du diese Tage, an denen nichts funktioniert? Die Tage, an denen du irgendwohin willst, das Leben dich aber ganz woanders hin schickt? So ein Tag war heute! Eigentlich hatte ich geplant, nach Sievering zu fahren, zuerst durch die Weinberge und dann durch den Wald zu wandern. Feli, meine Hündin, spitzt immer die Ohren, wenn ich ihr sage, dass wir in den Wald gehen. Gingen wir aber nicht, denn….
Zuerst habe ich in einer Buchhandlung ein Buch abgeholt, das so dick war, dass ich mir gleich hätte denken können, dass aus unserem Waldgang nichts wird. Wer geht schon mit einer 1000 Seiten dicken Schwarte wandern? Dann habe ich unbedingt noch Handschuhe kaufen müssen, weil mir so kalt war und meine alten Handschuhe viel zu eng sind. Ich kann nicht jedes Mal, wenn ich die Kamera einschalte, Handschuhkämpfe ausfechten. Die neuen Handschuhe haben extra Fingerspitzen für das Display bzw. die On/Off Taste und die Blendeneinstellungen auf der Kamera! Nach einem kurzen Besuch in der Hundezone am Vogelweidplatz sind wir mit dem 9er nach Gersthof gefahren, in den Türkenschanzpark. Herrliches Winterlicht, es gab trotzdem noch immer ein paar gelbe oder rote Blätter an den Bäumen, durch die die Sonne schien und weil im Türkenschanzpark dankenswerterweise fast alle Bäume beschriftet sind, habe ich mein botanisches Wissen aufgefrischt. Beim Teich auf der Gregor-Mendel-Straßenseite spazierten Möwen vorsichtig über das Eis, denn der Teich war schon fast zugefroren. Eine Saatkrähe hat das nicht akzeptiert und mit ihrem starken Schnabel versucht, das Eis frei zu hacken. Ein köstliches Schauspiel! Der Schnee, der gestern gefallen ist, hatte den Park heute, bei klarem Himmel und strahlendem Sonnenschein, in ein feierliches Weiß verwandelt. Wir gingen an den Punschständen und der Hotelfachschule vorbei zum Hugo-Wolf Park. Am Ende der Dänenstraße gab es einen Hamamelisstrauch, eine Zaubernuss, und um Zauber musste es sich handeln, denn die Blüten waren aufgesprungen, als ob schon Frühling wäre! Unter dem Strauch beobachtete ich eine große Wespe. War das eine Königin auf der Suche nach ihrem Stamm? Faszinierend. Im Hugo-Wolf Park gibt es einen großen, netten Hundeauslaufplatz. Wenn man oben bei dem Steingarten auf die andere Seite schaut, sind der Kahlenberg, der Leopoldsberg und der Nußberg zu sehen und heute war die Sicht sehr klar. Das Salettl in der Hartäckerstraße 80 ist so hübsch, dass ich nicht widerstehen konnte, mich hinein zu setzen, noch dazu stand gleich neben meinem Platz einer dieser altmodischen Heizstrahler, so dass ich am liebsten hier geblieben wäre. Es gibt nämlich etwas, was ich noch lieber tue als GEHEN: im Kaffeehaus sitzen und lesen…..Bis mein Hund unruhig wird und es uns wieder hinaus treibt. Die Rauchschwaden, die es sonst kaum noch irgendwo gibt, waren so reizvoll, dass ich sie fotografieren musste. Dem Hund gefiel das aber gar nicht und nach einem Capuccino und ein paar Seiten Lektüre über das Mittelmeer sind wir auf dem Waldweg neben den Häusern mit den Swimmingpools zur Krottenbachstraße hinunter gegangen. Mein Plan war es ja, mit dem Bus zur Agnesgasse zu fahren…. Auf dem Weg zum Bus reißt das Hundehalsband, ich werde hysterisch, weil das lebensgefährlich ist, mir fällt ein, dass PAULIS HUNDEAUSSTATTER ganz in der Nähe ist und ich fahre mit dem Bus in die andere Richtung. Paulis Frauchen ist so liebenswürdig und gibt mir ein Halsband, obwohl ich nicht mehr genug Geld habe, um es zu bezahlen. Das werde ich ihr nie vergessen, dieses Vertrauen. Morgen besuchen wir sie wieder und bezahlen den Rest. Ein paar Schritte weiter ist der Währinger Park, denn jetzt ist es schon zu spät, um in den Wald zu fahren. Die Sonne ist schon untergegangen. In der schönen Hundezone im Währinger Park haben wir einen herzallerliebsten Hund aus der Türkei kennen gelernt, der noch vor ein paar Monaten halb verhungert war. Nach ein paar Runden Laufen sind wir zum Kutschkermarkt spaziert und mit der Straßenbahn nach Hause gefahren. Was für ein aufregender Tag! Erstens kommt es anders und zweitens als man ahnt…. ;-) Autor und Bilder: A. Fink |
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